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„Welchen Trank werden Ron und du für Snapes Unterricht brauen?", fragt Harry, als er mit Amelia und Hermine die Kerker verlässt. Sie hatten eben eine Stunde Zaubertränke zusammen und Amelia wurde wieder fast wahnsinnig wegen Snape. Nicht nur, dass er sie scheinbar immer noch auf dem Kieker hatte, nein. Er hatte auch alle anderen Schüler wieder völlig fertig gemacht und sogar eine Gryffindor zum Weinen gebracht. Und gerade, als die Stunde fast zu Ende war und Amelia dachte, dass sie jetzt das schlimmste geschafft hatte, musste er ja noch ankündigen, was in der nächsten Stunde stattfinden soll:

Snape hatte sie, per Zufallsprinzip, in Gruppen eingeteilt, und ihnen eine Auswahl an Zaubertränken gezeigt, aus denen sie sich einen aussuchen konnten, um ihn in der nächsten Stunde zu brauen. Hermine hat ziemliches Glück - sie darf mit Ron zusammenarbeiten. Auch Harry und Neville haben wahrscheinlich eine lustige Zeit zusammen, schließlich sind auch sie zusammen eingeteilt worden. Doch während die anderen sich freuen können, wird Amelia diese Aufgabe wahrscheinlich im Alleingang lösen müssen, denn ihr Partner für diese Aufgabe ist Viktor Krum. Die Gastschüler werden während ihres Aufenthalts gemeinsam mit den Hogwarts-Schülern unterrichtet und Amelia würde schwören, dass sie das bösartige Aufblitzen von Snapes Augen gesehen hatte, als er verkündete, dass sie zusammen mit Krum machen muss.

Es ist ziemlich offensichtlich, dass Snape etwas gegen Karkaroff, den Schulleiter von Durmstrang, hat und Snape wäre nicht Snape, wenn er das nicht mit Freude auf Karkaroffs Schüler übertragen würde. Wahrscheinlich glaubt er, dass Viktor Amelia die Note versauen würde, aber so leicht wird Amelia sich nicht unterkriegen lassen. Viktor Krum wird wahrscheinlich auch nur ein weiterer eingebildeter Quidditch-Star sein, der sich ausruht, während andere für ihn arbeiten. Und das hatte sie nun wirklich nicht nötig. Mag sein, dass der Junge etwas weiter ist, als die meisten anderen ihrer momentanen Mitschüler, aber trotzdem ist er noch jünger als Amelia. Und diese wird sich sicherlich nicht von einem Kind dazu nötigen lassen, eine komplette Aufgabe im Alleingang für ihn zu lösen. Die schlechte Note könnte sie sich im Notfall noch leisten. Denn so ungern Snape es auch immer tut, ihre Leistungen in seinem Fach sind außerordentlich gut und das kann er nicht leugnen. Mal ganz davon abgesehen, dass Amelia nicht mal darauf angewiesen ist, eine gute Note zu bekommen. Es entspricht nur ihrem eigenen Anspruch, dass sie, wenn sie diesen Unterricht schon mitmachen muss, auch gut ist. Und da wird sie auch keine Rücksicht auf die Unlust eines Viktor Krums nehmen...

Trotzdem hatte sie sich für heute Abend mit ihm in der Bibliothek verabredet um zu besprechen, welchen Trank sie brauen werden, denn Amelia kennt die meisten dieser Tränke und weiß, dass sie nicht alle Zutaten in Hogwarts haben, das heißt sie muss entweder Snape fragen, oder sie persönlich kaufen gehen.

Aber was kann sie denn dafür, wenn Snape sie Tränke brauen lässt, für die nicht alle Zutaten in der Schule sind? Da wird sie doch nicht ihr eigenes Geld für ausgeben. Sie ist sich fast schon sicher, dass er das sowieso nur gemacht hat, damit die Schüler schlechte Leistungen bringen, weil sie nicht die Möglichkeiten haben, die Tränke korrekt zu brauen und er damit seine sadistische Ader befriedigen kann, wenn er schlechte Noten verteilen kann.

Amelia blendet das Gespräch um sich herum aus und geht in Gedanken die Liste durch um den Trank rauszusuchen, bei dem sie am wenigsten Zeit mit diesem arroganten Quidditch-Star verbringen muss.

Sie verabschiedet sich von den anderen und beschließt, in ihr Zimmer zu gehen, um Hausaufgaben zu machen. Dann kann sie wenigstens das schon mal erledigen.

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Die Zeit vergeht wie im Fluge und es kommt Amelia erst wie fünf Minuten vor, da steht sie auf und geht mit den Zaubertranksachen in die Bibliothek. Als sie dort ankommt sitzt Viktor schon an einem Tisch und schenkt den kichernden Mädchen in seiner Nähe einen genervten Blick, was diese allerdings noch mehr zum Kichern bringt. Sie hatte von Anfang an gar nicht verstanden, was die alle an dem Typen finden, denn er ist null ihr Typ. Aber bekanntlicherweise sind Geschmäcker ja verschieden. Die Mädchen kichern erneut, als Viktor sein Heft aufschlägt. Was zur Hölle, was gibt es daran denn zu kichern?

Sofort verdreht Amelia genervt die Augen, besinnt sich dann allerdings eines Besseren und beschließt, dass sie Viktor wenigstens eine Chance geben sollte. Vielleicht ist er gar nicht so übel, wie sie denkt.

Als er ihre Schritte hört sieht er von seinen Unterlagen auf und ein kleines Lächeln schleicht sich auf sein Gesicht. Doch trotzdem ist sein Lächeln immer noch unsicher und Amelia fragt sich, woher diese Unsicherheit kommt. Dann allerdings wird ihr bewusst, dass nicht nur Viktor einen Ruf hat, der ihm voraus eilt - sie auch.

„Hallo Amelia.", sagt er und sie lächelt ihn kurz an.

„Hey, Viktor.", erwidert sie, dann nimmt sie Platz und winkt Hermine, die am anderen Ende des Raumes sitzt und die beiden skeptisch beobachtet.

„Wie geht es dir?", möchte Viktor dann wissen und Amelia sieht ihn einen Moment lang verwundert an, dann beginnt sie leicht zu lächeln. Na gut, vielleicht kann sie dem ganzen hier doch eine Chance geben und die Zusammenarbeit der beiden angenehmer gestalten. Und sie stellt sich vor, wie Snape wohl gucken wird, wenn die beiden gute Leistungen bringen, obwohl er es niemals erwarten würde.

„Mir geht es gut und dir?", antwortet sie ihm dann sogleich mit einer Gegenfrage.

„Eigentlich ganz gut.", meint er und wirft einen weiteren genervten Blick zur Seite, als er erneut Kichern hört. Was hatte er denn jetzt schon wieder gemacht?

„Hast du dir schon einen Trank ausgesucht? Ich denke mal, dass du mehr Ahnung von Zaubertränken hast, als ich.", sagt er dann und Amelia begegnet überrascht seinem Blick. Er überlässt ihr freiwillig die Auswahl?

„Habe ich nicht, um ehrlich zu sein. Aber ich weiß, dass die meisten dieser Tränke Zutaten beinhalten, die wir nicht im Zutatenregal für die Schüler haben." Amelia lehnt sich ein Stückchen zurück und wartet auf das, was Viktor jetzt sagen wird. Denn sie selber hat auch nicht wirklich Ahnung, was denn jetzt am besten wäre. Außerdem hatte sie sich selber ermahnt Viktor eine Chance zu geben und genau deshalb will sie ihm die Entscheidung lassen, um etwas mehr über sein Handeln herauszufinden.

„Kann man die fehlenden Zutaten hier irgendwie besorgen?", möchte er dann wissen und Amelia beginnt zu nicken.

„Ja. Wir können entweder Snape fragen, oder wir gehen nach Hogsmeade und kaufen die Zutaten dort - Sofern es Zutaten sind, die man frei verkäuflich bekommt." Ein überlegender Gesichtsausdruck schleicht sich auf Viktors Gesicht und es sieht so aus, als müsste er einen Moment lang stark nachdenken, bevor er wieder zu Amelia sieht.

„Ich finde, dass die alle recht verlockend klingen. Also such du dir einen aus.", fordert er dann allerdings nur und Amelia zieht eine Augenbraue nach oben. Dann schließt sie allerdings die Augen und tippt blind auf einen der Tränke.

„Murtlap Essenz...", murmelt sie dann, als sie den Trank liest und als sie zu Viktor sieht erkennt sie, dass es keinerlei Ahnung hat, was das für ein Trank ist.

„Die Murtlap Essenz ist eine Art Heiltrank nach bösartigen Hexerein, die man entweder einnehmen kann, oder alternativ, auch zum Baden benutzen kann. Man muss dabei allerdings genau auf die Dosierung achten, sonst gibt es wohl unangenehme Nebenwirkungen, soweit ich mich erinnern kann. Und außerdem stärkt der Trank die Abwehrkräfte." Während Amelia alles erklärt, was sie über diesen Trank weiß, nickt Viktor immer mal wieder und wirkt ziemlich interessiert.

„Das klingt doch gut. Was brauchen wir dafür?", fragt er dann sofort und Amelia schlägt ihr Zaubertrankbuch auf um nach den Zutaten zu suchen.

„Wir brauchen das Rückengewächs eines Murtlaps. Na super, da werde ich Snape fragen müssen.", den letzten Teil grummelt sie leise vor sich hin und Amelia graut es jetzt schon vor dem Zusammentreffen mit Snape.

„Wenn du möchtest kann ich auch-", beginnt Viktor anzubieten, doch Amelia schüttelt sofort den Kopf und unterbricht ihn, noch bevor er seinen Satz zu Ende sprechen konnte.

„Nimms mir nicht übel, allerdings habe ich nicht das Gefühl, als würde Snape euch sonderlich mögen. Nicht, dass Snape sonst jemanden großartig mag.", meint sie ehrlich und Viktor nickt.

„Da hast du wahrscheinlich recht. Wenn es dir nichts ausmacht zu ihm zu gehen, dann danke." Amelia versteckt, wie sehr es ihr eigentlich etwas ausmacht zu ihm zu gehen, doch sie ignoriert es und lächelt nur.

„Gut, wann wollen wir denn anfangen? Snape hat uns ja die nächste Unterrichtsstunde dafür Zeit gegeben, allerdings wird das nicht reichen.", stellt sie dann allerdings noch fest, als sie in ihrem Buch nach der Braudauer des Trankes guckt.

„Was hältst du davon, wenn wir in Snapes Stunde anfangen und dann gucken, wie weit wir gekommen sind? Entweder wir machen dann im Anschluss noch weiter oder einen Tag danach oder so.", schlägt Viktor dann vor und Amelia nickt.

„Okay, das klingt gut." Gerade, als sie noch etwas dazu sagen will, nimmt sie eine Person neben sich wahr und sieht direkt in Hermines Gesicht.

„Himmel, Hermine! Erschreck mich nicht so.", stößt Amelia erschrocken aus, dann beginnt sie allerdings zu lachen.

„Tut mir Leid. George hat mich gebeten etwas für ihn zu recherchieren, kannst du ihm das geben?", möchte sie dann allerdings wissen und streckt Amelia ein Pergament hin, welches sie dann schnell entgegen nimmt. Ihr fällt auf, dass Hermine Viktor mit keinem Blick ansieht und innerlich beginnt sie zu grinsen, schließlich hatte sie vorhin noch gehört, wie sich Hermine über Viktor aufgeregt hatte.

Woher Hermine nun wieder weiß, dass sie sich gleich noch mit Fred und George treffen will, fragt sie gar nicht erst.

„Sollte ich nachfragen, wofür das ist?", fügt Amelia dann noch mit hochgezogener Augenbraue hinzu und Hermine beginnt zu grinsen.

„Wohl besser nicht.", antwortet Hermine dann nur und Amelia beginnt schallend zu lachen, bis ihr einfällt, dass sie ja in der Bibliothek ist.

„Ich gehe nachher eh noch zu den Zwillingen, dann gebe ich ihm das, wofür auch immer."

„Danke. Bis dann.", mit diesen Worten verlässt Hermine die Bibliothek und auch Amelia entschließt sich, dass es langsam mal Zeit wird zu gehen. Mag ja sein, dass Viktor nicht so ist, wie sie es gedacht hatte, allerdings heißt das noch lange nicht, dass sie ihren restlichen Tag mit ihm verbringen muss.

„Okay, dann fangen wir in der nächsten Stunde an zu brauen und ich frage Snape nach dem Rückengewächs des Murtlaps.", meint sie.

„Und was ist, wenn er keins hat?", fragt er skeptisch. Amelia zuckt nur mit den Schultern.

„Dann besorgen wir uns selbst einen Murtlap und improvisieren.", meint sie nur und zuckt mit den Schultern. Irgendwas wird ihnen schon einfallen.

„Weißt du denn, wie man an die Essenz herankommt?"

„Es gibt für alles ein Buch. Und ein guter Freund von mir steht auf Kräuterkunde und sowas... da weiß er bestimmt auch, wie man an dieses Zeug herankommt.", antwortet Amelia auf seine Frage und klappt ihr Buch wieder zu.

„Dann hoffe ich für dich, dass du im Notfall einen coolen Zauber drauf hast.", grinst Viktor.

„Habe ich schon, keine Sorge.", Amelia stapelt ihre Sachen und den Zettel für George auf dem Tisch.

„Dann sehen wir uns im Unterricht wieder.", lächelt Viktor nett und Amelia erwidert dieses Lächeln.

„Ja, sieht wohl so aus. Bis dann!"

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„Miss Hooch, können Sie endlich mal still sein?", fragt Snape sie genervt, als Amelia sich erneut bewegt, da sie wahnsinnig unbequem sitzt. Genervt sieht sie zu ihrem Professor und ihren Partner für die eben gelaufene Ordensmission.

„Sie könnten ja auch einfach schneller arbeiten!", faucht sie zurück und verzieht das Gesicht, als er einen weiteren Splitter aus ihrer Schulter zieht. Amelia und Snape wurden von Dumbledore dazu beauftragt ein schwarzmagisches Artefakt aus dem Haus eines ehemaligen Todessers zu stehlen. Dabei hatten sie aber nicht damit gerechnet, dass sich das Ding selbst in die Luft sprengen würde, wenn er bemerkt, dass es sich nicht mehr in der Nähe seines Besitzers befindet. Snape hatte mehr Glück, als Amelia. Dieser hatte sich nur ziemlich stark seine Seite angestoßen, während die Splitter in Amelias Schulter deutlich mehr schmerzen, als Snapes Seite.

Den nächsten Splitter zieht er deutlich schmerzhafter raus, als er es eigentlich müsste und Amelia keucht auf.

„Wäre ich bloß zu Poppy gegangen.", grummelt sie genervt.

„Dann hätten Sie uns beiden eine Freude bereitet, aber leider Dumbledores Anweisung missachtet.", kommentiert Snape nur und zieht den vorletzten Splitter aus ihrer Schulter.

„Das weiß ich selbst!", schnaubt Amelia und verkneift sich einen weiteren Schmerzenslaut, als auch der letzte Splitter endlich draußen ist. Sie seufzt leise auf, als Snape eine Flüssigkeit auf die Wunde gibt und der Schmerz verschwindet.

Gerade, als sie sich schnell anziehen will, um zu verschwinden, öffnet sich die Tür und Dumbledore kommt herein. Genervt verdrehen Snape und Amelia zeitgleich die Augen und bringen Dumbledore damit unterbewusst zum Lachen.

„Ist bei dir soweit alles in Ordnung?", fragt er Amelia, die nur nickt. Snape stimmt ihr zu, sodass Dumbledore beruhigt aufatmet.

„Ich würde dann jetzt gerne in mein Zimmer gehen.", Amelia erhebt sich und zieht sich das Shirt wieder über den Kopf.

„Aber, aber, meine Liebe. Ich wollte euch doch noch fragen, wie eure Zusammenarbeit während der Mission geklappt hat." Dass die beiden sofort, als sie wieder hier im Schloss angekommen waren, gestritten haben, hatte Albus nicht überrascht. Doch er will wissen, ob seine Vermutung stimmt und die beiden während der Mission gut zusammenarbeiten konnten. Denn dann hätte Dumbledore endlich einen Partner für Snape, mit dem er einigermaßen gut zusammenarbeiten konnte und der sich nicht nach jeder Mission bei Albus beschwert. Hofft er zumindest.

„Es lief erstaunlich gut. Darf ich jetzt gehen?", fragt Amelia und Albus nickt zufrieden.

„Natürlich, geh und ruh dich aus.", meint er lächelnd und Amelia nickt den beiden zum Abschied zu, dann verlässt sie den Raum.

Sie weiß, was Dumbledores Frage eben zu bedeuten hatte, wusste aber auch, dass es keinen Zweck machen würde, ihn anzulügen. Und aus genau diese Grund stellt sich Amelia in nächster Zeit auf eine Menge Snape ein...

Snape versorgt Amelias Wunden.

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