Kapitel 2 - Korridore bei Nacht
Es war der Blick Severus Snapes, der Peter in seiner ersten Nacht als Fünftklässler auf Hogwarts wach hielt. Der bittere, ehrliche Hass, den die Augen des Slytherins ausgestrahlt hatten, hatte sich in sein Gehirn gebrannt, ein Bild, das er wohl nie wieder vergessen würde.
Nachdem der Gryffindor sich eine geschlagene Stunde lang in seinem weichen, rot bezogenen Himmelbett herumgewälzt hatte und keinen Schlaf finden konnte, beschloss er, eine Runde im Schloss umherzuwandern. Er hatte das schon oft getan, meist mit James' Tarnumhang, der unter den Rumtreibern brüderlich geteilt wurde.
Doch als er aus seinem Bett stieg, die Spitze seines Zauberstabs illuminierte und unter James' Bett griff, konnte er dort nicht wie sonst das leichte, kühle Material des Umhangs ertasten. Ein Blick zur Seite verriet ihm, dass Sirius' Bett ebenso leer war wie Remus'.
Na toll. Dann also ohne Tarnumhang. Auf Zehenspitzen schlich sich Peter aus dem Schlafsaal, schloss hinter sich die Tür und tapste die Treppe zum Gemeinschaftsraum hinunter.
Die Fette Dame war alles andere als erfreut, als sie Peter erblickte, doch sie schien bereits wach gewesen zu sein, als er bei ihr ankam.
"Aha, noch ein nächtlicher Spaziergänger. Hopp, ab mit dir! Und wehe, du weckst mich später noch einmal.", zeterte sie und schwang bereitwillig zur Seite.
Peter nickte hysterisch, kletterte aus dem Portraitloch und schlug den Weg nach unten in die Kerker ein. Er wusste nicht warum, wieso oder weshalb er gerade dorthin wollte, doch ihm war einfach danach und so stieg er die Treppen hinab, stolperte einmal beinahe und trat zweimal auf eine Trickstufe, woraufhin er einige Minuten damit verbrachte, seinen Fuß wieder zu befreien.
Endlich in den Kerkern angekommen bereute Peter seine Entscheidung sofort. Ihm war kalt, es war dunkel, und er wollte so schnell wie möglich fort von hier. Von Angst getrieben flüchtete er die erste Treppe hinauf, achtete nicht auf die Stufen und... steckte erneut fest.
"Ach, sieh mal einer an. Peter Pettigrew. Plötzlich bist du es, der nicht vom Fleck kommt, was?", ertönte eine kühle Stimme hinter Peter.
Wie vom Blitz getroffen fuhr der Gryffindor herum und blickte in das Gesicht von Severus Snape.
"Lass mich in Ruhe, Schniefelus!", giftete Peter, während er einen kläglichen Versuch startete, sich aus dieser misslichen Lage zu befreien.
Zu seiner Überraschung musterte der Slytherin ihn nur noch einmal von oben bis unten, grinste dann schief, drehte sich um und ging in Richtung der Kerker.
"In Ordnung, wie du willst. Aber aus dieser Stufe entkommt man nur mit der richtigen Technik, und du weißt nicht, mit welcher."
Panisch riss Peter die Augen auf und riss noch einmal an seinem Bein, um sich zu befreien, scheiterte jedoch kläglich.
"Ha-halt! Ich hab's mir anders überlegt! Hilf mir hier raus!", rief er verzweifelt.
Urplötzlich blieb Snape stehen und wandte sich wie in Zeitlupe wieder Peter zu.
"Nur, wenn du darum bettelst, Pettigrew. Ich will, dass du mich anflehst, und ich will, dass du dich entschuldigst. Dass du um Vergebung bittest für all die Streiche, die deine kleinen Freunde und du mir gespielt haben, für die Spitznamen, die ihr euch für mich ausgedacht habt, für all das Leid, das ihr mir zugefügt habt."
Peter musste nicht lange überlegen, um eine Entscheidung zu treffen. Wenn er nicht die ganze Nacht hier rumstehen wollte, dann musste er wohl oder übel Snapes Forderungen nachkommen.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top