20 ♬ Die falsche Party
【 T A Y L O R 】
„Bist du sicher, dass du heute nicht mitwillst?", horchte Louis zum zweiten Mal und ich blieb auf der Couch hocken. Das Haar zu einem losen Knoten gebunden, in Leggins und Schlafshirt, hatte ich heute keine großen Pläne mehr. Man würde mir später ein Wärmekissen aufs Zimmer bringen und viel Tee.
„Geht ihr nur", wehrte ich ab. „Oli hat ja alles, was er braucht, damit ihr Spaß im House of Red Doors habt."
Ich sah, dass Louis leicht den Kopf neigte und schließlich mit den Schultern zuckte: „Okay, dann bis später. Ich schicke dir zwischendurch Bilder."
Von wegen, im Club waren keine Handys erlaubt und an diese eiserne Regel wurde sich auch gehalten. Ich war mir ganz sicher, dass es ihm gefallen würde. Für ein paar Stunden konnte er tun und lassen, was er wollte, ohne an irgendwelche Konsequenzen denken zu müssen. Wobei ich nicht glaubte, dass Louis völlig kopflos eskalierte.
Aber eine gute Party, bei der er vielleicht den einen oder anderen Joint rauchen konnte, zu viel über sein Limit trank und Oli eine weitere Falte im Gesicht bescherte, hatte er sich irgendwie verdient. Zumindest, wenn das tatsächlich seine Art war sich zu entspannen.
Ich hätte das gern gesehen. Oder eher erlebt, wieso auch die Band meinte, Louis könnte feiern, als wäre es der letzte Tag auf Erden. Im Prana hatten wir schließlich nicht wirklich gefeiert und im Bus befanden wir uns in einer Blase.
Er zischte ab und ich machte es mir bequem. In den ersten Stunden brachten mich meine Rücken- und Bauchschmerzen fast um. Aber danach war das Schlimmste überstanden. Ich verkroch mich in der Decke, ließ Grey's Anatomy und CSI Las Vegas laufen. Obwohl ich meine Lieblingsserien fast mitsprechen konnte, lullten sie mich auf eine vertraute Art und Weise immer wieder ein und gaben mir ein alles-ist-gut-Gefühl.
Hin und wieder schrieb ich mit meinen Freundinnen, meldete mich in sämtlichen Chats und gab Kendall ein Update. Während sie mir von ihrer neusten Idee berichtete, vielleicht ein Personal-Coach werden zu wollen, klärte ich mit Blake auf WhatsApp ab, ob sie beim Sommertreffen Hilfe bräuchte.
Dieses Jahr fand es in Arizona statt. Wo genau, wollte Blake noch nicht verraten, aber sie bat darum nicht nur den Bikini einzupacken.
Ich war von 3 Tagen ausgegangen, doch Blake wollte, dass wir uns mindestens fünf Tage Zeit nahmen. Sie wies darauf hin, dass keine von uns aktuell auf Tour war oder am Filmset. Das wollte sie diesen Sommer ausnutzen.
Morgens wurde ich auf der Couch wach, weil ich die Gardinen nicht zugezogen hatte. Indianapolis schien noch im Halbschlaf. Schwerfällig kämpfte ich mich in die aufrechte Position und sah auf das Chaos, das ich angerichtet hatte. Essensreste hier, Smoothies dort, Medikamente daneben und zahlreiche Taschentücher, die ich überall stecken hatte.
Ich rieb mir über das Gesicht, blickte auf mein Handy und blinzelte. Komisch, ich hatte gar nicht gehört, dass Louis zurückgekommen war. Zwei verpasste Anrufe von Greta wurden mir angezeigt und da sie erst wenige Minuten her waren, rief ich sie prompt zurück.
„Ich habe deine Personal-Assistentin versetzten müssen", begrüßte mich meine Managerin direkt und ich blinzelte: „Dir auch einen guten Morgen." Tief holte ich Luft und fragte: „Gab es einen bestimmten Grund?" Ich dachte an Ginger, den übereifrigen Rotschopf, eigentlich waren wir doch gut miteinander zurechtgekommen.
„Sie bat mich darum kürzer zu treten", teilte Greta mir mit. „Während sie sich entschuldigte, fielen Dinge wie, Baby und Lebensgefährtin gehen vor. Solche Sachen halt."
Jetzt musste ich lächeln: „Ja, solche Sachen halt. Das sind schöne News." Ich würde Ginger direkt nach Greta anrufen und ihr einen großen Babykorb schicken. „Für wen arbeitet sie jetzt?"
„Hans Zimmer. Nach seiner Scheidung will er wohl wieder aktiv in den Sattel steigen und braucht dafür ein bisschen stilsichere Unterstützung."
Ich dachte an den erfolgreichen Musikkomponisten und obwohl ich ihm nur ein paar Mal begegnet war, wusste ich, dass Ginger einen guten Job für ihn machte. Schwerfällig setzte ich mich auf die Couch. „Wer übernimmt jetzt ihren Job bei mir?"
„Ich habe ein neues Mädchen rausgesucht", sprach Greta und ich hörte es rascheln. „Ihr Name ist Amelia und sie ist noch nicht lange in LA. Die Agentur sagt, sie kommt aus London und ist frisch dazu gestiegen. Ich fand ihr Portfolio und ihr Motivationsschreiben interessant und dachte, wir geben ihr eine Chance."
„Du liest echt Motivationsschreiben?", ich konnte ein Grinsen nicht unterdrücken und Greta schnaubte: „Natürlich. Ich will, dass man mir Honig um den Mund schmiert."
Was auch sonst.
„Schön, schauen wir, wie sie sich schlägt", fand ich und Greta gluckste: „So lange sie sich knallhart an deinen Kalender hält, sich von einem Paparazzo nicht einschüchtern lässt und organisiert ist, sollte sie das halbwegs hinkriegen. Würdest du in zwei Wochen auf Tour gehen, hätte ich einen alten Hasen abgeworben."
Das war mir klar.
„Wie läuft es mit Louis?", fragte Greta schließlich bemüht gleichgültig und ich rollte mit den Augen: „Gut, siehst du doch, wenn du dich auf Twitter herumtreibst."
„Ich bin zu alt für dieses Twitter."
Von wegen.
„Übrigens, in zwei Tagen geht ja dein Flug zurück nach LA", sprach meine Managerin geschäftlich. „Es wird Zeit für dich, dich langsam wieder an die Arbeit zu machen, und weil du das nicht von selbst tust, habe ich dir Unterstützung gebucht."
Jetzt stöhnte ich frustriert auf. Ich kannte das von anderen Künstlern. Man hatte Ed und Rihanna vor zwei Jahren jemanden an die Seite gestellt, der den kreativen Input anregen sollte. Am Ende erklärte mir Ed, dass er sich genauso gut eine Linie Koks in den Hintern hätte blasen lassen können. Rihanna dagegen meinte, dass sie schlussendlich alles abnickte, um aus dieser Hölle wieder rauszukommen.
„Wen hast du engagiert?", wollte ich wachsam wissen. Greta raschelte am anderen Ende der Leitung mit Papier und sprach: „Jemand Neues von Gesing & Co. Du weißt, die haben gute Komponisten und Produzenten."
Mir war klar, worauf das hinauslief, wenn ich die Fäden nicht fest in der Hand hielt. Nämlich, dass man mir mein Album fremdschreiben würde und dann meinen Namen drunter setzte. Diese Unterstützung würde ich in der Luft zerfleischen.
„Fein. Wir werden sehen", sprach ich nur und ließ mir den Kalender aktualisieren. Dabei bemerkte ich, dass ich keinen freien Tag hatte, sondern mit Louis raus zu einem Date musste. Uns blieb aber auch nichts erspart.
Im Schlafzimmer bemerkte ich, dass er tatsächlich nicht zurückgekommen war und runzelte die Stirn. Gerade, als ich mich bei Oli informieren wollte, da hörte ich die Tür zur Suite. Gähnend trat Louis ein und ich lächelte: „Und, wie war der Club?"
Ich erwartete Begeisterung, gute Laune und ein breites Grinsen.
Doch ich bekam nichts von alldem.
Stattdessen verzog sich seine Miene und er blickte mich sichtlich pissig an. Louis ging gar nicht erst auf die Frage ein, sondern schlenderte an mir vorbei: „Wir fahren in einer Stunde los." Also hatte er seinen Kalender ebenfalls schon gesehen.
Irritiert blinzelte ich: „Was ist mir dir, hattest du gestern keinen Spaß?"
Louis fuhr herum und sah mich so unterkühlt an, wie ich es aus der Vergangenheit von ihm kannte. Herablassend und arrogant. So als wäre ich die Luft im selben Raum nicht wert. Seine Stimme war ruhig und sorgte für eine unangenehme Gänsehaut auf meinem Körper.
„House of Red Doors, huh?"
Irgendetwas schien schrecklich schief gelaufen zu sein.
„Sollte das irgendeine Art kranker Test sein?"
Ich sah ihn vollkommen ahnungslos an und meine Unwissenheit schien Louis nur noch wütender zu machen, denn er sprach: „Ich scheiß auf solche Tests! Stell mich nie wieder so auf die Probe!"
„Wovon redest du, wieso sollte ich dich testen?", ich machte einen Schritt auf ihn zu und hatte prompt das Gefühl besser drei von ihm weggemacht zu haben.
„Du hattest schiss, ich würde mich durch die Gegend ficken und am Ende stände wieder großes Drama über deinem epischen Heiligenschein", hielt er mir vor. „Weil ich Mitleid hatte, habe ich mich zusammengerissen und weil ich mich nicht beschweren konnte, nachdem du dich locker vom Hocker gemacht hast. Aber das war echt ekelhaft!"
„Ich habe überhaupt keine Ahnung, was du mir hier vorwirfst!", verteidigte ich mich und sah, wie sich seine Miene noch weiter verdunkelte: „Du hast uns in einen verfickten Swingerclub geschickt!"
„Ich-!", es verschlug mir die Sprache. „Was für ein Unsinn!"
„Ach, dann haben wir uns den ganzen provokanten Unsinn nur eingebildet?", fauchte er mich an. „Die Masken für diese Kostüme hätten bei mir sämtliche Alarmglocken läuten lassen müssen, aber ich dachte, wir gehen vielleicht einfach auf eine abgefahrene Mottoparty."
„So ähnlich war das ganze ja auch gedacht", fügte ich hinzu und Louis schnaubte laut: „Ja, krasse Mottoparty mit dem Angebot von Gruppensex, Voyeurismus und Exhibitionismus! Zumindest haben deine angeblichen Wehwehlchen einen astreinen Grund gehabt. Wäre schließlich scheiße fürs Barbie-Image gewesen, wenn du da mit uns gesehen worden wärst."
Mir entglitt jegliche Beherrschung und wurde nun lauter: „Ich habe hier gar nichts vorgeschoben!"
Louis schien mir kein Wort zu glauben und lachte zynisch: „Ja klar! Der verdammte Club war auf den ersten Blick so unauffällig, dass wir erst gecheckt haben, wo wir sind, als Tilda uns auf mehrere Glory Hole aufmerksam gemacht hat!"
Ich hatte absolut keine Vorstellung davon, was ein Glory Hole überhaupt war.
„Was auch immer du dir hier zurechtschusterst, ich wollte dir nur einen angenehmen Abend verschaffen!", wehrte ich mich. „Was kann ich dafür, dass du das nicht zu schätzen weißt!" Keine Ahnung, wo er da abgestiegen war, aber ich schickte ihn doch nicht in einen anrüchigen Swingerclub!
„Eins sag ich dir, wenn du mich noch mal so auf die Probe stellst, dann gebe ich dir allen Grund, dass sich die Presse für die nächsten sechs Monate ausschließlich auf dich stürzt!", drohte er mir und verschwand ins Bad indem er laut die Tür hinter sich zuknallte.
Ich ballte so fest die Hände zu Fäusten, dass ich ihm am liebsten hinterher gebrüllt hätte. Dieser undankbare Scheißkerl! Da wollte man ihm was Gutes tun und machte sich Gedanken und er drehte mir einen unverdienten Strick raus!
Das Louis mit mir noch nicht fertig war, zeigte er mir eine halbe Stunde später. Völlig vor den Kopf gestoßen sah ich ihn an, wie er lässig nach seinem Handy angelte und sich eine Snapback aufsetzte. Er war unrasiert, hatte eine Zigarette zwischen den Lippen und trug eine verdammte Jogginhose.
Wusste nur der Herr Gott selbst, wo er die her hatte.
Mit einem unechten Grinsen erklärte er mir: „Ich warte in der Lobby. Shelly fährt uns."
Langsam reckte ich das Kinn und sah ihm nach. Ich hatte das Gefühl, er habe mir gerade den Krieg erklärt. Innerlich brodelte ich und kindisch beschloss ich, dass ich mich auf dieses unzivilisierte Niveau herabließ.
Ruhig schritt ich ins Schlafzimmer, öffnete meinen Koffer und griff zu meiner Kampfrüstung. Das kurze Kleid leuchtete in einem schönen Sonnengelb und hatte eine niedliche Schleife am Rücken. Es war bedruckt mit Gänseblümchen und ich beschloss mein so furchtbares Barbie-Image so richtig auszureizen. Auch die Sandaletten waren gelb und hatten Bändchen zum binden.
Das tollste war jedoch die Tatsache, dass ich sichtbar größer sein würde als Louis. Um dem ganzen die Krone aufzusetzen, schminkte ich mich mit knallrotem Lippenstift und nahm neben meiner kleinen Tasche noch einen mädchenhaften Strohhut mit. Ich hätte nicht gedacht, dass ich den tatsächlich gebrauchen würde.
Meine Ausrede? Draußen war es heiß. Punkt.
Wenn Louis meinte, er müsste mich mit dieser Jogginhose reizen, dann würde ich als Dank den ultimativen Kontrast zu ihm bilden. Und ihn so gelb anleuchten, dass er erblindete. Was glaubte er, mit wem er sich hier anlegte? Nicht vor meinen Freundinnen musste man Angst haben.
Ich betrat die Lobby und sah Shelly schon von weitem. Der riesige Bodyguard trug Jeans und ein unauffälliges sauberes Hemd. Er wirkte verwirrt, als er mich erblickte. Doch sein Blick war nichts im Vergleich dazu, wie finster Louis wurde.
Es war, als wären die Fronten nun eindeutig geklärt.
„Ähm...", sprach Shelly vorsichtig. „Sollen wir das Date auf heute Abend verschieben und ihr... äh... kühlt euch runter oder so?"
„Ich für meinen Teil habe eine ganz normale Körpertemperatur", sprach ich so affektiert höflich, wie ich nur konnte. Das schien Shelly zu irritieren und Louis schwang sich aus dem Sessel, in dem er bis gerade eben noch gewartet hatte: „Lasst uns los."
„Wo geht es hin?", informierte ich mich und Shelly zwang sich zu einem Lächeln: „Das Traders Point Creamery ist ein neues Restaurant hier und lässt keine Paparazzi im Inneren zu. Aber draußen wird euch eine Gruppe erwarten."
Was auch sonst.
Shelly fuhr den schwarzen Range Rover und Louis und ich schwangen uns auf die hinteren Sitze. Wir schwiegen einträchtig. Ich merkte, dass Shelly uns unsicher beobachtete, doch ich sah nicht ein hier für gute Stimmung zu sorgen, wenn ich nicht diejenige war, die sie so episch runterzog.
Da Shelly nicht direkt vor Traders Point Creamery parken konnte, mussten wir ein paar Meter laufen. Tief seufzte ich und trat in die heiße Mittagshitze. Laut knallte ich die Autotür zu und merkte, dass Louis auf mich wartete. Obwohl er unglaublich sauer war, griff er nach meiner Hand und versuchte so zu tun, als wären im rosaroten Geigenhimmel.
Dabei konnte er seinen Unmut nur schwer überspielen. Er ging schneller als gewöhnlich und hatte den Blick stur geradeaus gerichtet. Shelly ging hinter uns und ich wusste nicht warum, aber ich blieb urplötzlich vor einem Schaufenster stehen und betrachtete mich erst einmal ausgiebig. So zwang ich Louis sein Fluchttempo rapide runterzudrehen.
„Oh schau mal, wie hübsch", sprach ich und musterte Schuhe in der Auslage, die mich nicht die Bohne interessierten. Louis verzog die Lippen zu einem dünnen Strich: „Kannst du den Shoppinganfall verschieben? Der Tisch ist reserviert."
Aus dem Augenwinkel sah ich zwei Fotografen, die sich in Stellung brachten, auch der eine oder andere Passant blickte uns ein zweites Mal an, weil er das Gefühl hatte uns irgendwoher zu kennen.
„Wie wäre es mit nach dem Essen?", flötete ich und spürte, wie Louis meine Hand warnend fester drückte. Doch ich dachte gar nicht dran: „Wir haben heute frei und ich bin sicher, dass sie hier Levi's Jeans haben. Du kannst neue gebrauchen."
Er verstand den Wink sofort: „Nein, ich habe genug davon."
„Och bitte, Louis", ich machte einen Schmollmund mit dem Barbies in der Regel bekamen, was sie wollten. Aber er war immun dagegen. Wahrscheinlich auch gegen Tränen. Bei fünf Schwestern musste sich das ja früher oder später einstellen.
Aus den zwei Fotografen waren nun eine Handvoll Schaulustige geworden, die ihr Handy in unsere Richtung hielten. Shelly versuchte den Überblick zu behalten und Louis machte einen beherzten Schritt auf mich zu. Dann beugte er sich vor und raunte: „Provoziere hier keine Menschenmasse."
„Warum, weil du mich dann noch finsterer ansehen musst?", höhnte ich leise. Er wollte gerade zu einer Antwort ansetzten, als Shelly zu uns trat. Leise bat er: „Bitte streitet euch weiter im Traders Point Creamery. Hier wird es langsam heikel."
„Wir streiten nicht", informierte ich ihn, doch Shelly verzog nur angespannt das Gesicht und verlangte von Louis: „Entschuldige dich bei deiner Freundin."
„Wieso sollte ich!", wehrte er sich und Shelly stöhnte: „Sie wird schon einen Grund haben so wütend auf dich zu sein."
Das klang doch mal nach einer schlauen Aussage. Ich erbarmte mich und wandte mich vom Schaufenster ab. Trotzdem ließ ich mich von Louis nicht mehr so durch die Gegend hetzten. Ich war hier schließlich noch nicht auf der Flucht.
Das Traders Point Creamery sah schon von außen aus, wie der Laden auf einer Farm. Holz dominierte das Restaurant und ich wusste nicht warum, aber ich fühlte mich prompt wie in Nashville. An der Wand waren Einmachgläser aufgelistet, in denen der eigene Alkohol gezogen wurde. Es roch nach Hausmannskost und am Empfang begrüßte uns eine rundliche Kellnerin.
„Sie haben reserviert?", fragte sie fröhlich und Shelly antwortete für uns: „Ja, auf Holmes und Watson. Und auf Moriarty."
Laut lachte die Kellnerin und bat uns ihr zu folgen. Wir gingen eine Empore hoch und wurden in eine gemütliche Sitznische platziert. Der Tisch, samt der dick gepolsterten Sitzbank, war rund und es gab zu zwei Seiten einen Sichtschutz. Shelly setzte sich zwei Tische weiter, aber bevor er uns alleine ließ, musterte er uns nervös: „Eskaliert hier bitte nicht."
Was dachte er? Das ich hier eine Szene machte, die man dann auf Twitter für peinliche Memes nutze? Nein danke, Drama dieser Art war nicht mein Stil. Kaum saß ich, da merkte ich, dass die Rückenschmerzen zurück waren. Ich wäre viel lieber im Hotel geblieben.
Ein junger Kellner mit einem Gesicht voller Sommersprossen kam zu uns und reichte uns die Karte. Völlig neben sich plapperte er etwas vom Tagesmenü und dass er gleich zurückkommen würde. Louis und ich schwiegen demnach einträchtig und sahen uns die Auswahl an.
Da der Tag gelaufen war, meine Laune tiefer als der Gefrierpunkt lag und ich einen großen Drang danach hatte, Blut fließen zu lassen, ignorierte ich das Machogehabe von Omar in meinem Hinterkopf.
Ich bestellte eine Tomatensuppe mit Sahne, im Hauptgang Bratkartoffeln auf Bauernart und war mir sicher, dass ich auch noch ein Dessert verdrücken konnte. Ein großer Eistee und einen Krug Wasser später reichte ich dem Kellner die Karte zurück. Nur nebenbei hörte ich zu, dass Louis sich die Farmer Steakpfanne bestellte.
Kaum waren wir alleine, da lehnte er sich zurück: „Was ist denn das für ein Fressanfall? Hast du Omar endlich in die Wüste geschickt?"
„Das geht dich die Bohne an!", fauchte ich ungehalten und zog mein Handy hervor. Kurzerhand googlte ich das House oft he Red Doors und hielt Louis die Homepage unter die Nase: „Da habe ich dich hingeschickt, weil ich dachte, du könntest dort feiern, ohne dass auch nur irgendeiner darüber twittert!"
Er runzelte mürrisch die Stirn und nahm mir das Handy ab. Ungehalten fuhr ich fort: „Die Drinks sind dort angeblich klasse, und das einzige Extravagante war die Show dort. Es sollte Moulin Rouge – mäßig sein. Joints und Co waren dort erlaubt und meine Güte, was bist du dünnhäutig, wenn du dich da prompt herausgefordert gefühlt hast. Keine Ahnung, was für Löcher ihr da gesehen haben wollt."
Man konnte es auch wirklich übertreiben.
Die Getränke wurden serviert und dann, ganz plötzlich brach Louis in so lautes Gelächter aus, dass ich zusammenzuckte.
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