Fehler

In dieser Nacht schlief Noctus sehr schlecht. Es machte ihn fertig, dass viele  aus seinem Rudel ihn nicht leiden konnten- besonders die Jüngeren. Und das Schlimmste war, dass er sogar das Gefühl hatte, dass Enava, seine eigene Mutter, ihn nicht leiden konnte. Was machte er nur falsch? Wieso stieß er so oft auf Ablehnung? Warum gehörte er nie dazu? War er denn so anders als alle anderen? Er gab sich immer die meiste Mühe, wenn es um das Training der Jungwölfe ging. Er war immer der Schnellste, der Wendigste, der Ausdauerndste.

Er wollte seine Mutter stolz machen. Sie, die ihn einst so geliebt hatte und ihn so liebevoll behandelt hatte, sie, die jetzt ihrem eigenen Sohn nicht mehr Liebe entgegen brachte als den anderen Wölfen aus ihrem Rudel.

Noctus stand auf. Es hatte keinen Sinn hier zu liegen und die Sterne anzustarren, Angst zu haben, die Augen zu schließen und Albträume zu durchleben. Leise schlich er sich zwischen seinen schlafenden Artgenossen hindurch, hinaus in den Wald. Er war den Weg schon gewohnt, fast jede Nacht wanderte er auf dem sternenbeschienenen Pfad durch den Wald. Hier war er allein, hier fühlte er sich sicher und geborgen, hatte keine Angst etwas falsch zu machen.
So hatte er sich einst in Gegenwart seiner Mutter gefühlt.Der schwarze Wolf seufzte leise. So würde es nie wieder sein...

Plötzlich hörte er ein Knacken. Seine Ohren schnellten nach vorne und er drehte suchend den Kopf. Was war das? Plötzlich roch er etwas, das ihm einen kalten Schauer über den Rücken jagte. Das konnte nicht sein! Das war unmöglich! Er kannte die Grenzen in- und auswendig, er konnte sie nicht schon überschritten haben. Die nächste Grenze, welche zum Gebiet der Grauwölfe gehörte, lag mindestens noch 100, 200 Meter entfernt von hier. Oder irrte er sich? Er hörte hinter sich das Laub rascheln, ein dumpfes Knurren folgte. Und dann rannte Noctus los. Er rannte, wie er noch nie in seinem gesamten Leben gerannt war. Hechelnd und schnaufend kam er bei seinem Rudel an. Doch immer noch klopfte sein Herz wild in seiner Brust, panisch blickte er sich um. Und dann sah er sie. Seine Mutter kam auf ihn zu, ihr schönes, schneeweißes Fell schien das Licht der Sterne zu reflektieren. Sie machte so einen respekteinflößenden, majestätischen Eindruck wie sie dort leuchtend vor ihm stand, sodass er sich unwillkürlich in eine Unterwerfungshaltung duckte.

Als Enava vor ihn trat blitzten ihre grünen Augen wie Smaragde. „Steh auf", knurrte sie leise und Noctus erhob sich langsam, ließ den Kopf jedoch gesenkt. „Wo warst du?"
Ihre Stimme war schneidend und kalt, Noctus spürte ihre Abneigung ihm gegenüber fast körperlich. „Ich war im... Wald." Der schwarze Wolf sprach sehr leise, doch Enava verstand ihn. „Was ist passiert?"
„Ich habe etwas gerochen und gehört... aber es kann nicht möglich sein!" Noctus gab unzusammenhängende Wörter von sich und sagte schließlich leise: „Grauwölfe."

Enavas Kopf schnellte in die Höhe und sie sah sich suchend um. Und dann hörten sie es. Das Geräusch von Pfoten auf dem Waldboden; gefolgt von einem dumpfen Knurren. Inzwischen waren auch die anderen Wölfe des elfköpfigen Rudels aufgewacht und die älteren Wölfe machten sich angriffsbereit. Dann sahen sie es: glimmende, gelbe Augenpaare, dann trat ein riesenhafter Wolf aus dem Schatten. Seine gelben, stumpfen Augen schienen Funken zu sprühen und mit seinen vielen Narben auf dem dunkelgrauen, zottigen Fell wirkte er unheimlich. Hinter ihm traten weitere Wölfe aus dem Schatten, alle hatten sie gelbe Augen. ‚Dämonen ', war Noctus' erster Gedanke und er duckte sich hinter die Erwachsenen.

Einen kurzen Moment lang geschah nichts. Die Luft knisterte förmlich vor Anspannung. Und plötzlich machte der riesenhafte Wolf einen gewaltigen Satz auf Enava zu; der Kampf wurde eröffnet.

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