Ein Teil Von Mir

EIN TEIL VON MIR

"Warum konntest nicht du von uns beiden das Licht sehen?"

*****

Langsam verschwand die Welt, in der Luna bei mir war und ich kehrte in die Wirklichkeit zurück.

Wie ich dieses Mädchen vermisste war unfassbar groß und ich stellte mir die Frage, wann ich endlich nicht mehr an sie denken würde.

Nach meinem kleinen Besuch im Caféladen ging ich nach Hause. Dort erwartete mich ein riesiges Chaos in der Spüle. Ein Berg aus Geschirr wartete darauf geputzt und versorgt zu werden.

Ich hatte gar keine Lust, jetzt noch aufzuräumen.. drängte mich jedoch trotzdem dazu.

Als ich dann das Geschirr abwaschen wollte, hielt mich etwas, das an der Wand hing, auf.

Es war ein Bild von Luna.

Das Bild wurde an einem warmen Sommertag aufgenommen. Die Sonnenstrahlen erhelten ihr Gesicht und ihre braunen Haare schienen fast schon mystisch.
Mit ihrer wilden, welligen, braunen Mähne strahlte sie in die Kamera.

Sie lächelte.
Sie war glücklich...

Meine Augen wanderten von ihren Lippen zu ihren Augen und ich verfing mich in ihnen, wie in einem Spinnennetz.

Wenn man in ihren Augen sah, verlor man sich automatisch in ihnen. Man fühlte sich, als würde man in ihnen ertrinken, wie man in einem Ozean ertrinken würde, wenn man nicht schwimmen konnte.

Und es gab da eine Zeit, da ertrank ich wirklich in ihren Augen. Es fühlte sich so an, als würden mich die grossen, starken Wellen mit sich reißen und ich konnte mich nicht aus ihnen heraus retten, ich kam nie mehr wieder aus ihrem Blick frei.

Dazu kam das Schlimmste, wenn das Meer dich nicht frei lassen wollte, ließ es dich auch nicht frei, es packte dich und man hatte kein Entkommen mehr.

Luna packte dich...
Luna liess dich nicht mehr aus ihrem Blick entkommen.
Luna... ihre Augen waren wie die Flut, wie das Meer, wie der Ozean.

Warum?

Warum hatte das Leben für mich etwas anderes vorgesehen, als für dich?

Warum konntest nicht du von uns beiden das Licht des Lebens sehen?

Warum musste ich es sein?

Für mich war es keine Erleichterungen gewesen ohne dich aufzuwachen, weißt du eigentlich in was für einer Hölle ich Leben muss?


Ich zerknüllte die Tücher, die ich in meinen Händen hielt.
Aus irgendeinem Grund wurde ich wütend und dann sprach ich die Worte auch schon aus, bevor ich über sie nachdenken konnte.

«Ich hasse es, ich hasse es so zu leben. Ich lebe nur für dich, weil du es geliebt hast zu leben, weil du es genossen hast. Sag mir, warum hast du nicht gekämpft?» Ich warf das kleine Tuch neben dem Bild, welches an der Wand hing.

Für eine weitere Ewigkeit schaute ich die Photographie an der Tapete einfach voller Trauer und Wut an.

Mir wurde mit den Sekunden immer klarer, wie dumm es von mir eigentlich war mit einem alten Bild zu reden, darum schien sich meine Wut, die sich seit längerem angestaut hatte, langsam abzumildern.

«Sag mir, warum bist du ohne mich gegangen? Sag mir, warum hast du mich alleine gelassen?» Schluchzer erklangen aus meiner Kehle und immer weiter sackte ich in mich hinein.

Meine Beine konnten mich nach einer gewissen Zeit nicht mehr halten, bis sie endgültig nachließen und ich auf die Knie fiel.

Als du gingst, ging auch ein Teil von mir, damals bist nicht nur du gestorben... sondern auch ich.

Sag mir, vermisst du mich überhaupt? Denn ich vermisse dich, mit jeder Faser meines Körpers. Jede Stunde, jede Minute und jede Sekunde beherrschst du mein Sein... sag mir, hast du überhaupt an mich gedacht, als du die Schwelle zur nächsten Welt überquert hast?

Mein Körper hatte schon lange angefangen zu beben, nun wurde es jedoch immer heftiger und schlimmer.

Du warst die schönste Blume im Garten, die ich gefunden hatte, warum bist du dann so schnell verdorrt?

Ich habe so viel acht auf dich gegeben, habe mich um dich gekümmert, hätte und habe alles für dich gegeben, würde immer wieder das selbe tun... also sag mir, warum?

Warum bist du so schnell gegangen?

Ja, ich weiss, ich trage die Schuld an deinem Tod, dennoch hattest du eine Chance gehabt... du hattest sie, doch anstelle von mir hast du das Licht am anderen Ende des Tunnels gewählt. Sag mir, war dir die Entscheidung leicht gefallen?

Leise weinte ich vor mich hin.

Warum nur?
Warum musstest du sterben?

Man sagt ja, dass wenn man stirbt, das Leben an einem vorbeizog, bei mir zogst nur du an mir vorbei, du warst das einzige Wesen, welches ich vor Augen hatte als ich keine weiteren Sekunden mehr hatte. Sag mir, war es auch bei dir so?

Mit jeder Träne, die floss und mit jedem Schluchzer, das erklang, verschwand immer mehr meine Lebensenergie, bis nur noch die Hülle eines Toten auf dem Boden saß und verkrümmt in die Leere starrte.

Und auch wenn es schmerzt dich nicht mehr bei mir zu haben... Ich vergebe dir, vergibst du auch mir?

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