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,,Antonin, was machst du denn hier?"kicherte ich und taumelte einige Schritte hin und her. Nach so viel Feuerwhisky konnte ich kaum noch mein Gleichgewicht halten. Kichernd klammerte ich mich an meinen Bruder, welcher mich nun aus dem Haus zur Kutsche trug. Dort wartete sein Freund Abraxas und fuhr uns sofort nach Hause. Natürlich nicht ohne mir einen Vortrag darüber zu halten was alles passiert, wenn ich mich in seiner Kutsche übergebe. Und dann waren wir an unserem trauten Heim angekommen.
Das Fahrzeug des Arztes, welches vor ein paar Stunden noch da stand, war verschwunden und die Fenster dunkel. Nicht ein Licht brannte mehr. Verwundert liefen wir beide nach oben. Naja zumindest mein Bruder, ich taumelte eher gesagt nach oben. Doch als auch ich das grausame Bild vor Augen hatte war ich gleich wieder nüchtern. ,,Oh Gott!"rief ich entsetzt und hielt mir vor Schreck die Hand vor den Mund. Da lagen sie. Vom Tod geholt. ,,Sei leise und hilf mir sie zu retten!" schrie mich mein Bruder mit Tränen in den Augen an und zerrte wie ein Irrer an ihren leblosen Körpern.
,, Antonin."sagte ich und ging auf ihn zu. ,,Antonin!"meinte ich nun lauter und zog ihn von unseren Eltern weg.
,, Für Hilfe ist es zu spät."flüsterte ich und sah ihn ebenfalls mit tränenden Augen an.
Es war die erste Woche nach dem Vorfall in Hogwarts. Vor einem halben Monat waren wir nach Hause gefahren um den 45. Geburtstag meines Vaters zu feiern. Und dann, vor nicht einmal 10 Tagen, änderte sich alles für uns. Meinen Bruder und mich. Doch wir hatten uns gemeinsam dazu entschieden, so schnell wie möglich, hierher zurück zu kommen.
,,Hey Moreen, wie war's?"fragte Sheá und schloss mich in ihre Arme.
,,Schön." Schrecklich! ,,Das freut mich. Und jetzt komm mit in den Gemeinschaftsraum. Parkinson will es heute tatsächlich versuchen. Sie will Tom vor allen anderen küssen. Das darfst du dir auf keinen Fall entgehen lassen." erklärte sie und kicherte dabei. Erst jetzt fiel mir auf wie nervig hoch ihre Stimme war.
,,Nein ich bin lieber alleine. Ich gehe etwas draußen spazieren." murmelte ich und bog schon im nächsten Moment Richtung Eingangshalle ab.
,,Ähm ok, wenn du willst. Wir sehen uns sicherlich noch."verabschiedete sie sich und ging etwas verwirrt in Richtung der Kellerräume.
Ich hingegen stieß das große Tor auf und genoss den angenehmen, kühlen Wind hier draußen. Der Himmel war von dunklen Regenwolken bedeckt und ein Gewitter zog sich zusammen. Das Wetter passte perfekt zu meiner Stimmung. Entschlossen schlug ich meinen Weg zum See ein und stellte dort bedauerlicher Weise fest, dass ich nicht alleine war. Bitte jeder, nur nicht er! Tom würdigte mich nicht eines Blickes; ich war mir nichtmal sicher ob er mich bemerkt hatte.
Aber er sah aus, als würde er nicht gestört werden wollen. Da ich ebenfalls lieber meine Ruhe haben wollte, beschloss ich mir einen anderen Ort zu suchen.
Als es dann zu regnen begann entschied ich mich doch dazu den Gemeinschaftsraum auf zu suchen.
Dort war in meiner ganzen Schulzeit stets mein Lieblingsort gewesen.
Heute wirkten die grauen Steine unter dem See gerade zu erdrückend auf mich und auch die grünen Akzente stachen wie tausend Messer in mein Auge. Jetzt reiß dich zusammen, Moreen! Das ist Hogwarts und hier in diesem Raum sind deine Freunde. Hab Spaß mit ihnen, dann findest du deine Freude bald wieder.
Ich schüttelte leicht meinen Kopf und gesellte mich zu Lilith und Sheá.
Die beiden beobachteten wie Parkinson auf dem grünen Ledersofa auf unseren Vertrauensschüler wartete. Genau dieser kam gerade völlig durchnässt in den Raum gestürmt.
,,Tommylein! Hier bin ich, Schatzibär!" sagte sie mit einer ekelhaft hohen und schrillen Stimme und sprang auf um zu ihrem Schwarm zu laufen. Sie hatte extra Absatzschuhe angezogen, in welchen sie jedoch kaum laufen konnte.
Und da passierte es auch schon und sie fiel ihm direkt vor die Füße. Tom würdigte sie kaum eines Blickes als er über sie drüber stieg und dann schweigend an ihr vorbei zu den Jungsschlafräumen lief. Penelope sah ihm schwärmend und völlig verträumnt nach. Oh Merlin, was ist bloß los mit der? Während meine Freundinen sich beinahe vor Lachen nicht mehr halten konnten ging ich genervt auf unser Zimmer. Die beiden waren so albern und kindlich. Anstrengend.
Es war spät am Abend, als die zwei in unseren Raum kamen und sich immernoch darüber lustig machten.
,,Das war zu komisch, nicht?"richtete sich Ambrose an mich und begann schon gleich wieder mit Selah um die Wette zu lachen. Seit dem Vorfall schlief ich kaum und hatte gehofft hier meine Ruhe zu finden und jetzt das. ,,Ich versuche zu schlafen!"fuhr ich die beiden genervt an und zog mir meine Decke über die Ohren, da mich das grelle Licht störte. Ich fühlte mich in der Dunkelheit viel wohler. Dieses tiefe, schwarze Nichts, dass einen Stück für Stück verschlang und nicht mehr gehen ließ. Darin fühlte ich mich wohl. Sehr sogar.
,,Kein Grund uns so anzufahren, Moreen. Wir haben dir nichts getan."sagte Sheá sofort mit fester und überhaupt nicht begeisterter Stimme. Sie klang wie meine Mutter, wenn sie früher Antonin gerufen hatte nachdem er etwas angestellt hatte. Vorwurfsvoll, genervt und etwas enttäuscht. Das machte mich wütend und traurig. ,,Ich will einfach schlafen, ok? Die letzten Nächte habe ich das kaum."knurrte ich nach wie vor unter meiner Decke versteckt.
,,Ok, tut uns leid. Schlaf gut."meinte Lilith mit ruhiger und entschuldigender Stimme und deutete Selah sich ins Bett zu legen und nicht weiter darauf einzugehen.
Schnell waren die zwei in ihren Traumwelten versunken.
Aber ich lag, wie die letzten Tage auch, wach da und wälzte mich auf meiner Matratze hin und her.
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