21. Dezember: Plätzchen und Pläne
Noch etwas schläfrig tapse ich in die Küche auf der Suche nach meinem Freund. Er war nicht im Bett, als ich aufgewacht bin und so fiel nicht nur unsere Kuschelsesson, sondern auch meine gute Laune flach.
Zwar ist heute schon wieder Montag, aber sowohl Magnus als auch ich haben bis Weihnachten frei, wofür ich mehr als dankbar bin, denn so kann ich in Ruhe die Zweisamkeit mit ihm genießen -zumindest wenn er da wäre, wo ich ihn hätte brauchen können.
Tatsächlich finde ihn in der Käche vor einer Schüssel, in die er gerade Mehl schüttet. Er scheint mich nicht zu bemerken, aber das ist auch kein Wunder, denn er hat Kopfhörer im Ohr und bewegt sich rhythmisch zu einem Beat, den nur er hören kann.
Dabei trägt er nichts außer eine ausgeblichene Jogginghose, die ihm eindeutig zu groß ist -wahrscheinlich ist es deshalb meine- und einen seiner Morgenmäntel -in Rubinrot.
Kurz bin ich abgelenkt und lasse die lasziven Bewegungen seiner Hüften auf mich wirken, während ich insgeheim schon ... gewisse Pläne schmiede, die die vermehlte Anrichte und sehr wenig Kleidung beinhalten, als er sich plötzlich umdreht und heftig zusammenzuckt.
Theatralisch fässt er sich an die Brust und löst die Kopfhörer.
~Alexander! Musst du mich so erschrecken?~
~Ich habe dich vermisst.~, murre ich nur und gehe zu ihm rüber.
Mude schlinge ich die Arme um ihn und drücke mein Gesicht in seine Halsbeuge. Er riecht aber auch gut!
Magnus' Hand fährt in kreisenden Bewegungen über meinen Rücken, während er murmelt~Mein süßer, müder Grumpy Cat. Ich sagte doch, dass es Zeit wird, schlafen zu gehen, aber du wolltest ja unbedingt noch eine Folge schauen. Und dann noch eine und noch eine. Dass das ein nie enden wollender Teufelskreis ist, muss ich dir doch nicht erklären, oder?~
Ich kann mir sein sanftes Lächeln bildhaft vorstellen, das er gerade tragen muss.
Tatsächlich habe ich den Teufeslkreis von Binge-Watching bei Serien etwas ... unterschätzt. Was soll ich denn machen, wenn jede Folge mit einem Cliffhanger endet und ich unbedingt wissen wollte, wie es weitergeht? Jetzt zahle ich wohl den Preis dafür.
Aber das einzige, was ich rausbringe, ist ein~Ich bin nicht süß.~
~Und wie du das bist, Darling. Hast du ein Glück, dass ich für heute nichts Großes geplant habe.~
~Ach ja?~
~Ja, wir werden nur ein paar Plätzchen backen.~
Sofort versteife ich mich etwas, bevor ich mich ein Stück weit von ihm löse, damit ich ihn ungläubig ansehen kann. Hat er den Verstand verloren?
~Äh, ich bezweifle, dass dir das entgangen ist, aber ich und die Küche ..? Der Lightwood-Fluch? Klingelt da etwas bei dir? Ich dachte, du hängst an unserer Wohnung?~
~Natürlich tue ich das und auch den Fluch habe ich nicht vergessen. Deshalb werde ich auch die komplette Kontrolle über den Backofen und den Herd haben. Das heißt aber nicht, dass du mir nicht beim Teig helfen kannst. Der knetet sich schließlich nicht von allein und deine großen Hände können mehr als hilfreich sein ... auch für andere Dinge.~
Ich fange an zu grinsen.
~Dann ran an den Teig!~
Er lacht kurz auf, bevor er sich wieder der Schüssel zuwendet und noch etwas hineinschüttet, bevor er anfängt zu kneten. Schmunzelnd ziehe ich eine Augenbraue hoch, denn wieder habe ich einen dieser Momente, in denen ich genau in seinen Kopf reinschauen kann.
Ohne, dass er etwas gesagt hat, schalte ich das Küchenradio ein, aus dem augenblicklich Weihnachtslieder klingen, bevor ich mich hinter meinen Freund stelle und ihm beim Teigkneten helfe. Ich kann es nicht sehen, aber dafür kann ich mir sein dankbares Lächeln perfekt vorstellen.
Magnus liebt Musik und ist der festen Überzeugung, dass er stets produktiver ist, wenn er dabei etwas hört. Außerdem würde es seine Laune heben, so sagt er es zumindest. Da ich selbst nicht so viel dagegen hatte, hat sich Musik fest in unseren Alltag integriert, sodass es mich kaum noch wundert, wenn sie laut aus den Boxen im Wohnzimmer dröhnt, während Magnus den Staubwedel schwingt.
Gerade läuft der Weihnachtsdauerbrenner Welcome to the winterwonderland und ich beiße mir grinsend auf die Lippe, als er leicht mitwippt und zu summen beginnt. Ich bin ehrlich gesagt froh, dass er nicht lauthals singt, denn zwar liebe ich meinen Freund über alles, aber das liegt nicht an seiner Singstimme.
Zumindest nicht, wenn er sich nicht darauf konzentriert, Töne zu treffen, sondern einfach nur Spaß hat.
Mit Grauen erinnere ich mich an seine kleine Showeinlage in unserem letzten Urlaub. Wir waren mit unseren Feunden an einem kleinen See campem und an diesem einem Abend floss viel Alkohol. Plötzlich hatte Izzy die Musik auf ihrem Handy eingeschaltet und sowohl Clary als auch Magnus waren voll genug, um sie bei ihrer Show zu unterstützen.
Ich schwöre, ich konnte danach All the single ladies für Monate nicht mehr hören, ohne Albträume zu bekommen!
Als Magnus entscheidet, dass wir genug geknetet haben -ich habe keine Ahnung-, formt er den Teig zu einer unförmigen Kugel, wickelt ihn in Frischhaltefolie und verstaut ihn im Kühlschrank.
~So, in zwei Stunden können wir dann weitermachen mit ...~
Weiter kommt er nicht, denn schon habe ich ihn gegen den Kühlschrank gedrückt und in einen hungrigen Kuss verwickelt.
Seine Hände wandern an meine nackte Brust -da ich direkt aus dem Bett gekommen bin, trage ich nur eine locker sitzende Schlafhose- und er drückt mich plötzlich weg. Dabei entkommt mir ein enttäuschter Laut, über den er nur lächelt.
~So verlockend dein Plan auch ist, wenn wir den jetzt durchführen, werden wir das Bett nicht mehr verlassen und dann war's das mit den Plätzchen.~
~Wäre das denn so schlimm?~
~Ja~, meint er, während er mir liebevoll über die Wange streicht,~Deshalb schieben wir das auch auf und machen es nachdem die Plätchen fertig sind. Für jetzt würde ich vorschlagen, schauen wir einen Film.~
Dann stellt er sich auf die Zehenspitzen und gibt mir einen kurzen Kuss, bevor er mich Richtung Wohnzimmer zieht und das Radio ausschlatet. Ich lasse es geschehen, denn ich kann ihm nie lange böse sein.
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Nach zwei Stunden Kuscheln und Sehen einer Winterromanze -ich habe bei Schnick Schnack Schnuck verloren- kehren wir in die Küche zurück und während Magnus den Teig aus dem Kühlschrank holt, großzügig Mehl aif die anthrazitfarbene Platte schüttet und den Teig darauffallen lässt, schalte ich das Radio wieder ein.
Zu Jingle Bells rollen wir -oder eher ich- den Teig aus und fangen an Kreise auszustechen, die nach und nach auf Backblechen landen. Währenddessen heizt der Ofen vor und es herrscht eine friedliche Arbeitsstille.
Immer wieder nasche ich vom Teig. Etwas, das wohl jeder mal gemacht hat.
Auch das gehört zu den Dingen, die mich an meine Kindheit erinnern, denn immer wenn Mom gebacken hat, konnte man quasi schon davon ausgehen, dass nur die Hälfte des Teigs wirklich das finale Plätzchen-Stadium erreicht. Der Rest wurde von Izzy, Jace und mir mehr oder minder heimlich vernascht. Mom hat uns zwar immer einen tadelnden Blick zugeworfen, aber als ich sie selbst dabei erwischt habe, hat mein schlechtes Gewissen nachgelassen.
Zu meinem Glück ist Magnus genau so eine große Naschkatze wie ich, weshalb wir uns gegenseitig immer mal wieder mit Teilen des Teiges füttern.
Dennoch kommt eine beachtliche Menge an Kreisen zusammen, die Magnus dann in den Ofen schiebt.
Zu We wish you a mery Christmas holen wir die Plätzchen wieder raus und lassen sie abkühlen -das dauert zum Glück nicht ganz so lange. Die Zeit vertreiben wir uns durch eine Mischung aus Mitsingen -eher schlecht als recht- und Knutschen -mehr als recht.
Irgendwann schmelzen wir dann den Noughat und bestreichen eine Seite der Kreise, bevor wir einen weiteren drauflegen, wie ein perfekes, süßes Plätzchen-Sandwich. Als wir auch noch Teile der Oberseite der Plätzchen-Sandwiches mit dem Rest Noughat angestrichen haben, betrachten wir eng umschlungen stolz unser Werk.
Es hat tatsächlich Spaß gemacht, diese Plätzchen zu backen und ich bin zufrieden mit dem Ergebnis. Vor allem, dass sie weder angebrannt noch sonst irgendwie vergiftet sind. Das liegt wahrscheinlich nur an Magnus und seiner Küchenbegabung.
~Das war doch ganz ... gut.~
~Du fandest es nicht ... langweilig?~, fragt er überrascht und dreht sich in meinen Armen um.
~Nein, wieso sollte ich? Ich liebe es, mit dir Zeit zu verbringen und dich mal ganz für mich zu haben. Nicht, dass ich dich nicht aller Welt zeigen will, es ist nur ... hier ist es mir einfach lieber.~
~Dann bin ich aber erleichtert, ich habe dich auch liebend gerne für mich allein.~
~Weißt du, jetzt, da wir fertig sind, können wir uns ja unseren anderen Plänen zuwenden.~, schlage ich vor und lasse meine Hände dabei unauffällig zu dem losen Knoten gleiten, der seinen Morgenmantel zusammenhält.
Magnus grinst verschlagen.
~Ich hätte nichts dagegen.~
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