The journey starts

Geweckt wurde ich nicht von den ersten Sonnenstrahlen, sondern von Lilly. Sie hatte es irgendwie geschafft durch die Tür zu kommen und stupste mich nun ununterbrochen an. „Ach Lilly, was ist denn los?“, murmelte ich und drehte mich von ihr weg. Sie jedoch ließ das nicht auf sich beruhen, sondern zog mich an meinem Fuß aus dem Bett. „Lilly!“, rief ich und rappelte mich auf. Ich klopfte mir den Dreck von meinen Klamotten und schaute sie tadelnd an. „Geh wieder nach draußen und pass auf deine Geschwister auf. Ich mach mich solange fertig“, wies ich sie an und sie quetschte sich durch die Tür. Ich verzog mein Gesicht. Wenn ich wieder zurück war, würde ich erst einmal aufräumen und eine neue Türe besorgen müssen.

Ich zog mir meine Wanderkleidung an und befestigte meine Wurfmesser an den entsprechenden Stellen. Meinen Bogen steckte ich an eine Halterung an meinem Köcher und nahm diesen auf meinen Rücken. Mein Schert verschwand in der Tasche mit dem Proviant. Würde ich es anlegen, wäre es sowohl für mich als auch für Lilly sehr unangenehm beim Fliegen. Ich stopfte mir ein kleines Stück Lembas in den Mund, nahm die Tasche in die Hand und trat hinaus. Die Sonne schickte ihre ersten Strahlen nach Bruchtal. Ich strengte mein Gehör an und schloss dazu meine Augen. Die ersten Elben waren schon auf den Beinen. In den Küchen wurde fleißig gewerkelt. Die Pferde in den Ställen wieherten. Ein paar kleine Elblinge tollten bereits durch die Gärten. Und ganz weit in der Ferne konnte ich schwach die Zwerge hören. Sie hatten den Gebirgspfad genommen. Na hoffentlich erlebten sie eine böse Überraschung. Fast tat es mir leid um die Jüngeren und den Halbling. Aber auch nur fast. Je länger sie zum Erebor brauchen würden, desto länger hatte ich Zeit.

Ich öffnete meine Augen wieder und blickte schmunzelnd zum Nest. Das war auch nicht zu überhören gewesen. Elladan und Elrohir waren schon jetzt hier beim Nest und spielten mit den Jungdrachen, die alle Freude daran hatten. Die Zwillinge offenbar auch. Lilly beobachtete das Treiben aus Drachenaugen. Ein breites Grinsen schlich sich auf meine Lippen. War das ein schöner Anblick. Vielleicht würden die zwei Elben ja mal öfter vorbeikommen, wenn ich erst eine neue Heimat für mich und die Drachen gefunden hatte. Mit diesen fünf Drachen würde ich ein neues Reich aufbauen. Unter Drachen war es nicht unüblich, dass Geschwister sich paarten. Vor allem nun, da keine anderen Drachen mehr da waren. Und Lilly würde sich nie auf einen der Jüngeren einlassen. Aber das machte ja nichts. Wenn ich Smaug erst einmal bei mir hatte, könnten er und Lilly über unsere neue Heimat wachen und ebenso auf die hoffentlich bald entstehende Brut. Dann bräuchte ich nur noch einen König an meiner Seite, um die Linie der Drachenhüter fortzuführen. Aber darum würde ich mich kümmern, wenn es soweit war. Ich hatte noch einige Jahrzehnte Lebzeit vor mir.

„Na ihr beiden? Passt ihr mir gut auf die Kleinen auf, bis ich wieder da bin?“, rief ich zu den Zwillingen herüber, die kurz in ihrem Treiben inne hielten. „Aber natürlich, Prinzessin.“ „Mit dem allergrößten Vergnügen, Prinzessin.“ Ich schüttelte meinen Kopf. Sie mochten es, mich damit zu ärgern. Ich ignorierte die beiden einfach und ging zu Lilly. Ich befestigte die Tasche um ihren Hals. „Nicht zu fest?“, hakte ich nach und Lilly gab ein zustimmendes Gurren von sich. „Gut“, murmelte ich und streichelte ihr kurz über den Kopf. „Verzeih mir, aber wir müssen in den nächsten Wochen sehr viel fliegen.“ Wieder gurrte Lilly. Ich setzte mich vor ihr im Schneidersitz auf den Boden und pfiff einmal. Die Jungdrachen hörten sofort und kamen zu mir. In einer Reihe setzten sie sich vor mich auf den Boden. Wehmütig kraulte ich jedem einmal das Köpfchen und seufzte.

„Es tut mir so leid, dass ich euch schon wieder verlassen muss. Am liebsten würde ich hier bleiben, euch euer Feuer zeigen und die wichtigsten Monate eurer Entwicklung beobachten, aber das geht nicht. Ich verspreche euch, sobald ich wieder da bin, bekommt ihr euer Feuer. Und dann finden wir gemeinsam eine neue Heimat für uns. Passt auf euch auf, treibt nicht zu viel Unfug mit Bruchtal und hört auf die Elben. Zumindest auf Elladan, Elrohir, Elrond und Arwen. Und der einzige Mensch, dem ihr vertrauen dürft, ist Aragorn. Hört ihr, vertraut nur Streicher, keinem Menschen sonst. Er ist der einzige seiner Art, der ein bisschen Verstand besitzt. Und bleibt schön hier, nicht abhauen.“ Belehrend hatte ich einen Zeigefinger gehoben. Die Kleinen quietschten mich an. Sie hatten verstanden.

„Wir passen auf sie auf.“ „Versprochen.“ „Ihnen wird nichts geschehen.“ Dankend blickte ich zu den beiden Elben. Sie sahen mich so ernst an wie selten. Auf sie war Verlass. „Das will ich für euch auch hoffen. Das nächste Mal, wenn ich wiederkomme, habe ich hoffentlich Smaug dabei.“ Ich stand wieder auf und stellte mich an den Rand des Felsens. „Bis hoffentlich bald. Ich liebe euch, meine Kinder“, verabschiedete ich mich und zog mich auf Lillys Rücken.

Ohne Weiteres stieß sie sich vom Boden ab und stieg schnell in den Himmel auf. Vor der Wolkendecke blieb sie stehen. Ich blickte noch einmal nach unten. Durch meinen verbesserten Sehsinn konnte ich die Zwillinge mit den Jungdrachen spielen sehen. Ebenso hatte ich Bruchtal gut im Blick und erkannte eine graue Gestalt, die sich aufmachte dem Gebirgspfad zu folgen. Gandalf hatte seine Gruppe wohl verpasst. Bei diesem Gedanken musste ich grinsen. Ich lehnte mich weiter an Lillys Hals. „Auf zu Gandalf“, flüsterte ich. Ein Ruck ging durch meinen Drachen. Ich hielt mich noch fester an ihren Rückenschuppen fest. Schon schoss sie nach unten und über die Dächer Bruchtals. In der Schlucht angekommen, breitete sie ihre Flügel aus und wir verlangsamten schnell. Ich setzte mich wieder auf und genoss den nun sanften und warmen Wind. Gemächlich schwebten wir neben dem Gebirgspfad her.

„Gandalf, guten Morgen.“ Der graue Zauberer zuckte zusammen und sein Blick flog zu mir. „Prinzessin“, brummte er und blickte wieder auf den Weg. Och, war da jemand sauer. Ich lachte auf. „Haben die Zwerge dich zurückgelassen oder was ist geschehen?“, spottete ich. Gandalf brummte etwas Unverständliches. „Was sagtest du?“, fragte ich und klopfte Lilly gegen den Hals, woraufhin sie Gandalf leise anknurrte. Der Zauberer zuckte leicht zusammen; Das war fast schon zu amüsant. „Ich war mir sicher, dass Herr Elrond die Zwerge niemals gehen lassen würde, nachdem wir ihm den Plan eröffneten. Deswegen startete ich ein Ablenkungsmanöver, um meinen Gefährten später zu folgen“, erklärte er. „Soso, hast du den lieben Herrn Elrond einfach an der Nase herumgeführt. Soll ich dir mal was sagen? Er wusste eh, dass ihr gehen würdet. Und wie hätte er euch aufhalten sollen. Mein lieber Gandalf, manchmal bist du sehr rückständig für einen Zauberer. Und sei es auch nur ein grauer.“

„Und du? Was machst du hier?“, lenkte Gandalf ab. Mein Grinsen wurde eine Spur breiter. „Habe ich euch allen nicht gestern meinen Plan ausführlich dargelegt? Ich werde euch aus der Luft beobachten und vor euch in den Berg gehen. Dessen sei dir gewiss. Ach Gandalf, ich denke es ist selbstredend, dass du diese Tatsache den Zwergen verschweigst.“ Wieder klopfte ich Lilly gegen den Hals und sie knurrte etwas lauter. „Natürlich“, lenkte der Zauberer sofort ein. „Gut. Ich höre deine Zwerge schon, sie scheinen tatsächlich auf dich zu warten. Wir sehen uns vielleicht noch einmal, bevor wir im Erebor gegenüber stehen.“ „Kaira!“, hielt Gandalf mich zurück, als ich mit Lilly gerade wieder aufsteigen wollte. Ich hielt inne. „Ja?“ „Würde es dir etwas ausmachen, wenn du. Also wenn du für unseren Schutz. Ich meine, wenn du….“ „Gandalf. Meine Aufgabe ist es die Drachen zu schützen, nicht die anderen Geschöpfe Mittelerdes. Ich werde sehen, wann euer Schutz mir lohnenswert erscheint und wann nicht.“ Nach diesen Worten schnalzte ich einmal mit meiner Zunge und Lilly schoss nach oben in den Himmel.

Ich lenkte sie über den Felsen, sodass uns von unten niemand sehen konnte. Wir waren schneller bei den Zwergen angekommen als Gandalf. Ich gab Lilly ein Zeichen und sie setzte auf dem Stein auf. Ich stieg von ihrem Rücken, trat näher an die Kante und glitt in den Schneidersitz. Lilly setzte sich hinter mich und legte sich hin, sodass ich mich an sie anlehnen konnte, wenn ich wollte. Nun jedoch beugte ich mich etwas vor und schaute mir alle Zwerge genauer an. Sie standen in verschiedenen Grüppchen an einer etwas breiteren Stelle und warteten offenbar auf Gandalf. Um Thorin hatten sich die – wie es schien – ältesten Zwerge und treuesten Freunde versammelt. Darunter waren aber auch zwei jüngere Zwerge. Es gab zwei weitere Grüppchen und dann war da noch der Halbling, der ganz alleine auf einem Stein saß und den Pfad zurückblickte. Mitleid überkam mich. Er als friedliebender Auenlandbewohner hatte auf dieser Reise nichts zu suchen und mir erschloss sich nicht, warum er hier dabei war. Ich strengte mein Gehör gar nicht erst an, um die leisen Gespräche zu verstehen. Mich interessierte es nicht. Und wenn diese Gruppe so lange brauchte, wie ich sie einschätze, dann hatte ich noch Wochen Zeit ihnen bei ihren Gesprächen zuzuhören.

Ich lehnte mich zurück an Lilly und schloss meine Augen. Die Sonne schien warm auf mein Gesicht. Der Sommer hatte seinen wärmsten Stand erreicht. Gandalf ließ sich Zeit. Er stieß erst zu der Gruppe, als die Sonne im Zenit stand und schon wieder begann unterzugehen. Nach einer kurzen Diskussion marschierte die ganze Gruppe weiter. Lilly gurrte und stieß mich mit ihrem Vorderbein an. „Ach, lass nur. So weit werden sie heute nicht mehr kommen und im Dunkeln fliegt es sich ungesehener. Wir holen sie ein, wenn sie rasten“, beschloss ich und schloss wieder meine Augen. Entspannt warteten mein Drache und ich auf den Abend und als die Dunkelheit hereinbrach, setzte ich mich wieder auf Lillys Rücken.

Was die Zwerge an einem halben Tag marschiert waren, legten wir in weniger als zehn Minuten zurück. Oberhalb ihres Lagers breitete ich meine Decke auf dem Boden aus und setzte mich darauf. Im Dunkeln aß ich ein Stück Lembas und hielt Lilly einen rohen Fisch hin. „Sei sparsam mit deinem Essen, so viel habe ich nicht für dich dabei und wir können frühestens in zwei Wochen wieder Fische fangen“, wies ich sie leise an und sie gurrte. Ich lehnte mich kauend an sie und schloss meine Augen. Konzentriert lauschte ich den Gesprächen der Zwerge. So erfuhr ich schnell, dass die beiden jüngeren Zwerge bei Thorin seine Neffen Fili und Kili waren. Seine beiden anderen Vertrauten hießen Dwalin und Balin. Ich erfuhr, dass der Dickste von ihnen fürs Kochen verantwortlich war und Bombur hieß. Ihm half der Zwerg mit der lustigen Mütze, Bofur. Der Halbling trug den Namen Bilbo und Gandalf war der einzige, der mit ihm redete.

Mehr Namen erfuhr ich an diesem Abend nicht, aber das würde ich in den nächsten Tagen schon noch. Als die Zwerge sich schließlich einer nach dem anderen schlafen legten, legte auch ich mich richtig hin. Lilly kuschelte sich von hinten an mich und spendete mir zusätzliche Wärme. „Pass gut auf uns beide auf heute Nacht“, murmelte ich und driftete in einen ruhigen Schlaf ab.

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