Kapitel 11: Wut folgt Blut

Rose musterte den Teppich zu ihren Füßen. Sie fühlte sich schuldig, dass sie das alles zugelassen hatte, doch die Angst vor Luminea und Afina wog schwerer.

"Rose! Rose, antworte endlich!", holte sie die laute Stimme Illus' zurück. Die Stimme passte nicht zu dem gebrechlichen Körper des alten Mannes.
"Ja, Herrscher?"
"Dieser Stab...", Illus schlug den Stab der Dunkelheit mehrfach gegen den Boden: "... das ist doch ein Witz, oder? Der hält vermutlich keinen Schwerthieb ab. Der ist so dünn und trocken... ein Wunder, dass diese Frau ihn nicht schon zerbrochen hat."

"Ihr habt recht.", murmelte sie abwesend und Illus fragte: "Was weißt du über die Aufständer?"
"Die Gefangenen? Nichts."
"Natürlich weißt du etwas."
Er unterbrach kurz, winkte eine Wache heran und befahl den Stab in die Schatzkammer zu bringen, dann fuhr er fort: "Luminea sagte, du wüsstest alles über den Planeten. Mehr als ich oder als in der Bibliothek steht. Du weißt etwas über sie, also lüg' mich nicht an."

"Ich weiß nur, dass sie nicht von diesem Planeten kommen. Ich weiß auch nicht, ob sie Euch tatsächlich stürzen wollen."
"Das ist falsch. Natürlich wollen sie die Herrschaft. MEINE Herrschaft. Aber das ist jetzt vergangen. Benachrichtige doch deine Luminea, wenn du anderer Meinung bist."

"Ich muss nicht wegen jeder Kleinigkeit zu Luminea rennen!", schrie Rose und sah Illus wütend an. Doch dann fügte sie ruhiger an: "Außerdem solltet Ihr die Waffe nicht so behandeln. Ich spüre, dass sie zu ihrer Trägerin zurück möchte."

Illus schwieg verwundert. Nicht lange jedoch, dann brüllte er Rose seinerseits an: "Leben hin oder her, du kannst mich nicht anschreien! Ich bin der König! Wie mein Vater vor mir! Du hast mir Respekt zu zollen und wenn du noch einmal die Stimme gegen mich erhebst..." Drohend erhob er die Hand. Mit nur einem Finger fuchtelte er vor ihr herum.
"Dann gnaden dir die Götter."

Rose schwieg. Sie war noch immer wütend, also raffte sie den grünen Umhang, den sie nur in der Burg trug, und marschierte ohne weitere Worte aus dem Thronsaal.

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Sie ließ die große, schwere Tür ins Schloss fallen und dann sich auf das Bett.
Rücklings lag sie dort und starrte die Decke über sich an.

Feine Schnörkel zogen sich über die Wände und die Decke. Sie hatte sie mit der Energie angebracht um den Raum zu personalisieren, doch nun nervten sie. Was hatte sie noch mit den Ranken gemeinsam außer, dass sie die Welt zusammenhielt.

Sie ließ ihre Hand gegen die Wand hinter sich schnellen und schlug mit der Faust auf sie ein.
Sofort durchfuhr sie ein brennender Schmerz und sie zog die Hand zurück.

Warmes Blut lief über ihren Handrücken. Es stammte aus der Haut über den Knöcheln.
Sie sollte zu einem Heiler gehen und die Wunde versorgen lassen, doch sie wollte niemanden sehen. Also musste sie die Wunde selbst versorgen.

Während sie aufstand, um in ihrem Schreibtisch ein Tuch zu suchen, begann sie gedankenverloren das Blut von der Haut abzulecken. Es schmeckte nach Wasser.
Sie öffnete ein Schubfach aus hellen Holz und zog ein weißes, sauberes Tuch sowie eine lange Rolle ebenfalls weißen Stoffs heraus.

Mit beidem ging sie zum Bett zurück und setzte sich. Sie legte das Tuch über ihre Hand, dann wickelte sie die Stoffbahn über das Tuch und die Hand.

Als sie fertig und die Stoffbahn am Ende verknotet war stand sie wieder auf. Sie hatte nachgedacht und eine Entscheidung getroffen.

Sie würde jetzt in den Kerker gehen und mit den Gefangenen reden.

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