Mädchen auf dem Feld (Alexander Pfeifer x OC)
Ich hoffe, ihr habt genug Zeit mitgebracht. Dieser OS ist ein wenig sehr lang geworden.
"AHHHHH! Endlich Ferien!!", rief meine beste Freundin Larissa, als wir mit unseren Endzeugnissen aus der Schule und über den Pausenhof liefen. "Aber das war auch unser letztes Schuljahr zusammen", holte ich sie wieder aus ihrer Euphorie. Larissa würde nämlich sofort eine Ausbildung anfangen, während ich mich auf einem Gymnasium angemeldet habe, um mein Abi zu machen. "Och Mine, sei doch nicht immer so pessimistisch", schalte Larissa mich. "Als Ärztin kannst du später auch nicht einfach sagen 'Ey Jungs, hat eh keinen Sinn mehr, versuchen wir es erst gar nicht.' So funktioniert die Welt nicht", belehrte sie mich. "Meine Welt funktioniert mit Pessimismus ziemlich gut", gab ich zurück, wobei ihr Argument schon wirklich sehr einleuchtend war.
"Weißt du, wir gehen morgen zusammen Shoppen, dann hast du gar nicht Zeit, pessimistisch zu sein", legte Larissa fest. "Also, was sagst du?", fragte sie mich, als hätte ich eine Wahl. "Aber nicht vor um elf", willigte ich ein, worauf Larissa vor Freude einen kleinen Luftsprung machte.
Am nächsten Tag trafen Larissa und ich uns um halb zwölf am Bahnhof, um dann zusammen in die Stadt zu fahren. "Für was gehen wir eigentlich shoppen?", fragte ich, als wir uns in die Bahn setzten. Larissa sah mich ungläubig an. "Ist das jetzt eine ernst gemeinte Frage?", wollte sie von mir wissen. Anstatt ihr zu antworten sah ich sie nur abwartend an. "Halloooo, hot girl summer?!", antwortete meine beste Freundin, als wäre es ja total logisch, dass dies die Antwort auf meine Frage war. Ich zog nur eine Augenbraue hoch. Wirklich überzeugt war ich davon nun wirklich nicht. Ich machte mir nichts aus dem hot girl summer. Meiner Meinung nach war das nur etwas für die Frauen, die ihren Selbstwert nicht im Griff hatten und sich daher über ihr Erscheinungsbild und darüber wie sie bei der männlichen Bevölkerung ankommen definieren wollen. "Außerdem brauchst du ein süßes Outfit für deinen ersten Schultag am Gymnasium", fügte Larissa noch hinzu. "Klar", sagte ich nur und zog erneut eine Augenbraue hoch. Mir war noch nicht ganz klar, wieso dies überhaupt nötig war und warum wir uns unbedingt heute darum kümmern mussten, aber wenn wir heute shoppen gehen würden hätte ich es zumindest hinter mir.
An unserer Haltestelle stiegen wir aus und kämpften uns den Weg durch die Menschenmasse und in die Einkaufstraße. Obwohl ich schon so oft in dieser Stadt war, wirkte der Anblick der Einkaufsstraße immer wieder überwältigend auf mich. "Also, wo willst du anfangen?", fragte Larissa mich euphorisch und zog mich am Arm etwas schneller durch die Straße. "Wie wäre es mit etwas zu Essen?", schlug ich vor. "Ich habe noch nichts gegessen heute und mit leerem Magen halte ich die Shopping-Tour nicht aus."
Larissa erbarmte sich und wir gingen noch etwas essen bevor wir das große Shoppen beginnen würden. Da aber weder Larissa noch ich richtig Hunger hatten, holten wir uns lediglich eine Currywurst und aßen diese in Ruhe auf. Gelegentlich ließ ich ein paar wenige Krümel meines Brötchens fallen, um die Tauben die um uns rum flogen beziehungsweise hüpften zu beschäftigen.
Nachdem wir nun also etwas gegessen hatten, führte Larissa mich auch schon in den ersten Laden. Lange hielten wir uns dort aber nicht auf, da nichts aus diesem Laden mir in irgendeiner Weise zusagte. Das einzig praktische hier war die kostenlose Kundentoilette, welche bis zu dem heutigen Tag auch der einzige Grund für meine wenigen Besuche zuvor in diesem Laden war.
Larissa schien es genauso wenig zu gefallen wir mir, denn sobald wir den Laden verlassen hatten, zog sie mich schnell weiter zu dem nächsten Laden. Hier fühlte ich mich schon ein bisschen wohler, da die hier verkaufte Kleidung schon eher nach dem aussah, was ich normalerweise trug.
Nachdem wir schon zwei Outfits ausgesucht hatten und die Teile bezahlt hatten, bestand Larissa darauf, dass ich noch in einen letzten Laden gehen sollte. Ich war der Meinung, dass ich schon genug gekauft hatte und das zwei ganze Outfits ausreichen würden, aber das war ihr egal.
Als ich dann auch ein wunderschönes Sommerkleid entdeckte konnte ich einfach nicht widerstehen und nahm es in eine Umkleidekabine, um es anzuprobieren.
Das Kleid hatte Spaghetti-Träger und eine kleine Schleife am Dekolté. Es war mit vielen kleinen Blumen in den verschiedensten rosa Tönen gemustert, ging mir bis knapp über die Knie und umspielte meinen Körper wirklich fabelhaft. Ich hatte mich sofort in dieses Kleid verliebt und trat mit einem strahlenden Lächeln aus der Umkleide, um es meiner besten Freundin zu zeigen. Stolz drehte ich mich einmal im Kreis, worauf das Kleid um meine Beine schwung. Larissas Augen begannen zu strahlen. "Also wenn du das Kleid nicht kaufst, lasse ich dich mit verdacht auf einen Hinrschaden in die Klapse einliefern", drohte sie mir mit einem breiten Grinsen. Ich ging zurück in die Umkleide, zog meine Sachen wieder an und machte mich auf den Weg zur Kasse. Ich ging gerade um eine Kleiderstange herum, als ich plötzlich mit jemandem zusammenstieß. Es war ein recht großer, gut gebauter junger Mann mit kurzen hochgestylten blonden Haaren. Ich musste mir selber gestehen, dass ich ihn ziemlich gut aussehend fand. Vielleicht würde sich diese Begegnung ja so entwickeln, wie es in all den Büchern der Fall ist. "Kannst du nicht aufpassen, wo du hinläufst?", fragte der junge Mann mich patzig. So viel zu einer Begnung wie in den Büchern. Entgeistert sah ich ihn an. "Entschuldige mal, du bist genauso in mich reingelaufen", stellte ich klar. "Ja ist klar", gab er von sich und lief schon weiter. "Arschloch", murmelte ich leise und sah ihm genervt hinterher. Wie konnte man nur so unhöflich sein. Ich sah wieder nach vorne und erblickte ein rothaariges Mädchen, welches aus der gleichen Reihe wie das blonde Arschloch kam und mich entschuldigend anlächelte, bevor sie ihm folgte. Sie schien wohl mit ihm hier zu sein.
"Willst du hier noch Wurzeln schlagen?", hörte ich Larissas Stimme neben mir. Ich zuckte ein wenig zusammen, da ich sie nicht kommen gehört hatte. "Wo warst du?", fragte ich, da sie mir nicht direkt von der Umkleide gefolgt war. Larissa hielt ein Paar weiße Stoffschuhe hoch und zeigte mit ihrer Hand darauf, als würde sie ein wichtiges Produkt präsentieren. "Ich hab diese Schuhe gesehen und dachte, wie würden zu dem Kleid passen", erklärte sie und gab mir die Schuhe. Ich ging also zur Kasse und wollte gerade beide Kleidungsstücke auf den Tresen legen, als sich eine blonde Mistziege vor mich drängelte. "Hey!", setzte ich dazu an, mich zu beschweren doch da hatte sie der Kassiererin schon ihre Einkäufe in die Hand gedrückt.
Nachdem ich bezahlt hatte liefen Larissa und ich zum Ausgang. Meine Laune war nach der Begegnung mit dem Arschloch und der Mistziege ziemlich gesunken. Was ein Zufall, dass beide Verursacher dieser Stimmungssenker blond waren. Bei dieser Feststellung musste ich innerlich schmunzeln. Um meine Mundwinkel auch äußerlich zu bewegen war ich zu genervt.
Kaum hatten meine beste Freundin und ich den Ausgang erreicht hörte ich, wie sich zwei Personen stritten. Kurz sah ich zu dem Streit herüber und erkannte sowohl den jungen Mann, mit dem ich zusammengestoßen war, als auch das Miststück, dass sich vor mich gedängelt hatte. Es schien, als würden die beiden sich kennen. "War ja klar", murmelte ich. Gleich und Gleich gesellte sich eben gern. "Hm?", machte Larissa, da sie mich nicht verstanden hatte. "Egal", sagte ich nur. Ich wollte mich nicht weiter mit den beiden befassen.
Um unseren Shopping-Trip abzuschließen und meine Laune ein wenig zu heben, holten Larissa und ich uns in einer Seitenstraße ein Softeis. In dem Laden gab es immer kleine bunte Löffel, auf welche Namen standen zu dem Eis und da wir beide diese Löffel so sehr liebten, nahmen wir uns jedesmal einen von den bunten Namenslöffeln. "Welchen Namen hast du?", fragte ich meine beste Freundin. "Bärbel. Och man, den hab ich schon dreimal", las sie vor und sah mich dann auffordernd an. Ohne das sie etwas sagen musste, wusste ich, dass sie wissen wollte, welchen Namen ich hatte. "Bei mir steht Alex", las ich den Namen von meinem Löffel vor.
Wir setzten uns auf den Rand eines Brunnens und genossen dann unser Eis.
Da es schon recht spät war, machten wir uns auf den Weg zur nächsten Haltestelle, um dann mit der Straßenbahn zurück nach Hause zu fahren. Da wir in verschiedene Richtungen mussten, verabschiedeten wir uns, als wir aus der Bahn ausgestiegen waren und liefen beide nach Hause.
Zuhause angekommen entfernte ich alle Preisschilder von meinen neuen Klamotten und warf diese anschließend in die Wäschetonne. Nachdem dies getan war, half ich meiner Mum, den Tisch zu decken und fiel dann nach dem Abendessen völlig augepowert ins Bett. Nur mit Müh und Not schaffte ich es, mich nochmal aufzuraffen und ins Bad zu gehen, um meine Zähne zu putzen und mich zum schlafen gehen umzuziehen.
Die Sommerferien fanden ihr Ende und schneller als ich gehofft hatte stand mein erster Schultag an meiner neuen Schule an. Ich hatte letzte Woche schon meinen Stundenplan und alles wichtige zugeschickt bekommen, weshalb ich jetzt nur noch damit alleingelassen wurde, die Räume zu finden. Ich machte mich also für die Schule fertig und zog mir eines der Outfits an, welches ich mit Larissa gekauft hatte. Es bestand aus einer olivgrünen Cargohose und einem weißen Langarm-Crop-Shirt. Es war für das Septemberwetter weder zu warm, noch zu kalt und meiner Meinung nach schlicht genug für den ersten Schultag aber dennoch nicht zu langweilig. Eigentlich hatte ich es nur Larissa zuliebe gekauft. Aber je länger ich mich im Spiegel betrachtete desto besser gefiel mir das Outfit auch.
Mit der Straßenbahn fuhr ich an die Haltestelle bei der Schule und wagte dann den Weg in meinen neuen Lebensabschnitt. Die Schule sah aus, wie eine Schule eben aussah und schon nach wenigen Minuten und dem betrachten einiger Räume hatte ich das Konzept verstanden und konnte mich einigermaßen orientieren. Daher dauerte es auch nicht lange, bis ich eine ungefähre Ahnung hatte, wo der Raum lag, in welchem ich als erstes Unterricht hatte. Gerade als ich in den Gang einbiegen wollte, in welchem mein Raum sich befand, stieß ich mit jemandem zusammen. Ich wollte mich gerade entschuldigen, als ich sah, mit wem ich zusammengestoßen war. Er schien mich auch zu erkennen. "Du schon wieder", zischte er. "Sag mal, hast du nichts besseres zu tun, als immer gegen mich zu laufen?" Entgeistert sah ich ihn an. "Bitte?", fragte ich empört. "Es ist ja wohl nicht meine Schuld, wenn du deine Augen nicht zu benutzen weißt", warf ich ihm an den Kopf und lief an ihm vorbei in meinen Raum. Genervt suchte ich mir einen Platz am Fenster und ließ meinen Rucksack mit einem Dumpfen Aufrprall auf den Tisch fallen. Ich legte meinen Kopf auf meinem Rucksack ab und sah aus dem Fenster.
Es dauerte nicht lange, bis ich jemanden neben mir bemerkte. Ich wandte meinen Kopf der Person zu und erkannte das rothaarige Mädchen aus dem Laden damals. "Hi, du bist neu hier, oder?", fragte sie und deutete auf den Platz neben mich. Ich nickte und sie setzte sich neben mich. "Ja, ich hab im Sommer meinen Realschulabschluss gemacht und möchte aber jetzt noch das Abitur machen", antwortete ich ihr dann auf ihre verbal gestellte Frage. "Ach cool", entgegnete meine Sitznachbarin mir. "Ich bin übrigens Leonora. Du kannst mich aber gerne Leo nennen", stellte sie sich mir vor. "Wir haben uns schonmal gesehen, oder?", fragte sie mich und sah mich mit schiefgelegtem Kopf an. Gerade als ich ihr antworten wollte, betrat ein Lehrer den Klassenraum und alle Gespräche verstummten.
Der Lehrer, welcher sich als unser Tutor herausstellte ging erstmal die Klassenliste durch, um unsere Anwesenheit zu überprüfen und schonmal ein wenig unsere Namen zu lernen. Ich hörte nur mit halbem Ohr zu, meine Aufmerksamkeit galt ein paar Vögeln, welche draußen auf einem Baum herum hopsten. "Jasmin Ludwig", las der Lehrer nun meinen Namen vor. "Ja!", meldete ich mich und wandte meinen Blick nach vorne. Mein Tutor nickte kurz und fuhr dann mit der Liste fort. Ich schweifte wieder ab und hörte erst wieder zu, als der Lehrer "Leonora Pfeifer" vorlas. Meine Sitznachbarin meldete sich wie alle anderen vor ihr auch und verfiel dann wieder in Schweigen.
Nach der Stunde mit unserem Tutor hatten wir erstmal Pause. Leonora und ich vebrachten auch diese zusammen, da wir uns recht gut verstanden hatten. Auf dem Schulhof trafen wir dann auf zwei weitere Mädchen, welche sie unter einem großen Baum unterhielten. Leo lief direkt auf die beiden zu und begrüßte beide dann mit einer Umarmung. Sie stellte mir die beiden als ihre Freundinnen vor, welche aber andere Kurse gewählt hatten und deshalb auch einen anderen Tutor hatten. Wir unterhielten uns eine ganze Weile, bis ein blondes Mädchen auf uns zu kam. "Och nee, nicht die schon wieder", murmelte Leonora genervt. Das blonde Mädchen steuerte genau auf die Rothaarige zu. "Weißt du, wo dein Bruder ist?", fragte sie Leonora. Meine neu gewonnene Freundin zuckte nur mit den Schultern und antwortete dann: "Keine Ahnung, wahrscheinlich ist er mit Benly zum Bäcker gegangen oder so." Es schien, als würden sie dieses Gespräch nicht zum ersten Mal führen, denn Leonora wirkte alles andere als begeistert und sie machte nicht den Eindruck, diese Frage ernsthaft beantworten zu wollen.
Da die Pause langsam ihr Ende fand, machten wir uns auf den Weg ins Schulgebäude. Ich folgte Leo und ihren beiden Freundinnen, wurde dann aber am Arm festgehalten und ein Stück zurück gezogen. Ich drehte mich zu der blonden Pest um und sah sie fragend an. "Halt dich von Alex fern, klar?", zischte sie mir zu. Ich hatte keine Ahnung, was sie meinte, weshalb ich sie nur verständnislos ansah. "Ich hab gesehen, wie du vorhin auf dem Gang schon wieder gegen ihn gelaufen bist. Falls du denkst, dass du so seine Aufmerksamkeit erlangst, hast du dich gewaltig geschnitte! Seine Aufmerksamkeit gehört allein mir", führte sie ihre - wie sie es wahrscheinlich empfindet - Drohung aus. Jetzt hatte das Arschloch also auch einen Namen. Da mir aber absolut Schnuppe war, was diese blonde Mistziege wollte, was ich tat oder nicht tat, zog ich nur gelangweilt eine Augenbraue hoch und sah dann runter auf meinen Arm, den sie immernoch festhielt. "Ja klar", sagte ich sarkastisch. "War's das dann?", fragte ich und entzog mich ihrem Griff. Aus ihrem komischen Drama sollte sie mich rauslassen. Dieser Alex war in meinen Augen nichts als ein unhöfliches Arschloch, welches - leider Gottes - ein bisschen zu gut aussah.
Im Klassenzimmer für meinen nächsten Kurs traff ich wieder auf Leonora. Sie winkte mich zu ihr und nahm dann ihren Rucksack vom Platz neben sich. Scheint als hätte sie mir einen Platz freigehalten. Ich lächelte sie dankbar an und setzte mich neben sie. "Was wollte Bella eben von dir?", fragte sie neugierig, aber mit einem genervten Unterton. "Ach, die blonde Pest heißt Bella? Kommt ihr Glitzer-Boyfriend dann vorbei, wenn sie in Gefahr ist?", machte ich mich über sie lustig. Leos Mund verzog sich zu einem breiten belustigten Grinsen. "Die blonde Pest mit dem Glitzer-Boyfriend", schmunzelte sie, "gefällt mir. " Ich grinste mit ihr mit und beschloss dann, auf ihre Frage zu antworten.
"Sie wollte mir klar machen, dass sich in ihrer Erbsenwelt alles nur um sie dreht und ich ihr nicht im Weg stehen soll. Hab ich, oh große Überraschung, auch tatsächlich nicht vor."
"Also das übliche", kommentierte Leonora und verdrehte die Augen.
Über die Wochen, die ich nun an der neuen Schule war, war Leonora meine engste Freundin hier geworden. Wir hatten uns schon des öfteren getroffen und auch Larissa hatte ich ihr vorgestellt. Wir waren zu einer kleinen Clique zusammengewachsen, obwohl wir Larissa nicht so häufig sagen. Aber zum Glück ging es bei Freundschaften ja um Qualität und nicht um Quantität. So nutzten Leonora und ich jedes Treffen mit Larissa bis zur letzten Sekunde vollsten aus und verbrachten stets eine schöne Zeit zusammen.
Es war auch noch gar nicht lange her gewesen, seit Leo uns ihren Freund Christian vorgestellt hatte. Höchsten zwei Wochen. Deshalb überraschte mich ihr Anruf, in welchem sie mir unter großen Schluchzern und beinahe unverständlich mitteilte, dass Christian sich von ihr getrennt hatte. Ich brauchte einen Moment, um diesen Fakt zu realisieren. Noch vor wenigen Wochen hatten die beiden einen unzertrennlichen Eindruck auf mich gemacht.
So schnell ich konnte fuhr ich zum Supermarkt, besorgte dort Eis, Schokolade und Eistee und machte mich dann so schnell wie es die Straßenbahn zuließ auf den Weg zu Leonora.
Vor ihrerm Haus angekommen drückte ich ohne lang zu zögern auf die Klingel. Ihre Mutter öffnete und führte mich ins Wohnzimmer, wo Leonora wie ein - auf gut Deutsch gesagt - Häufchen Elend auf dem Sofa saß, in eine Decke eingekuschelt und mit vielen Taschentüchern um sich herum verteilt. Neben ihr saß ein Junge, welcher mir ziemlich bekannt vorkam. Er schien ihr Bruder zu sein, denn die Art, wie er sich um sie kümmerte und wie vertraut die beiden zusammen aussahen erinnerte mich an die beziehung zwischen Geschwistern. Ich fand es wirklich schön zu sehen, wie er seiner Schwester gut zuredete und versuchte, sie zu beruhigen. Er gab wirklich sein bestes und das schien sie ihm hoch anzurechnen. Zumindest wirkte es auf mich so. Ich erwischte mich bei dem Gedanken, dass ich auch gerne jemanden hätte, der sich so um mich kümmerte. Ich tat noch ein paar wenige Schritte weiter ins Wohnzimmer hinein, worauf mich beide bemerkten. Jetzt, da sich der Junge zu mir umgedreht hatte, erkannte ich auch, wer es war: das blonde Arschloch. Alex, er hatte einen Namen, tadelte ich mich selbst in Gedanken. Ich starrte ihn für ein paar Sekunden an, bevor ich auf den Couchtisch zulief und Eis, Schokolade und Eistee darauf abstellte. "Du bist ein Schatz", krächze Leo und versuchte sich an einem Lächeln. "Ich weiß. Ich gehöre fünf Meter tief vergraben", scherzte ich vorsichtig, was sowohl Leonora ein schwaches Lächeln abring, als auch Alex zum schmunzeln brachte. Das blonde vielleicht-doch-nicht-Arschloch erhob sich und holte zwei Gläser aus der Küche, die er dann für seine Schwester und mich auf den Tisch stellte. "Ich lass euch dann mal alleine. Ich glaub ich bin hierfür eh nciht so der Richtige", sagte er und ging dann die Treppen hoch, vermutlich in sein Zimmer.
Nachdem Leonora und ich sowohl das Eis, als auch die Schokolade zur Hälfte geleert hatten und unzählige - meiner Meinung nach ätzenden, aber Himmel, wenn es ihr hilft - Romanzen gesehen hatten, hatte die Rothaarige wieder beruhigt und wir hatten begonnen, über alles mögliche zu reden und über dies und das zu lachen.
"Sag mal, darf ich dich etwas fragen?", wurde Leo plötzlich ernst. Ich sah sie unsicher an, nickte aber. "Mag vielleicht etwas komisch sein, dass ich dich das in so einer Situation frage", fing sie an und deutete auf ihren unordentlichen Dutt, ihre verheulten Augen und die verlaufene Maskara, "aber irgendwie fühlt es sich gerade richtig an, das zu fragen. Also ja, wie mein Liebesleben aussieht ist nun wirklich nicht zu übersehen, aber mir ist aufgefallen, dass ich dich noch nie gefragt hab, wie es bei dir läuft." Leo setzte sich etwas aufrechter hin und drehte sich mit ihrem Oberkörper zu mir. "Also Mine, hast du einen Freund?", fragte sie gerade heraus. Ich hatte mit einer Frage in die Richtung gerechnet und dennoch überraschte es mich ein wenig. Ich schüttelte den Kopf und brachte ein leises "Nein" hervor. "Eine Freundin?", fragte meine Freundin weiter. "Nein. Ich bin hetero", antwortete ich ihr lächelnd. Leo nickte und setzte zur nächsten Frage an. "Langweilig", sagte sie und lächelte mich dann frech an. Hast du jemanden in Aussicht?", wollte sie wissen. Es fühlte sich ein wenig wie ein Verhör an, aber da es ihr gerade sehr bescheiden ging, tat ich Leonora den Gefallen und antwortete ihr auf ihre Fragen. "Nun ja, also es ist nicht so, als wäre das irgendwas besonderes, aber es gibt da schon jemanden, den ich ziemlich hübsch finde. Aber es ist jetzt nicht so, als hätte es etwas mit Gefühlen zu tun", sagte ich ehrlich. Ich sah keinen Sinn darin, ihr gegenüber nicht die Wahrheit zu sagen. Auch wenn es nur ein Teil der Wahrheit war. Aber dass es sich bei dieser Person um ihren Bruder handelt wusste ich bis heute auch nicht. Bevor sie weiter nachhaken konnte, kam ihre Mutter wieder ins Wohnzimmer gelaufen. "Ah Jasmin, du bist ja noch da", bemerkte sie überrascht. Ein Blick auf mein Handy verriet mir, dass es schon ziemlich spät war, weshalb ich die Reaktion von Leonoras Mutter gut nachvollziehen konnte. Etwas betroffen lächelte ich und nickte dann vorsichtig. "Möchtest du noch mit und zu Abend essen?", fragte sie, "Es gibt Kartoffeln und Pilze." Ich überlegte kurz, fasste aber recht schnell einen Entschluss. "Wenn es euch keine Umstände bereitet", antwortete ich. Leonoras Mutter lächelte mich an und schüttelte den Kopf. "Esst ihr hier oder kommt ihr mit an den Tisch?", wollte Mutter Pfeifer wissen. "Wir kommen an den Tisch", antwortete Leonora und begann, sich von der Decke zu befreien. Ich schrieb schnell meinen Eltern, dass ich bei Leo essen würde und folgte meiner Freundin dann in die Küche. Sie bot mir einen Platz neben sich an, welchen ich dankend annahm.
Einige Minuten später setzte sich Alex uns gegenüber an den Tisch. Er sah nicht sonderlich gut gelaunt aus, was nun wieder dem Bild entsprach, das ich von ihm kannte. "Bella?", fragte Leo ihn, worauf er ihr ein Nicken als Antwort gab. Ich hatte schon wirklich viel darüber gehört, was Bella für Probleme verursachte, aber dass sie sogar etwas mit Alex zu tun hatte, überraschte mich nun ein wenig. Wobei ich mich wieder daran erinnern konnte, das sie mich an meinem ersten Schultag ja extra abgefangen hatte, um mir zu drohen, dass ich ihm nicht zu nahe kommen sollte. Da es mir in dem Moment aber als unwichtig erschien, hatte ich diese ziemlich schrägeUnterhaltung nicht auf dem Schirm.
Die beiden Geschwister redeten nicht weiter über das Thema Bella und konzentrierten sich auf das Essen. Mir war es auch ganz recht, denn auch wenn ich nicht viel mit ihr zu tun hatte, die blonde Pest war etwas - beziehungsweise ein jemand - um den ich einen großen Bogen machte.
Nach dem Essen bedankte ich mich erstmal für das Essen und die Gastfreundschaft und ging dann mit Leonora in den Hausflur, um meine Schuhe anzuziehen. Ich umarmte meine Freundin zum Abschied und öffnete dann die Tür. Etwas mulmig blickte ich nach draußen in dei Dunkelheit. "Warte kurz, ich fahr dich", hörte ich eine Stimme hinter mir, welche ich Alex zuordnete und hörte kurz darauf ein paar Schlüssel rascheln.
Alex führte mich zu seinem Auto, in welches ich auf den Beifahrersitz einstieg. Ich nannte ihm noch kurz die Adresse und dann fuhr er schon los.
Wir schwiegen die ganze Fahrt über. Erst als er vor meiner Auffahrt anhielt brach ich die Stille. "Vielen Dank. Das war echt angenehmer als um die Zeit noch mit der Bahn zu fahren", bedankte ich mich. "Immer wieder gerne", lächelte er mich an. "Also dann. Man sieht sich", verabschiedete er sich. "Man sieht sich." Ich schloss mit einem leichten Lächeln die Autotür un lief zu meiner Haustür. Erst als ich die Tür ins Schloss fallen ließ hörte ich, wie er wieder nach Hause fuhr.
Da Wochenende war, nutzte ich die freie Zeit, um mich mal wieder mit Larissa zu treffen. Ich erzählte ihr natürlich, dass ich nun die Identität des "blonden Arschlochs" kannte und auch, dass er mich gestern nach Hause gefahren hatte. Wir beide kamen zu dem Schluss, dass wir ihn wahrscheinlich auf dem falschen Fuß getroffen hatten, damals im Laden.
Die darauf folgenden Wochen redete ich auch des Öfteren in der Schule mit Alex. Bella passte das absolut nicht, was sie mich auch spüren ließ, jedoch war es mir egal. Sie war nicht mein Problem und wenn sie sich zu meinem Problem machen wollte, dann sollte zusehen, wie sie dies erreichen wollte. Leonora hatte mich in der Zwischenzeit darüber aufgeklärt, dass Bella die Ex von Alex war und dass es auch einen guten Grund für die Trennung gab. Den Grund selber hatte Alex mir erläutert, jedoch auch nur grob. Er redete scheinbar nicht gerne darüber, was ich aber von meinem Wissensstand her gut nachvollziehen konnte.
Auch heute kam Alex in der Pause wieder zu Leonora und mir. Neben ihm lief sein Kumpel Benly. "Na ihr, alles klar?", fragte Alex uns und umarmte seine Schwester kurz. Mir gab er eine Fistbomb und einen freundschaftlichen Schlag gegen den Arm. Auch Benly begüßte uns kurz. "Was verschafft uns heute die Ehre?", fragte Leo ihren Bruder und sah ihn neugierig an. Anstelle von Alex antwortete jedoch Benly. "Meine Eltern hatten eine fantastische Idee.Es soll am Wochenende nochmal richtig schön warm werden und deswegen wäre es ja eine absolute Verschwendung, wenn wir das Wetter nicht nutzen würden." Ich fragte mich, wozu dieses ganze gerede führen sollte, wurde jedoch in meinen Gedanken unterbrochen, als Benly weiter sprach. "Deswegen", sagte er un zog das Wort in die Länge. "Grillparty. am Samstag. Bei mir." Leonora und ich grinsten uns an. Natürlich würden wir dort zusammen hingehen. Benly sagte uns noch, dass er uns alles weitere noch schreiben würde. Schon verließen uns die beiden Jungs wieder und hinterließen Leonora und mich wieder in unserer Zweisamkeit.
An besagtem Samstag kam Leonora zu mir, damit wir später zusammen zu Benly gehen konnten. Da es nochmal richtig warm werden würde, beschloss ich, das Sommerkleid anzuziehen, welches ich in den Sommerferien mit Larissa gekauft hatte und mir eine Jeansjacke mitzunehmen, falls es kalt werden würde. Meine Haare band ich zu einem Zopf im Nacken zusammen und meinen Hals schmückte ich mit zwei Perlenketten. Um es mir absegnen zu lassen rief ich Larissa über die Videoanruf-Funktion an und zeigte ihr mein Outfit. Leonora kam zu mir ins Bild, woroauf wir uns noch eine Weile mit Larissa unterhielten.
"Alex hat mir gerade geschrieben. Er ist mit dem Training fertig und könnte uns in einer Viertelstunde abholen und mit zu Benly nehmen", erzählte Leonora mir, nachdem sie die Nachricht auf ihrem Handy gelesen hattest. "Außer du willst lieber laufen", scherzte sie und war schon dabei, ihrem Bruder zu antworten. Ich wollte natürlich nicht laufen und zudem fand ich es auch absolut nicht schlimm, bei Alex mitzufahren. Ganz im Gegenteil, ich wollte tatsächlich sehr gerne bei ihm mitfahren. Wir verabschiedeten uns von Larissa, ich legte auf und nahm mir schnell eine kleine Umhängetasche, in die ich mein Handy und meinen Geldbeutel steckte. Zusammen mit Leo ging ich dann in den Hausflur, wo wir unsere Schuhe anzogen und noch schnell ein Bild zusammen machten, das ich dann meinen Eltern schicken konnte, damit sie erstens wussten, dass wir losgegangen waren und sie zweitens beruhigt darüber waren, dass ich daran gedacht hatte, ihnen Bescheid zu geben.
Ich nahm meinen Schlüssel von der Kommode im Flur und öffnete dann die Haustür. Sobald wir draußen waren, schloss ich die Tür ab und ließ meinen Schlüssel ebenfalls in meine Umhängetasche wandern. Auf dem Gehweg warteten wir noch die restlichen Minuten, bis Alex kam.
Die Autofahrt verlief ziemlich ruhig, wir sprachen kaum miteinander. Auch als wir vor Benlys Grundstück parkten schwiegen wir. Erst als Benly uns begrüßte und uns etwas zu trinken anbot schienen wir unsere Stimmen wiederzufinden. Benly stellte mir noch kurz seine Eltern vor, da ich diese ja noch nicht kannte und ging dann weiter zu den anderen Gästen. Ich unterhielt mich noch kurz mit seinen Eltern und gesellte mich dann wieder zu Leonora. "Du hast meinen Bruder beobachtet. Auf der Autofahrt", sagte meine Freundin mit einem Lächeln, dass ich nicht ganz deuten konnte. "Das musst du dir eingebildet haben", erwiderte ich schnell. Wo ich jetzt aber darüber nachdachte, konnte es schon sein. Leonora beließ es dabei, lächelte mich aber nochmal bin demselben Lächeln an.
Später an dem Abend, nachdem wir gegessen hatten, war Leonora kurz auf Toilette, weshalb ich alleine in Benlys Garten stand. Zumindest so lange, bis sich jemand neben mich stellte. "Das ist das Kleid, das du gekauft hast, als wir uns das erste Mal gesehen haben." Es war keine Frage, er war sich der Tatsache ziemlich sicher, dass es genau dieses Kleid war. Ich sah Alex verwirrt an. "Du erinnerst dich daran?", fragte ich perplex. Er nickte und sah lächelnd zu mir herunter. "Es steht dir." Und damit ließ er mich auch schon wieder alleine. Ich spürte, dass meine Wangen heiß waren und bestimmten mussten sie sich ein wenig rot verfärbt haben. Ich hatte niemals erwartet, dass er sich an unsere erste Begegnung erinnern würde. Nun gut, es war nicht das erste Mal, dass ich falsch lag, was ihn betraf. Ich füllte meinen Becher nochmal mit Wasser auf und sortierte meine Gedanken. Als Leo wieder zurück kam, fühlten sich meine Wangen wieder normal an und auch die Röte müsste sich wieder gelegt haben. Zumindest sprach Leonora mich nicht darauf an. Vielleicht war es auch einfach zu dunkel. In allen Fällen war ich froh darüber, dass ich nicht mit meiner Gefühlsregung konfrontiert wurde.
Als die Party immer mehr ihr Ende fand, beschlossen auch Leo, Alex und ich uns auf den Weg nach Hause zu machen. Ich umarmte Benly zum Abschied und bedankte mich für die Einladung und die schöne Party. Gemeinsam mit meiner Freundin und ihrem Bruder lief ich dann zurück zum Auto und stieg - wie auf der Hinfahrt - hinten ein. Diesmal vermied ich es angestrengt, meinen Blick nach vorne zu richten. Ich wollte Leonora nicht nochmal die Chance geben, zu beobachten, wie ich anscheinend ihren Bruder beobachten sollte.
Vor meinem Haus angekommen hielten wir an. Zu meiner Überraschung stiegen beide aus, um mich zum Abschied zu umarmen. "Es war wirklich shcön heute", sagte ich, als ich gerade Leonora umarmte. "Danke dir fürs Fahren", wandte ich mich dann an Alex. "Immer wieder gerne", entgegnete er mir erneut. Mit einem schüchternen Lächeln sah ich ihn nochmal an, bevor ich den beiden nochmal zuwinkte und dann die Haustür aufschloss, um mich in meine vier Wände zu begeben. Ich sagte meinen Eltern bescheid, dass ich wieder zu Hause war - zumindest meinem Vater, meine Mutter war schon schlafen gegangen - und ging dann in mein Zimmer. In einer Audio erzählte ich Larissa, was passiert war und ging danch auch schlafen.
Da ich die letzten Wochen fast durchgehend nur mit Lernen beschäftigt war, da Schulen immer so freundlich waren und alle Klausuren geballt kurz vor Weihnachten schreiben mussten, genoss ich nun die Zeit, in der ich erstmal von Klausuren befreit war. Es waren nur noch wenige Tage, bis die Weihnachtsferien beginnen würden, weshalb mit einigen vereinzelten Ausnahmen alle schon im Ferienmodus und natürlich in Weihnachtsstimmung waren. Im Unterricht war die kognitive Abwesenheit deutlich zu spüren, denn der geplante Unterricht der Lehrer verlief ziemlich schleppend und eher genau gegenteilig als sie es sich vorgestellt hatten. Dafür nahmen die Nebengespräche immer mehr zu. So unterhielten sich auch Leonora und ich lieber über andere Themen als den Unterricht. Falls der Schulstoff Klausurrelevant sein sollte würden wir ihn sowieso nochmal wiederholen und falls doch nicht existierte immer noch SimpleClub, welche uns wohl alles den - auf gut Deutsch gesagt - Arsch retten würden.
"Hast du am Wochenende schon etwas vor", fragte meine Sitznachbarin mich. Ich überlegte kurz. Wenn ich es richtig im Kopf hatte, dann müsste ich Zeit haben. "Ja, ich denk schon", antwortete ich. "Okay, dann hast du jetzt etwas vor", legte Leo fest. "Ich hol dich am Samstag um fünf ab und dann unternehmen wir was schönes."
Pünktlich wie angekündigt klingelte Leonora an meiner Tür. Unangekündigt war jedoch, dass Larissa neben ihr stand. Ich hatte auf keinen Fall etwas dagegen, ich war nur überrascht, dass mir keiner der beiden etwas gesagt hatte. "Bist du soweit?", fragte Leonora. "Kommt drauf an, wo es hingeht", antwortete ich skeptisch. "Ach, das passt schon. Zieh deine Schuhe an und dann gehen wir los", sagte Larissa schnell und scheuchte mich mit einer Handbewegung zum Schuheanziehen.
Wir liefen zur Bahnstation und fuhren in einen Teil der Stadt, in dem ich mich eher selten aufhielt. Als wir dann austiegen und unser Weg uns zu einer Sporthalle führte, war ich endgültig verwirrt. Ich drehte mich zu den beiden und wollte gerade den Mund aufmachen, als Larissa mir zuvor kam. "Jetzt lass dich doch einfach überraschen," lachte sie.
In der Halle angekommen, hörte ich das Quietschen von Schuhen und das Aufprallen von Bällen. Ich hatte eine Vermutung, was sich in dieser Halle bald abspielen würde. Sofort breitete sich ein Grinsen auf meinem Gesicht aus. Leonora und Larissa liefen hoch auf die Tribüne und suchten sich einen Platz ziemlich mittig aus. Ich folgte ihnen uns sah den Männern der einen Mannschaft zu zu, die sich gerade noch in den letzten Zügen des Warmwerfens befanden. Die andere Mannschaft schien schon für die Besprechung in der Kabine zu sein.
"Wie kommt es, dass wir hier sind?", fragte ich neugierig. Meine beiden Freundinnen sahen sich zuerst an und schauten dann beide mit einem breiten Grinsen zu mir. "Nun ja", fing Leo an, "Larissa hat mir erzählt, wie sehr du Handball magst und da mein Bruder heute sein letztes Spiel vor Weihnachten hat, dachte ich, wir könnten es und gemeinsam ansehen." Überrascht sah ich sie an. "Ich wusste gar nicht, dass Alex auch Handball spielt", murmelte ich. Leonora nickte nur. "Er weiß übrigens auch nicht, dass wir hier sind. Es ist also eine Überraschung in der Überraschung", erzählte Larissa mir.
In der Halbzeit gingen wir runter aufs Spielfeld um dort nach einem Ball zu suchen, damit wir selber ein wenig aufs Tor werfen konnten. Gerade als wir unten angekommen waren, kamen Alex und einer der Torhüter aus seinem Team wieder in die Halle. Anstatt also selber aufs Tor zu werfen, sahen wir Leonoras Bruder also dabei zu, wie er mit seinem Team-Kameraden die Halbzeitpause nutzte, um den Torhüter auf seinen vermutlich baldigen Einsatz besser vorzubereiten.
"Leo, komm mal her!", rief Alex seiner Schwester schließlich zu und winkte ihr zu. Leonora ging zu ihrem Bruder und ließ sich von ihm den Ball in die Hand drücken. Er wollte scheinbar, dass sie auch einmal warf. "Ich geh kurz aufs Klo", sagte Larissa und ging Richtung Foyer, wo sie die Toiletten befanden. Ich sah Alex dabei zu, wie er seiner Schwester gerade erklärte, wie sie werfen sollte. "Jasmin, komm auch mal", winkte er dann auch mich zu sich ran, nachdem Leonora ein paar Mal geworfen hatte. Alex gab mir den Ball, welchen ich erstmal ein bisschen in meinen Händen drehte und ihn dann ein paarmal auf den Boden prellte, um mir ein Gefühl für den Ball und die daran haftende Menge Harz gewöhnen konnte. Alex sah mir interessiert dabei zu. "Ich denke ich muss dir nicht erklären, wie man einen Siebenmeter wirft", schmunzelte er und gab seinem Torhüter mit einem Blick Bescheid, dass er sich bereit machen sollte. Ich stellte meinen Fuß mit etwas Abstand an die Sieben-Meter-Linie und fixierte eine Ecke des Tors - rechts unten. Ich hob den Arm, wechselte kurz bevor ich den Ball losließ mein Ziel und traf in die linke untere Ecke. "Nicht schlecht", lobte Alex mich ein wenig überrascht. "Naja, die Oberliga kommt halt nicht von irgendwo her", entgegnete ich.
Schon hupte es zum Ende der Halbzeit und Leonora und ich machten uns wieder auf den Weg auf die Tribüne. Larissa hatte im Foyer auf uns gewartet und begleitete uns auf zurück auf unsere Plätze.
In den Ferien hatten Leo, Larissa und ich viel telefoniert. Ich hatte jedoch schon seit ein paar Tagen das Gefühl, dass die beiden mir etwas verheimlichten. "Na los, jetzt sagt endlich. Was ist so schlimm, dass ihr es mir nicht sagen wollt?", fragte ich. Die beiden drucksten ein wenig herum, bis Leonora mir endlich eine angemessene Antwort geben konnte. "Wir vermuten, dass mein Bruder dich mag. Er redet in letzter Zeit ziemlich oft von dir und schon bei Benlys Grillparty und bei seinem Spiel letzten ist mir aufgefallen, dass er sich irgendwie anders verhält", sagte sie. "Mir ist es auch aufgefallen. Er hat irgendwie immer so verträumt ausgesehen, wenn er in deiner Nähe war oder wenn er dich angesehen hat", unterstützte Larissa sie. "Wir sind uns aber noch nicht wirklich hundertprozentig sicher.", fuhr Leo vorsichtig fort, "Immerhin ist es noch nicht soooooo lange her, seit er sich von Bella getrennt hat." Bella. Der Name ließ mich kurz zusammenzucken. Obwohl ich nichts mit ihr zu tun haben wollte, schien sie wirklich viel Platz in meinem Leben einzunehmen. Alex hatte mir erzählt, dass er bei unseren ersten Begegnungen nur so unhöflich zu mir war, weil er in beiden Situationen kurz davor mit Bella geredet hatte und sie ihm so dermaßen auf die Nerven ging, dass er seine Gefühle kurzzeitig nicht im Griff hatte. Und auch seit ich mich öfters in der Schule unterhielt stieß Bella mich beim Laufen "aus Versehen" mit der Schulter an oder warf mir böse Blicke zu. "Mine?", hörte ich Larissas Stimme und schreckte auf. "Alles okay?", fragte nun Leonora. "Ja, alles gut. Ich war nur kurz in Gedanken. "Weißt du... also da ist noch etwas", begann die Rothaarige. "Ich denke, du magst meinen Bruder auch mehr, als du zugeben möchtest. Es ist mir bei der Grillparty schon aufgefallen, während der Autofahrt. Du hast Alex über den Rückspiegel ziemlich oft angeschaut und als ich von der Toilette zurück kam, hab ich euch kurz reden sehen. Du wirktest danach irgendwie ein wenig abwesend", erläuterte sie. Ich dachte kurz nach und senkte dann beschämt meinen Kopf. Sie hatte Recht. Ich mochte Alex wirklich sehr gerne. Und auch wenn es nur meine besten Freunde wussten, war es dennoch unangenehm, eine solche Tatsache zugeben zu müssen. "Hör zu, ich will nur das beste für euch beide und falls ihr zusammen sein wollt, unterstütze ich das auch vollkommen. Aber bitte tu ihm nicht weh", sprach Leonora. "Bella war wirklich ziemlich schlimm. Am Anfang war alles noch normal, aber dann wurde es ziemlich schnell sehr toxisch. Alex hat es früh genug erkannt und Schluss gemacht, aber du siehst ja, wie sie immernoch an ihm hängt", erzählte sie. "Es belastet ihn immernoch, auch wenn er es nicht gerne zeigt."
Nachdem wir das Telefonat beendet hatten, ließ ich mich nach hinten auf mein Bett fallen und atmete erstmal hörbar aus. Ich musste alles erstmal verarbeiten und sacken lassen.
Beim Abendessen mit meinen Eltern erzählten sie mir, dass sie mit Leonoras Eltern ausgemacht hatten, dass wir Silvester zusammen feiern würden. Vor meinen Eltern zeigte ich eine gelassene Reaktion, jedoch war ich innerlich alles andere als gelassen. In mir tobte ein Zirkus, den ich nur mit viel Selbstbeherrschung in Zaum halten konnte.
Die Zeit schien förmlich zu rennen, so schnell war der Silvesterabend gekommen. Etwas nervös stieg ich in das Auto meiner Eltern ein. Ich wusste nicht recht, was ich anziehen soll, da ich nicht wirklich der Typ für Abendgarderobe war und Silvester für mich eher ein gemütliches Zusammensein als eine wirkliche Feier bedeutete. Deshalb saß ich nun auch mit einer braunen Hose und einem ebenfalls braunen Hoodie im Auto. Es war eines der Outfits, die ich mit Larissa geshoppt hatte, als ich mit Alex das erste Mal zusammengestoßen war. Irgendwie fand ich es ironisch, dass ich genau dieses Outfit heute trug, wo wir doch gerade auf dem Weg zu seiner Familie waren.
Vor dem Haus der Pfeifers angekommen suchte mein Vater einen Parkplatz und stellte nach erfolgreicher Suche den Motor aus. Wir klingelten an der Tür und wurden wenige Sekunden später herein gelassen. Leonora kam sofort auf mich zu gerannt und umarmte mich stürmisch. Ihren Eltern gab ich zur Begrüßung nur die Hand und als Alex die Treppen runterkam umarmten wir uns ebenfalls kurz.
Da wir zum Abendessen verabredet waren, setzten wir uns sogleich an den Esstisch und begannen schonmal, unsere Raclette-Pfännchen zu befüllen. Nebenbei lief im Fernsehen gerade Dinner for One. Leos Vater stellte sofort klar, dass es an Silvester eine Ausnahme war, dass der Fernseher während dem Essen lief. Dinner for One gehörte eben zu Silvester dazu und war genauso ein Klischee, wie es bei vielen das Raclette auch war.
Die letzten Minuten des alten Jahres liefen. In mir drinnen wuchs von Sekunde zu Sekunde die Aufregung. Ich konnte mir nicht erklären, wieso es so war, aber jedes Jahr an Silvester wurde ich kurz vor Nuejahr hibbelig und konnte mein Aufregung kaum zügeln. Ich stand mit Alex und Leonora auf der Straße vor dem Haus der Pfeifers. Jeder von uns hatte ein Glas Sekt in der Hand, mit welchem wir gleich auf das Neue Jahr anstoßen würden. Die letzten Sekunden tickten und wir gingen zu unseren Eltern rüber. Um Punkt Null Uhr ließen wir unsere Gläser aneinander klirren und tranken auf ein gutes und gesundes Neues Jahr. Ich schrieb Larissa eine Nachricht, in der ich ihr ebenfalls ein frohes Neues Jahr wünschte und steckte mein Handy dann wieder weg. Gerade rechtzeitig, um dem ersten Feuerwerk zuzusehen, welches über unseren Köpfen explodierte. Noch weitere Feuwerke folgten, bis der ganze Himmel bunt erstrahlte und es überall nach Rauch und Feuerwerkskörpern roch.
Nach einiger Zeit gingen Leonora und ich wieder nach drinnen, um uns etwas von den Snacks zu holen, die meine Eltern mitgebracht hatten. "Ich komm gleich wieder, ich muss nochmal kurz raus", sagte meine Freundin plötzlich und lief an mir vorbei. Verwirrt sah ich ihr hinterher und erblickte dabei Alex, welcher ein wenig unbeholfen im Raum stand. Als seine Schwester das Haus verlassen hatte, kam er näher zu mir. "Wir müssen uns unterhalten", sagte er. Na das fing ja gut an. "Eigentlich ist es auch schon längst überflüssig", sprach Alex weiter, "Aber irgendwie war nie der richtige Zeitpunkt." Er schwieg für eine Weile. Ich sah ihn weiterhin an, wollte ihn nicht dazu drängen, weiterzureden. "Sag mal, wie gefällt dir eigen der erste Januar so als Datum?", fragte er dann plötzlich. Verwirrt sah ich ihn an. "Ich...äh...wie- was?", stammelte ich und lachte überfordert. Die Situation hatte etwas groteskes an sich. "Naja, ich finde es ist ein schönes Datum und ich finde, man kann es sich schön merken", erklärte Alex. Wirklich schlauer war ich nach der Antwort aber auch nicht. Ich stellte mich ein wenig anders hin, für den Fall, dass ich metaphorisch einfach nur auf dem Schlauch stand, aber auch das half nicht. Alex kam ein paar Schritte auf mich zu und stand nun direkt vor mir. Vorsichtig streckte er eine Hand aus und strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr. "Es wäre doch schön, wenn wir neben dem Neuen Jahr noch etwas anderes feiern könnten", flüsterte er und beugte sich ein wenig zu mir runter. Jetzt machte es in meinem Kopf klick und ich verstand, worauf er hinaus wollte. "Das wäre wirklich schön", sagte ich atemlos und spürte kurz darauf seine Lippen auf meinen. Viel zu schnell löste er sich wieder und lächelte mich an. "Das wollte ich schon so lange machen", hauchte er und küsste mich nochmal. "Endlich", hörte ich Leonora leise jubeln und sah, wie sie ihr Handy auf uns richtete. Wahrscheinlich face-timete sie mit Larissa. Ich streckte meinen Mittelfinger in die Richtung der Kamera und lächelte in meinen Kuss mit Alex hinein.
•••••••••••••••••••••••••••••••••••••
Hier seht ihr einmal, wie ich mir die Outfits vorgestellt habe:
Outfit 1
Outfit 2
Das Sommerkleid
Und so habe ich mir die (wichtigsten) Charaktere vorgestellt:
Alexander
Benly
Larissa
Jasmin
Leonora
Isabella
Falls ihr euch die Charaktere anders denken möchtet, ist das auch in Ordnung, es ist wie gesagt nur, wie ich mir die Charaktere vorgestellt habe. Ihr könnt euch daran orientieren oder ganz andere Personen in euren Köpfen kreiren
Hier seht ihr noch, wie die Eislöffel der Mädels aussehen
Die Idee zu diesem Oneshot stammt von der wunderbaren Chasunmi
Tatsächlich hatte ich auch schon vor ca einem Jahr angefangen zu schreiben, hab dann aber die Zeit und Motivation nicht aufbringen können und der OS ist in Vergessenheit geraten
Daher gilt aber ein Dank an meine Langeweile, ohne die ich die Nachricht, welche den groben Plot des OS behinhaltet nicht wiedergefunden hätte.
Und bitte verzeiht mir die Länge, ich habe wirklich versucht mich kurzufassen xD
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top