Lost & Found (Lotta x Devin (OUAT))

Mit starken Kopfschmerzen wache ich auf. Mit einem schmerzerfüllten Laut hebe ich meine Hand an meine Stirn und richte mich langsam auf. "Wo bin ich?", murmele ich leise und beginne, mich umzusehen. Überall sehe ich nur Sand und einen dichten Wald. Hinter mir höre ich Wasser rauschen.
Verwirrt versuche ich, mich zu erinnern, wie ich an diesen Ort gekommen bin.

~~~~

Ich betrete vorsichtig den alten Laden. Die Holzfassade bröckelt schon und das Ladenschild selbst ist auch nicht mehr zu erkennen. Generell sieht es nach einem großen Wunder aus, dass der Laden überhaupt noch steht. Mit einem ding-dong der Ladenbimmel wird mein Eintreten angekündigt. Eine alte Frau kommt langsam zum Tresen gelaufen. Es sieht sehr gequält aus, wie sie läuft. Die Frau hat einen ziemlich krummen Rücken, weshalb sie gebückt und unrund geht. Dazu kommt, dass sie nicht gerade wenig auf den Knochen sitzen hat, was ihr das Gehen ebenfalls erschwert. Alles in allem kann man sagen, dass sie so ziemlich genauso aussieht, wie Hexen in einem Bilderbuch beschrieben werden - Krumme Nase, schiefe Zähne und eine hässliche Warze im Gesicht. Dazu noch die faltige Haut. Fehlt nur noch, dass sie jeden morgen mit dem Besen zur Arbeit kommt.

Ich sehe mich ein wenig in dem Laden um. Alles hier passt zusammen. Schon von außen hat der Laden sehr mysteriös gewirkt und nun, mit der alten Hexe hinter dem Tresen und den hexenhaften Gläsern und Kräutern in den Regalen, wird das Bild eines Märchens beinahe real. Etwas unsicher, ob ich nicht sofort wieder gehen soll und so schnell wie möglich so weit wie ich kann von hier wegrennen soll, trete ich von einem Fuß auf den anderen. Aber noch bevor ich selber eine Entscheidung treffen kann, nimmt die Hexe mir die Wahl ab. "Was macht denn ein so hübsches, junges Mädchen ganz alleine in dieser Gegend?", fragt sie, mit einer knarzigen Stimme. Eigentlich ist das mit der Hexe ja nur ein Witz gewesen, aber so langsam kommt mir das immer weniger wie ein Witz vor. Alles hier ist brutal unheimlich. "Nun?", hakt die Frau nach, da ich ihr noch immer nicht geantwortet habe. "Ich-", stammele ich und räuspere mich, damit meine Stimme etwas fester klingt. "Ich suche nach einem Stein", sage ich so selbstbewusst, wie ich es kann. Ich krame in meiner Hosentasche nach dem Zettel, den mir meine Klassenkameraden für diese dämliche Mutprobe gegeben haben und lege ihn der Hexe auf den Tresen. Sie betrachtet die darauf aufgemalte Zeichnung eines Steins eingiebig und verschwindet dann wieder hinter dem Tresen. Was sich in dem Raum befindet, in den sie gegangen ist, weiß vermutlich nicht einmal Gott. Ich kann keinen Blick darauf erhaschen, aber je länger ich diesen Raum anstarre, desto unwohler fühle ich mich. Eine dunklere Aura scheint davon auszugehen. Eigentlich glaube ich nicht an so einen Quatsch, aber je mehr ich hier in diesem seltsamen Laden verbringe, desto mehr zweifle ich an meinen bisherigen Überzeugungen.

Nach einer schieren Unendlichkeit kommt die Hexe mit dem exakten Stein wieder zu mir. "Pass gut auf ihn auf, Liebes", sagt die Alte, drückt mir den Stein in die Hand und sieht mir dabei fest in die Augen. Verwirrt starre ich zurück. Mit einem unheilvollen Lächeln,  lässt sie meine Hand los und lässt mich erneut alleine in dem Laden stehen.
Perplex sehe ich auf die Stelle, an der eben noch die Frau stand und senke meinen Blick dann auf den Stein. "Wenn er doch so wenig wert ist, dass ich nichtmal dafür zahlen muss, wieso wird er dann so geheimnisvoll aufbewahrt?", frage ich mich und verlasse den Laden.

Immernoch damit beschäftigt, das eben geschehene zu verarbeiten, gehe ich zu dem Platz zurück, an dem mich meine Klassenkameraden alleine gelassen haben. Ich sehe mich um, kann aber niemanden mehr sehen. Sie sind alle abgehauen. "Haha, wie witzig", rede ich tonlos mit mir selbst, da sonst ja niemand mehr da ist. Sauer darauf, dass ich auf diesen geschmacklosen Streich reingefallen bin, werfe ich den Stein mit einer solchen Wucht auf den Boden, dass er zerspringt. Im selben Moment, als ich den Stein aufplatzen sehe, fühlt es sich an, als würde mir der Boden unter den Füßen weggezogen und meine Sicht verschwimmt zu einer einstimmigen schwarzen Dunkelheit.

~~~~

"Diese blöde Misttrulla!", fluche ich und trete gegen einen Stein im Sand. Mit einem leisen flops landet dieser im Meer.  Ich habe keine Ahnung, was das für ein Stein gewesen ist, den mir die Hexe gegeben hat, aber normal war der auf keinen Fall. Und jetzt bin ich hier auf diesem.... ja, wo bin ich eigentlich? Diese Frage habe ich immernoch nicht geklärt. Frustriert stieß ich einen weiteren Stein ins Wasser und schrie einmal kurz verzweifelt auf. "Na na, du verärgerst den Wald", vernehme ich eine spöttische Stimme hinter mir. Ruckartig drehe ich mich und schaue einem jungen Mann ins Gesicht, welcher mich schelmisch angrinst. Interessiert sieht er mich an und läuft im Kreis um mich herum. Etwas nervös macht er mich damit ja schon, aber hauptsächlich verärgert er mich noch mehr. "Lass die Spielchen!", fahre ich ihn an. "Sag mir lieber, wo ich hier bin!" Er schaut mir tief in die Augen und antwortet mir dann in einem Wort. "Neverland." Neverland? Will er mich verarschen? "Ja ist klar und gleich kommt Captain Hook und entführt mich oder was?", frage ich gereizt. "Was glaubst du eigentlich, wer du bist?" Belustigung spiegelt sich in den Augen meines Gegenübers. "Ich bin deine einzige Chance, dich hier zurecht zu finden", antworter er betont gelangweilt und tut so, als würde er mit größtem Interesse seine Fingernägel begutachten. "Man nennt mich auch Peter Pan", klärt er mich schließlich auf und schaut mir direkt in meine Seele, als er mir seinen Namen nennt. "Erzähl kein Märchen!", werfe ich ihm an den Kopf und stürme dann - immer der Nase nach - in den Wald. Peter Pan, Neverland...pah! Für wie blöd hält er mich eigentlich?

Nach einer gefühlten Ewigkeit, die ich nun durch den Wald getigert bin, lasse ich mich auf einen Baumstumpf fallen und ruhe meine Füße ein wenig aus. Nach ein paar Minuten höre ich ein knacken hinter mir. Dieser Idiot ist mir also gefolgt. Ruckartig stehe ich auf und drehe mich zu der Person um. "Weißt du, vielleicht sagst du mir einfach, wie ich hier wieder wegkomme und wir sind beide glücklich okay?", frage ich gereizt, schaue danach aber direkt die Person an, die nun vor mir steht - es ist nicht der Verrückte. Ein freudloses Lachen klingt aus der Kehle des Jungen. "Vergiss es. Du kannst uns noch ziemlich nützlich sein", wirft er mir entgegen. Noch so ein Verrückter, na toll. "Bitte was?", frage ich alarmiert und mache eingeschüchtert ein paar Schritte nach hinten, als der Junge auf mich zukommt. Weit komme ich aber nicht, da ich rückwärts gegen etwas hartes gelaufen bin. An einen Baum könnte ich mich erinnern, aber an der Stelle stand ganz gewiss kein Baum. Langsam drehe ich mich zu meinem Hindernis um und sehe dem Jungen vom Strand in die Augen.
Nun stehe ich gefangen zwischen den beiden. Von vorne werde ich aus tief blauen Augen anvisiert, hinter mir bohren sich die braunen Augen des anderen in meinen Rücken. "Versuch gar nicht, wegzulaufen", gibt mir der blauäugige einen heuchlerischen Rat. "Ich wiederhole mich nicht gerne", ertönt die Stimme des anderen. Vermutlich hat er Recht und werde mich tatsächlich nicht hier zurecht finden. Nach einer kurzen innerlichen Debatte, die damit geendet ist, dass ich eingesehen habe, dass ich hier ohne Hilfe nicht weiterkomme, gebe ich mich geschlagen und hebe abwehrend meine Hände. "Okay", sage ich in einem langen Atemzug. "Bevor ich mit euch mitgehe, möchte ich aber wissen, wer ihr seid", fordere ich. Der blauäugige fährt sich durch seine strubbeligen braunen Haare und sieht mich höhnisch an. "Das wirst du noch früh genug erfahren", sträubt er sich gegen meine Forderung. "Devin. Etwas mehr Gastfreundschaft bitte", wird der Brünette von hinter mir gemaßregelt. "Immerhin hat er einen normalen Namen", murmele ich. "Was ist an Peter nicht normal?", fragt Peter mich tatsächlich neugierig. "Du nennst dich wie eine Märchenfigur, das ist krank", antworte ich und blicke zu ihm nach hinten. Wenn ich ihn so genauer ansehe, wird mir jedoch etwas klar. Die braunen Augen, das braun-blonde Haar, die Gesichtszüge... Er sieht auch exakt so aus, wie der Peter Pan aus den Märchen-Büchern. Der nimmt das wirklich sehr genau. Schnell komme ich aber zu der Vernunft, dass es äußerst unwahrscheinlich ist, dass hier so viele Zufälle auf einmal treffen. Mein Verstand sträubt sich immernoch dagegen, die Existenz von Märchen als realistischer anzusehen als einen Verrückten, der seinen Lebensstil nach einer Märchenfigur richtet. "Nein, du bist wirklich Peter Pan", äußere ich meine Erkenntnis nun auch verbal. "Ach was, das hab ich dir auch nicht vor einer halben Stunde schon erzählt", spottet er über mich. Ich übergehe seinen Kommentar und drehe mich zu dem anderen um. "Das heißt, du bist ein Lost Boy", setzt mein Kopf weiter die Puzzleteile zusammen. "Heidesbimbam!"
Ich schüttele meinen Kopf, um sicherzugehen, dass ich nicht träume. Noch einmal schaue ich prüfend zwischen den beiden hin und her. "Hast du es dann?", fragt Devin ungeduldig und tippt schon mit seinen Fingern auf den Holzstock, den er in der Hand hält. Patzig sehe ich ihn an und strecke ihm die Zunge raus. Das gefällt ihm gar nicht, denn er richtet seinem Stock anders aus und macht schon den ersten Schritt auf mich zu, als er plötzlich inne hält und beleidigt den Stock wieder sinken lässt. Da sein Blick auf die Person hinter mir gerichtet ist, gehe ich davon aus, das Peter ihn mal wieder gemaßregelt hat.

Wir laufen eine ganze Weile durch den Wald, bis wir schlussendlich an einer Siedlung ankommen, welche aus vereinzelten Hütten, einer Feuerstelle und einigen Hängematten besteht. Ich beschließe, dass ich hier so schnell wie möglich wieder weg möchte. Bevor ich mir jedoch Gedanken darüber machen kann, wie ich meine Flucht am besten starte, werde ich von links angerempelt und stoße gegen einen Baum, der rechts von mir steht. Da an den Baum einige Äxte und Schwerter angelehnt sind, fallen diese nun zu Boden. "Pass doch auf!", fährt Devin mich an. So ein Arschloch. Erst schubst er mich und schiebt mir dann auch noch die Schuld in die Schuhe. Bevor ich aber etwas kontern kann, kommt eine große Gestalt auf uns zu. Wegen seiner Kapuze im Gesicht kann ich nur ein paar blonde Haare sehen, welche sich unter der Kapuze um das Gesicht des Jungen verteilen. "Felix, du kommst wie gerufen!", freut sich Pan über die Ankunft des blonden und setzt sich damit von unserer kleinen Gruppe ab. Jetzt stehe ich hier mit Devin, der gerne auch abdampfen kann und diesem Felix alleine. Felix nimmt seine Kapuze runter und zeigt somit sein Gesicht. Eine große Narbe zieht sich über dieses, was ihn aber nicht zu stören scheint. "Komm, ich zeig dir deinen Schlafplatz", spricht er mit mir, worauf ich ihn verdutzt ansehe. "Schlaf....platz?", frage ich verwirrt. "Na dort wo du schläfst eben, dein Bett", erklärt Devin mir, was ein Schlafplatz ist. "Danke Sherlock, das wusste ich ja noch gar nicht", gifte ich ihn an. Wieso ist er so ein Idiot? "Du willst doch nicht unter freiem Himmel schlafen, oder?", mischt Felix sich wieder in das Gespräch. Ich nicke und folge ihm dann, als er losläuft. Devin bleibt stehen, was mir ziemlich gelegen kommt. "Wieso habe ich einen Schlafplatz?", frage ich Felix nun die Frage, die ich vorher schon versucht habe zu stellen. "Pan wusste, dass du kommst", antwortet der Blonde mir sofort. Ich nicke, merke dann aber, dass er das ja gar nicht sehen kann, wenn ich hinter ihm laufe. "Woher?", möchte ich wissen. Felix dreht sich zu mir um und bleibt stehen. "Manche Fragen bleiben wohl leider unbeantwortet. Das hat er mir auch nicht verraten", sagt Felix.
Den Rest bis zu meinem Schlafplatz legen wir schweigend zurück. Ich habe tatsächlich eine Hängematte bekommen, die von ein paar spärlichen Holzwänden geschützt wird und etwas abseits von denen der Jungs ist. "Falls du irgendwas brauchst, meine Hütte ist gleich dort drüben. Klopf einfach zweimal kurz und einmal lang. Dann weiß ich, dass du es bist und nicht einer der Jungs oder Pan", bietet er mir an. Dankend lächle ich ihn an. Gerade als er gehen will, fällt mir noch etwas ein. "Felix", halte ich ihn auf. Er dreht sich zu mir um und sieht mich abwartend an. "Warum bist du so nett zu mir?", frage ich gerade heraus. "Kann ja nicht jeder so wie Devin sein", antworter er mir lächelnd und lässt mich dann mit meiner Hängematte alleine.

Ich habe mich mittlerweile schon gut eingelebt und bin tatsächlich doch länger geblieben, als ich vorgehabt habe. Mit den Jungs komme ich gut klar, wir sind gute Freunde geworden. Nur mit Devin komme ich nach wie vor nicht auf einen Nenner. Nach wie Vor geraten wir ständig aneinander. Immerzu meint er, er muss sich aufspielen und sich als den Besserwisser darstellen und mich bei jeder Gelegenheit runter machen. Dabei habe ich ihm gar nichts getan und auch die anderen Jungs können mir nicht erklären, wieso er sich so verhält.

Wenigstens erfahre ich eines Abends endlich, wieso Pan wusste, dass ich kommen würde. Gerade als Devin und ein anderer Junge sich bei einem Freundschaftskampf die Köpfe einschlugen, kam Pan mit einem anderen Mädchen zu unserer Siedlung zurück. Jedoch wurde sie nicht wie ich zu einer Hängematte geführt, sondern in einen Käfig gesperrt. Später erzählt Pan mir, dass meine Aufgabe sein wird, mich mit ihr anzufreunden, damit sie sich hier etwas wohler fühlt. Nur deshalb hat er dafür gesorgt, dass ich in meiner Realität an den Stein von der Hexe und somit nach Neverland gekommen bin.
Am nächsten Tag schon gehe ich also zum Käfig des Mädchens und bringe ihr Wasser und etwas zu Essen. "Du musst bestimmt durstig sein", sage ich vorsichtig und reiche ihr das Wasser. Sie nickt und nippt erst an dem Wasser, trinkt es dann aber in einem weiteren Zug aus. "Ich bin Wendy", stellt sie sich mir vor. "Lotta", sage ich knapp. Da es noch recht früh ist und die meisten Jungs noch schlafen, sprechen wir nicht viel und wenn, dann leise, aber es reicht völlig aus, um Wendy in mein Herz zu schließen. Ich verstehe nicht, wieso sie in diesem Käfig sitzt, aber ich wage es auch nicht Pan deswegen zu fragen.
Ich möchte gerade ansetzen, etwas zu Wendy zu sagen, als sie ihren Finger vor die Lippen hält und leise pssst macht.
Ich horche auf und höre leise Stimmen. Was sie sagen, kann ich aber nicht verstehen, dazu sind sie zu weit weg.
"SIE SOLL MIR ÄHNLICH SEHEN?", höre ich unverkennbar Devins Stimme. "Ach den hab ich ja so vermisst", murmele ich augenverdrehend. "Magst du ihn denn nicht?", fragt Wendy mich neugierig. Ich lasse mir ein wenig Zeit, um ihr zu antworten. "Naja, er ist eben ein Idiot, der sich für was besseres hält und denkt er könne alles", fange ich an. Weiter komme ich nicht, da Devins Stimme näher kommt. "Warum sollte es mich stören, dass Felix ihr so nahe ist?", fragt er aufgewühlt. Wendy sieht mich an. "Er reder über dich", flüstert sie. "Ach was", entgegne ich ihr härter als beabsichtigt. Aber es war ja wohl klar, dass er nicht Wendy meint. Erstens ist Wendy seit gestern Abend hier und zweitens sieht sie mit ihren blonden Haaren nicht sehr ähnlich wie Devin aus. Meine braunen Haare sehen dagegen - bis auf meine blonden Strähnen - fast wie Devins aus. Und auch wenn seine Augen einen anderen Blauton hatten als meine, sahen sie trotzdem meinen ähnlicher als Wendys. "Ich sehe, wie du immer angespannt wirst, wenn du die beiden zusammen siehst", antwortet eine andere Stimme auf Devins Frage.
"Das bildest du dir nur ein."
"Ich bilde mir vieles ein. Dass ich eines Tages an Felix Stelle stehe zum Beispiel. Aber die Blicke, die du Lotta zuwirfst, die bilde ich mir sicher nicht ein."
Mein Gehirn schaltet in den Stand-By Modus. Mit so einem Gespräch hatte ich nicht gerechnet. "Wir sollten das nicht mithören, das ist privat", bringe ich schließlich hervor und bin schon dabei, aufzustehen. "Spinnst du, jetzt wird es doch gerade erst spannend", zischt Wendy. "Außerdem ist mein Bewegungsradius auch nicht so groß, dass ich außer Hörweite komme", feixt sie. Stimmt. Sie ist ja in einem Käfig.
"Ja gut, vielleicht mag ich sie! Was ändert das jetzt?", höre ich Devin aufgeregt fragen. Es ändert vieles. Zum Beispiel bin ich jetzt nicht nur ein bisschen verwirrt, sondern sehr doll.
Die Stimmen der Jungs werden wieder leiser. Vielleicht haben sie auch aufgehört zu reden, weil sie wieder bei den anderen sind. "Er mag dich", quiekt Wendy aufgeregt. "Psst!", mache ich nun. "So toll ist das nun auch wieder nicht", sage ich weniger überzeugt, als ich es klingen lassen wollte. "Oh Lotta, deine Wangen werden rot", grinst Wendy. Genervt sehe ich sie an. "Du sitzt in einem Käfig, hast du denn kein eigenes Problem, dass du lösen musst?", frage ich sie gereizt. "Korrekt, ich sitze in einem Käfig. Und da sich dieses Problem nicht lösen lässt, kümmere ich mich um dein Problemchen", kontert sie. Das Wort 'Problemchen' verziert sie dabei mit Gänsefüßchen, die sie mit Hilfe ihrer Hände in die Luft malt. "Magst du ihn denn auch?", fragt sie mich schließlich. "Devin?" Nein Lotta, den Graf von Buxtehude. Natürlich Devin. Wie blöd diese Frage von mir gewesen ist, muss Wendy mir nicht einmal sagen. "Da du so blöd gefragt hast, fasse ich das mal als ein Ja auf", schlussfolgert Wendy und zwinkert mir zu. "Nein nein nein! Schlag dir den Gedanken schnell wieder aus dem Kopf. Von solchen Idioten will ich nichts?", rede ich mir selber ein. "Dafür hast du aber ziemlich interessiert hingehört, als sie plötzlich über dich geredet haben", fährt Wendy fort. Da mir das auf die Nerven geht, stehe ich auf und lasse sie in ihrem Käfig alleine.

Den ganzen Tag habe ich nun nicht mehr mit Wendy gesprochen. Auch am Abend stelle ich ihr nur ihr Wasser und etwas zu Essen in den Käfig und gehe dann wieder zu den Jungs. Ich lasse mich neben Felix fallen und richte meinen Blick auf das Lagerfeuer, welches wir jeden Abend entzünden. "Wieso so gut gelaunt?", fragt mich dieser amüsiert. Ich schubse ihn leicht gegen die Schulter. "Ich hatte heute morgen keinen guten Start", sage ich dann dennoch. Eine Weile schweigen wir. Da ich müde werde und mein Kopf sich schwer anfühlt, lege ich ihn auf Felix Schulter ab. Zumindest versuche ich es. Da er dann doch ein Stückchen größer ist und ich ihm mit meinen mikrigen 1.59 m quasi geradezu auf den Bauchnabel sehen kann, wenn wir nebeneinander stehen, wird es nach einer Weile unbequem und ich richte meinen Kopf wieder auf. "So wie Devin mich gerade mit seinen Blicken erdolcht, hatte er auch keinen guten Start", schmunzelt Felix. Gerade wollte ich dazu ansetzen, ihm an den Kopf zu werfen, wie egal es mir ist, da redet er schon weiter. "Keinen guten Start mit dir meine ich. Ich glaube, ihr müsst euch mal ordentlich aussprechen", sagt der Blonde und erhebt sich. "Also, es wird spät. Du solltest dich ausruhen."

Ausruhen ist keine Option. Fast die ganze Nacht liege ich wach und denke über die Worte von Wendy und Felix nach. Die Gedanken, die mir deswegen aufkommen, schiebe ich als Hirngespinste zur Seite und versuche wenigstens ein bisschen zu Schlafen.

Die nächsten Tage bekomme ich weniger von Devin mit. Er hält sich zurück und hackt nicht mehr so oft auf mich rum. In einer freien Minute, als er und ich abseits von den anderen alleine waren, um etwas zu erledigen, spreche ich ihn darauf an. "Du warst die letzten Tage so zurückhaltend. Geht es dir gut?", frage ich ihn neutral. Devin grinst mich an. "Du vermisst es. Du magst mich", gibt er wieder selbstüberzeugt von sich. Als er die Klappe gehalten hat, hat er mir besser gefallen. "Erzähl doch keinen Quatsch", entgegne ich ein wenig zu harsch. Wahrscheinlich hat es mich verraten, denn er grinst mich breit an. "Ich wusste, es würde nicht lange dauern, bis du mir verfällst", spricht er weiter. Oh Gott, dieses Ego. Wenn es nach mir gehen würde, würde ich meine Gefühle für ihn abstellen. Denn tatsächlich hat er Recht. Ich mag ihn. Und das passt mir gar nicht. "Du magst mich. Du schweigst und deine Wangen werden rot", zieht er mich damit auf. Tränen steigen in meinen Augen auf. Ob es Tränen der Wut oder Tränen der Demütigung sind, weiß ich jedoch nicht. Ich pfeffere den Stock, den ich eben noch in der Hand hielt, auf den Boden und beeile mich, dass ich von ihm wegkomme. Ich möchte mir nicht noch länger anhören, wie er sich darüber auslässt, dass ich ihn mag. Weit komme ich aber nicht, denn Devin hält mich am Handgelenk auf und zieht mich zu sich zurück. "Hey, bitte lauf nicht weg", sagt er  sanft. Perplex sehe ich ihn an. Ich wusste nicht, dass er in so einem Ton mit mir reden kann. "Soll ich mir weiter anhören, wie du dich über mich lustig machst? Das kannst du nämlich knicken", werfe ich ihm an den Kopf, als ich mich wieder gefasst habe. Bevor er antworten kann, fällt mir aber etwas ein. Wendy und Felix hatten mir nämlich etwas erzählt. Und Devin selber ja irgendwie auch. "Außerdem bin ich nicht diejenige, die ihre Gefühle abgestritten hat", fahre ich ihn an. Jetzt ist es an ihm, mich perplex anzuschauen. "Der Wald ist nämlich ziemlich hellhörig", spreche ich weiter. Ein gemurmeltes "Mist!" verlässt Devins Lippen, bevor er einen Schritt auf mich zumacht und nun so dicht vor mir steht, dass ich seinen Atem auf meiner Stirn spüre. Seine schönen blauen Augen sehen in meine. Und auch, wenn ich ziemlich weit zu ihm hochsehen muss, sind mir die Nackenschmerzen deswegen egal. Langsam stelle ich mich auf die Zehenspitzen und komme ihm näher. Kurz bevor meine Lippen auf seine Treffen, ziehe ich mich aber zurück und mache kichernd einen Schritt nach hinten. Devin sieht mich erst ein wenig verwirrt und enttäuscht an, macht dann erneut einen Schritt auf mich zu und lässt sich diesmal keine Zeit. Noch bevor ich irgendwie Zeit habe, zu reagieren hat er eine Hand in meinen Nacken und die andere auf meine Hüfte geschoben. Seine Lippen legen sich sachte auf meine und entfachen ein wunderbares Feuerwerk in mir. Es dauert keine Sekunde, bis ich den Kuss erwider und mich voll und ganz dem Moment hingebe. Viel zu früh lösen wir uns wieder und er sieht mich verliebt an. "Dein Rückzieher musste sein, oder?", fragt schmunzelnd. "Natürlich, ich muss doch wissen, ob du mich wirklich willst", antworte ich ihm lächelnd und küsse ihn nochmal.

Sooo liebe lottiiii_karotti das ist dein OS🥳
Ich hoffe, er gefällt dir und entspricht ungefähr deinen Vorstellungen :))
Es hat mir viel Spaß gemacht, ihn zu schreiben und ich hoffe, es lässt sich gut lesen☺️

Falls irgendwer sich wegen des Titels fragt: Ich bin total schlecht darin, Kapitel zu benennen und ich fand es passend, dass ein Lost Boy die Liebe findet, also gebt euch mit Lost & Found zufrieden oder lasst es xD

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top