Hofdamen

Lyla

Unsere gemeinsamen Nächte vergingen wie im Flug. Wir lagen tagelang einfach nur im Bett und liebten uns, manchmal dauerte es Stunden, manchmal nur wenige Minuten, doch alles hatte nun mal ein Ende und unser Ende kam schneller als erwartet. 

Wir konnten nach unserer Hochzeit kaum einen einzigen Tag als Ehepaar genießen, denn es standen viele Termine für den König und mich an. Konferenzen, Treffen mit dem Kronrat, Ansprachen an das Volk, Kriegsverhandlungen und noch viel mehr.

Nun Matthew war lange weg gewesen und seine Mutter hatte als Regentin die Führungsrolle übernommen, aber dennoch hatte sie nicht alles regeln können, denn die meisten und wichtigsten Entscheidungen kann nur ein König für sein Land treffen.

Es war früher Morgen, Matthew war schon lange auf, um sich mit einigen Gesandten zu besprechen wie es mit den Verhandlungen zwischen Zumalia und Bredinia weiter geht, denn momentan war die Lage eher schlecht als recht.

Lena und Ella machten mich wie jeden Tag zurecht, zogen mir ein hübsches Kleid mit Spitzenärmeln über und banden mir meine Haare, die nach gründlicher Reinigung wieder braun geworden waren. Danach folgte etwas Goldschmuck und meine Krone - et voila, ich sah perfekt aus. 

"Danke, ihr habt wieder einmal tolle Arbeit geleistet.", bedankte ich mich mit einem kurzem Nicken und die beiden knicksten leicht und verschwanden aus dem Gemach. Ich erhob mich ebenfalls und machte mich auf den Weg in den Speisesaal, in dem ich Matthew begegnete, der gerade ein paar Briefe vorgelegt bekam und dabei eine Traube aß. Doch als er meine Anwesenheit bemerkte, schickte er den Boten mit den Worten weg: "Darum kümmer ich mich später". Dann erhob er sich leicht lächelnd und begrüßte mich mit einem sanften Kuss auf die Stirn.

"Guten Morgen, meine Schöne", hauchte er und deutete auf einen Stuhl neben ihm.

Sofort kam ein Bediensteter und legte ganz selbstverständlich ein weiteres Gedeck auf und goss mir einen Tee ein. Somit nahmen Matthew und ich platz und aßen unser Frühstück.

"Liegt heute etwas Besonderes an?", fragte ich meinen Ehemann nachdem ich einen Schluck vom köstlichen Kräutertee genommen hatte. Es war eine Spezialmischung aus Kräutern der Region, die meine Mutter immer für einen Tee benutzt hatte und genau dieser erinnerte mich immer ein wenig an Zuhause.

"Allerdings", begann Matthew und lächelte mich an. "Da du nun die Königin von Bredinia bist, werden dir Hofdamen zu geteilt. Adelige Damen, die dich in die Gesellschaft eingliedern und ebenfalls für dein Wohlergehen sorgen werden."

Ich sah ihn leicht verwirrt an und verzog die Augenbrauen. "Und was passiert mit meinen Zofen?"

"Sie bleiben dir natürlich erhalten", sagte er und nahm meine Hand und lächelte. "Miranda wird sie dir gleich vorstellen. Am besten machst du dich sofort auf den Weg in den Thronsaal, denn sicher sind sie bereits da."

Ich nickte, erhob mich dann und wünschte ihm einen schönen Tag, obwohl ich am liebsten bei ihm geblieben wäre und den Tag über mit ihm in den Wäldern bei dem schönen Wetter verbracht hätte, doch das war nun mal nicht möglich. Wir hatten Pflichten, die erfüllt werden mussten. Somit machte ich mich schweren Herzens auf den Weg in den Thronsaal und sah tatsächlich Miranda umgeben von drei anderen, mir unbekannten Frauen mit dem Rücken zu mir stehen. Ich trat vor und als sie mich bemerkten verfielen sie alle in eine Referenz und begrüßten mich mit den Worten: "Guten Morgen, eure Hoheit" und erhoben sich erst als ich ihnen freundlich zu nickte. "Guten Morgen, meine Damen."

Ich hatte mich an diese ganzen Förmlichkeiten immer noch nicht so ganz gewöhnt, doch allmählich wurde es immer selbstverständlicher, dass ich keine Bauerntochter mehr war sondern eine Königin. Wie auch immer das nur geschehen konnte.

Doch nun musterte ich die drei fremden Frauen vor mir als Miranda sie der Reihe nach vorstellte:" Dies ist Lady Gina. Sie stammt aus Ria, ihr Vater ist der Baron Mellington und herrscht über eine Menge fruchtbares Land." Lady Gina trat vor. Sie war wunderschön und etwa in meinem Alter. Ihr Haar war braun und war lang, was ihrer schlanken Figur sehr schmeichelte und ihr Gesichtsausdruck war vornehm freundlich.

"Es schmeichelt mir sehr, dass eure Hoheit mich als ihre Hofdame auserkoren hat. Seid gewiss, ich werde euch gute Dienste leisten.", sprach sie und lächelte leicht. "Da bin ich mir sicher, Lady Gina."

Dann trat eine blonde Frau mit schlanker Figur und wunderschönem Gesicht hervor. Ihr Name war Lady Violett und sie war die Tochter einer sehr reichen Familie aus Welta, also genau genommen keine Adelige, doch mir machte das nichts aus. Sie wirkte freundlich und treu ergeben, aber nicht ganz so förmlich wie die anderen. Ich war mir sich wir würden gute Freundinnen werden, die alle Geheimnis miteinander teilen.

Und nun trat die letzte Hofdame vor und als sie zu mir hoch sah, entfuhr mir ein überraschtes: "Du?" und sie blickte mir ebenfalls überrascht entgegen, schüttelte dann aber unmerklich mit dem Kopf und sagte förmlich:" Verzeiht, ich glaube nicht, dass wir uns schon einmal begegnet sind. Mein Name ist Lady Amalia und ich bin die Tochter der Fürstin Holland aus Aya in Rumina, doch ich bin der Krone treu ergeben."

Ich nickte etwas aus dem Konzept gebracht, denn ich kannte Lady Amalia und zwar sind wir uns zufällig bei Mistress Roydon begegnet. Damals als ich die ersten Kampstunden gehabt hatte. Aber sie war die Tochter der Fürstin, warum hatte sie Kampfstunden genommen und warum ist sie zu meiner Hofdame auserkoren, obwohl sie aus Rumina stammte?

Das waren alles Fragen, die sich wohl erst in Zukunft klären würden.


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