Kapitel 66.

Das Gebrüll des Krieges

Daraufhin sahen alle beide so aus, als hätte ich einen dummen Witz über Jackson erzählt, und wäre danach Blümchen werfend davon gehüpft um eine Runde mit Dionysos und Hermes zu Feiern.

Unruhe viel wie ein gieriges Raubtier über die mehr oder weniger tapferen Soldaten her. Es drang durch ihre Muskeln, vibrierte durch ihre Knochen. In den Köpfen klingelte die Angst an der Tür, klopfte, pochte, hämmerte gegen den Geist der Leute, jagte ihnen einen Schauer nacheinander über den Rücken, bis die Handflächen nass vor Schweiß waren.

Der dazugehörige Grund, weshalb es so war, weshalb sie so reagierten, war niemand geringeres als Enyo selbst. Und sie hatte keine Lust mehr auf Gandalf beschwichtigende Kommentare und Dains schnippische antworten, weswegen sie einen Teil ihrer göttlichen Aura frei setzte damit sie alle in der Umgebung abzuschrecken konnte. Und es wirkte. Wie ein Parasit breitete es sich aus, begann von einem Soldaten zum nächsten zu springen, gleich einem Floh der von Wirt zu Wirt sprang, oder sogar eher einer der schweren Seuche Apollos, die per Anhalter durch die Gegend fuhren.

Die Reaktion der Menschen kannte ich. Angst. Unsicherheit. Furcht. Gelegentlich Wut. Verständnislosigkeit.
Es schreckte sie zurück, füllte ihr Innerstes mit irrationaler Angst, ließ sie Zweifeln, doch die Reaktion von Elben und Zwergen kannte ich nicht. Bisher hatte ich das nie bei denen ausprobiert. Entweder könnte es stärker oder schwächer ausfallen, hing wahrscheinlich von der jeweiligen Person ab, wobei ich mir unsicher bin, ob Zwerg oder Elb empfindlicher dem gegenüber waren. Mhm. Was denkt ihr?

Eine abrupte Bewegung in meinem Augenwinkel riss mich aus meiner starre. Unwohl umklammerte ich Ringilsheft, fest, so fest, dass meine Knöchel weiß hervor traten, und langsam Begriff, das es mehr als nur brenzlig wurde wenn die anderen noch weiter leben sollten.

Zeit das zu tun, in dem ich gut bin, Leute. Zeit meiner Bestimmung als Gott zu folgen.
Krieg.

Denn Krieg hatte immer seinen Preis. Und jetzt war er nah. So nah. Aber doch gleichzeitig so weit weg wie Tartarus Hausschuhe die ein Bad mit gelben Quitscheendchen im Styx nahmen.

Nervös ruckte der Kopf vom Kahnführer durch die Gegend, schien sich dabei nicht entscheiden zu können, ob er lieber zu Thranduil, Dain, Gandalf oder der angepissten Enyo sehen sollte. Sein weißes Pferd tänzelte von einem Bein aufs andere, die dunklen Augen weit aufgerissen, die Nüstern gebläht. Es roch die drohende Gefahr, den herannahenden Tod, der in Gestalt dieser Frau erschienen war.

Dann wandte der Mann kurzzeitig seinen Kopf zu mir, starrte. Angst. Hoffnung. Die Erkenntnis der Wahrheit in seinen Augen, es brach wie ein Unfallendes Kartenhaus auf ihn herein, dabei drohte es mich gleich mit zu reißen. Stumm bat er mich um Hilfe, Bard, der den Drachen Smaug tötete. Etwas an dem ich scheiterte, er jedoch nicht. Ein Mensch machte es besser als ein Gott... Das ich sowas überhaupt Mal erlebe. Ein Halbgott, ja na gut, kann man gelten lassen, aber ein Mensch, ein einfacher Mensch... Das hat mich echt überrascht.

Stumm wich ich seinem Blick aus. Noch nicht. Noch ist es nicht soweit. Warte noch. Ich brauche ein Überraschungsmoment.

Neben mir rang Bilbo mit seinen Händen, verknotet sie ineinander um sie wieder zu lösen. Das ganze wiederholte sich noch ein paar Mal, bis er stattdessen seine Finger in die Westentaschen schob und scheinbar etwas sehr wichtiges mit seiner Hand umklammerte, als könnte es im nächsten Moment zu einem Sprechenden Gegenstand werden um einen auf Apollo zu machen.

Ich kann mir auch schon denken an was er sich festhält; klein, Gold, rund.

Der Ring.
Dieser elendige Ring.
Irgendwann wird er noch Tod und Verderben mit sich bringen, das spür ich in meinen Knochen, das heißt also was.
Allerdings weiß ich wirklich nicht, was ich von diesem magischen Ding halten soll -es ist immer noch gefährlich, und irgendwann wird er einen Preis für diese Magie zahlen müssen mit der Bilbo spielt, doch dabei weiß er nicht mal welchen. Das scheint wirklich niemand zu wissen.

Auf meiner anderen Seite runzelte Siril sorgenvoll die Stirn, bevor sie sich am ganzen Körper schüttelte, ehe die rothaarige sich unruhig an ihrem Oberarm kratzte. Ihre Rüstung klapperte leise. ,,Das gefällt mir nicht. Der Wind hat sich gedreht, und es klingt fast so als..." Die Elbe stockte. Ich drehte mich ihr zu. Aufmerksam betrachtete ich sie. ,,als wäre die Natur plötzlich gegen uns, als würde sie sich ebenfalls von diesem Wahnsinn anstecken lassen. ...fast als würde der Boden vibrieren." Verwirrt runzelte sie die Stirn.

,,Wahnsinn.", wiederholte ich Staubtrocken, in dem Wissen das es so oder so aufgefasst werden konnte wie man gerade wollte. Eine Erwiderung sparten sie sich deshalb alle beide. Gut so.

Empört schnaubte Dain.
Inzwischen wies das Gesicht von Thorins Vetter und Herr der Eisenberge eine beträchtliche Anzahl roter Flecken auf, die sicherlich nicht von Geduld wie Seeliger Ruhe her rührten, sondern viel eher von den Provokationen der Göttin. Ein Wunder das sie noch niemanden umgelegt hat.

,,Dummes Weib! Ihr wisst doch nichts über diesen Krieg, geschweige denn was diese Spitzohren damit zu tun haben! Verschwindet, solange ihr noch könnt, sonst zieh ich meine Axt und finde ein weiteres Leben, dessen Blut an dieser Klinge klebt!" Aggressiv starrte der Zwerg von seiner Erhöhung zu Enyo herunter, während Gandalf dieses Mal schwieg -vielleicht versuchte er auch nur nicht noch mehr Schwarzpulver in eine wild brennende Flamme zu werfen? Wer weiß schon was in diesen Köpfen von Zauberern vor sich geht?

,,'Tschuldigung, ...nicht. Es tut mir überhaupt nicht leid, aber einer in den Idiotischen Plan von euch muss doch Mal merken, wer ich bin?! Ich bin Enyo, Göttin des Krieges und der Zerstörung. Also wer von euch Idioten legt sich freiwillig mit mir an? Wer will eine Kostprobe meiner Macht schmecken, ihr Weichlinge!", spie sie ihm entgegen, denn ihr eh schon kurzer Geduldsfaden war schon lange nicht mehr so überstrapaziert worden.

Dann passierte es.
Es war nur ein zucken ihrer Hand.
Unauffällig.
Tödlich.
Doch ich sah es.
Klar und deutlich.

Schlagartig ging ein Ruck durch meinen verspannten Körper, dessen Muskeln und Sehnen sofort anfingen von selbst zu arbeiten.

Ihre Feingliedringen Finger schlossen sich um das Heft ihrer Lieblingsklinge. Mein Herz pumpte in einem unvorstellbar schnellen Rhythmus, während sich das Adrenalin genauso schnell wie die freudige Erwartung eines Kampfes meine Sinne flutete, sie schärfte. Mit schnellen Schritten lief ich los und schob mich durch die Menschenmenge.

In meinem Inneren kreischte ein Warnender Instinkt auf, welcher mich vor Enyos Unberechenbarkeit mahnte.
Eine Unberechenbarkeit, die sich in ihren Taten wiederspiegelte, denn sie entschied meistens aus einer Laune heraus was sie machte. Und ich wusste nicht wie sie auf mein Überleben reagieren würde.

Dazu darf ich sie nicht unterschätzen. Nicht im Moment. Nicht mit meiner momentanen Verfassung.

Mit einer entschlossenen Bewegung schloss ich meine Finger um Ringils Schwertheft. Kam es drauf an, werd' ich es schon auf die harte Tour rausfinden. So wie immer. So wie unzählige Male zuvor. So wie bei den Riesen. Den beiden Idioten... -Nein, schlechter Zeitpunkt um eine Panikattacke herauf zu beschwören, bleib gefälligst bei der Sache, Ares!

Mein Griff verhärtete sich. Angespannt schob ich mich durch die nervösen Reihen an Menschen. Die Angst lag wie ein billiges Parfüm in der Luft. Sobald es Schwäche witterte, stürzte es sich auf die nächsten Trottel, die es beeinflussen kann.

Unterdessen flogen Bards Augen umher, bis er mich auszumachen schien. Er starrte mich an, flehend aber auch zugleich hoffnungsvoll. Ne ne, ich bin nicht hier um euren Krieg ab zu blasen, das kannst du vergessen, ich bin nur da um die Irre da zu packen und nach Hause zu Zeus zu schleppen, damit er sich eine dumme Strafe für sie ausdenken kann.

Bilbo guckte mir verunsichert hinterher, wie ich mich flink durch die Masse an Menschen bahnte.
Siril verlagerte ihr Gewicht auf den anderen Fuß, wissend, dass das nicht so ausging, wie sie es sich wohl erhoffte.
Thranduil, der Eisblock von König, wusste das natürlich auch, denn ich konnte seinen eisigen Blick auf mir spüren, wie er sich in meine Seite Borte -ein Wunder das er noch nichts Dämliches zu Enyo gesagt hat.

,,Kommt nur her! Ich spalte Euch auch den Schädel!", grölte Dain lautstark zurück, weswegen meine Schwester labile grinsend die Klinge aus seiner Halterung zog. Sie schleifte laut über die Scheide, verursachte ein unangenehmes Scharben in den Ohren, das in mir angenehme Erinnerungen auf dem Schlachtfeld weckte. Der vertraute klang eines befreiten, nach Blut verlangendes Schwertes dröhnte in der angespannten Luft wie ein Kugelhagel im Kriegsgebiet.

Die anwesenden bemerkten den heran nahenden Tod nicht, dabei stand er nun vor ihnen. Sie bemerkten ihr Ende nicht. Glaubten nicht, das die Weibliche Gestalt ihr Ende sein könnte.

Meine Güte, was sind das eigentlich alles für Idioten? Wie -und ich Frage noch einmal-, wie haben die es geschafft zu überleben? Kann mir einer bitte Mal diese Frage beantworten? Warum leben die noch? Schön, bei Bilbo und den Zwergen war ich dran beteiligt damit die am Leben bleiben, bei den anderen aber scheint es einfach nur pures Glück oder unfassbare Dummheit zu sein.

Apropos unfassbare Dummheit...
,,Na los, traut euch, Weib! Ich fürchte mich nicht!"
Da haben wir doch ein tolles Beispiel.
Super Dain, mach sie noch wütender! Am liebsten würde ich irgendwem sein Schwert wegnehmen um das dann sehr diskret in seine Brust zu rammen. Aber nein. Nein. Es geht natürlich nicht. Und das macht es ja auch so leichter!

Unsanft stieß ich einen der Menschen zur Seite. Der Mann sah mich mit einer Mischung aus Verwirrtheit und Unglaube an, während sein Nabenmann ein empörtes schnaufen vernehmen ließ, möglicherweise auch eine unschöne Beschimpfung sprang dabei für mich raus. Schwachköpfe. Immer diese Menschen. Da versucht man ihnen schon zu helfen, aber die kapieren es einfach nicht.

Aber zurück zum geschehen.

Wo ich mich durch die Reihe an Menschen kämpfte, genügte es für Enyo einfach nur einen großen Satz zu machen, dann stand meine Schwester auch schon bereits vor ihm, vor Dain, so dass sein Borstiges Reittier einen überraschten Schritt nach hinten wich. Ein unzufriedenes Grunzen entkam dem Schwein.

Mein jüngerer Zwilling ragte über ihn auf wie ein bedrohlicher Schatten, groß und mächtig zugleich, die dunklen Haare in dem straffen Zopf, der nur durch die verschiedenen Strähnen in rötlichen Farbtönen an Ernsthaftigkeit verlor.
Grün glänzten ihre Augen im hellen Licht der Sonne, grün wie Gift, grün wie Schlangenschuppen.

Die Himmlische Bronze glühte, leuchtete, als das Licht auf die Klinge viel, strahlte in einer so intensiven Farbe, dass es dem Sonnenuntergang im Herbst glich. Locker schwang sie den Anderthalbhänder in ihrer Hand herum, betrachtete die Rasiermesser scharfe Schneide wie hypnotisiert.

,,Weißt du, Menschen kann ich mit diesem Schwert nicht töten.", begann sie ruhiger als gedacht. ,,Gnome und Feen allerdings schon, und für Menschen kann ich mir was ausdenken, hab ein paar gute Einfälle." Lange betrachtete sie die tödliche Klinge, bevor sie wie in Zeitlupe auf sah, um den rothaarigen starr an zu sehen. In ihrem Blick spiegelte sich ein Ausdruck des Hohnes wieder. ,,Es gibt viele Arten jemanden langsam und qualvoll sterben zu lassen. Vielleicht nehm ich einfach irgendwo eine Fackel her, damit ich dich oder einen dieser anderen Sterblichen verbrennen kann? Glaubt mir, ein tot im Feuer ist weit schmerzhafter als alle glauben. Wenn einem die Flammen das Fleisch von den Knochen fressen, die Hitze Sehnen und Muskeln schmelzen lässt und die Schmerzensschrei in der Luft herum flirren, dann weiß man wenigstens, das man alles richtig gemacht hat."

Ein plötzlicher Ruck ging durch ihren Körper, bevor sie nach vorne auf den Zwerg zu sprang. Während diese plötzliche Energie auch durch ihre Arme ging, sich durch Muskeln zog, ließ sie die im Sonnenlicht warm funkelnde Klinge in die Höhe schnellen, während Dain nach seiner eigenen Waffe grabschte, es aber nicht rechtzeitig schaffen würde. Sein Gesichtsausdruck allerdings blieb Hart, doch innerlich muss er sich bestimmt in die Hose pissen. Ich mein, er wird gleich von der Göttin der Zerstörung abgemurkst, da vergeht einigen der Mut.

,,Enyo!", brüllte ich noch im selben Moment lauthals zu ihr rüber, als ich ihren Mordversuch erkannte, nebenbei griff ich nach Ringil um es aus der Scheide zu ziehen, welches bei dem Tageslicht in einem kalten silbrig Schimmer glänzte, der die umstehenden Menschen zur Seite weichen ließ -vielleicht lag es auch daran, dass ich mit gezückter Waffe durch ihre Reihen spazierte.

Ich weiß ich weiß. Aber Ares, der 'Kalte Stern' ist ein elbisches Schwert, das kann Enyo nicht töten und mimimi mimi mimimi bla mimi -was auch immer. Weiter im Text.
Weiß ich doch. Wäre auch reichlich blöd es mit Minuial oder Ringil zu versuchen, aber ich hab noch mein Jagdmesser aus Himmlischer Bronze als kleine Notfall Möglichkeit. Dafür brauche ich nur einen guten Moment, dann kann ich die Sache vielleicht wenigstens im Bereich Enyo rumreißen.

Zu meiner Verwunderung hielt sie inne. Die Klinge verharrte in ihrer Position, schnellte nicht in Richtung Dains Kehle, wo diese auf weiche Haut und warmes Blut treffen würde - nach dem Schmerz, nach dem sich Enyos Schwert verzerrte. Nein. Es passierte nichts dergleichen.

Erstarrt ahmte die Göttin einen Moment lang eine Statue nach, bevor der Kopf der grünäugigen ruckartig in meine Richtung schnappte. Ihre Gesichtszüge entgleisten. Ungläubig starrte sie mich an als wäre ich nur eine Fata Morgana -was ich natürlich nicht bin.

~~~
Ein neues Kapitel. 🥳

Und irgendwie fällt mir nicht mehr ein, was ich hier unten hin schreiben kann... Blöd gelaufen.

Dann bis zum nächsten Mal! *Winkt übertrieben*

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