Kapitel 1

Kaum war ich von den Ferien an einer entlegenen Bucht in Schottland zurück, begann ich zu planen und nachzudenken. Zuerst begann ich alles, was ich nicht unbedingt brauchte, zu verkaufen. Auf eBay, auf Flohmärkten und in Second Hand Shops. Am Ende hatte ich wirklich viel Geld. Genug für meine geplante Flucht. Jetzt fehlte nur noch das Verbrechen. Einen Mord würde ich nicht begehen. Das hätte ich psychisch nicht ausgehalten. Die Lösung kam ganz einfach. Ich war mit meinem Plan noch nicht ganz zufrieden. Aber um das zu tun, was ich tuen wollte, fehlte mir das Geld. Und damit hatte ich auch mein Verbrechen.
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Es war an einem schönen Sommertag. Der dritte in Folge. Ich saß, wie die zwei vergangenen Tage auch, auf meinem Balkon und wartete darauf, dass jemand aus den anderen Wohnungen einen netten Ausflug machte. Der im Stock über mir war gestern mit seiner Freundin zum Baden gefahren. Das Fenster hatten sie offen gelassen. Wer erwartete im fünften Stock schon einen Einbruch? Ich würde das auch nicht erwarten. Vor allem, weil es auch mir unmöglich war, dort einzusteigen. Und auch heute schien ich kein Glück zu haben. Meine Ferien schienen sehr langweilig zu werden. Bis ich einen etwas beleibten Mann aus dem Gebäude gehen und in sein Auto steigen sah. Ich kannte ihn vom Sehen und wusste, dass er im ersten Stock lebte. Ich stand auf, zog meine alten Turnschuhe an und ging nach draußen.

Unten angekommen schaute ich, ob er ein Fenster offen gelassen hatte. Eines war gekippt. Vermutlich hatte er nicht vor, lange weg zu bleiben. Das beste aber war, dass das Fenster neben dem Regenrohr war. So viel Glück war ja beinahe schon verdächtig. Ich versuchte, an der Regenrinne hoch zu klettern. Gleich beim ersten Versuch rutschte ich ab. Aber ich hatte die letzten Monate, die ich zum planen und vorbereiten gebraucht hätte ja nicht umsonst trainiert und beim zweiten Mal klappte es. Als ich drinnen war, sah ich mich erstmal um. Es war alles ziemlich ordentlich. An der Wand stand ein Schreibtisch und ein kleines Regal voller Ordner. Der kleine Raum war allem Anschein nach ein Büro. Nach kurzer Untersuchung stellte ich fest, dass ich hier wohl kein Geld finden würde. Ich ging aus dem Zimmer heraus und ins nächste rein. Das war das Schlafzimmer und hier hatte ich mehr Glück. Im Nachtkästchen fand ich, was ich suchte. Gespartes Geld. Eine ganze Menge gespartes Geld. Definitiv genug für meinen Plan. Ich sah aus dem Fenster. Es zeigte ebenfalls auf die Straße. Ich öffnete es, kletterte hinaus und ließ mich herunterhängen. Dann ließ ich los und landete auf dem Asphalt. Alles andere als unauffällig, aber das war ja auch nicht mein Ziel. Abgesehen davon hatte ich einen Haufen verräterische Schuh- und Fingerabdrücke hinterlassen. Ich ging durch die Hintertür hoch in meine Wohnung und buchte dort per Telefon den nächsten Flug nach Kairo und einen einwöchigen Aufenthalt in irgendeinem Hotel, dass noch ein Zimmer frei hatte. Alles von dem gestohlenem Geld. Dann sah ich aus dem Fenster und wartete darauf, dass der Mann zurückkam. Kam er auch sehr bald. Mit einem Päckchen Mehl. Er war wohl nur kurz einkaufen gewesen.

Ich blieb an meiner Position am Fenster, bis die Polizei ankam. Dann schnappte ich mir das Tagebuch. Auch nach zwei Jahren fand ich die Idee mit dem Tagebuch noch gut. Ich hätte wirklich Schriftsteller werden sollen. In dem Tagebuch erzählte ich, dass es mein größter Traum war, Mal einen ganz großen Urlaub in Kairo zu verbringen. Ich schrieb auch, dass ich zwar genug Geld für die Reise und das Hotel, aber nicht für sonstige Attraktionen hatte. Natürlich nicht direkt sondern versteckt und über mehrere Wochen verteilt. Ja, ja. Ich hätte wirklich Schriftsteller werden sollen. Als Angestellter im Supermarkt ging's aber auch. Das Haus, in dem ich wohnte war schon älter und es gab einen Ausgang aufs Dach. Das Tagebuch ließ ich irgendwo liegen, als hätte ich es mitnehmen wollen und dann doch vergessen. Während die Polizisten im Haus waren und vermutlich bald meine Wohnung durchsuchten, saß ich auf dem Dach mit meinem Koffer und wartete. Ich war mir ziemlich sicher, dass sie mich bald als Täter entlarvt hatten. Und sicher hatten sie auch die alten Turnschuhe unter dem Bett und das Tagebuch gefunden. Ich wartete, bis das Polizeiauto weggefahren war. Jetzt begann der riskante Teil meines Plans.

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