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"Kann Ich Ihnen helfen?" , fragt die Frau. Es ist die gleiche Frau, die vor ein paar Tagen auch bei ihnen war und ihnen die Geisterbücher empfohlen hat.

"Erinnern Sie sich an mich?" , fragt Alana hoffnungsvoll.

"Natürlich erinnere ich mich an dich. Und an deinen Freund. Mandrik, oder?" , fragt sie.

"Ja, genau" , sagt sie lächelnd. Die Frau schaut misstrauisch auf den Computerbildschirm, den Alana schnell versucht abzudecken. Die Frau muss nicht wissen, dass Alana nach Geisterfotos sucht.

"Willst du mehr darüber erfahren?", fragt sie und nickt auf den Bildschirm.

"Ja" , ist Alanas schlichte Antwort. Wenn sie es schon anbietet, würde Alana sicherlich nicht nein sagen.

"Was willst du wissen?" , fragt die Frau.

"Alles, was Sie wissen" , antwortet Alana. "Was für Geister gibt es, was für eine Art von Geist sind sie? Sind diese Geisterfotos echt?" , fragt sie die ersten Fragen die ihr in den Kopf schießen "Warum verschwinden Geister einfach so und tauchen nach einer gewissen Zeit wieder auf? Warum sind nicht alle Geister an einem Ort, sondern manche an einen Ort gebunden? Was für eine Verbindung gibt es zwischen Geistern?" , schießt sie hervor.

"Langsam" , lacht die Frau. "Wir können uns dort hinten in eine ruhige Ecke setzten, wo wir nicht gestört werden" , sagt sie. "Und dann erzähle ich dir alles, was ich weiß" , sagt sie und Alanas Augen beginnen zu leuchten. Die beiden gehen in eine ruhige Ecke der Bibliothek. Es ist ein abgeschiedener Raum, in dem Zeitschriften liegen. Die beiden setzten sich gegenüber und die Frau atmet einmal ruhig aus, bevor sie beginnt zu erzählen. Sie zählt die ganzen Geisterarten auf, die es gibt. Alles, was Alana schon weiß.

"Und was sind Sie für ein Geist?" , fragt Alana aufgeregt.

"Ein historischer Geist" , sagt sie. Alana und Mandrik hatten also recht. Innerlich freut sie sich sehr.

"Und was ist Mandrik für ein Geist, wissen sie das?" , fragt Alana. Sie muss es unbedingt wissen.

"Ich würde behaupten, dass er einfach ein ganz normaler Geist ist." , behauptet die Frau. Das bringt Alana nun wirklich nicht weiter.

"Er ist keiner von den Arten, die wir gelesen haben. Elematergeist, Poltergeist, Todesgeist, historischer Geist, Bote oder ein Restspuckgeist?" , fragt sie. "Auch keine mentale Abdruckmanifestation?" , fragt sie. "Das hätte nämlich einiges gepasst" , erkkärt sie der Frau.

"Nein. Er ist einfach ein normaler Geist. Einfach ein Geist. Und das sind die besten" , sagt sie lächelnd. Er ist eine verstorbene Person. Er ist ein Freund von dir. Er hat seine ganzen Emotionen noch, kann sich aber nicht an sein Leben vor dem Tod erinnern. Er kann mit dir sprechen, weil ihr eine Verbindung zueinander aufweist. Mit anderen Menschen kann er nicht sprechen. Nur durch die Magie der Vorstellung ist dies möglich. Das ist sozusagen seine Fähigkeit, wie die anderen Geister aus dem Zirkus auch ihre Fähigkeiten haben. Rüya hat keine Knochen, weil ihre Leiche im ganzen Land verteilt wurden ist. Syklar hat das Talent des Feuers, weil sie in einem Brand umgekommen ist. Mandrik projiziert Kälte, wenn du durch ihn hindurchfasst. Du kannst seine Anwesenheit spüren, oder? Mandrik kann durch Wände, Dinge oder Menschen schweben. Manche Geisterarten können Menschen und Gegenstände berühren, wie ich. Aber ich bin ein historischer Geist. Mandrik kann dies nicht" , hält sie einen Monolog, bis Alana sie unterbricht.

"Wird er mich niemals berühren können?" , fragt sie.

"Das weiß ich nicht. Ich habe bisher noch keinen Geist seiner Art gesehen, der einen Menschen berührt hat, aber vielleicht findet ihr eine Lösung" , gibt sie zu und redet schließlich weiter, um noch mehr über Mandrik zu sagen.

"Er hat seine Persönlichkeit von damals behalten, aber kann sich eben nicht mehr erinnern. Das ist immer so. Außer bei uns historischen Geistern. Ich erinnere mich an mein Leben, aber ich bin auch die einzige Geisterart, die dies kann. Mandrik kann Gefühle spüren und ich kann dir sagen, dass seine Gefühle stark sind, für dich, denn er denkt in dieser Sekunde an sich. Du weißt, dass Geister kein Zeitgefühl haben, deshalb weiß er nicht, wie lange er schon von dir getrennt ist. Es ist krass, dass er noch an dich denkt, denn er ist schon einige Wochen unterwegs. Das zeugt davon, dass ihr ein starkes Band zueinander habt. Er taucht oft mitternachts auf, deshalb heißt der Zirkus auch Mitternachtszirkus. Dort sind einfach wenige elektrische Geräte in der Nähe und diese mögen Geister eben nicht. Erstaunlich finde ich es deshalb auch, dass er so viel Zeit mit dir an deinem Computer verbringt, um mit dir zu recherchieren." , beendet sie ihren Monolog.

"Ich wusste nicht, dass Geister technische Geräte meiden"

"Die meisten kennen sie nicht, weil sie schon tausende von Jahren tot sind. Aber sie strahlen auch etwas aus, was uns stört"

"Und welche Verbindung sollen wir beiden bitteschön aufweisen? Ich habe ihn doch gar nicht gekannt" , denkt Alana laut nach.

"Das musst du schon selbst herausfinden" , lächelt die Frau und ist von der einen auf die andere Sekunde wieder verschwunden. Sie hat sich einfach in Luft aufgelöst, dabei hatte Alana noch tausend Fragen. Alana muss erst einmal Luft holen und schaltet den Computer aus, um all diese Informationen zu verarbeiten. Sie schreibt all das Wissen auf, um es nicht zu vergessen, auch wenn sie nicht glaubt, dass sie es vergessen kann. Danach packt sie den Zettel in ihren Rucksack und geht erst einmal auf die Toilette, um sich zu beruhigen. Danach macht sie sich auf den Weg zu ihrer Freundin Emma, denn sie kann ein wenig Ablenkung gebrauchen und hat keine Lust, jetzt noch mehr zu recherchieren. Sie würde nachher damit weitermachen.

Sie macht sich auf den Weg zu ihrer besten Freundin, sie sie schon viel zu lange nicht mehr gesehen hat. Seit die beiden unterschiedliche Wege gehen und sich nicht jeden Tag in der Schule sehen, ist es ein wenig schwierig, sich regelmäßig zu treffen. Emma hatte nun einen Freund und war auch sonst mit ihrer Ausbildung ziemlich beschäftigt, während Alana alle Hand voll mit Mandrik, dem Zirkus und dem FSJ zutun hatte. Nun kauft sie noch Blumen, bevor sie sich auf den zu Emma macht. Sie klingelt an der Tür und Emma macht ihr mit völlig zerstrubbelten Haaren die Tür auf. Außerdem hat Alana immernoch Schuldgefühle seit dem letzten Mal.

"Oh. Hi" , begrüßt sie Alana.

"Alles okay? Habe ich dich geweckt?" , fragt Alana unsicher. Sie hatte Emma viel zu lange nicht mehr gesehen und es war irgendwie nicht mehr das gleiche, wie damals. Damals waren die beiden viel vertrauter miteinander umgegangen. Nun war es irgendwie unangenehm.

"Ich habe dir was mitgebracht" , sagt sie unsicher und streckt die Blumen aus. Es waren einmal Emmas Lieblingsblumen.

"Danke" , sagt sie verhalten lächelnd. "Es ist gerade ehrlich gesagt ganz schlecht" , gibt sie zu. "Was wolltest du denn?" , fragt sie.

"Ach, nichts." , antwortet Alana und ist dermaßen enttäuscht. Aber was hatte sie auch erwartet, wenn die beiden sich wochenlang nicht gesehen hatten und sie nun einfach vor Emmas Tür auftauchte, ohne Ankündigung. Vor ein paar Monaten wäre das gegangen, die beiden hatten jede freie Minute miteinander verbracht, aber seit die beiden mit der Schule fertig sind, ist es irgenwie anders zwischen den beiden.

"Eine Frage habe ich noch.." , sagt Alana vorsichtig. Emma würde sie zwar schräg anschauen und sie für verrückt erklären, aber das war ihr in diesem Moment jetzt auch egal.

"Okay?" , fragt Emma.

"Kannst du mir einmal beschreiben, was ich anhabe?" , fragt sie.

"Ähm"

"Bitte"

"Okay.. Wenn du meinst" , antwortet Emma. Sie hatte sich verändert.

"Du hast eine rosane Hose mit Herzchen an und einen schwarzen Gürtel um, der die Hose festhält. Außerdem ein schwarzes Tshirt mit einem Aufdruck drauf an. Auf dem Shirt sind zwei Augen, Streifen und das Wort Artem aufgedruckt. Schwarze Sneacker" , stellt Emma fest.

"Okay, Danke"

"Bitte?"

Alana hatte den Pullover von Mandrik an. Nun hatte sie herausgefunden, dass die normalen Menschen die Dinge aus dem Zirkus scheinbar nicht sehen. Sie könnten also weiterhin in der Öffentlichkeit Karten spielen, ohne dass ihre Karten gesehen werden. Es würde nur seltsam aussehen dass sie eine Hand die ganze Zeit in der Luft hätte. Sie würde so gerne einfach eine normale Beziehung führen, ihren Freunden ihren Freund vorstellen.

"Ich vermisse dich, Emma" , sagt Alana, bevor sie sich umdreht und geht. Emma ist schon wieder in der Tür verschwunden. Alana ist sich nicht einmal sicher, ob ihre Freundin es gehört hat, was sie gesagt hat. Danach macht sie sich auf den Weg nach Hause und legt sich in ihr Bett. Es scheint wieder eine traurige Phase zu geben. Sie legt sich in ihr Bett und will nicht mehr aufstehen. Sie riecht an ihrem Pullover und atmet den Duft von Mandrik tief in ihre Lungen ein. Schon bald wird der Duft verpufft sein. Sie kann ihn noch nicht einmal aufrecht erhalten, weil es einfach nur der Geruch von Mandriks Körper ist und kein Parfüm, wie bei den meisten Menschen. Sie legt sich ins Bett und macht die Playlist an. Sofort kommt eines ihrer Lieblingslieder, in dem der Künstler von Liebe sinkt, die wie eine Droge ist. Es fühlt sich wirklich wie eine Droge auf Entzug an. Sie weiß, dass dieses Verhalten nicht gesund ist und man auch ohne seinen Partner glücklich sein soll, aber sie würde behaupten, dass dies eine andere Situation ist, als bei den meisten Menschen. Obwohl sie heute einige Schritte weiter ans Ziel gekommen ist, ist sie am Abend unglaublich traurig und will sich nicht mehr mit dem Zirkus beschäftigen. Zum Glück schläft sie bald darauf ein, denn das ist immer noch der beste Zustand, in dem man einfach nichts mitbekommt.

Als sie mitten in der Nacht aus einem Traum hochschreckt, geht sie doch noch einmal an den Rucksack mit den Aufzeichnungen, die sie in den letzten Tagen zusammen gesammelt hat. Sie hat geträumt, dass sie ihr gestohlen wurden. Sie liest sie noch einmal durch und setzt sich an den Computer. Sie wünschte, Mandrik wäre ein historischer Geist, denn dann könnte sie diese noch einmal explizit googeln, doch da er einfach nur ein einfacher Geist ist, findet sie das gleiche, wie zuvor. Keine neuen Informationen. Sie findet nur noch mehr Geisterbilder. Und manche davon sind wirklich gruselig. Es gibt ein Bild von einem Geist aus dem zweiten Weltkrieg mit ein paar Soldaten darauf, die innerhalb der nächsten Tage alle morgens tot in ihren Feldbetten gefunden wurden. Die Todesursache ist unbekannt. Sie findet noch mehr und nach einer Weile, nachdem sie das letzte Foto auf der Seite angeschaut hat, braucht sie wieder eine Pause. The White Lady soll auf jeden Fall auch ein echtes Geisterfoto sein, welches damals aufgenommen wurde. Es handelt sich um eine Lady, die auf einem Friedhof auf einem Grabstein sitzt. Es soll von Spezialisten bisher keine Fälschung festgestellt wurden sein, weshalb es bis heute als echter Beweis von Geistern gilt.Das Foto geht ihr einfach nicht mehr aus dem Kopf. Nach einer Weile landet Alana noch einmal auf einem Blog, der sich komplett um Geister handelt. Sie liest sich durch viele Artikel, doch kann dabei nichts neues finden. Alana beschließt, um noch einal einen richtigen Überblick zu bekommen, ihre Listen zu ergänzen.

Sie listet erst einmal all die Dinge auf, die sie schon weiß und fügt die neuen Erkenntnisse hinzu.

• Der Zirkus besteht aus Geistern

• Es sind insgesamt 10 Stück

• Zazie und Rüya wurden ermordet

• Hazelle und Archibald sind bei einem Tierangriff gestorben

• Gree hat sich umgebracht

• Skylar ist bei einem Brand ums Leben gekommen

• Vick war Magier und ist bei einem Trick gestorben

• Sie alle haben unnatürliche Todesarten

• Geister haben kein Zeitgefühl

• Man findet nichts über den Zirkus im Internet, er scheint nicht zu existieren

• Es gibt einen Mann, der die gleiche Gabe hat wie ich

• Die Geister können sich durch das nicht vorhandene Zeitgefühl an kaum etwas erinnern, außer ein Mensch hat eine Verbindung zu einem Geist, wie bei mir oder bei Gree und dem alten Mann

• Cato hatte Depressionen, wollte sich umbringen, ist ausgenutzt wurden und ist an Experimenten gestorben

• Enytha ist ertrunken

• Es gibt Elementargeister, Poltergeister, historische Geister, Boten, Restspuckgeister, Todesgeister, mentale Abdruckmanifestationen und normale Geister

• Mandrik ist ein normaler Geist und die Bibliothekarin ein historischer Geist

• Mandrik und ich scheinen eine Verbindung zu haben, weshalb wir uns sehen und miteinander reden können

Als Alana die Punkte auf ihrer Liste hinzufügt, bemerkt sie, wie viel sie eigentlich schon herausgefunden hat. Sie muss sich diese Liste eher täglich anschauen, damit sie daran erinnern wird, denn in ihrem Kopf schwirren bloß noch die tausend Fragen herum, die sie hat. Nun schreibt und ergänzt sie auf der Seite daneben alle Dinge, die sie noch nicht weiß und noch herausfinden will.

• Warum taucht der Zirkus plötzlich auf und verschwinden, wann er will? Was steckt dahinter?

• Wie ist Mandrik gestorben?

• Wieso sind genau diese Menschen im Zirkus zusammen? Wo sind all die anderen Toten von der Welt?

• Kann ich mich umbringen, um bei Mandrik zu sein, als Geist, um ihn berühren zu können?

• Was würde mir garantieren, dass ich bei ihm bin?

• Gibt es eine Lücke im System?

• Kann ich ein Mensch bleiben und Mandrik ein Geist und wir könnten uns trotzdem berühren?

• Wieso bleibt eine Kuhle bestehen, wenn Mandrik sich auf mein Bett setzt?

• Kenne ich noch andere Geister?

• Was ist die Verbindung zwischen Mandrik und mir?

• Was sind die anderen Geister im Zirkus für Geister?



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