\/ Kapitel 7/\

Selbst die tiefste Nacht wird mit Sternenlicht erhellt, so dunkel sie auch scheinen mag

Die Sonne warf ihre letzten strahlen auf Argon, bevor sie sich zur Ruhe legte und erst am nächsten Tag wieder zum Vorschein kommen würde. Das Goldene Antlitz verschwand vom Himmel, wurde einen Moment von einem orangenen-rosa-rot ersetzt, bis die Dunkelheit ihren Platz einnahm. Wie eine dunkle Decke zog die Nacht über den Himmel, leise, fast schon unbemerkt.

Ein einzelnes flackerndes Licht war zu sehen, warm und einladend, als sie aus den Gebüschen trat. Die Flammen knisterten, das Holz knackte vor sich hin. Feuer zerfraß hungrig das Holz, was das Leben des Leuchtend roten Schimmers sicherte. Es wurde von Mal zu Mal heller.

Der Braunhaarige Alexo hockte nicht weit von dem Schein entfernt, legte einen weiteren zerbrechlichen Zweig in die Hungrigen Flammen, die sein nun sauberem Gesicht, einen rotorangenen Schein gaben. Funken spiegelten sich in dem grau seiner Augen, tanzten wild umher, wie Hexen an Deilex, der einzigen Nacht im Jahr, wo die Grenzen zwischen der Geisterwelt verwischten, und sich gackernd aufmachen um Unheil zu stiften.

Blinzend schüttelte sie ihren Kopf, bis sie zögerlich auf ihn zu lief. Der angebliche Välsig, der auserwählte oder Erbe eines Gottes, hörte sie, hob aber nicht den Kopf. Mit einer fahrigen Geste signalisierte er, dass sie sich neben ihn setzten konnte, was sie auch tat.

Vorsichtig näherte die blonde sich, bis sie sich in mit genügend Abstand neben ihn niederließ –sie könnte den Arm ausstrecken und würde ihn gerade Mal mit den Fingerspitzen an der Schulter berühren können. Ganz vorsichtig, wie ein Windhauch.

Das alte Laub raschelte als sie leicht die Beine anzog, doch die Kälte des Untergrundes sickerte wie Wasser langsam durch ihre Klamotten. Sie robbte daraufhin näher zum Feuer. Schutzsuchend. Die Hitze des roten Scheins Vertrieb etwas das kalte Gefühl in ihrem Körper, machte der angenehmen Wärme platzt. Wie ein kleines Kind streckte sie ihre Hände danach aus –erinnerte leicht an jemand der einen Stoffbären umarmen wollte– um sich zu wärmen.

,,Leg dich schlafen, morgen gehen wir früh weiter.", kam es knapp von ihm, die Stimme leicht rau, dennoch irgendwie angenehm Tief.

,,Und was macht Ihr?" Sie wandte ihren Blick von dem Hungrigen Schein ab und sah etwas zu ihm hoch. Alexo machte es ihr nach, nur das er zu ihr runter schauen musste. Sein stählerner blick traf den ihren in Neugierde getränkten. Sie wollte es unbedingt wissen. Wieso genau wusste sie selbst nicht.

Vielleicht um mich in Sicherheit zu wissen?

,,Tekire dha'l heran?*", murrte er ungehalten, dabei drehte er sich von ihr weg und wühlte in seiner Tasche herum die neben ihm lag. ,,Ca'r Arsenîr mele'ne farnéra.**", brummte er das letzte Wort Zischend, als wäre es an allem schuld.

,,Wie bitte?", entkam es ihr verwirrt. Ihre Augenbrauen wanderten in die Höhe, so, dass sie fast ihren Haaransatz erreichten um dort zu verschwinden.
Für einen Moment verleierte er die Augen, verharrte in dieser sitzenden Position. Geräuschvoll atmete er tief ein, bis er seine Stahlgrauen Augen wieder öffnete, ein abgewetztes Tuch aus dem Beutel zog und lautstark die Luft ausstieß, als würde er eine unlösbare Aufgabe gestellt bekommen.

,,Weshalb denkt Ihr, dass ich irgendetwas vorhabe?" Eigentlich hatte sie mit einen harten oder abweisenden Ton gerechnet, doch entgegen ihrer Erwartungen war er ruhig und kontrolliert, dennoch kühl. Vielleicht war das der erste Fortschritt?

Vielleicht, dachte sie, ist es nicht schlecht, wenn wir uns nicht die ganze Zeit streiten oder anschweigen?

Ihr Kopf geriet in eine schiefe Position, weshalb ihre Haare sich dazu entschlossen, wie eine Art Vorhang in ihr Gesicht zu fallen. Sie pustete sich eine der schmutzigen, blonden Strähnen aus ihrem weichen Angesicht. Große Augen lugten unter den Restlichen Schopf hervor.

,,Weil Ihr auf mich nicht wirklich einen geduldigen Eindruck macht. Ihr seid jemand der etwas tut, der etwas bewirkt und sich nicht scheut die Hände dabei schmutzig zu machen.", antwortete sie leichthin.

Für einen Moment gerieten beide ins schweigen –auch Dicke Luft genannt. Jasmin schwieg, weil sie selbst über ihre Worte überrascht war, Alexo weil er sein gräuliches Schwert aus seiner Scheide zog und es vorsichtig auf seinen Beinen platzierte. Definitiv eine Abwehr Maßnahme ihr Gegenüber, nur um nicht weiter mit ihr sprechen zu müssen.

Vorsichtig begann er mit dem weichen Lappen über die schmutzige Klinge zu wischen. Seine Bewegungen waren fließend und ruhig, als würde er es täglich machen, wie ein Heiliges Ritual.

,,Geduld,", begann er nach einer Weile der unangenehmen Ruhe. ,,–ist eine Tugend. Denn nur die Vermögen es zu tragen, dessen leben davon abhängt und sehen, was passiert wenn sie dieses winzig kleine Detail vergessen würden. Also wenn du denkst, ich wäre ungeduldig, dann solltest du dich wohl eher im beobachten Schulen und nicht versuchen mich über mich selbst zu belehren, verzogenes Mädchen."

Schon bald spiegelte sich das rot-orange und die glühenden Funken der Flammen auf dem dunklen grau der Klinge wieder. Aber noch immer hing diese Art Schleim daran, der sich nur schwer Lösen wollte.

Sie presste in einem Anflug von ärger ihre Lippen zu einem dünnen strich zusammen. ,,Nennt mich nicht so!", fauchte sie ihn an, allerdings schien es dem Braunhaarige reichlich wenig zu interessieren. Es folgte keine Reaktion.

Wieder nahm diese drückende Stille den Platz zwischen ihnen ein. Die Luft war zum Zerreißen gespannt. Jasmin rutschte etwas unruhig hin und her, bevor ihr Blick auf das Schwert viel. Ihr Ärgernis auf ihm verklang dabei ein wenig, machte der Neugier Platz, denn irgendwas war auf dem Schwert geschrieben.

,,Was steht da?", entkam es ihr interessiert weshalb sie mit einer Hand auf die Runen Schrift deutete, die in der Klinge des Schwertes eingraviert war. Für einen Moment geriet seine Bewegung ins Stocken, bevor er weiter das Schwert säuberte, aber für einen Moment den blick hob.

Unverkennbar spannte er sich leicht an.
,,Benvún.", antwortete er nach kurzem Zögern, allerdings hatte sich wieder der schroffe Unterton in seine Stimme geschlichen.

Leicht fielen ihm seine Honigbraunen Haare ins Gesicht, als er den Blick wieder nach unten, auf das Tödliche Instrument auf seinen Schoß, richtete.
,,Du wirst mit dem Namen aber wahrscheinlich nichts anfangen können."

Er hatte Recht, sie konnte damit nichts anfangen.

Benvún, wiederholte sie gedanklich, doch sie hatte das Wort noch nie gehört. Allerdings wusste sie, dass manche Schwerter Namen trugen. Also demnach hieß Alexos Schwert Benvún, die Bedeutung des Namens kannte sie aber, trotz intensiven Nachdenkens, nicht.

,,Kann ich raten was es bedeutet?", fragte Jasmin interessiert nach. Stumm hegte sie die Hoffnung, er würde es ihr vielleicht doch mitteilen.

,,Nein. Und jetzt geh schlafen!", zischte er. Beleidigt verschränkte sie die Arme abwehrend vor der Brust. ,,Ich wiederhole mich ungern, aber wenn ich dich noch vor Sonnenaufgang aufwecke, und du zu müde zum Laufen bist, werde ich nicht zögern dich zurück zu lassen, damit das klar ist."

Trotzig starrte sie ihn einen Moment an, bis sie wieder willig ein zustimmendes summen von sich gab.
,,Blödesarschgesicht.", murmelte sie leise vor sich hin, als sie sich hinlegte. Der Waldboden war kühl, doch immerhin weicher als der Gepflasterter Boden in Niwalic.

,,Was habt Ihr gesagt?" Die Schärfe seiner Stimme schien durch die Stille zu schneiden wie ein scharfes Messer.

,,Nichts.", brummte sie und rückte noch näher ans Feuer, um sich wenigstens etwas von der Kälte zu schützen. Müde schloss sie die Augen und lauschte dem leisen knistern, doch anstatt das es irgendwas Beruhigendes an sich hatte, ließ es sie unruhig werden. Ein kalter Schauer fuhr über ihren Rücken, fast wie eine eisig kalte Hand.

Mehrmals drehte sie sich, in dem Versuch, eine gute Liegeposition zu finden. Allerdings gelang ihr das nicht. Ihre Unruhe verhinderte, dass ihr Körper und Geist ruhefanden.

Plötzlich flimmerten Bilder vor ihrem geistigen Auge auf. Verbrannte, leblose Körper. Die glasigen Augen des Mädchens waren unter ihnen. Schreie, Asche regnete vom Himmel. Das Brüllen der Wyver. Brechende Knochen.

Ihr Herz schlug kräftig, nein, es hämmerte ängstlich in ihrer Brust.
Panisch riss sie die Augen auf. Ihr Körper bebte, zitterte heftig, während sie das Blut in den Ohren rauschen hörte.
Jasmin schlang die Arme um ihren Oberkörper, sei es wegen der Kälte, oder dem heftigen Zittern.

Sie wollte nach Hause. Konnte sie es überhaupt als ein Zuhause bezeichnen? Sie wusste es nicht, doch es fühlte sich so an.

Dahin wo die Welt noch halbwegs heil war. Zu Aylona, der netten alten Dame, die sie so freundlich aufgenommen hatte, doch das war alles Vergangenheit. Damit hatte sie sich schon länger abgefunden, allerdings wünschte sie sich diese vergangene Zeit zurück.

Die blondhaarige biss sich auf die Lippe um nicht laut auf zu schluchzen. Alles war weg, Verloren im Feuer. Niwalic war gefallen, der Ort an dem sie aufgewachsen war, war weg. In Flammen aufgegangen.

Erneut drehte sie sich herum, wandte dem Lagerfeuer den Rücken zu und starrte eine Weile auf die Bäume. Schwach wurden die Bunten Riesen beleuchtet, und sie meinte ein paar farbige Blätter fallen zu sehen.

Es beruhigte sie ein wenig, doch immer noch schlug ihr Herz schon fast schmerzhaft gegen ihren Brustkorb.

Alexo, dem das sicher nicht entgangen sein sollte, schwieg. Vielleicht hätte ein paar beruhigende Worte geholfen, ein "Es wird alles wieder gut." oder "Mach dir keine Sorgen, du wirst das schaffen.", doch alles was von ihm kam war, das er das Schwert wegsteckte und nun begann seinen Dolch zu säubern. Er schwieg eisern.

Dennoch konnte sie für einen Moment seinen stechenden Blick auf sich spüren.
Aber nach einer Weile überrollte Jasmin die Müdigkeit, sie versank in einen finsteren Schlaf.

-•- -•- -•-

Dunkelheit griff nach ihr. Riss an ihr und versuchte sie tiefer in ihrem Bann zu ziehen. Das Gefühl zu ertrinken schien sie zu ersticken. Sie bekam keine Luft.

Luft. Sie konnte nur noch daran denken. Luft, Luft, Luft, Luft, geisterte es in ihrem Kopf herum. Sie konnte einfach keinen klaren Gedanken mehr fassen, sie entglitten ihr, rieselten wie Sand durch ihre Finger, verschwanden in einem Meer aus unklaren Dingen, die sie nicht halten konnte.

Schwach. Sie war ja so schwach. Hilflos und Schwach, bedeutungslos in dieser Welt. Keiner würde sie vermissen, wenn sie in dieser Dunkelheit ertrank. Oder vielleicht doch? Nein. Nein, nein. Niemand wird um sie Trauern.

Ein Ruck ging durch ihren Körper. Wellen des Schmerzes bahnten sich durch ihre Nervenstränge, heiß wie Drachenfeuer. Es war, als würde die Dunkelheit versuchen sie zu ertränken, in einem Tiefen dunklen Loch, ohne Wiederkehr.

Doch...da war noch etwas anderes. Eine unsichtbare Kraft, die dagegen ankämpfte und versuchte sie aus den Fängen der Dunkelheit zu befreien. Es zog an den Fäden, erst vorsichtig, dann immer kräftiger.

Vergebens.

Ein schrei löste sich aus ihrer Kehle, erstickt und heißer, während sie verzweifelt an den grauen, nebeligen Fäden riss die sie umwebten und fesselten, als wäre sie die Beute einer Spinne. Ihr Herz wummerte in ihrem Brustkorb; wild, als hätte es sich schon mit ihrem tot abgefunden.

Doch die Nebelfäden zerrten weiter an ihr, und plötzlich schien die Umgebung für einen Moment zu flimmern. Ganz plötzlich, ohne Vorwarnung. Erst ganz leicht, dann immer stärker. Der graue Dunst nahm verzerrt Gestalt an, eine bekannte Umgebung schien sich zu Formen, bis alles so aussah, das es die Wirklichkeit sein könnte. Kein einfacher Traum, sondern die Realität. Was das echt? Bin ich aufgewacht?

Sie fand auf ihre Frage nicht wirklich eine Antwort, zu mindestens, bis es sie fast erschlug als sie die Erkenntnis traf. Zerstörte Gebäude zierten die verwüsteten Straßen von denen tödlicher Qualm Aufstieg. Einzelne Feuer brannten noch hungrig an den ein oder anderem Gebäude die nicht mehr zu retten waren.

Eine drohende Stille lag über diesen Ort, nicht mal die Feuer waren zu hören, nur...drückende Stille. Es gab den ganzen etwas...Unwirkliches. Etwas, was sehr falsch war.

Der Himmel war schwarz, so schwarz wie die Tinte des Gartonug Kraken. Keine Sterne waren am Firmament zu sehen, allein die drei Monde von Argon waren zu sehen, doch sie waren in ein mattes grau getaucht. Kein weiß, kein blau, kein rot. Einfach nur grau und farblos. Trostlos, ging ihr durch den Kopf bei diesem Anblick.

In der Luft hing der Gestank von verbrannten Fleisch, fraß sich in ihre empfindliche Nase, gemischt mit dem Geruch des Todes und des unbändigen Elends, denen die Armen Menschen auf den Straßen erlagen, ohne Hoffnung auf leben. Auf den Blut und Asche gesäumten Straßen lagen überall die Leichen, lagen auf dem kalten Boden, kalt und leblos vor sich hin, mit starren blicken in den Himmel, die Asche wie Schnee im Winter.

Es war Niwalic, aber...anders. Dennoch so gleich, wie es in der Wirklichkeit war.

Etwas vor ihr erregte ihre Aufmerksamkeit. Ein lebloser Körper lag vor ihr. Die Haselnussbraunen Augen waren glanzlos, ohne jeden Lebenshauch, auf sie gerichtet, während die glanzlosen, ebenfalls braunen Haare, wie ein Fächer um ihren Kopf herum lagen.

Es war das Mädchen das sie in der Stadt gesehen hatten. Sie war vielleicht nicht älter als zarte 11 Sommer, doch schon so früh hatte sie ihr Leben gelassen. Ein Kloß bildete sich in ihrem Hals. Jasmin wollte weg, allerdings konnte sie sich nicht vom Fleck bewegen. Es war...beängstigend. Sie wollte weg, so sehr weg. ...Doch sie konnte sich nicht rühren.

Im nächsten Moment drangen leise Stimmen an ihre Ohren, undeutlich aber es schien so als würden sich die Wörter vermischen, was ein seltsames Bündel aus Mischmasch gab, dessen Inhalt grob zusammengewürfelt war.

Plötzlich griff die eiskalte Hand des Kindes nach ihr. Es geschah ganz unerwartet. Ein schrei verließ die Kehle der blonden, als das Kind ihren Knöchel umfasste, doch sie kam nicht von der Stelle, prinzipiell konnte sie ihren Körper nicht wirklich spüren. Sie wusste, dass er da war, aber sie konnte nicht einen Muskel rühren. Sie war wie eingefroren. Ein schreckliches Gefühl...

,,Er kommt... Tod... Chaos..." Ihre blassen Lippen bewegten sich, doch ihre Stimme klang seltsam verzerrt. Das glasigen braun blitzte einen Sekundenbruchteil rot auf, aber sie könnte es sich auch nur eingebildet haben. ,,Er wird...finden...und–" Rasselnd holte sie Luft. ,,Töten.", endete sie, als auch schon ihr Körper erschlaffte. Die kalten Finger lösten sich kraftlos von ihrem Fuß.

Hätte sie gekonnt, würde sie wie Espenlaub unter einer Axt erzittern. Tränen stiegen ihr in die Augen. Und im nächsten Moment prasselte alles auf sie ein wie ein Steinschlag. Gellende, Laute Schreie waren zu hören, die ihre Ohren zum Klingeln brachten. Brechende Knochen, das ohrenbetäubende Brüllen des Wyvern...

Dunkle Flammen lösten sich von den Häusern, fraßen sich durch den Steinboden, kamen direkt auf sie zu. Panik ließ ihr Herz fast vor Angst explodieren.

Ein schrei löste sich aus ihrer Kehle; Gellend, sodass es jeden die Härchen an den Armen aufgestellt und eine klirrende Gänsehaut nach der anderen über den Körper gehetzt hätte, ein jeder, der sich in ihrer Nähe befunden hätte.

Das Feuer hatte sie erreicht, versuchte sie zu verschlingen. Wild und heiß brannte es auf ihrer Haut.

Töten, es wird mich töten!, ging es ihr hysterisch durch den Kopf, bis ihre Gedanken schließlich abrupt verstummten.

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Ruckartig fuhr sie hoch. Schweißperlen glänzten wie Quecksilber auf ihrer Stirn. Ihre Atmung ging heftig, während dicke Tränen ihre Wangen runter kullerten und heiße spüren hinterließen. Es war fast wie ein glühendes Brandeisen auf ausgekühlter Haut.

Für einen Moment grub sie ihre Hände in die weiche Erde des Waldes, bis sie davon abblies, weil es nicht brachte. Ihr Herz zog sich immer wieder schmerzhaft zusammen, als könnte sie den Schmerz der Flammen auf ihrer Haut spüren wie Tausende Wespenstiche. Vorsichtig betrachtete sie ihre Handflächen, doch da war keine einzige Brandwunde, keine Verbrennung.

Es war nur ein Traum... Nur ein Traum.

Jasmin zog ihre Beine an und schlang zitternd ihre Arme um diese. Der grauäugige Mann war nirgends zu sehen, aber im Moment nahm sie es nicht wahr, zu sehr stand sie noch neben sich. Zittrig versuchte Jasmin ihre unregelmäßige Atmung zu beruhigen, was ihr nach einiger Zeit auch geling.

Das Lagerfeuer spendete nur noch ein schummriges Licht, denn es war fast erloschen. Einzelne kleine Fünkchen tanzten wild um die glühende Kohle, sie schienen ihr eigenes Lied zu höheren, um dazu zu Tanzen. Die Nacht war noch lange nicht vorüber.

Eine Weile blieb sie so sitzen, dabei unterdrückte sie jeden Schluchzer mühevoll. Aber was sie nicht unterdrücken konnte war ihr zittern, das ihren gesamten Körper zum Beben brachte. Sie wischte sich die nassen Spuren von den Wangen, während sie sich wieder hinlegte, doch schlafen konnte Jasmin nicht mehr. Zittrig stieß sie die kühle Luft aus, die sich sofort in kleine Wölkchen verwandelte.

Irgendwo in der Nähe auf einem Baum, stieß eine Eule, mit braunem weißgespränkelten Gefieder, ein; Huu-hu-huhuhuhuu, hinaus in die Schwärze der Nacht.

Dieser laut holte sie aber nicht zurück in die Wirklichkeit, weshalb immernoch Bilder in ihren Gedanken herum Geisterten. Wild und ungezügelt überschwemmten sie ihren Geist. Unruhig holte sie erneut Luft, dabei richtete sie ihren Blick auf die glimmende Glut.

Ein Tag. Ein Tag hat alles verändert, dachte sie bitter. Nichts wird mehr so sein wie vorher.

Eine Bewegung riss sie aus ihrem Gedanken, erweckte ihre Aufmerksamkeit. Gegenüber von ihr trat eine dunkle Gestalt aus den Schatten der Bäume. Ihr Herz begann aufgeregt gegen ihren Brustkorb zu Trommel, während sich blanke Angst in ihr breit machte. Und dabei hatte sie sich gerade erst etwas beruhigt gehabt.

Doch jetzt war sie Unsicher, unsicher was sie tun sollte. Schnell schloss sie ihre Augen halb, so dass sie unter ihren Wimpern hindurch spähen konnte.

Die Gestalt näherte sich, weshalb die blondhaarige sich leicht anspannte, aber versuchte so ruhig wie möglich zu sein. Wer wusste schon, welche verdorbenen Gedanken diese Person beherbergte? Wer wusste schon, was die Person tuen würde? Sie ausrauben und töten?

Die Schritte waren sehr leise und die gefallenen Blätter raschelten kaum hörbar. Immer näher kam die große Person, dessen Statur auf einen Mann hindeutete.

Vampir, dachte sie plötzlich. Was war, wenn es ein Vampir war? Ohne Alexo war sie völlig schutzlos. Er hat mich zurück gelassen. Er hat mich zum Sterben hier gelassen!, ging es ihr durch den Kopf. Neue Panik rauschte durch ihre Venen, was mit dem Adrenalin eine gefährliche Mischung darstellte.

Die Gestalt trat in das schwache Licht des fast erloschenen Lagerfeuers. Graue Augen blitzen im schummrigen Schein auf, weshalb sie sich unwillkürlich etwas entspannte. Ihre Angst versiegte wie ein Bachlauf, weshalb sich nun auch das Adrenalin verflüchtigte.

Er ist nicht gegangen. Sie kam nicht umhin Erleichterung zu verspüren. War er doch der einzige, der im Moment für sie da war. Auch wenn es eine skurrile Art und Weise war.

Der Braunhaarige trug einen Stapel Reisig unter dem linken Arm geklemmt. Mit ruhigen Bewegungen, die stark einem lauernden Raubtier glichen, hockte er sich vor die Glut und legte ein paar der Zweige hinein.

Es dauerte nicht lange, da zündelten wieder kleine Flammen empor, die sich hungrig über ihre neugewonnene Beute her machten. Schnell hatten sie wieder ihre eigentliche Größe erreicht.

Langsam schloss sie die Augen komplett. Seine ruhige Anwesenheit gab ihr wenigstens etwas Sicherheit, auch wenn sie ihm nicht Vertraute. Leise stieß sie ihren Atem aus, den sie unbewusst angehalten hatte.

Ruhig dämmerte sie leicht weg, ihr Herzschlag hatte sich beruhigt, schlug nicht mehr schmerzhafte gegen ihre Brust oder drohte ihr aus eben dieser zu springen. Gleichmäßige pumpte es, während ihre Atemzüge immer tiefer wurden.

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*Tekire dha'l heran? -- Warum bin ich hier?

**Ca'r Arsenîr mele'ne farnéra. -- Die Götter müssen mich Hassen.

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