\/ Kapitel 5/\

Bei einer Flucht sollte man stets vorsichtig sein, denn der Gegner könnte einem zwei Schritte voraus sein

,,Das ist sehr...demütigend.", erwiderte die vermummte Gestalt und wischte die Reste der Pflaume von seinem Mantel.

,,Aber keine Sorge, dafür werde ich dir einen sehr schmerzhaften Tod bescheren. Ich werde dich in deinem eigenen Blut ertränken, Välsig. Und der kleinen werde ich die Haut abziehen, wenn ich mir genommen hab was ich will.", sprach er mit tiefer, melodischer stimme die einen schon fast hypnotisierte.

Jasmins Herz schlug ihr bis zum Hals. Langsam machte sie mehrere Schritte zurück. ,,Nanana, du willst schon gehen?" Er drehte sich in ihre Richtung. Sein Gesicht lag im Schatten, sodass sie nur die Umrisse seiner Lippen ausmachen konnte, auf denen sich ein amüsiertes lächelte kräuselte. ,,Bleib stehen!"

Kaum hatte er den Satz beendet, entstand ein unangenehmer Druck in ihrem Hinterkopf der Kopfschmerzen mit sich brachte, dabei blieb sie wie angewurzelt stehen. Nicht fähig weiter zu laufen.

Eine Welle von Panik schwappte über sie, was den unbekannten nur noch mehr nach Schmerz und Angst lechzten ließ.

Alexo hievte sich hoch und weckte damit die Aufmerksamkeit des in schwarz gehüllten Mannes. ,,Es wird mir eine Freude sein dich bei lebendigen Leibe auszuweiden."

,,Keine Sorge, die Ehre ist ganz meinerseits.", schnaufte er dem unbekannten entgegen und brachte seine gräuliche Klinge in Position, die Hand fest ums Schwertheft geschlossen.

,,Amüsant.", erwiderte er. ,,Wie du kleiner winselnder Wurm wieder aufstehst, als könntest du das unvermeidliche verhindern." Für einen Moment verstummte er, bevor er fort fuhr. ,,Doch weder ich, noch irgendjemand wird sich dem in den Weg stellen was kommt, was leben zermalmt. Er ist nämlich gnadenlos, weißt du? Das Beste ist, aus dem Weg geräumt zu werden, um den unvermeidlichen Platz zu machen. Du weißt es, ich weiß es, die Götter wissen es. Alle wissen es. Chaos ist ein Teil der Welt, und die steht bereits am Abgrund. Sie zu vernichten ist der leichteste weg."

,,Nett. Schwingst du immer Reden, wenn du jemanden töten möchtest?" Alexos graue Augen starten ihn an, kühl und berechnend. Ein melodisches Lachen ertönte, das Falscher nicht sein könnte.

,,Ihr bleibt sinnlose sterbliche, die nichts von alledem verstehen.", schnaubte die Gestalt und machte zwei Lautlose Schritte auf ihn zu. Er hob seine silberne Klinge, die in einem feuchten rot glänzte. Am Knauf war ein Orangencalcit eingelassen, der in einem hellen orange glänzte, als das Licht in den Kristall fiel.

Wie eine Bogensehne schnellte er auf Alexo zu, das Schwert erhoben. Klirrend trafen die Klingen aufeinander, doch der Braunhaarige hatte sichtlich Schwierigkeiten die Schläge zu parieren.
Sie lieferten sich einen schnellen Schlagabtausch, bevor sie sich voneinander lösten und auf Abstand gingen.

Langsam Umkreisten sie sich, wie zwei wilde Wölfe, die um ihre Beute Kämpften. Um sie lechzten. Hungrig. Wütend und mehr als nur gefährlich.

Die graue Klinge von Alexo tanzte durch die Luft, als er dieses Mal zum Angriff überging. Seine letzten Kräfte mobilisierend drängte er den Fremden in die Defensive, fand eine Lücke in dessen Verteidigung. Seine Klinge scharbte über das von der Kapuze verdeckte Gesicht.

Jasmin zuckte zusammen, als der Mann wütend brüllend die Arme Hochriss und schützend vor sein Gesicht hielt. Eine schwarze Flüssigkeit sickerte durch seine Finger, tropfte lautlos auf den Boden. Die Erde schien zu zittern, während die gekrümmte Person zwei Schritte zurück stolperte.

Seine Schreie halten auf dem Platz wieder, bevor Alexo den silbernen Dolch zog und mit schnellen Schritten auf ihn zuging. ,,Das wirst du bereuen!", zischte er und richtete sich wieder auf.

Der Schmerz in Jasmins Kopf wurde stärker und sie presste sich die Hände an ihre pochenden Schläfen. Versuchte den Schmerz zu verdrängen, verzog dabei das Gesicht zu einer Maske aus Schmerz. Es brachte nichts. Scharf zog sie die Luft ein.

Alexo holte mit der linken aus, das Heft des Dolches fest umschlossen. Helles Silber blitzte auf und rauschte auf die dunkle Gestalt zu, nur um gestoppt zu werden. Knurrend hatte dieser das Handgelenk von ihm gepackt und schlug ihm seine geballte Hand ins Gesicht, nur um sich auf ihn zu stützen.

Die beiden Männer landeten um sich schlagend auf dem Boden, dabei hatten sie allerdings ihre Waffen verloren. Der silberne Dolch aus Wasserstahl schlitterte über die Pflastersteine, blieb wenige Meter von Jasmin entfernt liegen.

Der Braunhaarige riss abwehrend die Hände hoch, doch der Unbekannte über ihm schlug erbarmungslos auf ihn ein. Ließ ihm keine Chance sich aus dem griff zu befreien.

,,Ich zerreiß dich in Stücke!", grollte er und landete erneut einen Treffer in das Gesicht Alexos. Immer und immer wieder holte er aus, gnadenlos. Rotes Blut klebte an den schwarzen Handschuhen.

Von seinem Gesicht wollte sie erst gar nicht anfangen.

Jasmin versuchte mit kontrollierten Atem-Zügen den Schmerz zu verdrängen. Sie ballte die Hände zur Fäusten, spürte wie sich ihre Fingernägel in ihre Handflächen gruben und das Blut, von Alexo, was auf den Boden tropfte.

Sie musste etwas tun, doch sie wusste einfach nicht was, bis ihr der Dolch ins Auge viel. Ihr Körper wandte sich, versuchte sich aus diesem unsichtbaren Griff zu befreien. Jasmin machte einen Schritt, ihre Beine drohten nachzugeben, aber irgendwie schaffte sie es noch einen weiteren zumachen.

Ein seltsames kribbeln erfasste ihren Körper. Neue Kraft strömte durch ihre Adern, ließ sie mit drei Schritten bei dem Dolch sein. Ihre Sicht war an den Rändern seltsam verzehrt, ihre Bewegungen wirkten plötzlich nicht mehr Menschlich, dafür waren sie zu leichtfüßig.

Jasmin umfasste das Heft fester. Ihre Gefühle waren in der letzten Ecke ihres Verstandes angekettet worden, zu mindestens fühlte er sich für sie so an.

Sie näherte sich den beiden Männern. Der unbekannte war dazu übergegangen die Hände um die Kehle des Braunhaarigen zu legen, und zu zudrücken. Alexo wandte sich unter ihm, versuchte ihn mit seiner Freien Hand weg zu drücken, erfolglos.

Der Wasserstahl funkelte hell im Licht, bis sie ihn in den Rücken der Gestalt stieß. Das magische Metall grub sich tief in dessen Rücken, durchtrennte Muskeln und Sehnen. Ein schmerzerfüllter Schrei war das Resultat.

Im nächsten Moment wurde sie von einer unsichtbaren Macht nach hinten gerissen. Jasmin knallte auf den Boden. Ein erstickter laut löste sich aus ihrer Kehle, während der Schmerz heiß durch ihr Blut strömte, wie das Gift einer Schlange.

Alexo nutzte das der andere kurzzeitig den griff gelockert hatte, seiner rechte Hand glitt ausgestreckt zur Seite. Er streckte sich und seine Fingerspitzen berührten das kühle Metall seines Schwertes. Seine Brust hob und senkte sich angestrengt, als er es das Schwertheft zu fassen bekam.

,,Nein!" Das graue Metall blitzte auf, nur um sich Knirschend in die Halswirbel zu Bohren und stecken zu bleiben. Schwarzes Blut ergoss sich über ihm, während er die Klinge zurückzog, damit er nochmal zuschlagen konnte. Alexo trennte den Kopf von seinen Schultern.

Der Enthauptete Körper über ihm sackte leblos zusammen, begleitet mit dem dumpfen Aufprall seines Schädels der munter ein Stück weg Kugelte. Ein Keuchen entwich ihr und Übelkeit stieg in Jasmin auf, dennoch kämpfte sie sich zurück auf ihre Beine. Ihr Blick klärte sich, dennoch schmerzte ihr Körper, schien fast in Flammen zu stehen.

Vorsichtig näherte sich Jasmin sich dem Braunhaarigen.
Dieser schob den Toten Körper von sich und setzte sich auf. Mit den Händen fuhr er sich übers Gesicht, verwischte rot mit schwarz das zu einem abstrakten Bild wurde.

Ein genervtes brummten kam von ihm und er zog sich die verdreckten Handschuhe von den Fingern. Unachtsam steckte er sie ein, dabei glänzte der Ring an seinem Finger leicht im Licht des Goldenen Feuerballs am Himmelszelt. Vorsichtig machte sie einen weiteren Schritt auf ihn zu, um ihm die Hand entgegen zuhalten. Eine freundliche Geste ihrerseits.

Alexo starte Jasmins schmale Hand einen Moment forschend an, bevor er sie ergriff. Ein Stromschlag jagte durch ihren Körper, ließ sie erschrocken auf japsen. Er ließ ihre Hand los, wie als hätte er sich an ihr verbrannt.

Erschrocken und zutiefst verwirrt blickte die blauäugige erst auf ihre Hand, dann zu Alexo runter und wieder zurück.
Der Blick des am Boden sitzenden hingegen war nur auf sie gerichtet, die geschwungen Augenbrauen leicht zusammengezogen, sodass sich eine kleine Falte zwischen ihnen bildete.

Ihre Beine gaben nach und sie landete Zischend auf den Knien.
,,Was...?", fing sie an, brach aber ab, nicht wissend was genau sie zuerst fragen sollte.

Sein Blick hingegen war bohrend. Die beiden Silbersperre -die seine Augen waren- starten sie eine Weile an, bevor er sie abwendete und ohne Hilfe Aufstand. ,,Steh auf, wir müssen weiter.", erwiderte er kühl.

Ächzend Schafte Jasmin es zurück auf ihre Füße zu kommen, doch dieses kraftlose Gefühl, was in ihren Gliedern herrschte, verschwand nicht. Etwas unsicher auf den Beinen folgte sie ihm. Liefen gemeinsam durch die zerstörten Straßen, bis sie am Stadttor ankamen. Oder zu mindestens das, was einmal das Tor gewesen war.

Die Mauern waren teilweise komplett Zertrümmert. Das Holz des Tors war zersplittert, aus den Angeln gerissen und teilweise sogar verbrannt. Der Boden war mit grauer Asche bedeckt, wie Schnee der normalerweise im Winter vom Himmel rieselte.

Geschickt schlängelt Alexo sich durch die Trümmer, im Gegensatz zu Jasmin schien er keinerlei Probleme damit zu haben. Vorsichtig, um sich nirgendwo zu verletzten, folgte sie ihm, nahm deswegen sogar den Weg den er um die Trümmer gewählt hatte, und kamen unbeschadet am Tor an. Ohne Schwierigkeiten schaften sie es aus der Stadt raus, raus auf die Straße -ein breiter ausgetrampelter Weg. ,,Wohin gehen wir jetzt?", fragte Jasmin. Ihre Stimme klang etwas angeschlagen, aber auch verzweifelt. Die blauäugige folgte -unsicher ob es stimmte- dem Välsig.

Sie wusste nicht was jetzt aus ihr werden würde. Aber sie hoffte, dass sie in der Neuen Stadt vielleicht ein neues Leben beginnen könnte. Vielleicht sogar eine, wo sie nicht auf der Straße leben musste. Jasmin könnte sich vorstellen als Magd zu arbeiten, oder als Zofe für eine Familie.

,,Nach Letloi. Das Dorf ist zwei Tagesmärsche von hier entfernt, dort werden wir über Nacht bleiben und dann nach Amethe aufbrechen. Dort wirst du dann auch bleiben."

Sie liefen ein Stück die Straße lang, näherten sich dem Wald Rand.
Das Land, Mirelidia, war für seine großen und dichten Wälder bekannt. Wahrscheinlich zierte deswegen auch eine Eberesche die Flagge des Königreichs.

Bevor sie aber den Anfang des Waldes erreichten, bog Alexo nach rechts, runter von der Straße und hielt auf einen dicken, alten Baum zu.

Jasmin kannte diesen Baum. Es war ein Aniof, dessen Blätter das ganze Jahr über in einem intensiven dunkelrot waren. Und nur im Frühling trug er grüne Blüten. Die hängenden, achtzackigen Blätter wehten im Wind, hörte sich schon fast so an, als würde man leicht einen Löffel gegen einen Kelch schlagen.

Sie erinnerte es an ein Windspiel, das sanft von dem Wind an gestupst wurde.

Als Jasmin noch ein kleines Kind war, war sie manchmal mit anderen Kindern aus dem Waisenhaus hier gewesen. Sie hatten gespielt und waren in den verzweigten Ästen rum geklettert. Doch nun wirkten die roten Blätter nicht mehr so schön, auf die junge Frau. Das rot erinnerte sie an das, was an den am Boden liegenden Menschen geklebt hatte. Es jagte ihr unwillkürlich einen Schauer über den Rücken.

Der Braunhaarige schob die runterhängenden Blätter auf die Seite und hob etwas vom Boden auf. Jasmin erkannte eine dunkelbraune Stofftasche, die offensichtlich Alexo gehörte.

Er schulterte sie und drehte sich um, dabei wäre er fast mit Jasmin zusammengestoßen, die ihm über die Schulter gesehen hatte.

Die blauäugige blinzelte überrascht, während Alexo eine Augenbraue hoch zog und sich an ihr vorbei schob. Noch einen Moment blieb sie verdattert stehen, bis sie sich herumdrehte.
Stumm folgte sie ihm Richtung Wald, als sie einen schmalen Pfad erreichten und somit die dichten Wälder Mirelidias betraten. Eine Brennende Stadt hinter sich lassend.

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