\/ Kapitel 3/\
Helden können großartiges bewirken, sind aber auch zu grausamen Dingen Fähig
*"*"*
Währenddessen lief ein Mann mit dunklem Mantel durch die Menge, in die entgegengesetzte Richtung der fliehenden Menschen. Sie schienen ihm Platz zu machen, sei es bewusst oder unbewusst.
Ein Geräusch ertönte, das wahrscheinlich jeder kannte. Das Geräusch von einer Klinge, die aus der Scheide gezogen wurde. Das schleifende Geräusch ließ die Panischen Menschen weiter von ihm zurückweichen.
Asche regnete vom Himmel und der Platz auf dem er zu hielt, hatte sich fast vollständig geleert. Leichen lagen herum, verbrannt oder von Trümmerteilen erschlagen. Man hörte das knacken des Feuers, das die Gebäude hungrig zerfraß und sie einstürzen ließ.
Weit über ihn hinweg, flog der Schatten und drehte seine Kreise über Niwalic. Es war nur eine Frage der Zeit, bis er wieder angreifen würde...
*"*"*
Jasmin öffnete flatternd ihre Augen und sah sich irritiert um. Sie war nicht in ihrer Gasse und keine Menschen Seele war zusehen. Sie fasste sich an den Hinterkopf, doch ihre Hand zuckte zurück, als der Schmerz in ihrem Kopf durch die Berührung verstärkt wurde.
Verwirrt versuchte sie aufzustehen, doch ein schweres Gewicht lag auf ihrer Hüfte. Sie war zwischen Balken und Boden eingeklemmt. Nur eine ehemalige Steinbank hatte verhindert, dass der Pfeiler sie zertrümmert hatte.
Ein schmaler riss zog sich durch den Stein und ließ sie schwer schlucken.
Zischend versuchte sie den Balken hoch zu drücken. Stemmte die Arme gegen ihn, aber er rührte sich nicht.
Ihr entwich ein leiser Fluch. Bis sie ein Geräusch aufschreckte. Ein brüllen. Laut. Schrecklich. Wütend.
Hungrig.
Die Asche wirbelte wild in der Luft rum. Das Geräusch von Flügelschlägen wurde lauter. Bedrohlicher. Jasmin schluckte schwer, als sie die Matten, grauen Schuppen des Drachen sah, der zur Landung ansetzte.
Seine weißen Augen waren auf sie gerichtet, zu mindestens fühlte es sich so für sie an. Weder konnte sie seine Iris, noch seine Pupillen ausmachen. Nur Glanzloses weiß. Ein nichts. Bedrohlich und gefährlich.
Es setzte auf dem Boden auf. Ließ die Erde erzittern. Jasmins Herz schlug wild gegen ihren Brustkorb. Schluckend betrachtete sie das Monster genauer, das so groß war, wie wenn man zwei zweistöckige Häuser aufeinander stapeln würde.
Sie hatte sich Drachen immer Edel, Majestätisch und gütig vorgestellt, so wie es Gerüchten zufolge war. Schließlich lebten die Leute in Sendaw friedlich mit ihnen zusammen, doch dieser hier schien alles andere als freundlich gesinnt zu sein.
Der Drache besaß keine Vorderbeine, weswegen es sich auf den Beiden Flügeln abstützte. Es klebte getrocknetes Blut an ihm, ebenso seines, wie das von seiner Beute.
Der Panzer war an manchen Stellen völlig zerfetzt, sein Fleisch war an den Stellen verbrannt und verfault. Was auch immer ihm vor langer Zeit angegriffen haben musste, hatte es geschafft seine dicke Panzerung zu durchdringen.
Ein tiefes Grollen unterbrach ihre Gedanken Gänge und ein dicker Kloß bildete sich in ihrem Hals, als sie schwer schluckte.
,,Hey!" Beide drehten ihre Köpf in die Richtung des Rufes, der unerwartet ertönte. ,,Ja du Schmierige Sumpfkartoffel, dich mein ich!", donnerte eine Stimme über den Platz. Sie sah einen Mann, der mit gezogenem Schwert und mit Raubtierhafter Eleganz in ihre Richtung schritt.
Ist der wahnsinnig?!, fragte sie sich unwillkürlich und starte ihn an.
Er trug einen schwarzen Mantel, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen und das Schwert wachsam, schräg vor sich haltend.
Sie hegte keine Zweifel daran, dass er offensichtlich wahnsinnig war.
Der Drache knurrte gefährlich, schnellte auf ihn zu -was die Erde zum bebenbrachte. Jasmin hatte Angst, dass der Balken mit seinem Ganzen Gewicht auf sie fallen würde, wenn die Bank nachgab.
Das Wesen holte Luft und spie Schwarze Flammen in die Richtung der Männlichen Gestalt. Selbst bis hier hin konnte sie die Hitze auf ihrer Haut fühlen.
Das war's dann wohl, dachte sie und der Drache wandte sich ihr wieder zu. In der Annahme, den Störenfried bis auf die Knochen verbrannt zu haben.
,,Daneben, du Feurigestinkmotte!" Ruckartig drehte es sich wieder zurück und knurrte ihn an, als er hinter einer Völlig verkokelten Mauer hervortrat, die vorher als Abtretung von einer Wirtschaft gedient hatte. Doch nun stand das Gebäude lichterloh in dunklen Flammen.
Anstatt jetzt die Flucht zu ergreifen rannte er auf das riesige Ungetüm zu.
Der Drache richtete sich weiter auf und schlug mit dem Schweif nach ihm, was den Mann jedoch nicht beeindruckte. Dieser ließ sich nämlich fallen und rutschte knapp unter ihm durch, nur um in einer geschmeidigen Bewegung wieder auf die Füße zu kommen.
Hinter ihm krachte ein Gebäude zusammen, was von dem Schwanz getroffen wurde und wirbelte eine Wolke von Staub auf.
Bei der Bewegung rutschte dem Mann allerdings die Kapuze vom Kopf und enthüllte braune Haare, die ihm fast auf die Schultern reichten. Zwei Strähnen waren nach hinten gebunden worden, damit sie ihm beim Kämpfen nicht ins Gesicht vielen.
Seine glänzende, leicht gräuliche Klinge durchschnitt die Luft und traf Zischend auf die Panzerung des Wesens -hinterließ dabei einen schmalen Schnitt. Dieses fuhr mit dem riesigen Kopf herum und schnappte mit zwei Reihen Messerscharfer Zähnen nach ihm.
Er sprang auf die Seite und rollte sich ab. Seine Augen waren konzentriert auf den Drachen gerichtet, als er das Schwert in eine andere Position brachte.
Der Mann legte die Flache Seite seiner Klinge auf seinen linken Armschutz ab, der leicht metallisch glänzte, und veränderte seinen Stand.
Verlagerte das Gewicht leicht auf seine Zehenspitzen, bereit anzugreifen.
Seine Muskeln waren zum Zerreißen gespannt. Mensch und Drache sahen sich lauernd an, bis das Biest mit den Krallen ausholte. Innerhalb eines Sekunden Bruchteils wirbelte der Braunhaarige herum, sodass die Krallen ihn verfehlten, und sprang auf das Riesige Wesen zu, um das Schwert in seiner Seite zu versenken.
Ein zischen ertönte erneut und dunkler Rauch kam aus der Stelle wo das Schwert in seinem Fleisch steckte.
Der Drache brüllte auf und warf sich rum, dabei riss er den Mann mit, der immer noch am anderen Ende des Schwertes hing.
Ein krachen.
Steine vielen zu Boden. Schmerzerfülltes stöhnen.
Der Mann war gegen die Mauer geschleudert worden, oder wohl eher durch die Mauer. Diese hatte nämlich nachgegeben.
Sie hielt für einen Moment die Luft an. Blut klebte an den Steinen, die lose rumlagen, doch der Braunhaarige richtete sich schwerfällig wieder auf.
Die rote Flüssigkeit klebte an seiner Stirn, ebenso wie vereinzelte Haarsträhnen.
Noch bevor er richtig stand, musste er erneut ausweichen.
Es war schon fast ein Wunder das er wieder aufgestanden war, denn das ganze sah für Jasmin ziemlich brutal und schmerzhaft aus. Sie hörte seinen Fluch und sah wie er auf sein Schwert zu hechtete -humpelnd wohl bemerkt-, das er beim seiner Kollision mit den Steinen verloren hatte. Doch eine Feuerwand verhinderte dies, weshalb er zurück wich.
Der Drache schwenkte den Kopf in seine Richtung und der Braunhaarige rannte schnaufend über den Platz, auf die linke Seite zu -in ihre Richtung.
Nur um sich hinter einen dickes Trümmerteil zu werfen, was in ihrer Nähe lag. Die Flammen schlugen ihr heiß entgegen, weswegen sich Schweiß auf ihrer Stirn bildete, doch das Feuer erreichten sie nicht. Der Drache hatte es nur auf den Mann abgesehen.
Der Schweiß perlte von seiner Stirn und sein Atem ging abgehakt. Ihr entging nicht sein Gesichtsausdruck.
Überlegend. Die Stirn war in faltengelegt, die Augenbrauen waren zusammengezogen, die Augen leicht zusammen gekniffen.
Sie konnte von ihrer Position aus sehen, wie es in seinem Kopf zu rattern begann und er offensichtlich nach einer Möglichkeit suchte an sein Schwert zu kommen. Seine Hand griff zu seinem rechten Oberschenkel und zog dort -an einer Halterung befestigt- einen Dolch, der solang wie sein Unterarm war.
,,Das hat eine unangenehme Wendung genommen.", murrte er schwer atmend. Der Drache stellte das Feuerspeien ein, weshalb er die Gelegenheit nutzte.
Er sprang aus seinem Versteck hervor und...
Rannte humpelnd an dem geflügelten Monster vorbei. Es brüllte wütend und setzte seiner Beute nach, während der Mann in eine der Schmalen Gassen hechtete.
Der grau geschuppte Kopf schnellte nach vorne, krachte dabei gegen die Wände der dicht aneinander stehenden Häuser, und ließ sie gefährlich beben. Er grollte wütend und erhob sich mit kräftigen Flügelschlägen in die Luft, riss das Dach eines Hauses dabei ein und fixierte sein Ziel -das durch die Gassen floh.
Ihre Augen weiteren sich, als sie sah wie er erneut Feuerspie und alles in der Nähe mit in Brand steckte. Es glich einem Feuersturm der Zerstörung.
Das war's, stellte sie geschockt fest.
Jasmins Hoffnung, er könnte es geschafft haben, verflüchtigte sich, als der Drache einen Bogen flog und zu ihr zurückkehrte.
Panik machte sich in ihr breit, ließ ihr Herz wild gegen ihren Brustkorb schlagen, während sie erneut versuchte den Balken anzuheben. Vergeblich. Adrenalin überflutete ihren Körper, als die Erde erzitterte. Ihre Haare wirbelten um sie rum, nachdem ein Verfaulter Atem gegen sie prallte.
Jasmin hielt inne, vor Angst gelähmt. Die Hände verkrampft und heftig zitternd immer noch gegen den Pfeiler gestemmt.
Sie sah ihr Ende schon kommen, jedoch ertönte ein Lauter Pfiff. Der Drache drehte den Kopf und schien den Unruhe Stifter sofort gefunden zu haben.
,,Du bist schlecht darin jemanden zu töten, weist du?", rief er und sie entdeckte den Braunhaarigen auf einem hohen, halb flachem Dach eines noch intakten Gebäudes, dessen Fassade in einem hellen Baby Blau gehalten war und wohl schon deutlich bessere Tage hinter sich hatte.
Es gehörte wahrscheinlich einmal einem reichen Ehepaar, bevor es...jetzt für die Zwecke des grau äugigen Mannes missbraucht werden würde.
Wie ist er da hoch gekommen?, fragte sie sich unwillkürlich.
Mit einer geschmeidigen Bewegung warf er den an gekokelt Mantel achtlos in die Tiefe. Zwei klingen funkelten jeweils in seinen Händen. Die eine unverkennbar in einem leichten grau Ton, die andere -kürzere- hatte die Farbe von silberglänzendem stahl.
Verwirrt Kniff sie leicht die Augen zusammen, um die längere Klinge besser sehen zu können. Das doch tatsächlich das Schwert war, das er verloren hatte. Unwillkürlich wanderte ihr Blick zu der Stelle wo es eigentlich liegensollte, doch dort lag es nicht mehr.
Ein kehliges Grollen war zu hören und das geschuppte Wesen begann sich ihm zu nähern. Die blondhaarige beobachtete, wie die großen Schritte des Drachen immer schneller wurden, sich dem Gebäude immer weiter nähernd.
Der Braunhaarige nahm Anlauf -so gut es halt auf einem Dach ging- und als das Monster ihn fast erreicht hatte, sprang er über die Kante.
Es riss das Maul mit den scharfen, zwei Reiheigen Zähnen auf, die schärfer als jedes Messer waren und darauf warteten ihre Beute zu zerfetzen.
Ihre Hände fanden ganz allein den Weg zu ihrem Gesicht und sie hielt sich die Augen zu, nur um zwischen ihren Fingern durch zu lunzen, um das Geschehene zu beobachten.
In der Luft warf er den längeren Dolch, der wohl das Auge des Drachen treffen sollte. Das Reptil drehte den Kopf weg, so dass er an seinen Schuppen ab prallte, jedoch war sein Kopf jetzt vollkommen ungeschützt.
Man konnte das Knacken hören, als sich das gräuliche Schwert durch den Schädel Knochen bohrte und bis zum Heft darin versank.
Das letzte was man vom Drachen hörte, war ein schrilles Brüllen und sein Aufprall, der die Erde beben ließ.
Der Braunhaarige stürzte die geschätzten 13 Meter runter, doch bevor er auch nur die Hälfte erreichte, verschwand er in einem orangenen Licht.
Mit großen Augen starrte sie auf die Stelle in der Luft, nur um erschrocken auf zu schreien, als ein orangenes Licht hinter dem Trümmerteil erschien, gefolgt von einem dumpfen Aufprall.
Nach luftringend drehte er sich auf den Rücken, dabei murrte er etwas Unverständliches. Langsam Ächzend stand der Braunhaarige auf, dabei griff er nach einem grauen Stein, der leicht orange glühte. Der kleine Stein wurde unachtsam in seine Hosentasche gestopft, bevor sich sein Blick auf sie richtete.
,,Star nicht so, sondern helft mir.", rutschte es ihr raus und am liebsten hätte sie sich selbst eine reingehauen.
Der Kerl hatte gerade einen Drachen getötet, und ich muss ihn natürlich beleidigen...
Er zog eine seiner dunklen Augenbrauen in die Höhe.
Die Arme vor dem Körper verschränkend, stand er bewegungslos da. ,,Für gewöhnlich Motzen mich die meisten nicht an, wenn ich ihnen das Leben gerettet habe."
,,Ich bin halt nicht wie die meisten. Und mein Leben hast du noch nicht gerettet, der Balken liegt immer noch halb auf mir."
Trocken sah er die blondhaarige an, trat aber -das rechte Bein schonend- auf sie zu und umfasste den Balken. ,,Wenn ich drei sage, dann kriechst du darunter hervor."
Erleichterung überflutete sie, dass er sie offensichtlich nicht hier lassen wollte. ,,Eins, Zwei,...Drei." Mit mühe drückte er den Balken hoch und Jasmin Krabbelte raus. Ihre Glieder fühlten sich von dem Kalten Boden steif an, während ihre Beine unangenehm kribbelten.
Mit einem 'Rums' ließ er den Balken los, der erneut auf die Steinerne Bank krachte. Der riss schien dadurch größer als vorher zu werden, was sie schwer schlucken ließ.
Ohne auf sie zu achten drehte er sich Weg, statdessen lief in die Richtung des Toten Ungetüms. Unsicher was sie jetzt machen sollte, stand sie auf und folgte ihm mit etwas Abstand über den Platz.
Entweder bekam der Mann es nicht mit, oder er ignorierte sie einfach. Wobei Jasmin eher auf letzteres tippte.
Sie musterte seine Gestalt von hinten. Er war groß -größer als Neró und zwar ein ganzes Stück-, schlank und Muskulös. Sein dunkelblaues Stehkragen Hemd mit Knopfleiste war verdreckt, voll mit Staub und seinem Blut, genauso wie seine schwarze Hose.
Seine Schritte waren groß, und wahrscheinlich währen sie flüssig gewesen, würde er nicht humpeln.
Kurz vor dem Kadaver des Drachen blieb er stehen und sammelte seinen langen Dolch ein, bevor er noch seinen dunklen, rauchig schwarzgrauen Mantel holte, der immer noch vor dem Haus lag, wo er ihn hinab geworfen hatte. Man konnte den verbrannten Stoff riechen.
Beim Bücken presste er die Zähne fest aufeinander, den Schmerz offensichtlich ignorierend.
Mit schnellen, unsicheren Schritten holte sie ein Stück auf, dabei beobachtete sie wie er zu dem geschuppten Kopf lief und ihn genau betrachtete. Seine Stirn legte sich in Falten, während er sich eine honigbraune Haarsträhne aus dem Gesicht wischte. Seine Haare waren völlig durcheinander und der Zopf hatte sich gelöst.
Wüsste sie es nicht besser, hätte sie gedacht er wer von einem Karen, beladen mit Kartoffeln, überfahren worden. Aber die Wirklichkeit war viel erschreckender. Er war von einem Drachen gegen eine Mauer geschleudert worden, was schon irgendwie absurd war.
Aber das absurdeste war...
Er hatte den Drachen getötet.
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