\/ ℑ𝔫𝔱𝔢𝔯𝔩𝔲𝔡𝔢 III/\
Zwei Dämonen in der Stadt der Tausend Leichen
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Klebrige Dunkelheit schwebte über den erbärmlichen Überresten der untergegangenen Stadt, finster wie ein Fluch, gesponnen aus unzähligen Fäden der schwarzen Magie. Es lauerte in jedem Winkel, tränkte die rauchige Luft.
Eligos fühlte den Ruf der Finsternis. Ein süßes Wispern, das ihn zu locken schien.
Aber es war die unnatürliche Stille, die die beiden Dämonen empfing, als sie sich über die geröllige Hauptstraße ins Stadtinnere vorwagten.
Die Straßen waren von Schutt und Asche übersät, während dunkler Rauch den Himmel verdunkelte. Es regnete graue Flocken.
Eligos schüttelte die Asche aus den schwarzen Locken.
Neben ihm ragten links und rechts die Eingeweide zerstörter Bauten auf – ausgebrannte Gerippe, die einst prächtige Häuser gewesen waren.
Die weiß bemalten Steinbögen, für die die Niwalic bekannt gewesen war und vor nicht alt so langer Zeit über der Hauptstraße hingen und sich sacht gegen Himmel bogen, lagen zerschmettert auf dem Grund der ehemalig prächtigen Straße. Einst gingen die Steinbögen von Haus zu Haus, jetzt war da nur noch Zerstörung, wo einst Schönheit war.
Schmutzige Bänder, die vorher in den Farben des Herbstes gehalten waren, blitzten zwischen dem Geröll der geschwungenen Bögen auf, ebenso die bunten Lampions, die man zu Feier des Herbstbeginns an den steinernen Bögen aufgehängt hatte.
Geblieben waren vage zu erahnende Überreste. Ruinen, die sich wie gebrochene Zähne aus den verkohlten Gerippen der einst pulsierenden Metropole erhoben.
Niwalic war schön und prächtig gewesen. Jetzt hatte man nur noch Tod und Zerstörung zurückgelassen.
Die Gebäude, die im schwarzen Feuer nicht untergegangen waren, waren stattdessen zum größten Teil mit der rohen Gewalt einer wilden Bestie zerschmettert worden. Zerbrochen, wie das Rückgrat eines altersschwachen Menschen.
Eine von vielen Städten, welche dem Krieg zum Opfer gefallen waren. Andere würden folgen. Kein Ende war in Sicht.
Rot glühend glitt Eligos Blick von links nach rechts, betrachtete stumm die Zerstörung, als er vorsichtig über die zersplitterten Reste einer Säule stieg.
Jeder seiner Schritte hinterließ Spuren auf den zertrümmerten Pflastersteinen, wirbelte Asche auf und ließ Staub emporsteigen.
Aber es war nichts im Vergleich zu den grausam entstellten Überresten der Menschen, deren widerlich süßlicher Geruch in seiner Nase hing.
Der Dämon hatte schon viele grausame Dinge in seinem langen Leben erlebt, doch selbst er fand dieses Ausmaß an blinder Zerstörungswut erschreckend.
Nicht ein Fleck in der Stadt schien unberührt geblieben. Die gierigen Flammen hatten nach allem gegriffen, was in der Nähe war und sich so immer weiter vorgearbeitet, bis es nichts mehr zum Verschlingen gab.
Ihm lief es kalt den Rücken runter, wie als hätte einer seiner älteren Brüder einen Kübel voll eiskaltem Wasser über ihm geleert.
Während es ihm schauderte, hüpfte Beleth mit einem fröhlichen Laut über einen Schutthaufen – den gekrümmten Arm, welcher herausragte, geflissentlich ignorierend.
Ein fröhliches Pfeifen verließ die Lippen des Älteren.
,,Was denkst du, wie viele haben überlebt?" Beleth vollführte eine flüssige Drehung, um Eligos einen aufgeregten Blick zuzuwerfen. Seine blutroten Augen blitzten in der Düsternis, der regnenden Asche.
Eligos jedoch gab sich nicht einmal ansatzweise Mühe, überhaupt eine Reaktion auf Beleths (zugegeben) ziemlich unpassendes Verhalten zu zeigen, denn egal, was er auch sagen würde, seinem Bruder wäre es sowieso egal, solange er seinem eigenen Vergnügen nachgehen konnte.
,,Was weiß ich.", grummelte er nur muffelig vor sich hin, nicht gewillt weiter auf den Unsinn seines Bruders einzugehen.
Momentan hatten sie beide ganz andere Probleme. Größere, als sie bisher ahnten.
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Mit einem leisen Säuseln liebkoste die dunkle Magie Eligos scharfe Dämonen-Sinne, wisperte in sein Ohr, lockte mit warmem Lächeln. Oh, wie gern er sie einfach mit offenen Armen begrüßt hätte... Es wäre so leicht gewesen, nachzugeben, die Macht in sich aufzunehmen, aber er wählte nie den leichten Weg – im Gegensatz zu seinen Brüdern.
Die beiden Dämonen bogen flotten Schrittes um die Ecke und betraten die einst belebte Kaufstraße – nun zerfurcht durch die grausame Gewalt von Feuer und Tod. Einstige Läden waren zertrümmert. In einer halb eingestürzten Schneiderei, mit dem Namen 'Requems Träumende Seide', brannte noch immer ein kleines Feuer, bestehend aus den mickrigen, dunklen Flämmchen des Wyvern, der Niwalic niedergebrannt hatte.
Enthusiastisch trat Beleth mit Schwung eine verkohlte Leiche aus seinem Weg, die als Folge dessen ekelhaft knackend zur Seite geschleudert wurde. Breit grinsend zog er seine Mundwinkel empor. Eligos wirkte viel weniger darüber erheitert. Missmut spiegelte sich auf seinen harten zügen. Er roch den widerlich süßlichen Geruch von verbrannten Fleisch.
Enthusiastisch trat Beleth mit Schwung eine verkohlte Leiche aus seinem Weg, die als Folge dessen ekelhaft knackend zur Seite geschleudert wurde. Breit grinsend zog er seine Mundwinkel empor. Eligos wirkte viel weniger darüber erheitert. Missmut spiegelte sich auf seinen harten Zügen. Er roch den widerlich süßlichen Geruch von verbranntem Fleisch.
Was hatte er auch erwartet?
Sein Bruder und respektvoll? Nein, eher würde Beleth einen Schwarm Craliddeaische-Wespen küssen, die mit ihren giftigen Stichen sein hübsches Gesichtchen für die nächsten Minuten rot anschwellen ließ, als dass es Respekt vor seelenlosen Körpern haben würde. Leere Hüllen – wie er sie nennen würde.
Lautlos seufzend schüttelte er den Kopf und versuchte das Stille murmeln – welches zäh durch seine Gedanken floss wie ein Entenküken auf der Suche nach seiner Mutter, das durch klebrigen Honig watscheln musste – auszublenden.
Eligos, rief es ihn zu sich. Leise. Wispernd. Lockend. Verführerisch.
Sie kamen näher. Beide konnten es spüren, diese abschwellende Dunkelheit. Sie warf sich gegen sie. Bettelte um Einlass. Ein frostiges Unheil, das ihnen die Nackenhaare zu Berge stehen ließ. Süßlich duftend lockte die schwarze Nekromantische-Magie, säuselte, wisperte.
Er blinzelte, biss die Zähne fest zusammen, beschleunigte seine Schritte.
Nein. Nein, er durfte jetzt nicht nachgeben, nicht wenn er und Beleth fast die Quelle allen Übels erreicht hatten, dem Ziel so nah war, versagen keine Option.
Mit verkrampften Fingern strich Eligos sich Staub von dem schwarz schimmernden Schuppenpanzer, ehe er begann, die Überreste der Ladenschilder zu lesen. Wenn er sich genug ablenkte, dann würde die schwarze Magie einfach an ihm abprallen. (Zumindest redete er sich das ein.)
Aber es war leichter gesagt als getan.
Die vergiftete Magie davon abzuhalten, sich seiner eigenen anzuschließen, war schwerer, als er gedacht hatte. Ganz besonders, wenn es so mächtig war. Es erforderte eine Menge Kraft, der dunklen Verlockung überhaupt zu widerstehen, ihr nicht einfach nachzugeben.
Verlockend strich es über seine Haut – federleicht. Es glich der süßlichen Berührung einer Geliebten.
Eligos.
Seine Lippen pressten sich zu einer dünnen Linie.
Genervt schnaubend, verstärkte er seine mentale Barriere.
Je näher die beiden Brüder zum Stadtzentrum vordrangen, desto schwerer durchwob der Duft von Finsternis die Luft; düster, schwefelig und herb.
Während Eligos missbilligend die Augen verengte, schritt er mit lautlosen Schritten dahin, direkt auf das Übel zu, welches lauernd auf ihn wartete – das schwere Gefühl von Tod und Zerstörung dabei in sich aufnahm, um den Ruf der schwarzen Magie noch weiter zu übertönen. Seine Finger kribbelten aufgeregt, verlangten nach Magie, so dunkel wie die Tiefen des Sliks.
Der ältere Dämon pfiff unterdessen eine fröhliche Melodie vor sich hin, kickte kleine Geröllbrocken zur Seite und hüpfte leichtfüßig über letzte menschliche Überreste, zumeist nur noch aus grauen Kohlen bestehend.
Eligos.
Ignorier es, mahnte er sich. Wenn du jetzt nach gibst, hast du ein Pro-
,,Also, wenn du die Wahl zwischen einem Dinosaurier und einem Drachen hättest, welche Farbe würdest du wählen?", unterbrach Beleth seine Gedanken wie so oft mit einer komplett aus dem Zusammenhang gerissenen Frage.
(Seit einigen Jahren schon machte er es so; seltsame Fragen stellen, die kaum irgendjemand verstand. Es diente einzig und allein zu seiner Belustigung, wie Eligos annahm.)
,,Ein... Was?", brachte er völlig vor den Kopf gestoßen heraus, seine melodische Stimme mehr ein überrumpeltes Krächzen, während er sich bereits überlegte, ob er womöglich mal versuchen sollte, Urlaub weit wegzumachen. Möglicherweise war die Insel Qís in den westlichen Reichen ganz schön zu dieser Jahreszeit? Er müsste nur weit genug weg von Pianlor kommen, um dem Bann zu entrinnen.
,,Du weißt, was ein Drache ist."
,,Natürlich weiß ich das. Ich bin schließlich nicht so beschränkt wie du.", erwiderte er genervt und warf seinem viel zu heiterem Bruder einen finsteren Blick zu. Er grinste Eligos sogar breit an. ,,Ich meine das andere... Dieses... Dinoo-sau-rieer?" Eligos sprach das unbekannte Wort zögerlich aus, zog es in die Länge, bevor er seinen Bruder anstarrte, um Antworten zu bekommen. ,,Was soll das sein?"
Beleth musterte ihn daraufhin mit einem sehr merkwürdigen Ausdruck in den roten Iriden. (Vielleicht aber musste sein Bruder auch nur dringend eine stille Ortschaft besuchen – so genau konnte Eligos es nicht sagen.)
,,So ein ausgestorbenes Reptil, das Menschen zerfleischt, wenn sie so ein etwas namens Zaun nicht mit Magie anmachen, der mit Blitzen aufgeladen ist. Aber dieses Wesen, das hat ein wenig etwas von einem Wyvern, nur kleiner und ohne Flügel und mit sehr winzigen Armen – ziemlich nutzlos, wenn du mich fragst. ,T-Rex’ heißt es, wenn ich mich Recht erinnere. Es hat versucht, eine Gruppe von Menschen zu fressen. Kaum zu glauben, aber sie sind dem Wesen entkommen. Ich Wette, es war daraufhin sehr traurig."
Der Jüngere blinzelte, starrte ihn an und gab ein leises, aber gedehntes: ,Ahhhh’, von sich.
Wenn er ehrlich war, hatte er nur die Hälfte von dem verstanden, was Beleth gerade von sich gab. Eligos fragte trotzdem nicht nach. Das Ding hörte sich mehr so an, als wäre es ein Drake, ein flügelloser Drache, der als dessen Unterart gilt. Können zwar nicht fliegen, doch waren verdammt schnell und ihr Atem konnte einem das Fleisch von den Knochen ätzen...
Doch dieses Wesen – T-Rex – klang in seinen Ohren allein schon merkwürdig genug, merkwürdiger als ein Drake je sein könnte. Wer benannte auch ein Wesen „T-Rex“? Das war doch ein alberner Name.
Wobei auch viele Eltern dazu neigten ihren Kindern merkwürdige Namen zu geben: Gulya Gâríl, Eatlen Elehjan, Denyiom DuVall, Corall Veend und Iceos Yago – Vorfahren und Mitglieder der heutigen Königlichen-Familie von Mirelidia – waren nur einige Beispiele an Namen, die Eligos als Zumutung empfand, wobei Corall noch ganz annehmbar war von denen, die auf seiner Liste standen, im Gegensatz zu den anderen – und das waren nicht einmal die schlimmsten.
Adelige hatten, meistens auch, seltsame Vorstellungen von Namen für ihre Sprösslinge. Wer will denn als zukünftige Legende Hubert Graurabe heißen, wenn es Namen gibt, die viel edler klingen? Kein Wunder, dass sich der gute Hubert in Kane umbenannt hat – Kane Graurabe, die schwarze Klinge von Sōūl hört sich besser an als wenn da Hubert von der Imperialen Insel Sōūl, stehen würde.
Beleth war auch ein grauenhaft nerviger Name – oder es lag einfach nur an der Person, die diesen Namen trug...
,,Ich vergesse immer wieder, dass ihr unbegabten Trottel keinen Sinn für die Kunst des Reisens habt.", murmelte der Dämon vor sich hin, dabei zupfte er an dem dunklen türkisen Stoff seines Hemds. ,,Nicht mal Dinosaurier kennt ihr. Schande über euch, eure Ziegen, die Huren, die ihr vögelt und eure Bastarde! Mögen sie für immer mit eurer Schande weiterleben, ihr Banausen!", stellte er kopfschüttelnd fest, ehe er über zwei übereinander liegende Leichen sprang. ,,Hinfort mit dir, Eli!" Beleth wedelte mit den Händen, als würde er eine lästige Fliege vertreiben wollen oder jemandem sehr großzügig Luft zu wedeln. ,,Ich kann deinen Anblick nicht mehr ertragen!" Dramatisch legte er seinen Handrücken an die Stirn, bevor er so tat, als würde er kurz vor einer Ohnmacht stehen.
,,Möglicherweise hast du dich auch nur dein Spiegelbild in einer Glasscherbe gesehen?"
Bellend prustete der Ältere los, den Kopf in den Nacken werfend, sodass ihm seine welligen Strähnen in die Stirn fielen. Blutrote Augen blitzten amüsiert in Eligos Richtung, grell wie die tödlich blutende Wunde eines Sterbenden.
,,Nicht schlecht, nicht schlecht. Hätte ich dir nicht zugetraut – aber sehr schlagfertig." Er wischte sich eine nicht vorhandene Lach träne aus dem Augenwinkel, bevor seine Aufmerksamkeit bereits von etwas anderen angezogen wurde, wie eine Motte vom Licht, und abrupt nach links abbog, quer über die Leichen gesäumte Straße lief und in einem noch ziemlich intakten Gebäude verschwand – einen verdatterten Eligos zurücklassend.
,,Verflucht sei meine Verwandtschaft mit diesem Idioten.", gab er Zähne knirschend von sich.
Er folgte Beleth mit säuerlicher Miene.
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Der Tod war über die armen Schlucker hergefallen, grausam und äußerst brutal, vollführt nicht durch das verfluchte Feuer, sondern der Kunst der Klinge.
Ein verschmierter Film aus Rot lag auf den Regalen. Verschmierte Spritzer des wichtigen Lebenssafts zierten die alten Buchrücken in den Regalen, als Eligos vorsichtig über die niedergemetzelten Leichen stieg und den Blick über das Schlachtfeld im Inneren des Gebäudes streifen ließ.
,,Sie haben versucht, Schutz zu suchen.", stellte er emotionslos fest, die unangenehme Stille endlich durchbrechend.
,,Wen interessiert schon, wen der Trottel Arusak alles in einer Bibliothek niedergemetzelten hat? Sieh dir lieber das hier an!" Der Dämon lugte um eines der finsteren Obsidian-Regale hervor, welches mit vertrauten, dunklen Klecksen gesprenkelt war. Er würde seine vier Brüder liebend gerne darauf verwetten, dass es Blut war. Aber niemand wäre so blöd und würde seine vier Brüder freiwillig nehmen, ohne Kontrolle über diese zu haben.
Sich selbst bemitleidend seufzte Eligos tief, ehe er wenig begeistert um das Regal herum schlürfte und seinen älteren Bruder dabei beobachtete, wie jener an einem ziemlich intakten Leichnam herumfummelte. Ihm klappte der Mund auf, bereit Beleth etwas Giftiges entgegenzuschleudern, als dieser triumphierend eine Taschenuhr aus der Manteltasche des Toten zog. Eine Silberuhr mit kleinen blass blauen Steinchen, welche Sternenbilder auf dem Deckel der Uhr abbildeten.
,,Schicke Uhr." Beleth betrachtete sie etwas näher, seine Augen ein interessiertes Funkeln. Rot wie Rubin, dunkel wie Blut.
Er drehte sie in seiner Hand umher, bevor er die Taschenuhr nach einem Moment aufklappte. Kurz gab diese ein leises Surren von sich, als sie geöffnet wurde; dann drehten sich die fünf Zeiger der Uhr wie wild im Kreis, während die vierundzwanzig Reiskörner großen Folentperlen aufgeregt hinter dem Glas umhersprangen, bis sie ruckartig stoppten. Die Zeiger ordneten sich und die magischen Süßwasserperlen sprangen zurück auf ihre Positionen auf dem Ziffernblatt, ihre Bewegung jetzt langsam und geordnet, als sie sich um die Zeiger drehten.
,,Lass die Leiche in Ruhe, Leth."
,,Was? Soll er etwa aufstehen und sich plötzlich beschweren, dass ich ihn angrabsche, wie er die Brüste seiner Mutter? Und das wegen einer Uhr? Die Zeit wird ihm jetzt ja auch egal sein. Ich bitte dich, der Kerl ist tot. Toter als tot, was ihn langweilig macht. Lass uns was Spannendes machen...", sagte Beleth flott, bevor er schnell noch hinzufügte: ,,Aber erst schaue ich noch in seinen anderen Taschen nach." Der ältere Dämon steckte die Uhr schnell weg und begann nun nach der anderen Manteltasche des Toten zu greifen.
,,Jetzt hör endlich auf, die Leichen zu befummeln!" Eligos warf seinen Bruder einen genervten Blick zu.
,,Du klingst angespannt, mein Baby-Bruder. Willst du eine Entschuldigung von mir?"
,,Nenn mich nicht so."
,,Hätte mich sowieso nicht entschuldigt."
,,Warum fragst du dann?"
,,Warum sollte ich nicht? Es geht dir auf die Nerven."
Frustriert stieß Eligos die Luft aus, ehe er die Arme in die Luft warf und seinem Bruder den Rücken zukehrte. Warum hatte er Pianlor gegenüber auch nicht seine vorlaute Klappe halten können? Dann wäre ihm dies erspart geblieben. Hätte er sich entschuldigt? Nein, sicher nicht. In seinen Augen hatte er nichts falsch gemacht, um diese Strafe zu verdienen. Das war Folter. Und Pianlor der Bastard, wusste dies sehr genau.
Ein bedauerndes Seufzen verließ seine blassen Lippen.
Eligos.
Genannter gab einen frustrierten Laut von sich, als er schon wieder den Ruf der dunklen Magie hörte. Er war so abgelenkt von Beleth gewesen, dass er dieses Problem völlig vergessen hatte.
Bei Klepestu! Ich brauche wirklich sehr dringend sehr schnell einen guten Schnaps, sonst muss ich wirklich dem Gott der Probleme eine Opfergabe bringen, dafür, dass ich seinen Namen als Fluchwort gebrauche, ging es dem jüngeren Dämon durch den Kopf, bevor dieser seinen älteren Bruder am kragen deines türkisen Hemds packte und den protestierenden Dämon aus der Bibliothek zerrte.
Eligos schwor sich, dass, wenn dies alles endlich vorbei war, dass er sich dann irgendwo weit weg absetzen würde und sich nur für die Familientreffen mit seinen Brüdern herumschlagen würde. Ja, genau das würde er tun, sobald alles vorbei war. Sobald er frei war.
——☆☆☆——
Schweigend standen sie vor dem toten Wyvern, Eligos mit verschränkten Armen und Beleth, mit dem Kopf im Nacken gelegt und in die klebrig dunkle Wolke über Niwalic starrend. Sie schwiegen sich gegenseitig an, das Wispern der schwarzen Magie weiterhin ausblendend.
Der Marktplatz war weitestgehend leer, nur wenige Leichen lagen herum, die wohl in Panik von den Massen niedergetrampelt worden waren. Gebäude im Hintergrund waren in sich zusammengefallen, einige nur noch ein verkohlter Haufen.
,,Welcher irre war so dämlich und hat das Ding unter Azuraks Aufsicht getötet und hat es geschafft lebend davon zu spazieren?"
Eligos drehte langsam seinen Kopf in Beleths Richtung und betrachtete ihn mit einem Blick, als hätte man ihm gerade mitgeteilt, dass er ungewollt Vater geworden wäre. ,,Oh, wir beide wissen, wer so dämlich war.", stellte er nüchtern fest.
,,Wohl war." Beleths Augen lösten sich von der unheilbringenden Decke aus dunkler Magie, welche über diesen Ort lag und ließ seinen Blick wandern. ,,Ich muss sagen, er scheint ein ganz schönes Chaos angerichtet zu haben. Und ich hielt ihn für einen Mann mit Bedacht, einen Mann für den Sinn der schönen Dinge." Sein Blick blieb kurz an einem verkohlten und in sich zusammengebrochenen Gebäude hängen, welches wohl mal eine Taverne gewesen sein könnte. Die zerschmetterten Überreste einer völlig verkokelten Mauer ragten wie ein Gerippe aus dem Boden, die wohl vorher als Abtretung von der Wirtschaft gedient hatte.
Beleths zog eine Schnute, dann trat er mit Schwung gegen den Schädel des Wyvern. Kein Zucken. Keine Reaktion.
,,Scheint endgültig tot zu sein. Und ich hielt Nekromantie für... Effektiver.", sagte er nachdenklich, dann zuckte er gelangweilt mit den Schultern.
Sich mit einer Hand durch die schwarzen Locken streichend, legte Eligos den Kopf schief. ,,Nicht mal ein Hydraschädel würde nachwachsen, wenn Ambrölid ihn durchbohren würde. Der Ferium-Anteil in dem Ambrölid verhindert, dass die schwarze Magie sich in dem Wyvern regeneriert.", erwiderte er, bevor er einen Schritt auf den großen Schädel zu trat. Er war so groß, dass der Wyvern zu seinen Lebzeiten eine ganze Kuh locker mit einem Happen hätte verschlingen können.
,,Wenn ich mir vorstelle, wie klein dieses Ding neben dem verstorbenen König der Drachen aussehen würde zu dessen Lebzeiten... Puh, als würde ein kleines Ponyfohlen neben einem gigantischen Berg stehen."
Zustimmend nickte Beleth. ,,So ein jammer, dass der alte Sack vor sechsundsechzig Jahren verreckt ist. Hätte liebend gerne einen Tanz mit ihm gewagt. Auf der anderen Seite sind Drachen so langweilig wie das Motto: "Ehre, Güte und Gerechtigkeit", dass ich nicht lache.", stimmte Beleth zu, dann zuckte er mit den Schultern, seine blutroten Augen interessiert über den zerstörten Platz wandernd.
,,Und jetzt?", murmelte Eligos gelangweilt. ,,Das Ding wird so schnell nicht wieder aufstehen... Wie sollen wir-?"
,,Wir könnten Händchen halten, uns rührselige Geschichten ausdenken und ein kleines Wunder bewirken? Ich glaube, ich habe vorhin ein Backhaus gesehen, wäre doch schade, das ganze Gebäck verkohlt zu lassen. Mit etwas Magie ist das Gebäck so schnell wie der giftige Biss einer Raciethschlange wieder hergestellt. Wäre doch schade, nicht war?"
,,Ich hasse dich."
,,Nein, du liebst mich, weil ich toll bin."
,,Ich hasse dich so sehr."
,,Du bist sooo dramatisch, Eligos. Such dir endlich eine Beschäftigung. Mach's so wie ich, erpresse ein paar Leute und jage ihnen Angst ein, bis sie sich bepissen und flennend zu ihren Müttern rennen."
,,Das machst du also, wenn dir langweilig ist? Du solltest-" Eligos stockte, sein Blick schnappte herum und flog quer über den verwüsteten Platz, über das Geröll und die Hügel an Körpern. ,,Hast du das gehört?"
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Nach zahlreichen überarbeiten und neu schreiben habe ich auch endlich Mal das Kapitel fertig. Puh, irgendwie war ich nie ganz zufrieden, doch jetzt gefällt es mir ganz gut.
Meinungen zu diesem Kapitel? Wie gefällt es euch?
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Denyiom DuVall
→ Mitglied der Königlichen Familien von dem Königreich Legored (entfernter angeheirateter teil der Blutlinie Vænaryś von Mirelidia). Gelebt von 905 bis 948 nach der Schöpfung. Erst geborenes Kind (von zwei) der Prinzessin von Legored, Chalylion DuVall, und dem Adeligen Tryst Nolaní. Gemahl von Lady Lor Bridg.
Eatlen Elehjan
→Mitglied der Königlichen Familie von Mirelidia, der Blutlinie Vænaryś. Geboren 1005 nach der Schöpfung – 10 Sommer alt. Zweit geborener Sohn (von zwei) der Fürstin Laevina Rhegall'galad und dem Fürst Yunan Elehjan. Unverheiratet.
Gulya Gâríl
→ Mitglied der Königlichen Familie von Mirelidia, der Blutlinie Vænaryś. Gelebt von 933 bis 993 nach der Schöpfung. Zweit geborenes Kind (von insgesamt vier) der Lady Damyria Myint und Baron Salém Gâríl. Gemahlin von Gawan Heade. Cousine von Iceos Yago.
Iceos Yago
→ Mitglied der Königlichen Familie von Mirelidia, der Blutlinie Vænaryś. Gelebt von 926 nach der Schöpfung. Sterbedatum wurde nie verzeichnet, aber geschätzt um 987-991. Erstes und einziges Kind der Lady Fallyn Myint und Herzog Liroth Yago. Gemahl von Laeyena Diel. Cousin von Gulya Gâríl.
Corall Veend
→Mitglied der Königlichen Familie von Mirelidia, der Blutlinie Vænaryś. Gelebt von 790 bis 887 nach der Schöpfung. Zweit geborenes Kind (von zwei) der Prinzessin Jynnav Igniś und des Prinzen Osirys Veend. Gemahlin des Prinzen Cyne Igniś, ihrem Cousin.
Cousine des Vierten Königs von Mirelidia, Torn Igniś, dessen Herrschaft von 814-851 ging.
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