Kapitel 23 // ... auch wenn wir so einiges Falsches als Wahrheit sehen

Vorsichtig liefen wir an der Wand entlang. Ich atmete sehr flach, damit niemand mitbekam, dass wir hier waren. Auch Louis und Bill gaben ihr Bestes, unentdeckt zu bleiben. Ich wusste zwar noch nicht, was wir hier sollten, aber sicher würden sie es mir sagen. Dennoch hatte ich ein flaues Gefühl, was den Einbruch anging. Die beiden hatten zwar gemeint, wenn die Tür offen stünde, dürfe man hinein, aber ich glaubte es nicht so recht. Es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass sie mir irgendwelche Lügen berichteten. 

Dann blieben wir stehen. "Was machen wir hier?", fragte ich flüsternd. 

"Wir haben uns etwas für dich überlegt. Du weißt doch, wir sind die modernsten und talentiertesten Typen des ganzen Colleges und haben uns schon tausendmal bewiesen. Aber wir wissen nicht, ob du genauso mutig bist, wie wir es sind. Natürlich, so bist ein furchtbar intelligenter Junge, aber ernsthaft, du kannst nicht ewig ein Baby bleiben. Also wollen wir schauen, ob du auch erwachsen sein kannst." 

Ich schluckte und ein kalter Schauen lief mir den Rücken hinunter. Ich wollte nachhause! Ich wollte nicht nachts auf einem fremden Grundstück herumlaufen! Doch ich konnte Bill und Louis nicht enttäuschen. Sie zählten auch mich. "Was soll ich tun?" 

"Wir öffnen dir ein Fenster und du gehst rein. Du weißt, wir waren am Samstag hier, weil Derek Genter Geburtstag gefeiert hatte. Da haben wir uns schon ein wenig umgesehen. Du solltest durch dieses Fenster in die Küche kommen, genau gegenüber liegt das Arbeitszimmer von Mister Genter. Du musst nur durch die Küche und den Flur ins Arbeitszimmer und dort nimmst du den Tresor und kommst zurück." 

"Muss ich?" 

"Ja", antworten sie gemeinsam und hoben mich in die Höhe. Unsanft knallte ich auch der anderen Seite auf einen Küchentisch. Hoffentlich hatte mich nur niemand gehört! Mutter und Vater wären furchtbar wütend, wenn sie erführen, dass ich mich zu einer Straftat hatte verleiten lassen! 

So lief ich leise den Weg bis ins Arbeitszimmer. Ich schaltete das Licht an, weil ich kaum etwas erkennen konnte und suchte nach dem Tresor. Erst nach einiger Zeit hatte ich ihn gefunden und steckte ihn die Tasche, die ich über den Schulter trug. Als ich mich umdrehte, stand jedoch Derek vor mir. Vor Schreck hätte ich beinahe den Tresor fallengelassen, doch ich riss mich zusammen. 'Auf der Welt gibt es Gewinner und Verlierer. Du darfst niemals Schwäche zeigen, sonst bist du ein Verlierer. Gewinner erreichen alles, was sie wollen und es gibt nichts, dass du für den Sieg nicht tun solltest. Du hast eine Wahl, aber jede Sekunde als Gewinner ist mehr wert als ein ganzes jämmerliches Leben als Verlierer, merke dir das.' Diese Worte hatten sie mir mehrmals eingeprägt. Ich konnte ein Gewinner sein. Ich musste ein Gewinner sein. Es gab nichts, dass ich für einen Sieg nicht tun würde. 

"Was willst du hier, du dreckiger Mistkerl?", fragte ich abfällig. 

Er setzte zu einem Hilfeschrei an, doch ich zögerte nicht lange. Brutal schlug ich ihm meine Handfläche vor den Mund und hielt ihn mit der anderen Hand an den Haaren fest, wie es mir Bill und Louis beigebracht hatten. 'Wer sich dir in den Weg stellt, verdient nur Schläge. Nur durch Gewalt lernen die Menschen, wo ihr Platz ist, nämlich unter unser aller Füßen.' 

"Wehe du schreist oder sagst deinen Eltern was, du Fußabtreter. Dann hole ich Bill und Louis und du kannst deine Knochen von hier bis an der Küste aufsammeln. Hast du mich verstanden?" Ich riss ihn brutal an den Haaren zur Seiten und ließ seinen Mund für einen Augenblick los. Angst spiegelte sich in seinen Augen wieder. Am liebsten wäre ich nicht so gemein gewesen, doch ich musste es sein. Ich musste ihnen zeigen, dass ich kein kleines Kind mehr war! 

Derek nickte und ich lief in die Küche, von wo ich durch das Fenster auf den Hof sprang. Bill und Louis waren furchtbar stolz auf mich. Später erfuhr ich, dass sie so etwas noch nie gemacht hatten, sondern nur probieren wollten, ob es klappte. Ich war ihnen dennoch nicht böse, immerhin hatte ich von ihnen fürs Leben gelernt, so sehr ich manche Lektionen noch bereuen würde. Besonders die Bedeutung von 'Gewinner erreichen alles, was sie wollen, und es gibt nichts, das du für einen Sieg nicht tun solltest.' war mir lange nicht so deutlich gewesen. 

Der Diebstahl des Tresors mit unbeschreiblichen fünftausend Pfund war offiziell nie geklärt wurden. Wir hatten gewonnen. Wir hatten alles gewonnen, immer und überall. Solange, bis es kein 'Wir' mehr gab, sondern nur sie und ich. Bis ich wieder ein Verlierer wurde. 

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