Kapitel 29 - Words never come back
„... und wenn Sie damit fertig sind, die restlichen Mahnungen an Schüler zu schreiben und zu adressieren, werden Sie diese Liste bitte 50 Mal abschreiben. Sobald Sie dies getan haben, melden Sie sich bitte bei mir, Miss Graeham. Haben wir uns verstanden?" Jade musste sich zusammenreißen, keinen sarkastischen Kommentar abzugeben, sondern nickte nur einmal. Mit einem sehr zufriedenen Gesichtsausdruck verließ Professor Aiden das Klassenzimmer und Jade ließ sich seufzend an dem Pult nieder. Vor ihr stapelten sich Unterlagen und Boxen voller alter Aufzeichnungen. Einige davon sahen ganz danach aus, als wären sie noch aus der Zeit, wo die Schulleiterin Schülerin gewesen sein muss. Ob sie diese Art von Nachsitzen für die ganz schlimmen Fälle aufhoben? Irgendwie ehrte es Jade ja schon, sie griff in ihre Schultasche und kramte etwas darin. Dann holte sie ihre Feder und Tinte heraus, sowie ein Haargummi um sich die Haare zusammenzubinden. Sie hatte wirklich keine Lust sich später Tinte aus der Mähne zu waschen. Seufzend griff sie nach der ersten Box, auf einem vergilbten Zettel stand die Jahreszahl 1992. Und so wie Jades es geahnt hatte, musste sie alte und schon längst verjährte bearbeiten, einige der Aufzeichnungen sortieren, alte Karten abschreiben, Verwarnungen katalogisieren und dann Abmahnungen an die aktuelle Generation Hogwarts verfassen. Es wurde dann doch sehr interessant, als sie sah, welche Bücher einige ihr bekannte Schüler längst zurückgegeben hätten müssten. Pascal hockte anscheinend seit einem Jahr auf einem Kräuterkundebuch mit dem Titel „Pflanzen und ihre Persönlichkeiten". Noah schien anscheinend vergessen zu haben, das Zauberkunstbuch „Quirrlige Federtricks" zurückzubringen und sie war gar nicht erstaunt, dass Jill anscheinend gleich ein dutzend Kochbücher entwendet hatte. Dann kam es zu dem aberwitzigen Moment, als sie sich selbst drei Abmahnungen schreiben musste und Jade erinnerte sich an die Zaubertrankbücher die unter ihrem Bett zu Staubfängern geworden waren. Eine gewisse Judy Lathan aus Ravenclaw erhielt nun schon die 5. Abmahnung ein Buch mit dem Titel „Quidditch im Wandel der Zeiten" zurückzubringen und Jade musste laut auflachen, als sie sah, dass ein Slytherin Sechstklässler ein Muggelbuch über Strickmuster schon zwei Monate zu lange in seinem Besitz hatte. Erleichtert griff Jade die letzte Abmahnungskarte, aber als sie las, was darauf stand bekam sie große Augen und ihr wurde irgendwie mulmig. Casey Alvis, Gryffindor, 2. Klasse, Tausend und ein Liebestränke, Verbotene Abteilung, Professor Granger stand darauf.
„Oh." Sie zog scharf die Luft ein und nahm sich fest vor, die nächsten Tage eventuell ein wenig Abstand zu ihrem guten Freund zu nehmen. Dabei erinnerte sie sich an seine Annäherungsversuche während der Zeit vor dem Aprilstreich, kleiner Gedichstkarten die er ihr im Unterricht zukommen ließ und all dies anderen Anspielungen. Jade spürte wie sich ihre Wangen aufheizten und sie holte ihren magischen Notizblock heraus. Bevor sie es vergaß, musste sie ihrem Bruder eine Nachricht zukommen lassen. Sie versicherte sich kurz, dass sich auch wirklich kein Professor Aiden anschlich und zückte dann ihre Feder.
Hilf mir!
Wir arbeiten schon an einem Rettungsplan, halte durch, tapferer Captain!
Das meine ich nicht. Ich brauche deine Hilfe bei einem anderen Problem.
Ich glaube, da solltest du lieber mit Pascal oder Grandma sprechen...
Nein, sowas doch nicht! Du musst Casey für mich loswerden.
Bitte... bitte was?!
Ich meine, du sollst ihn verkuppeln! Biiiitte! Ich habe echt Angst, dass er bald mit einem Liebestrank für mich ankommt.
Ist doch süß.
Ist es nicht! Du bist mein Bruder und es ist dein Job die Kerle von mir fernzuhalten!
... ich spreche mal mit Tamara.
Danke, du bist ein Schatz!
Schön. Zu mehr sind Brüder also nicht zu gebrauchen?
Naja, du könntest auch noch meine Hausaufgaben für Zauberkunst-
Nein.
Ok. Kümmer dich einfach um Casey und ich mach hier den langweiligen Schreibkram.
Zufrieden steckte Jade den Notizblock wieder weg und nahm das Pergament in die Hand, welches sie nun 50 Mal abschreiben sollte. Es handelte sich um eine Liste von Zaubern, Tränken, Büchern und magischen Wesen. Sie schienen auf den ersten Blick völlig ungeordnet, wirr und nichts passte zusammen. Seufzend machte Jade sich daran, die Liste abzuschreiben, immer und immer und immer wieder. Dann kam ihr ein Geistesblitz, die Sachen auf dieser Liste schienen auf den ersten Blick ungeordnet, doch auf den zweiten fand sie die Verbindungen zwischen Wirkung, Gegenwirkung und Auslöser von Giften, Zaubern und Tränken. Für welche Klasse das wohl bestimmt war und was wollte ein Verwandlungslehrer mit solchen Sachen? Sicherlich würde er damit nichts Gefährliches anstellen. Professor Aiden würde den Schülern vermutlich nicht einmal Nadeln geben, da sie zu gefährlich seien. Er war ein Spießer durch und durch und vertrug keinen Spaß, aber vielleicht... Leise lachend zückte Jade ihren Zauberstab und deutete auf den Stapel Pergament, den sie bereits abgeschrieben haben. Sie suchte nach den richtigen Worten und wollte gerade den Mund öffnen, als eine durchschneidende Stimme ertönte und Jade das Blut in den Adern gefror.
„Egal was Sie da vorhaben, Miss Graeham, ich denke nicht, dass es zu ihrer Aufgabe gehört." Professor Aiden stand hinter Jade und langsam drehte sie sich mit Unschuldsmine zu ihm um. „Ich wollte doch nur-" begann sie, doch Aiden unterbrach sie mit warnendem Ton in der Stimme.
„Denken Sie nicht einmal daran. Zauberstab her, sofort." Jade wandte sich protestierend ab, sie würde diesem schmierigen Kerl doch nicht ihren Zauberstab aushändigen. Doch Aiden trat um den Tisch und mit ernster Miene hielt er ihr seine geöffnete Hand hin. „Miss Graham." Jade schaute ihn mit Todesblick an und hob ihrerseits die Hand. Sie musste sich stark zusammenreißen, jetzt nicht einzuschlagen, sondern nahm ihren Zauberstab und händigte ihn ihrem gehassten Lehrer aus.
„Wehe ich finde nur einen Kratzer, wenn Sie ihn mir wiedergeben. Glauben Sie mir, dann vergesse ich mal so eben, dass sie Lehrer und ich nur Zweitklässlerin bin." Warnte Jade mit zusammengebissenen Zähnen und sie hätte schwören können, kurz Angst und Zweifel in seinen Augen aufblitzen zu sehen.
„Glauben Sie mir, bei mir ist ihr Zauberstab wohl in besseren Händen, als er bei Ihnen je sein könnte." Antwortete Professor Aiden mit schneidender Stimme und wandte sich höchst zufrieden grinsend ab. Das konnte Jade nicht auf sich sitzen lassen, wütend sprang sie auf und ihre Augen färbten sich blutrot. Die Wut kochte in jeder Pore ihres Körpers und sie ballte die Hände zu Fäusten.
„Wer glauben Sie eigentlich, wer Sie sind, dass Sie das Recht haben so mit Schülern umzuspringen? Sie sind ein unfähiger Lehrer und nicht in der Lage, mit Kindern umzugehen und diese Schule wäre wohl ein weitaus besseres Ort ohne Sie!" Langsam drehte Professor Aiden sich um und schaute Jade mit großen Augen an.
„Was haben Sie da eben gesagt?" fragte er langsam und seine Lippen bebten. Jade trat vom Stuhl weg und stellte sich in den Gang. „Dass Sie ein unfähiger Lehrer sind. Ich könnte Sie jetzt auch ohne Zauberstab fertig machen." Zischte Jade und trat einen Schritt auf ihn zu. Der junge Professor schien erst ein wenig zurückzuweichen, dann kam er so schnell auf sie zu, dass Jade einen Moment verwirrt war. Warnend baute er sich vor ihr auf und auch in seinen Augen glitzerte die Wut.
„Jetzt hören Sie gut zu, Miss Graeham. Sie sind eine respektlose, freche, intrigante, stümperhafte, aufbrausende, nervtötende und vorlaute kleine Göre. Diese Schule hat schon viele ihrer Art gehabt und sie alle überlebt. Glauben Sie nicht, dass sie mich in irgendeiner Art und Weise beleidigen oder provozieren können. Sie sind nichts, als ein kleines Mädchen dass kompensieren muss, dass die Eltern lieber durch die Weltgeschichte reisen, als sich mit ihren Kindern zu beschäftigen." Wie auf Schlag herrschte Stille und ungläubig starrte Jade ihren Lehrer an. Es war wie eine Ohrfeige gewesen und ohne nachzudenken drehte sie sich um und rannte aus dem Klassenzimmer.
„Miss Graeham!" Sie hörte Professor Aiden, wie er ihr hinterherrief, doch Jade wollte einfach nur noch weg. Sie wusste nicht, wohin ihre Füße sie trugen, Stufen rauf und runter, durch Gänge, durch Korridore und langsam aber sicher wurde ihr Blick von Tränen verschleiert. Er hatte nicht das Recht gehabt, dass zu sagen. Niemand hatte das Recht, so etwas zu einem Kind zu sagen. Draußen war es bereits dunkel und Jade konnte nicht anders, als raus an die frische Luft zu laufen. Dabei kam sie an der großen Halle vorbei, in der es gerade Abendbrot gab und viele Schüler strömten durch die Eingangshalle. Sie ignorierte alles und jeden und stürmte die große Treppe hinab und durch die Tür. Dass sie dabei mindestens ein Dutzend Schüler umgeworfen hatte, interessierte die junge Gryffindor nicht. Die kühle Luft umfing sie und Jade rannte ohne zu wissen wohin, über das taufrische Gras. Der Mond glitzerte im See, die hell erleuchteten Fenster wirkten wie kleine und große Sterne am unendlichen Horizont und das Licht in Hagrids Hütte war wie eine kleine Insel der Hoffnung in der unendlichen Dunkelheit und Grausamkeit der Welt. Hinter irgendeiner hecke fiel Jade in das Gras, sie zog die Beine fest an den Körper und ließ ihren Tränen freien Lauf.
„Na, nicht weinen meine Schatz." Liebevoll strich Megan ihrer kleinen Tochter über die Schulter und nahm sie dann auf ihren Arm. Das kleine Mädchen schaute ihre Mutter aus roten, verquollenen Augen an und klammerte sich an deren Bluse. Sanft strich Megan Graeham ihrer Tochter die Locken aus dem Gesicht und drückte sie fest an sich. „Ich will nicht, dass du und Papa geht. Habt ihr uns denn nicht mehr lieb?" Jade drückte sich fest an die warme Brust ihrer Mutter und hörte dem Herzschlag der ihr wichtigsten Person zu. Er war so beruhigend.
„Wir lieben euch beide über alles. Deswegen müssen wir gehen, wir wollen dass ihr in einer heilen, in einer sicheren Welt leben könnt. Jade schau mich an..." Langsam hob das kleine Mädchen den Kopf und schaute in die großen, warmen Augen ihrer Mutter. Lächelnd stupste diese ihrer Tochter auf die Stirn. „Du bist schlau, du wirst das verstehen. Es ist ja nicht für immer, und wir schreiben ganz viele Briefe und schicken euch ganz viele Fotos! Und bei Grandma seid ihre beide sehr gut aufgehoben, ok?" Langsam nickte sie und drückte sich wieder an ihre Mutter. Sie wollte einfach nicht, dass sie und ihr Vater weggingen und sie und Noah zurückließen. „Dürfen wir euch auch mal besuchen kommen?" fragte sie und hob erneut den Kopf, um ihre Mutter flehend anzusehen. Megan schaute sie ernst an.
„Ich wünschte. Ich wünschte wirklich es ginge, aber es ist einfach zu gefährlich." Jade nickte, dann fing Megan Graeham an ihre kleine Tochter in den Schlaf zu singen, während im Zimmer nebenan ein Charles versuchte einen wütenden und bockenden Noah zu beruhigen.
Sie wusste nicht wie lange sie im Gras gesessen, unschuldige Grashalme und Blumen ausgerissen und ihren Verwandlungslehrer jeden ihr bekannten schmerzhaften Tod gewünscht hatte, als kleine Zauberstablichter ihre Aufmerksamkeit auf sich zogen. Ausdruckslos starrte sie in die Ferne, eigentlich hatte sie jetzt keine Lust irgendjemanden zu treffen und Fragen zu beantworten und sonstiges, leise verkroch sie sich im Gebüsch, mit dem Blick in den Himmel. Leise atmend, zusammengekauert auf dem Boden liegend, die Haare voller Blätter, hörte sie nur Leute ihren Namen rufen, merkte wie zwei Personen an ihrem Versteck vorbeiliefen. Sie wusste durchaus, dass es unfair war sich jetzt auch noch zu verstecken. Ihre Freunde machten sich bestimmt Sorgen um sie, Professor McGonagall würde unruhig sein und sich große Vorwürfe machen obwohl sie gar nichts dafür konnte und Professor Aiden würde vermutlich an erster Front des Suchkommandos stehen. Aber Jade war einfach nur so unglaublich wütend, sie hatte nie jemanden mit ihren Streichen verletzt. Sie wollte nur Freude in die Korridore und Unterrichtsräume bringen, die Schüler und Lehrer nach all der schrecklichen Zeit immer wieder daran erinnern, dass es genug zum Lachen im Leben gab. Das Erbe der Weasley-Zwillinge weiterführen. Leicht zitternd schlief sie dann ein, im Schlaf rannen ihr weiterhin die Tränen die Wangen hinab und der Boden sog jede einzelne gierig in sich auf.
*~~~~~~~~*
Hallo ihr lieben Potterheads!
Ja, ich weiß ich bin böse. Aber das Leben ist nicht immer nur Spaß und Freude und alles was wir tun und sagen hat seine Folgen. Jade hat's mal wieder übertrieben und bekommt die Folgen zu spüren. Roiben und ich sind uns übrigens einig: Jade würde niemals Vertrauensschülerin oder Schulsprecherin werden können. Sie ist einfach zu rebellisch :D
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top