Vihaan

Kapitel 3

Vihaan

Ich schubste einen Halbling aus dem Weg, der so dumm war mir nicht schnell genug Platz gemacht zu haben und stiefelte schlecht gelaunt durch das belebte Zentrum des Dubliner Blutviertels. Ich hatte es schon vor Jahren mal ausräuchern wollen, es aber dann doch irgendwie verdrängt. Wahrscheinlich weil es mir weniger Vergnügen bereitet hätte, als gedacht oder weil es mir die Mühe nicht wert gewesen war. Dieser ganze Abschaum aus Dealer, Sklavenhändlern und ähnlichem war selbst nach einer intensiven Reinigung immer nur Phasenweise weg, für eine Nachhaltiges fernbleiben solcher Leute wäre es notwendig gewesen, dauerhaft dagegen Maßnahmen zu ergreifen und sie die zügel dabei niemals locker zu lassen. Allein bei dem Gedanken an eine so langwierige politische Arbeit, schauderte es mir. So stellte ich mir die ewige Verdammnis vor, ich hatte keine Ahnung, warum es überhaupt intelligente Lebewesen gab, die danach strebten zu herrschen. Ich gehörte nicht dazu, aber diejenigen, die sich diesem Viertel angenommen hatten, machten den Job auch nicht gerade gut. Vielleicht hätte ich mich doch darum kümmern sollen. Scheiße. Was auch immer es war.

Diese Stände, die offen Sklavenhandel praktizierten und illegale Scheiße verkauften existierte noch und genau hier war mein Lieblings Blutbeutelchen verloren gegangen.

Nochmal Scheiße.

"Ich erinnere mich daran, dass du mal meintest, du wolltest hier mal sauber machen", legte der Elb hinter mir den Finger in die Wunde, wobei er sich das gerade angeeignete weiße Hemd bis zum letzten Knopf schloss. Ein bessere Verbildlichung seines Wesens hätte es wahrlich nicht geben können.

Wir hatten uns von einigen Ständen ein paar Klamotten besorgt und einfach auf der Straße umgezogen, weil es eh niemanden hier interessierte. Niemand wagte es, auch nur einen falschen Blick in meine Richtung zu werfen, denn sie spürten, dass ich mächtiger war als sie, dass ich älter war als sie, und dass ich ihr Ende sein würde, wenn sie mir nicht schnell genug aus dem Weg gingen.

"Mir kam was dazwischen", erwiderte ich abgedroschen und nahm mir von einem weiteren Stand ein Kleid. Wenn Dawn in der Gasse gelandet war, wo ich sie das letzte Mal gerochen hatte, musste sie sich definitiv umziehen. Sie war verletzt. Ich würde den Geruch ihres Blutes auch unter Tonnen von Müll und Fäkalien erkennen. Meine Sinne waren auf sie fixiert.

Allerdings waren mir gerade besagte Sinne kaum eine Hilfe, denn ich spürte sie zwar, aber der Elb war es, der die Richtung ausmachen konnte, zumindest seit etwa einer Minute wieder. Davor hatten wir selbst damit zu tun gehabt, darauf klarzukommen vom Labyrinth unsanft hinausgeworfen worden zu sein.

Als wir in einem heruntergekommenen Park mitten im Blutviertel gelandet waren, hatten es sich angefühlt, als hätte man uns durch einen verdammten Mixer gezogen. Keine Ahnung, wie Dawn, der kleine Sonderling, es angestellt hatte, aber sie hatte uns alle aus diesem Labyrinth geholt und jetzt waren wir wieder hier. Mitten im Chaos von Dublin. Und egal wie froh ich darüber war aus diesem Scheiß raus zu sein, ich war etwas angefressen, weil ich es nicht geschafft hatte, dieses verdammte Albtraum-Test-Labyrinth anzuzünden.

Ich spürte immer noch das Jucken kurz oberhalb meines Hosenbundes, wo mir der Nachtschreck die Bauchdecke aufgerissen hatte und dabei sechs Runen durchtrennt hatte, die ich nicht mehr reparieren können. Sie waren nicht mehr zu gebrauchen. Scheiße.

Wieder ein Teil meines Körpers, der nur noch ungenügend vor Blutmagie geschützt war. Zum Kotzen.

Alles war gerade beschissen. Dawn war, getrennt von einem Häuserblock, zwar in unsere Nähe gelandet, aber als wir endlich wieder atmen konnten und dort angekommen sind, war sie fort gewesen. Und der Duft ihres Blutes und der zwei anderer Alben lag frisch in der Luft.

Egal wer sie verschleppt hatte, er würde seine Tat nicht überleben.

"War es dir zu mühselig, zumindest hier auf den paar Quadratkilometern, die Verantwortung für dein Volk zu übernehmen?", fragte das Prinzchen.

Scheiße ja.

"Nein. Sag mir lieber wo wir lang müssen, ich glaube, wir entfernen uns wieder. Hast du nicht gesagt, sie muss das Bewusstsein wieder erlangt haben? Warum spüre ich sie dann wieder weniger?", maulte ich ihn an.

Ich hatte keine Lust mich darüber zu unterhalten, wie wenig mir diese Alben hier in diesem Kaff bedeuteten. Besonders die Jüngeren von ihnen wussten wahrscheinlich nicht einmal, dass es so etwas wie König der Alben überhaupt einmal gegeben hatte und die, die es wussten, ahnten nicht, wer der einzige legitime Nachfolger besagten Königs war. Oder vielleicht doch, und sie trauten sich nur nicht, mich deswegen anzuquatschen. Ich hasse es, daran erinnert zu werden, von wem ich abstammte, es würde nur andere Fragen aufwerfen.

Cillias starrte einen relativ alten Vampir nieder, der ihn zu lange betrachtete und als er sich abwandte, konzentrierte auch ich mich wieder auf meinen inneren Kompass.

Der Elb war wahrlich ein ungewohnter Anblick so mitten im Herzen eines Blutviertels, aber niemand wagte es ihn anzufeinden. Vielleicht meinetwegen, vielleicht auch, weil der Elb so aussah, als würde er die Alben einfach abfackeln, wenn sie es versuchten. Ich wusste das Cillias das konnte. Sein Elbenlicht war mächtig.

"Wir verlassen vermutlich den Radius. Links.", meinte Prinzchen schlicht und ich steuerte sofort in die besagte Richtung und drängte mich zwischen die Stände, wobei ich ein Tisch umwarf, auf dem irgendwelche Schmuckstücke angeboten worden. Ich hatte wenig Geduld mit den Leuten hier und benahm mich sogar für meine Verhältnisse wie ein ziemlicher Wichser. Aber was sollte ich machen?

Seit ich die Kampfspuren in der Gasse gesehen habe, war ich ziemlich angepisst.

Und hungrig. Sehr hungrig. Wir mussten sie finden, denn alleine die Vorstellung, meine Zähne in etwas anderes, als Dawns hübschen Hals zu schlagen, ließ mir fast die Kotze aufsteigen. Wann hatte sie eigentlich zuletzt getrunken? Brauchte sie nicht auch langsam etwas? Scheiße.

Ich wusste es nicht.

"Wäre es nicht cleverer weniger Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen?", fragte Robertha und sah sich die Alben um sich herum misstrauisch an. Immer bereit, einen von ihnen umzubringen. Das hatte sie schon mit einem Typen gemacht, der sie bei dem Gedränge wohl betatscht hatte.

Ihr Gesicht zierten mittlerweile zwei Narben, die aber bereits komplett verteilt waren. Sie war jetzt zwar nicht mehr so hübsch, aber sie verliehen ihr etwas Ruchloses, dass sie weniger wie eine verdammte Sekretärin aussehen ließ. Denn das war sie nicht.

Ich hatte die Elbin kämpfen sehen. Sie war nicht nur gut, sie war brillant. Egal, was sie in der weißen Stadt gewesen war, bevor sie sich Cillias anschloss, man durfte sie nicht unterschätzen, nur weil sie ihm danach nur noch Kaffee gebracht hatte. Vielleicht als Tarnung, doch momentan hatten wir andere Sorgen und Robertha hatte es scheinbar aufgegeben, sich als harmlos auszugeben.

Irgendwann hatte sie sich an einem Waffenstand ein Takana geschnappt. Keiner von uns hatte Geld dabei, um irgendetwas davon zu bezahlen, wenn wir uns etwas nahmen. Aber nach einem Seitenblick von mir, gaben die Standbesitzer in der Regel Ruhe und bis jetzt kamen wir damit relativ ungestört an alles, was wir brauchten.

Wenn diese Elbin mit diesen Takana umgehen konnte - und ich war mir sicher, dass sie es konnte- dann war sie eine Bereicherung, die ich dulden konnte. Eine der ich vertrauen konnte, weil sie Cillias einen Blutschwur geleistet hatte. Sie war an seine Befehle gebunden. Absolut jedem seiner befehle, selbst wenn sie dabei selbst draufging.

"Wirke ich auf dich, wie der subtile Typ?"

"Du wirkst wie eine verdammte Dampfwalze, die jedem, inklusive denjenigen, der es vielleicht nicht wissen sollte, quasi ins Gesicht brüllt, dass wir jemanden suchen. Was glaubst du, wird passieren, wenn diese Alben, die die Prinzessin haben, wissen, wen sie da haben? Das perfekte Druckmittel, um den thronlosen König nach ihrer Pfeife tanzen zu lassen." erwiderte sie und ich drehte mich zu ihr um, doch im Gegensatz zu den anderen zuckte sie nicht zurück als ich knurrte.

Sie war wahrlich aus härterem Holz geschnitzt, als es am Anfang den Eindruck gemacht hatte. Nur etwas störte mich daran.

Die Tatsache, dass sie bei dem Angriff der Vollstrecker so einfach niederzustrecken gewesen war, aber darum würde ich mich ein anderes Mal kümmern.

"Robertha hat recht. Das bringt uns nichts. Wir sollten unauffälliger vorgehen", stimmte der Elb seiner kleinen Sklavin zu und ich musste mir widerwillig eingestehen, dass sie recht haben könnten.

Doch ich wusste dennoch nicht, ob ich die Zeit und die Lust aufbringen würde, diplomatischer vorzugehen. Ich wollte mein Glühwürmchen zurück, und zwar sofort! Sonst würde dieses Viertel mein persönliches Schlachthaus werden!

"Vihaan! Die Leute umbringen kannst du immer noch!", meinte der Elb, als würde er meine Gedanken lesen können, und ich hielt an, als ich vor einem großen Gebäude stand, das im Gegensatz zum Rest des Viertels relativ ordentlich wirkte.

Die Fassade war noch fast komplett in Takt und es stank hier weniger. Als wäre die nächste Leichengrube weiter weg.

"Von mir aus, aber wenn deine Methode nicht funktioniert, Elb, wird dieses Viertel in Blut schwimmen, bis sie wieder bei uns ist!"

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Das ist das Ende der Leseprobe ^^

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