𝟐 - 𝐀𝐧𝐝𝐞𝐫

Lachen erfüllte den Raum. Ich saß zusammen mit meinen Freund bei Guzman, meinem besten Kumpel, zuhause am Pool. Wir redeten, veranstalteten Wasserschlachten und veräppelten uns gegenseitig. Es war ein schöner Tag. Wochenende war etwas tolles. An diesen Tagen konnte man kurz die Schule vergessen und einfach leben.
Nachdenklich sah ich über die Wasseroberfläche, die immer noch leicht zitterte, da gerade jemand aus dem Pool gestiegen war.
Vor genau einem Monat war meine zweijährige Beziehung in die Brüche gegangen. Ich hatte einfach nicht mehr das gefühlt, das ich hätte fühlen sollen. Aus purer Liebe und Leidenschaft wurde plötzlich nur mehr platonische Liebe.

Es war mir ein Rätsel, wie dies von statten ging. Ich hatte keinen anderen Typen kennengelernt und ich wollte eigentlich auch kein Beziehungsende. Warum also dann musste ich bei Omar und mir den Schlussstrich ziehen?
War ich etwa nicht fähig, eine Beziehung zu führen, die länger hielt?
Omar war immer so liebevoll zu mir gewesen, hatte darauf geachtet, dass ich immer meinen Willen bekam und am Ende wurden seine Mühen mit dem totalen Aus bestraft.
Wir waren noch befreundet, doch ich sah ihm an, dass der Schmerz noch immer in seinen Knochen steckte.

»Hey Ander, was ziehst du denn so ein Gesicht?", riss mich Guzman aus meinen Gedanken und ich war froh darüber, denn sonst wären bloß dunkle Wolken über mich gekommen und hätten die schöne Stimmung hier zerstört.
»Ach nichts. Alles gut.« Ich lächelte ihn ehrlich an und sah kurz über meine Schulter zu Omar, welcher sich mit Samuel unterhielt.
Dann sah ich wieder auf das Wasser. Omar hatte mich durch eine harte Zeit begleitet. Ich hatte Krebs. Leukämie um genau zu sein. Die Chemotherapie war hart und hatte Spuren auf meinem Körper hinterlassen, die mich wohl ewig an diesen dunklen Lebensabschnitt meinerseits erinnern würden.
Eine kleine Narbe an meinem Becken deutete auf meinen Überlebenskampf hin.

»Verstehe. Nichts also. Wie wärs, wenn du mich mit deinem nichts auf eine Gala begleitest. Ich hab Lust, endlich mal wieder ein bisschen das Leben zu genießen und wir könnten uns ja unter die ganzen schicken Leute mischen«, meinte Guzman und seine Augen funkelten, weswegen ich schon wusste, dass man ihn nun nicht mehr so leicht von seiner Idee abbringen konnte.
Ich zuckte mit den Schultern.
»Wenn du meinst, dass das eine gute Idee ist«, gab ich zurück und Guzman nickte sofort.
»Natürlich ist das eine gute Idee. Du musst mal wieder unter Leute kommen. Ständig hängst du zuhause rum. Wann warst du denn das letzte Mal feiern hm? Vor fünfhundert Jahren?«, übertrieb mein bester Freund, weswegen ich die Augen verdrehte. Er klang ja schon beinahe, wie eine Mutter, die verzweifelt versucht, ihr Kind zu sozialisieren.
»Das stimmt nicht. Ich gehe trainieren, joggen. Ich bin jetzt hier bei dir. Feiern hat mich eben nicht mehr so wirklich gereizt«, sprach ich ehrlich und Guzman nickte leicht. Kurz herrschte Stille und jeder schien seinen eigenen Gedanken nachzuhängen. Schon bald ergriff mein Kumpel aber wieder das Wort.
»Egal, du kommst trotzdem mit. Du wirst sehen, das wird der absolute Oberhammer«, meinte er und rieb sich die Hände.
Ich fand mich also mit meinem Schicksal ab, denn ein Nein würde Guzman ohnehin nicht akzeptieren.

»Wann ist den diese Gala und muss ich einen Smoking tragen?« Ich hasste normalerweise diese Anzüge. Mir kam das immer so steif vor. Da war mir ein ordentliches Poloshirt und eine Jeans viel lieber.
„Die ist übermorgen und ja, mein lieber. Das musst du«, grinste Guzman frech. Er wusste genau, was ich von dieser Kleidungsart hielt. Vermutlich lag es daran, dass ich einfach nicht zu diesen richtig Reichen gehörte wie Guzman. Die waren es immerhin gewöhnt, ab und an einen Anzug zu tragen, da sie immer wieder zu solchen Festen eingeladen wurden, aber ich? Das einzige Mal das ich einen Anzug getragen hatte war, als der Schulball vor zwei Jahren stattgefunden hatte. Seitdem hing er in der hintersten Ecke meines Schrankes. So wie es aussah, musste ich ihn wohl wieder ausgraben.
»Gut. Du holst mich ab«, sagte ich und Guzman nickte.
Damit war das Thema Gala zum Glück beendet, doch die Frage war, ob das nächste Thema unbedingt besser war. Mädchen.

Ich saß nur da und hörte zu, wie Samuel und Guzman sich über Mädchen berieten, ihre Meinungen austauschten, wer heiß war und wer nicht und so weiter.
Nachdem ich eine Weile zugehört hatte und das ganze über mich ergehen hab lassen, sah ich kurz auf meine Uhr. Es war kurz vor fünf.
»Leute, ich muss langsam nach Hause«, sagte ich und die anderen nickten. Ich verabschiedete mich von ihnen mit einem Handschlag und wurde dann von Guzman zur Tür begleitet.

Als ich zuhause ankam, hatte meine Mutter bereits gekocht. Das ganze Haus roch herrlich nach Essen und ich zog mir hastig die Schuhe und die Jacke aus.
Dann trat ich in die Küche.
»Hey Mum«, lächelte ich leicht und sie küsste meine Stirn.
»Hast du Hunger?«, fragte sie und ohne zu zögern nickte ich.
Schnell deckte ich den Tisch und setzte mich hin, während sie den Topf auf den Tisch stellte. Heute gab es Kürbissuppe und nach dem Nachhauseweg konnte ich etwas warmes gut vertragen. Draußen war es nämlich ganz schön kalt geworden.
Genüsslich verschlang ich die Suppe und seufzte auf. Ich hatte wohl nie etwas leckeres gegessen, als die Kürbissuppe meiner Mum.

Als wir fertig gegessen hatten, half ich noch schnell beim abräumen und verkroch mich dann in mein Zimmer.
Entspannt legte ich mich auf mein Bett und machte den Fernseher an, doch meine Gedanken waren ganz woanders. Ich dachte an die Gala, die ganzen hochnäsigen Leute, die sich da mit Sicherheit herum trieben. Ob ich wirklich da hin wollte, wusste ich nicht, doch ich hatte Guzman schon zugesagt. Außerdem wusste ich, dass er mich so lange damit nerven würde, bis ich nach gab.
Ich sollte mich also besser mit dem Gedanken abfinden, dass ich Montagabend von lauter Schnöseln umringt sein würde.
Seufzend presste ich meinen Kopf ins Kissen und schloss kurz die Augen. Mal schauen, was dieser Montagabend so bringen würde...

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top