März| Mir tut alles weh - eine wirklich super Erkenntnis

"Aua..." murmelte ich, und hielt mir den Kopf. Was war noch mal alles passiert? Ach ja. Lukas hatte gesagt, dass ich nicht sterben sollte...

Moment.

War das alles, woran ich mich gerade erinnerte?!

Blödes Gehirn, speichert sich immer nur die wichtigen Sachen...Äh, das war nicht so gemeint. 

"Hi Mia. Du bist wach." stellte Anni fest. "Wie geht's dir?"

"Den Umständen entsprechend, gut?" erwiderte ich. Es klang aber eher wie eine Frage. Mein Kopf schmerzte, mein Fuß schmerzte - irgendwie tat mir gerade alles weh.

"Ach ja. Ich soll dir von Lukas ausrichten, dass du nicht sterben sollst, solange er noch weg ist. Er hat dich sehr oft besucht."

"W-was?!"

"Ja." Annis Grinsen wurde noch breiter, wenn das überhaupt möglich war. "Ziemlich oft. Er hat sogar ein mal Orchesterprobe verpennt nur weil - "

Ich unterbrach sie. "Wo bin ich? Wie lange war ich jetzt...Äh, im Tiefschlaf?!"

"In einer freien Kabine. Jetzt ist doch eine frei laut Bruno. So zwei bis drei Tage. Zwischendurch bist du laut Lukas auch mal aufgewacht. Du musst dringend üben, weil morgen die Generalprobe vom Konzert ist." riet Anni.

"Verdammt. Welches Konzert?"

"Da wo Lukas erste Horn spielt. Schilder einer Ausstellung. Bilder einer Baustelle. Bilder einer Ausstellung." erklärte sie mir.

Langsam begann mein Gehirn sich in Bewegung zu setzen. "Ich dachte Hugo hätte das mit dem Fuß geklärt."

"Nö." erwiderte sie. "Also doch, schon. Aber er hat sich ziemlich übel verspielt, weil er..."

"...Weil er was?"

Sie sah mich forschend an. "Weil er die letzten Tage kein bisschen geübt hat. Naja, seine Finger waren wie eingefroren, und er hat...nicht so gut gespielt, sagen wir mal."

"Mann..." Ich seufzte. "Und dann bin ich in den Tiefschlaf gefallen, oder wie?!"

"Naja, fast. Du hast noch ziemlich lang rum geschrien, und gesabbert. Dann bist du eingeschlafen." Anni grinste.

"Dein Ernst?!" fragte ich entgeistert.

"Ja." Sie machte ein ernstes Gesicht. Jedenfalls versuchte sie das.

"Ich glaube dir nicht." stellte ich fest.

"Okay." Anni zuckte mit den Schultern. "Ja, es stimmt nicht. Du bist sofort abgedriftet. Hugo auch. Davor hat er gemeint, dass da irgendetwas ist, weswegen er dich nicht sofort heilen konnte."

"Na toll." sagte ich mit sarkastischem Unterton. "Jetzt habe ich da einen Chip eingepflanzt bekommen. Wieso habt ihr nicht einfach ein Krankenhaus informiert?!"

"Weil...Bruno hat gesagt, wir sollen dich einfach mal schlafen lassen, dann wird es dir schon besser gehen." Ihr Blick wich meinem aus. "Er wollte kein Krankenhaus informieren."

"Ach echt? Die hätten das in Sekundenschnelle wieder heilen können." meinte ich.

"Ja, klar." erwiderte Anni. "Aber Bruno hat sich strikt dagegen geweigert."

"Ich hab einen Chip eingepflanzt bekommen." murmelte ich nun total verstört. "Jetzt kann er mich durch ein Kontrollgerät von überall aus steuern..."

"Chill mal, Mia - keiner hat dir einen Chip eingepflanzt." sagte Anni beruhigend.

"Doch..." widersprach ich. "Deswegen konnte Hugo auch nicht gut spielen."

"Das lag daran, dass er nicht geübt hat."

Ich schüttelte den Kopf. "Nein, du hast ja gesagt, dass er gesagt hat, dass da etwas war, weswegen er mich nicht sofort heilen könnte."

"Kein Chip."

"Doch! Das wäre die größte Waffe von ihm!" sagte ich.

"Vielleicht. Tanja hat übrigens immer noch nicht mit mir gesprochen." Sie wechselte das Thema. "Sie behandelt mich einfach wie Luft oder kommt nicht zum Unterricht. Auch nicht zur Orchesterprobe."

"Mann. Wir sind auf einem Internat! Da kann es doch nicht so schwer sein, jemanden einfach mal zur Rede zu stellen!" Ich verdrehte die Augen.

"Doch." widersprach Anni. "Wenn sie mir aus dem Weg geht, und ab und zu immer spurlos verschwindet, ist es wirklich sehr schwierig."

"Hm." Mir fiel nichts dazu ein. "Also morgen ist die Generalprobe, oder wie? Ich werde so was von verkacken."

"Keine sorge, Mia." erwiderte sie. "Das wird schon klappen."

Eine Stille entstand. 

"Sag mal..." begann Anni nach einer Weile. "Fandest du es falsch von mir, in Alexs Gedanken einzudringen?"

"Jetzt mal ganz ehrlich?" Ich sah sie prüfend an.

"Ja."

"Okay." Ich nickte. "Ich finde es nicht okay. Ich würde das jedenfalls nicht wollen. Es sind schließlich meine Gedanken, und ich will nicht, dass irgendjemand sie 'liest'. Wieso?"

(Hier an der Stelle...Vielen Dank an Athenegoere für diese Idee.)

"...Alex redet nicht mehr mit mir."

"Oh." Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. "Irgendwie kann ich verstehen, dass er sauer auf dich ist. Wäre ich ehrlich gesagt auch. Das Problem bei ihm ist, dass er einfach zu höflich ist, um mit dir zu diskutieren."

"Hm." Sie fuhr sich mit einer fahrigen Bewegung durch die Haare. "Ja...Ich glaube ich sollte mit ihm sprechen."

"Ja, solltest du." sagte ich. "Und nimm Marc mit. Damit hast du ihn schon gewonnen."

Wir grinsten uns an, und dann war ich für kurze Zeit alleine in dem Raum.

Aber auch nur für sehr, sehr kurze Zeit.

"Heyyy Dornröschen!" Ein total gehypter Lukas erschien auf der Türschwelle. "Kann ich reinkommen?"

"Bist doch schon drinnen." erwiderte ich. "Und seit wann heiße ich jetzt Dornröschen?! Ich dachte es wäre Walküre?"

"Keine Ahnung." Er grinste, und fuhr sich durch die Haare. "Weil du so ewig lange geschlafen hast."

"Aha..." Ich legte den Kopf schief. "Laut Anni hast du sogar Orchesterprobe geschwänzt, nur um mich zu sehen? Schlafend?"

"Ja, du hast nicht mal mit mir geredet, Walküre." Er setzte sich an die Bettkante.

"Hmpf. Immer noch besser als Dornröschen. Das ist doch von den Erdmännchen, oder?"

"Ja, das ist ein Erd-Märchen." Er lachte selber über seinen Wortwitz. "Als du umgefallen bist, war mein Puls auf 161 BPM..."

(Okay, noch mal eine Unterbrechung. Danke joshiy13 für diese Inspiration...)

"Seit wann misst du das?!" Ich grinste.

"Schau mal." Er warf mir seine Holo-Uhr zu. "Das war am Freitag, schau auf die Maximal-Herzfrequenz."

"Krass. Wieso warst du überhaupt so aufgeregt?"

"Sehr witzig, Walküre. Du bist umgefallen." sagte er, und nahm seine Uhr wieder an sich. "Ich dachte du stirbst."

"Das war so was von kitschig, Herr van Beethoven." kommentierte ich trocken, und zog meine Decke bis ans Kinn. "Und alle haben zugesehen."

"Ja, damit hat Seraphina mich auch ewig lang genervt." erwiderte er.

"Wer noch mal?"

"Seraphina Sondermann, die ist in Anni verknallt." sagte er.

"Und Anni? Auch?"

Lukas machte ein trauriges Gesicht. "I wish you were gay, so it would be easy, call me your babe instead of your homie..." begann er. "Nope, Anni ist leider hetero..."

"Das ist...Ein Erdmännchen-Song, oder? Ich hab bei dem Video so was von geheult, auch wenn die Bildqualität schlecht war." sagte ich.

"Für Erdmännchen ist das voll high-tec, mit den Computern und so." meinte Lukas. "Für uns wohl eher nicht..."

"Nee." Ich lächelte. "Ich will unbedingt mal auf die Erde, um zu sehen wie es da ist."

"Ich auch."

Wir schwiegen, und Lukas blickte mir in die Augen. Die Luft zwischen uns schien zu knistern. Ach ja, habe ich die Schmetterlinge in meinem Bauch schon erwähnt? Jetzt wisst ihr es ja. Die flogen nämlich wie verrückt herum.

"Mia?" begann er leise. "Weißt du, - "

Die Kabinentür flog mit einem Krachen auf. "Oh mann, Mia! Tut mir so leid dass - "

Hugo schwieg plötzlich, und blickte auf uns beide. Vermutlich war die Spannung zwischen uns nun so unerträglich, dass er sie sogar sehen konnte.

"Äh...sorry..." stammelte er. "Ich w-wollte nicht reinplatzen..."

"Schon gut." meinte Lukas, und stand auf. "Kommst du, Mia? Morgen ist Generalprobe..."

Die Spannung war verschwunden, die Schmetterlinge jedoch immer noch nicht.

Nervig.

"Jap, klar."

Ich stieg aus dem Bett, und richtete mich auf. "Zeit zu üben."

Wie ich das hasste.


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