Jarviia - Das Jahr der Schatten
Ich teile an dieser Stelle einmal sowohl den Prolog als auch das erste Kapitel mit euch. Ich weiß nicht, ich habe diese Geschichte beim erneuten Lesen doch wieder sehr lieb gewonnen. Ich hatte sogar eine Karte! Leider hab ich die Datei nicht mehr auf dem Handy, also hier eine gescreenshottete Version, in der Hoffnung, dass es noch lesbar ist:
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Prolog
Der Schleier der Nacht umhüllte das ganze Land mit seinen schützenden Armen. Der Mond stand hoch am Himmel und schien mit seinem letzten Licht der Nacht herab nach Jarviia. Jarviia, das Land der Clans, welches eher einer riesigen Insel gleichte, lag vollkommen still und ruhig auf dem riesigen, unendlichen Meer.
Das Jahr des Bären zählte seine letzten Tage. Der Winter war fast vorüber, und das neue Jahr begann immer mit der ersten neuen Blüte, die am Baum der Weisheit aufblühte. Doch noch war es nicht soweit, noch lebten die Clans im kalten, grausamen Winter.
Besonders der Akaia-Clan, der Clan der Blüte und des Gedeihens, hatte in dieser Nacht kein Auge zudrücken können. Ein Sturm hatte sich über den Osten gelegt und bereits mehrere Außenposten verschluckt.
Stammesmutter Ashaira und vielleicht einhundert Männer und Frauen des Clans waren bereits aufgebrochen, um nicht im Sturm umzukommen. Ihr Mann und seine Armee waren jedoch in ihrer Heimat geblieben, in Akaiamad, um dort die in Raserei verfallene Wolfshorde von dem Rest des Clans fernzuhalten. Tausende von Kriegern kämpften dort um das Leben ihrer Truppe, doch fast genauso viele Wölfe griffen den Clan auch an. Es war ein schreckliches Gemetzel, dessen Brülle und Schreie Ashaira immer noch in den Ohren dröhnten, wie Echos.
Sie wusste bereits, dass die Vorhaben ihres Mannes vergeblich sein würden, jedoch ließ sie sich nicht beirren und führte seinen Befehl aus, eine Gruppe treuer Mitglieder des Clans zu retten und mit ihnen hinaus zum Zentrum Jarviias, dem Revier der Jarrkar zu reisen.
Eigentlich hätte Ashaira noch viele, viele weitere Mitglieder mitnehmen können, jedoch würde der Jarrka-Clan, die einzige Hoffnung auf Überleben, mit Sicherheit kein ganzes, fremdes Volk in seinem Revier dulden, somit hatte sie keine andere Wahl, als nur diese wenigen Krieger mitzunehmen. Die Botschafter hatten bereits ankommende Stürme aus Osten und Norden, der Meerseite, gemeldet, und so blieb dem Clan nichts anderes übrig, als in das Revier des Jarrka-Clans einzudringen. Es war klar, dass sowohl der Großteil des Clans als auch ihre kleine Truppe ihr Todesurteil bereits unterschrieben hatten.
Ahairas Beine schlotterten vor Angst um ihren Mann, während sie auf Maya, ihrem Pferd, ihrem Volk vorausritt. Dicht gefolgt von ihrer Schwester Liamar zog sie nun von ihrer Heimat hinfort, alles zurückgelassen, was ihr lieb war.
Kinder hatten sie und ihr Mann keine, jedoch fürchtete sie trotz alledem um jeden einzelnen Krieger. Sie selbst war in Akaiamad aufgewachsen und kannte fast jeden einzelnen Menschen dort, jedenfalls wenigstens vom Sehen, viele aber auch mit ihrem Namen.
Ashaira zog Mayas Zügel an, worauf ihr Pferd mit einigen letzten Schritten zum Stehen kam. »Was ist los, Schwester?«, fragte Liamar besorgt. Sie drehte sich herum und blickte erneut nach Osten, zu dem Ort, an dem einst ihr Zahause gelegen hatte.
Nun begriff auch langsam der Rest des Volkes, was gerade geschehen war. Akaiamad war nun nur noch ein Teil der langen, langen Geschichte Jarviias. Fast der gesamte Akaia-Clan war an diesem Tag gestorben. Ihr Mann war tot. Ihre Familie war tot.
Plötzlich ertönte ein ohrenbetäubendes Horn, welches in ganz Jarviia zu hören sein mochte.
Das Jahr der Schatten war angebrochen.
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Kapitel 1
Der ewige Winter in Chiarmad brachte selbst die stärksten Krieger zum Frösteln. Aiisa, die jüngste Tochter des Anführers, war bereits an eine solche Kälte gewöhnt, jedoch überwältigte die Kälte dieses Tages auch sie. Sogar behütet unter Fellen und dickem Stoff konnte sie sich nicht gegen die erdrückende Kälte wehren, die ganz Chiarmad heimsuchte. Zum Glück hatte diese sich in den letzten Tagen ein wenig gelegt, sodass man nun wenigstens wieder etwas klarer denken konnte.
Der Frühling sollte eigentlich schon seit mehreren Wochen angebrochen sein, doch schon jetzt schien dieses Jahr keine guten Aussichten zu haben. Schon als die Stammesmütter der Clans die Vision über den Namen des neuen Jahres erhalten hatten, wurden böse Vorahnungen aufgestellt. So hießen die vorherigen Jahre etwa "Das Jahr des Bären" oder "Das Jahr der Eichen", während das neue Jahr den Namen "Das Jahr der Schatten" trug. Aiisa schlotterten schon die Knie bei dem Gedanken, welch schreckliches Ereignis sich schon am Anfang jenen Jahres abgespielt hatte.
Denn bevor die Paranoiden auch nur Theorien aufstellen konnten, kam schon die erste, erdrückende Nachricht. Ein untergebener Clan des Chiar-Clans wurde von umherstreunenden Wölfen überrascht und konnte kaum eines seiner Felder, geschweige denn seiner Krieger, retten, was einen wichtigen Teil des Jagdeinkommens platzen ließ. Es war nur zu hoffen, das ihr Clan bald neue Kleinclans unterjochen würde. Auch vom Akaia-Clan munkelte man etwas, doch man musste verrückt sein, wenn man glauben könnte, ein ganzer Clan sei wegen eines Gewitters, oder etwas Ähnlichem, zugrunde gegangen. Das war noch nie passiert, und würde es sicher auch nicht.
Mit leisen Schritten stapfte Aiisa durch den tiefen Schnee in Richtung Schülerheim. Die offenen Fenster waren mit dicken Fellen überzogen, damit die eisige Kälte nicht zu sehr in die hölzernen Hütten eindringen konnte. Kinderkrankheiten waren nicht nur schlecht für das Training, nein, sie waren obendrein noch gefährlich für den ganzen Clan und besonders die Jüngeren, die sich schnell anstecken konnten und deren Körper noch so klein und zerbrechlich war, dass sie nicht selten daran zugrunde gingen.
Insgesamt hatte der Clan ganze sechsundzwanzig Schülerhütten, welche allerdings im gesamten Territorium verteilt lagen. Aiisa stand nun vor drei von ihnen, was für ein einziges Lager schon eine beträchtliche Zahl war.
Eigentlich konnte man den Clan als ein großes Lager bezeichnen, welches sich über viele Felder hinweg zog. Doch um eine kleine Einteilung in jenes zu bringen, wurde das Lager in verschiedene kleinere Lager eingeteilt, obwohl sie alle natürlich immer noch dicht aneinander lagen. Wenn auch nicht genau nebeneinander, denn schließlich sollte man keinen ganzen Marsch zum nächsten Jagdplatz laufen müssen. Aiisas Lager, das Hautplager, befand sich im Zentrum aller.
Die junge Frau blieb vor der mittleren Schülerhütte stehen. Noch war es stockdunkel, doch der Mond war schon in seinem letzten Viertel angelangt. Wenn Aiisa Glück hatte, würden sie noch ein bisschen mehr als eine Stunde Zeit haben.
Plötzlich öffnete sich leise quietschend die Tür der Hütte. Ein junges Mädchen von gerade einmal sieben Jahren trat hinaus in die Kälte Nacht. Ein paar Haare waren aus ihrem provisorischen, langen Flechtezopf gefallen und flogen ihr, durch den Wind, über die Schultern.
»Shiam«, begrüßte diese Aiisa mit ihrer lieblichen, vornehmen Stimme. Sie wollte sich gerade verneigen, wie Prinzessinnen es normalerweise taten, stoppte dann aber doch ruckartig und stolperte fast über ihre eigenen Füße. Für einen Moment schwankte sie, fasste dann aber wieder sicheren Fuß. Aiisa lachte leise und hielt ihr hilfsbereit die Hand hin. Das Mädchen nahm diese dankbar, wenn auch immer noch ein wenig erschrocken, an und ließ sich dann sofort in ihre Arme fallen. Der Körper des Mädchens war warm und weich, und als diese sich an sie schmiegte, überkam Aiisa ein Gefühl der Geborgenheit. Aiisa lächelte. »Dir ebenfalls Hallo, Cia«, erwiderte sie und löste ihre Arme langsam von ihr.
Das Lager war noch menschenleer. Lediglich der alte Gren hielt Nachtwache. Vor ihm brauchten sie sich nicht zu fürchten. Er wusste von den beiden, hatte jedoch nicht vor, sie zu verraten.
Aiisa und Cia wandten sich kurz darauf vom Lager ab und gingen in Richtung Wald. Zusammen liefen sie einen kahlgetretenen Pfad entlang. Das magische Mondlicht schimmerte zwischen den Stämmen und Ästen der kahlen Bäume hervor, die von Aiisas Stelle aus nur wie schwarze Silhouetten wirkten. Einige Male traten sie auf Äste und Sträucher, doch das Zirpen der Grillen vermischte diese Geräusche nur mit dem stillen Klang der Natur. Es war angenehm, wieder den wilden Geruch des Waldes zu riechen, mit all seinen Facetten und Geheimnissen. Der warme Duft des Holzes vermischte sich hier mit dem wohligen Geruch von Tannen und Sträuchern, die jedoch von der eisigen Kälte gedämpft wurden.
Cia lächelte, als sie den großen Bach erreichten. Sein Wasser schimmerte rein und schön und glitzerte bei jedem Lichtstrahl, der auf ihn fiel. Wie der Bach tagsüber aussah, wusste keiner von beiden, doch es war auch gut so, denn so konnten die beiden sich die mysteriöse Ungewissheit wahren, was sich in jenem dunklen, in der Nacht fast pechschwarz scheinenden Wasser verbarg.
Die beiden setzten sich auf zwei Baumstümpfe gleich neben dem Bach, sodass sie nun fast auf gleicher Höhe waren. Cia hielt eine Hand in das kühle Wasser und ließ sich von den vielen, kleinen Fischen in ihm kitzeln. Ein Wunder, dass dieses noch nicht gefroren war, doch dies war nur eines der vielen Wunder, die Chiarmad hegte.
»Wie lebt es sich in einem einfachen Schülerheim, wenn man vorher doch nur das gemütliche, weiche Bett im Anführerheim gekannt hat?«, fragte Aiisa interessiert. Cia schaute ihre Tante mit einem entschlossenen Blick an, viel entschlossener, als man es von einer vornehmen Prinzessin gewohnt war. »Ich fühle mich wie eine echte Kriegerin, Tante«, antwortete sie stolz.
Aiisa blickte düster in die Ferne. Dann wich ihr Blick wieder zu Cia. »Als Kriegerin hat man kein einfaches Leben«, gab sie zu. »Man muss jagen, Wache halten oder Beeren sammeln und kommt jeden Tag mit vielen Schrammen zurück.«
Cia schien ihr gar nicht richtig zuhören zu wollen, als sie trotzig antwortete: »Auf jeden Fall ist es besser, als Tag für Tag bloß herumzusitzen und zuzusehen, wie all die Männer und Frauen nach draußen gehen und Abenteuer erleben.« Sie verschränkte verständnislos die Arme. »Wieso können sie mich nicht einfach eine normale Kriegerin sein lassen? Ich will gar keine Anführerin werden, wenn ich dann nur die ganze Zeit herumsitzen muss!«
Aiisa sah sie traurig an. »Ich kann dich verstehen, glaub mir«, begann sie ruhig. »Kannst du nicht«, trotzte Cia ihr. Ohne sich weiter davon beirren zu lassen sprach die Ältere weiter: »Aber sobald du Anführerin bist, hast du so viel Macht, wie du dir heute noch nicht einmal erträumen kannst. Und dann kannst du die Gesetze so ändern, wie du sie haben willst.« Sie lächelte gezwungen.
Cia rollte bloß mit den Augen. »Ich erkenne, wenn du lügst. Als Anführer darf man die Gesetze seiner Ahnen nicht verändern, wenn nicht-..« »Mindestens drei Viertel des Clans zustimmen«, sprachen beide im Einklang.
»Ich will realistisch sein.« Aiisa senkte den Kopf. »Du hast vollkommen Recht. Du wirst nie eine echte Kriegerin sein, wie wir es sind. Aber das Leben als Kriegerin würde dir nicht gefallen. Es ist hart und grausam. Man muss Lebewesen wehtun, sowohl Tieren als auch Menschen, und das ist nicht schön. Doch du musst trotzdem lernen, dich zu verteidigen, damit du eine starke, große Anführerin werden kannst. Und wer weiß, vielleicht wirst du ja aller Erwartungen zuwider eine Revolution hervorrufen, hm?«
Sie sah Cia optimistisch an. Auch auf Cias Gesicht breitete sich ein leichtes Lächeln aus. Stolz klopfte sie ihr auf die Schulter und erhob sich. »Dann los. Wir können noch bis Sonnenaufgang trainieren, wenn du möchtest.«
Den Thronfolgern war es verboten, Kampfunterricht zu nehmen. Es gab Clans, in denen Kämpfen das Wichtigste war, doch hier, in Chiarmad, war alles anders. Jede Nacht, wenn der alte Gren Nachtwache hielt, schlichen sich die beiden in den Wald und trainierten heimlich. Heute konnten sie sogar bis zu Sonnenaufgang trainieren, da gestern das Fest aller Feste, das Chanish, stattgefunden hatte, nach dem so gut wie alle Krieger erst einmal bis zur Mittagssonne schliefen. Die ersten wachten allerdings schon etwas früher auf, dazu zählte auch ein Teil der Anführerfamilie, weshalb die beiden sich trotz alledem beeilen mussten.
Aiisa war, da sie keine direkte Thronfolgerin war, fast wie eine normale Kriegerin. Jedoch hatte sie gewisse Vorteile und Pflichten, die andere Krieger niemals haben würden. Sie musste bei den internen Versammlungen der Anführerfamilie erscheinen und hatte ein gewisses Mitspracherecht bei internen Angelegenheiten. Doch auf dieses hätte sie auch getrost verzichten können. Sie fühlte sich nicht wirklich wie ein Teil der Familie, lediglich wie ein Ersatz, ein billiger Nachschub.
Cia packte Aiisas Hand und zusammen gingen sie zu einem dicken Baum, an welchem zwei Bögen und mehrere Pfeile angelehnt waren. An diesen Ort des Waldes kam nie jemand, weshalb die beiden dies zu ihrem 'persönlichen Territorium' ernannt hatten. So nannte es jedenfalls Cia. »Ciamad, oh Ciamad, du bist mein, und ich bin dein«, träumte Cia oft vor sich hin, wenn sie hier waren.
Die beiden schnappten sich die Bögen und Pfeile und gingen ein paar Schritte tiefer in den Wald. Ein alter, umgefallener Baum diente als Zielscheibe. Sein hohles Holz war bereits von vielen Pfeilen durchbohrt worden, und sollte je ein Krieger in diesen Teil des Waldes kommen, würde er sich sicher gehörig wundern. Vorsichtig spannte Aiisa einen Pfeil auf. »Lass mich kurz die Flugbahn testen..«, murmelte sie konzentriert. Sie schloss ein Auge, zielte auf einen Punkt im morschen Stamm und schoss. Der Pfeil traf ohne Probleme an der gezielten Stelle. »Gut. Keine Hindernisse, der Wind ist in Ordnung«, sagte sie kurz und schaute zu Cia. »Jetzt du.«
Cia nickte entschlossen. Sie wirkte viel älter und reifer, während sie ihre Schießübungen durchführte. Auch sie legte, mit einigen Startschwierigkeiten, den Pfeil ein, spannte ihn, (»Sehr gut, die Hand zum Ohr, denk dran!«) konzentrierte sich auf einen Punkt auf dem Stamm, wartete eine Sekunde, noch eine, noch eine, und schoss. Der Pfeil traf den Rand des Stammes. »Nicht schlecht«, lobte Aiisa ihre Nichte. »Versuch, noch ein wenig präziser zu zielen. Lass dir zu Anfang ruhig ein bisschen mehr Zeit.«
Aiisa beobachtete jeden einzelnen ihrer Schüsse und nickte zufrieden, wenn sie einen guten Schuss gezielt hatte. Ihre Zielgenauigkeit war nicht ansatzweise so gut, wie man es von einer echten Kriegerin erwarten würde, jedoch präzise genug für eine gerade einmal Siebenjährige, die von einer Achtzehnjährigen unterrichtet wurde.
In ihre Gedanken versunken bemerkte Aiisa erst viel zu spät, dass der Sonnenaufgang bereits lange angebrochen war. »Schluss jetzt. Geh schonmal vor, schnell«, befahl sie Cia hastig. »Bevor die anderen noch merken, dass du weg warst.« Cia befolgte ihre Anweisungen sofort, wenn auch mit einem widerwilligen Grummeln. Aiisa sammelte hastig alle Pfeile auf und stellte sie und die Bögen wieder an ihren richtigen Platz. Dann machte sie sich ebenfalls schnell auf den Weg zum Lager.
Als Aiisa den schmalen Trampelpfad durch den Wald wieder zurückhechtete, bemerkte sie gar nicht, dass sie während ihres Laufes etwas fallengelassen hatte, dass sie besser nicht einfach hätte auf dem kalten Waldboden hätte liegen lassen sollen. Doch die Braunhaarige hechtete weiter und weiter.
Auf einmal stoppte ihr Fuß bei einer großen Wurzel, die sich halb über den Weg geschlungen hatte und mit einem großen Poltern landete Aiisa auf dem kalten Boden. Sie bemerkte gar nicht mehr, dass ihr Kopf ganz offensichtlich beim Hinfallen auf etwas sehr Hartem aufgeprallt war, denn schon bevor sie irgendetwas spüren konnte, wurde ihr schon schwarz vor Augen.
Die junge Frau fand sich in einer riesigen, fast schwarzen Höhle wieder, die nur von einer paar Fakeln an den Wänden erleuchtet wurde. Von der Decke und vom Boden hatten sich Stalaktiten und Stalakmiten erhoben und alles schimmerte in einem seltsamen Licht. Es fühlte sich an, als sei Aiisa schwindelig, denn überall bewegte sich das Bild, nichts schien wirklich klar an einem Platz zu sein. Von der Decke tropften kleine Wassertropfen hinunter auf die Erde, in Pfützen, in denen sich schon viel davon angesammelt hatte. Ihr Tropfen schallte durch die ganze Höhle und erinnerte Aiisa daran, dass sie noch bei Sinnen war.
»H-..«, wollte Aiisa rufen, doch aus ihrer Kehle dröhnte nur ein heiseres Krächzen. »Es ist schon in Ordnung«, sagte eine Stimme weiter hinten in der Höhle, doch durch den Hall konnte sie diese gut verstehen. Sie klang dumpf und nicht von dieser Welt, eindeutig männlich und sehr, sehr alt. War es nur Einbildung, oder konnte Aiisa im schwarzen Dunkeln die Umrisse einer Gestalt erkennen, einem Geistwesen, dünn und knochig, fast schon ohne Fleisch, nur mit einem Mantel überworfen?
»W-..«, wieder nur ein Krächzen Aiisas. »Du musst nicht sprechen. Ich habe eine wichtige Nachricht für dich. Du darfst sie nicht vergessen, hörst du? Präg sie dir gut ein. Am Ende wirst du das Schicksal Jarviias in den Händen halten!« Der letzte Satz klang fast schon euphorisch, überzeugt. Erst jetzt bemerke Aiisa, dass sie sich auch nicht bewegen konnte. Panik überkam sie, doch so sehr sie sich auch wehrte, sie konnte all dem nicht entkommen.
»Hör mir endlich zu!«, fauchte die Gestalt von hinten. »Das Jahr der Schatten ist angebrochen. Und so werden Schatten über euch kommen, euch zerstören und alles daran setzen, euch und eure Clans einen nach dem anderen auszurotten. Jarviia wird untergehen, doch es gibt Hoffnung. Du wirst die einzige sein, die Jariiva noch retten kann, doch der Preis dafür ist hoch.«
Aiisa öffnete die Augen. Sie lag, zugedeckt mit dicken Fellen, auf einem kleinen Bett in der Kriegerhütte. Draußen war es bereits taghell. Ein Mädchen spähte durch das Fenster zu ihr hinüber, und sie wusste, dass es Cia war.
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