t h r e e
»Ich will echt nicht böse Shawn gegenüber sein, aber ich finde du solltest es deinen Eltern sagen. Tu es für sie. Es war euer ganzes Vermögen, Mia«, redete Alvia auf mich ein.
Traurig schaute ich auf den Boden, während wir nach Hause gingen. Ich wusste, dass sie recht hatte.
»Ich lüge alle nur an«
Sie seufzte ebenfalls und strich mir über meinen Rücken. »Alle Kunden werden euch helfen, Mia. Meine Eltern werden euch auch helfen. Wir alle sind doch eine Familie«
Und mit diesen Worten zog sie mich in eine feste Umarmung, während mir schon die Tränen kamen. Natürlich würden sie uns helfen, aber das alles müsste nicht sein, wenn ich einfach zugeben würde, dass ich wüsste, wer für dieses ganze Dilemma verantwortlich gewesen ist. Doch das konnte ich nicht. Es wäre schlimmer, wenn er seine angesprochene Drohung in die Tat umsetzen würde. Wenn er irgendwem, der mir nahestand, oder mir, wehtun würde.
Ich kam Zuhause an und stand vor dem geschlossenen Diner, denn niemand war drinnen. Ein Blick auf die Ladentür verriet mir, dass sie abgeschlossen war. Meine Eltern hatten nur einen Zettel mit der Aufschrift »Aus persönlichen Gründen geschlossen« hinterlassen. Ein schlechtes Gewissen breitete sich in meinem Magen aus und der Hunger von vorhin verging mir. Ich könnte niemals etwas essen.
Mit Tränen in den Augen beförderte ich mich Richtung Wohnung. Ich schaute mir noch einmal den Laden an und wieder spielte sich diese eine Szene in meinem Kopf ab. Immer und immer trat sie vor mein inneres Augen und ich hatte das Gefühl, ich würde allmählich meinen Verstand verlieren. Als er mir die Waffe an den Kopf hielt oder als er das ganze Geld nahm. Schamlos, geldgierig und emotionslos nahm er alles aus dem Safe. Er wäre bereit dazu, Menschen umzubringen und das würde ihm sogar Spaß machen.
Ein Wimmern riss mich aus meinen Gedanken und ich wusste sofort, dass es meine Mutter gewesen ist. Ich legte meine Tasche in den Flur und betrat das Wohnzimmer. Meine Mutter wischte sich schnell ihre Tränen weg und augenblicklich konnte noch Jemand anderes erkennen.
»Alex?«, fragt ich etwas perplex und mein ältester Bruder, der urplötzlich Zuhause war, stand auf. Alex war hier? Seit wann war Alex bitte hier?
Er kam auf mich zu und zog mich in eine feste, innige Umarmung, welche ich natürlich genau so fest erwiderte. Er war schon sehr lange nach Miami gezogen und kam normalerweise nur über die Feiertage nach Hause. Er ist schon länger nicht mehr hier gewesen, also waren es die ganze Zeit nur Lucas und ich.
Doch auch Lucas vermisste seinen großen Bruder. Und wir brauchten ihn gerade alle. Es war schön zu wissen, dass er extra hier hin geflogen war, nachdem er gehört hatte, was passiert ist. »Du bist so groß geworden, Kleines«, sagte er leise und hauchte mir einen Kuss auf den Kopf. Das sagte er jedes mal, wenn er mich zum ersten Mal nach einer langen Zeit wieder sah.
Wir setzten uns alle zusammen an den Tisch, denn meine Mutter hatte etwas gekocht. Doch Niemand war auch nur halbwegs glücklich. Niemand freute sich. Und ich wunderte mich nicht wieso das so war.
»Wieso habt ihr heute nicht aufgemacht?«, fragte ich und schaute zu meinen Eltern. Jeder am Tisch war sehr ruhig, Niemand redete, Jeder dachte nach und war auf seine eigene Art und Weise schlecht gelaunt.
»Wir waren zu schockiert, Mia«, beantwortete mein Vater meine Frage mit seiner ernsten Stimme und ich nickte nur stumm.
»Und sie haben wirklich alles mitgenommen?«, wollte Alex wissen und schob sein Glas Wasser zur Seite. »Alles.. unser ganzes Geld ist weg. Alles was im Safe war«, murmelte meine Mutter und verbreitete somit noch schlechtere Laune.
»Aber wir kriegen das doch wieder hi-«,wollte ich sagen. Ich wollte wirklich versuchen mein ohnehin schon existierendes schlechtes Gewissen loszuwerden, doch ich schien nur mit dem, was ich sagen wollte, alles nur zu verschlimmern.
»Nein Mia, nichts wird gut, wir haben alles verloren und können nicht einmal mehr die Miete für diesen Monat bezahlen«, zischte meine Mutter und schrie mich schon fast an. Ich musste schlucken. Ich war Schuld an dem Ganzen. Ich wusste wer er war und ich wusste, wie wir alles wieder bekommen könnten. Meine Mutter würde mich niemals so anschreien, doch sie schien genau so traurig wie der Rest der Familie zu sein. Ich nahm es ihr demnach nicht übel, egal wie kalt sie mit mir sprach. Ich schob meinen Teller weg und stand auf.
»Ich gehe zu Starbucks, ich muss gleich arbeiten«, sagte ich, nachdem wir aufgegessen hatten und stand auf. Ich konnte diese Atmosphäre nicht mehr ertragen.
Ich zog mir schnell meine Schuhe an und alle schauten zu mir.
»Was? Wenn ihr mich nur anmacht und mir sagt, dass wir kein Geld haben, werde ich helfen und euch unterstützen. So macht man das in einer Familie«
Ich wurde selbst lauter, doch das lag nicht an meinen Eltern, sondern an dem Selbsthass den ich gerade entwickelte, weil ich helfen könnte, es aber niemals werde.
»Mia das war nicht so-«, wollte Alex hinzufügen doch ich war schon die Treppen runtergelaufen. Ich fühlte mich von Minute zu Minute schlimmer und musste mich gerade selbst für mein immer schlimmer werdendes schlechtes Gewissen bestrafen.
»Dann komm doch einfach noch einmal, damit du deine Arbeitsstundenplan abholst. Wir freuen uns auf dich.« die Blondine vor mir lächelte mich lieb an und ich konnte endlich aus dem Laden. Es war schon etwas dunkel und ich sollte mich wirklich beeilen. Ich mag Woodstock, wirklich. Woodstock ist eine kleine, ruhige und naturliebende Stadt. Aber ich hasste es wie die Pest, alleine im Dunkeln rumzulaufen.
Plötzlich griff jemand an meine Hand und drückte mich fest gegen die Wand. Bevor meine Reflexe die Überhand gewinnen konnten und ich einen Schrei aus mir hinausbringen konnte, drückte der Fremde mir schon seine Hand auf den Mund. Die braunen, stechenden Augen kamen zum Vorschein, die Tattoos die ich nie wieder in meinem Leben vergessen werde. Alles was mir die nächsten Tage Alpträume bringen wird stand nun vor mir und lächelte mich verschmitzt an. »Ich nehme meine Hand jetzt weg und du wirst nicht schreien« Er befiel mir schon wieder etwas und ich wollte anfangen zu weinen wie ein Baby. Ich wollte einfach nur weinen. Schnell nickte ich und ich konnte tief ein und aus atmen, als er endlich seine Hand von meinem Mund nahm. Schockiert sah ich ihn an. Ich wusste doch jetzt genau wer er war. James Lockwood. Er was es. Nur mit dem Unterschied, dass er ungepflegter aussah als auf dem Bild, welches im Gefängnis von ihm gemacht wurde. James war kein hässlicher Mann, er müsste sich denke ich mal einfach mehr um seinen Bart kümmern. Etwas schockiert warf ich meinen komischen Gedanken weg. Ich wollte doch nicht an den Mann denken, der gerade dabei war, mich gegen die Wand zu drücken und mir zu drohen.
»Genau der bin ich« Ich hatte es laut gesagt? »Aber du wirst deinen Freunden schön sagen, dass ich es doch nicht war, verstanden?« Meine Augen weiteten sich. Woher wusste er das? Woher wusste er, dass ich mich meinen besten Freunden anvertraut hatte?
»Was.. woher.. « er legte behutsam seinen Finger auf meine Lippen. »Pssht, du hast dich mit dem falschen angelegt und das kann sehr gefährlich werden, kleines. Du wirst ihnen sagen, dass ich nicht James Lockwood bin, du warst zu schockiert um es zu erkennen. Und wenn ich sage, du sagst niemandem was, dann sagst du niemandem was.« Ich wusste nicht, was ich hätte machen sollen, außer zu nicken, also nickte ich und versuchte mich aus seinem Griff zu befreien.
»Ich mag es dich zu ärgern« ich schaute nun in sein Gesicht und er setzte ein provozierendes Lächeln auf. Nannte er das alles was er mir und meiner Familie antat etwa ärgern?
»Du hast unser Leben zerstört« flüsterte ich den Tränen nahe und er ließ mich los.
»Das habe ich schon öfter gehört« sagte er lachend. Er lachte. Er lachte während meine Familie und ich verreckte. Und es schien ihm kein Stück leid zutun, dass er eine unschuldige Familie beraubt hatte.
»Und jetzt geh. Du wirst mich schon früh genug wieder sehen« sprach er nun seine Drohung aus. Ich wurde langsam wütend, obwohl ich in seiner Gegenwart nicht widersprechen sollte. Wenn er wollte könnte er mich mit einem Schlag ins Jenseits befördern oder meiner Familie noch mehr schaden, als er ohnehin schon getan hatte. »Du hast dein Geld, du hast alles was du dir wünschst also erwarte ich von dir, dass du mich und meine Familie in Ruhe lässt, okay?« Er lachte ironisch auf. »Du bist nicht gut im Fordern. Du weißt, wer ich bin und du weißt wie ich aussehe, du wirst mich nicht so schnell los« mit diesen Worten stieg er auf sein Motorrad, welches ich erst jetzt bemerkte.
»Wir werden uns wieder sehen. Du steckst jetzt genau so mit drinnen wie ich, Amore mio«
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