10. Kapitel
Ich dachte noch lange über seine Worte nach. Nach unseren Gesprächen hatte ich geglaubt, dass ich ihn mittlerweile ganz gut einschätzen konnte. Doch weder die Sache mit seiner Mum, noch die Geschichte von seinem Exfreund, hatte ich von ihm erwartet. Andauernd verspürte ich den Drang Niall anzurufen und ihm von Louis zu erzählen, aber ich wollte ihn jetzt nicht nerven. Zudem war es mir sowieso lieber mit ihm persönlich darüber zu sprechen.
Louis hatte es tatsächlich geschafft, dass ich Zayns kommende Anrufe ablehnte und keine SMS mehr verschickte. Jedes Mal tat es weh, doch wenn ich mir Louis' Worte zurück in mein Gedächtnis rief, fiel es mir leichter.
In den nächsten Tagen trafen Louis und ich uns immer wieder. Jeder lenkte den anderen von seinen Sorgen ab. Wobei Louis seine Angst um seine Mutter nie aussprach. Doch auch so wusste ich, dass sie da war.
Am Freitag klingelte ich abermals bei Liam, mit dem ich mich mit den Tagen immer mehr verstand.
„Hey", begrüßte ich ihn lächelnd, doch in seinem Gesichtsausdruck zeichnete sich Besorgnis ab. „Was ist los?", fragte ich alarmiert und versuchte an ihm vorbei in sein Zimmer zu spähen. „Du solltest es wann anders noch mal probieren"
Nun war endgültig die Angst in mir geweckt. „Geht es Louis nicht gut?", fragte ich leise und ließ mein Blick hin und her huschen. Liam nickte und zupfte ebenfalls nervös einen Fussel von seinem Pullover.
„Kann ich kurz nach ihm sehen?", ließ ich nicht locker. Er war in den letzten Tagen mehr für mich da gewesen, als jeder andere. So würde ich ihn jetzt nicht seinen eigenen Leid überlassen und alles dafür tun, ihm zu helfen.
Zögernd gewehrte Liam mir den Eintritt in das Haus.
Louis lag auf der Matratze und hatte mir den Rücken zu gewandt. „Louis?", fragte ich leise und kniete mich neben ihn. Mir stieg ein ziemlich vertrauter Geruch in die Nase. Zayn hatte immer nach Alkohol gerochen, als er viel zu spät nach Hause gekommen war, während ich in Angst und Schrecken am Fenster gestanden und auf ihn gewartet hatte. Eine Übelkeit suchte mich auf.
Plötzlich legte mir Liam seine Hand auf die Schulter. „Ich passe auf ihn auf, versprochen. Du hast schon genug für ihn getan und hast mit deinen eigenen Problemen zu kämpfen"
Ich nickte leicht. Einen Moment betrachtete ich Louis. Er sah so klein aus, wie er da zusammengekauert auf der Matratze lag.
„Ist es wegen seiner Mutter?", flüsterte ich leise in Liams Ohr. Dieser antwortete mit der selben Lautstärke: „Auch"
Ich nickte verständnisvoll und löste mich schweren Herzens von dem Anblick Louis'.
Mit den ganzen Geschehnissen, hatte ich ganz vergessen, dass Mum am Sonntag Morgen wieder kommen wollte. Erst als mich die Klingel aus dem Schlaf riss, fiel es mir wieder ein. Erschrocken dachte ich an den Wohnzimmertisch, auf dem die Reste meines Abendbrots verteilt waren. Auch lief das Spülbecken von Geschwirr nur so über und meine Kleidung lag noch immer im Bad auf der Wäschetruhe.
„Harry?", riss mich Mums Stimme aus den Gedanken. Schnell schlug ich die Decke um und lief auf nackten Füßen die Treppe herunter.
„Wie geht es dir?", fragte Mum sofort und musterte mich.
„Besser", antwortete ich ehrlich. „Louis und Liam haben sich um mich gekümmert"
„Liam, der Sohn von Karen und Geoff Payne?", fragte sie verwirrt und verstaute ihren Koffer neben der Tür.
„Wenn das die sind, die eine Straße weiter wohnen, dann ja", murmelte ich und nahm Mum ihre Tasche ab.
„Das ist doch schön" meinte sie und lief ins Wohnzimmer. Anscheinend war ihre Freude, dass es mir besser ging, zu groß, als hätte sie sich über das Chaos aufgeregen können. Sie verlor kein Wort darüber und verzog sich sofort in ihrem Zimmer, um sich von dem Flug zu erholen.
Währenddessen stellte ich mich in die Küche. Früher hatte ich öfter für unsere Familie gekocht und sicherlich würde Mum sich über ein Mittagessen freuen. Gerade als ich den Auflauf aus dem Ofen holte, trat sie in die Küche.
„Das sieht aber lecker aus", lächelte sie und spähte über meine Schulter zu der Auflaufform herüber. Ich grinste und deutete zu dem gedeckten Tisch.
„Wie soll es denn nun weiter gehen?", fragte Mum auf einmal, als wir uns das Essen aufgetischt hatten. Ich wusste, dass dieses Gespräch irgendwann kommen würde, doch war ich noch nicht darauf vorbereitet. Ich zuckte die Schultern und stocherte in dem Auflauf herum. „Ich weiß es nicht"
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