39 Tischkicker und mehr...


„Hey Sam, warte doch mal!" Jeffrey hatte das Mädchen mit den etwas unordentlichen, sehr hellen Haaren gerade eingeholt. Er hatte gehofft, sie nochmal zu treffen, vor dem Abendessen. Sie drehte sich kurz zu ihm um und setzte ihren Weg dann fort.

„Ich hab für heute genug von Mathe, Jeffrey..."

„Ja. Ich weiß. Ich wollte mich auch nur entschuldigen wegen vorhin. Ich hab mich ganz schön blöd benommen..."

Sie waren an der Tür zum Aufenthaltsraum angekommen, Samiya legte die Hand auf die Klinke und schaute ihn mit leicht hochgezogenen Augenbrauen an.

„Ja allerdings. Was hattet ihr denn die ganze Zeit?"

„Ach keine Ahnung. Der Fellsack und ich konnten uns irgendwie noch nie leiden." Jeffrey zuckte die Schultern. Samiya schaute ihn mit undurchdringlichem Blick an. Sie mochte es nicht, wenn er so über Carag redete, auch wenn sie auf ihn im Moment nicht wirklich gut zu sprechen war.

„Pah, Fellsack – du bist doch selber einer." Mit ein paar Schritten durchquerte sie den ansonsten leeren Raum, ließ ihren Rucksack auf den Boden fallen und sich selbst in einen der gemütlichen Sessel.

„Und – spielst du eine Runde Kicker mit diesem Fellsack?" Jeffrey hielt Samiya die Hand hin und schaute sie auffordernd an. Er konnte schließlich auch noch andere Dinge außer Mathe.

Samiya schaute ihn erst skeptisch an, ließ sich dann aber von Jeffrey hochziehen.

„Na gut, von mir aus. Aber beschwer' dich hinterher nicht...."

„Warum das denn?" Jeffrey sah Samiya interessiert an und lachte dann. Es war ein unbeschwertes, ehrliches Lachen. Nichts von dem Wolfsgrinsen, das er sonst so drauf hatte.

Samiya hingegen erwiderte seinen Blick mit einem breiten Grinsen.

„Weil mein Torhüter unhaltbare Distanzschüsse drauf hat!"

„Ui, mir zittern schon die Knie... Los komm, das will ich sehen!"

Jeffrey brauchte nicht lange zu warten. Samiya hatte eine Art Tischkicker zu spielen, die ihn wirklich an seine Grenzen brachte. Er hatte ja einige Erfahrung im Kickern, hier mit Cliff und Bo, auch Tikaani spielte nicht schlecht, und zu Hause an seiner alten Schule hatte er ebenfalls viel gespielt. Aber Samiya spielte ganz anders. Sie benutzte ihre Stürmer praktisch kaum und konzentrierte sich ganz auf die Abwehr. Und jedes Mal wenn ihr Torwart auch nur einmal den Ball hatte – zack – mit einem kleinen Ruck zur Seite und einem folgenden Knall war der Ball in Jeffreys Tor.

„6:5! Na was sagst du jetzt?" Triumphierend sah Samiya ihr Gegenüber an. Ihre Augen strahlten. Jeffrey fand es schön, sie so zu sehen. Es störte ihn überhaupt nicht, dass er verloren hatte, obwohl seine Kicker-Ehre durchaus leichten Schaden genommen hatte.

„Glückwunsch. Jetzt musst du mir aber auch deinen Trick verraten."

„Muss ich?" Samiya schaute den Wolfswandler gespielt ernst an, legte dann den Kopf in den Nacken und lachte. Als sie dann aber Jeffreys erwartungsvolle und irgendwie unschuldige Miene sah, räusperte sie sich kurz und zuckte dann mit den Schultern.

„Da ist kein großer Trick dabei – ich mach einfach so und dann so – " mit kräftigem Schwung im Handgelenk drehte Samiya den Griff und zack – der Ball knallte gegen Jeffreys Torhüter, klappte diesen nach oben (Jeffrey stand ja jetzt bei Samiya am anderen Ende des Tisches) und landete etwas verzögert im Tor.

Jeffrey starrte ungläubig auf das jetzt kopfüber stehende Männchen.

„Naja, wenigstens stand mein Torwart diesmal an der richtigen Stelle..."

„Haha, ja. Hat ihm aber auch nichts geholfen." In Samiyas Blick lag so viel Übermut und Leichtigkeit, am liebsten hätte Jeffrey sie hochgehoben und einmal im Kreis herum gewirbelt. Er selbst fühlte sich so leicht und unbeschwert wie schon lange nicht mehr. Er fühlte sich, als könne er in diesem Moment alles schaffen. Schließlich stützte er sich auf den Rand des Tischkickers, lehnte sich leicht nach vorne und schaute Samiya direkt in die Augen.

„Also Sam, jetzt musst du mir aber noch eine Sache versprechen..." Jeffrey bemühte sich, so geheimnisvoll wie möglich zu klingen.

„Und die wäre?" Samiya hielt seinen Blick, um ihre Mundwinkel lag ein amüsiertes Lächeln.

„Du darfst Miro nichts von diesem Trick erzählen sonst bin ich blamiert..." Mit gespieltem Schock legte Jeffrey die Hand auf seine Brust. „Meine Kicker-Ehre wäre für immer verloren!"

Samiya zog die Augenbrauen nach oben. Sie zog ihn auf, so viel war klar.

„Das schadet dir gar nichts, du solltest dir da eh nicht so viel drauf einbilden..." Als sie Jeffreys entsetztes Gesicht sah, fing sie an zu lachen.

„Weißt du was? Ich glaub ich sag's ihm, gleich nachher, und ich übe so lange mit ihm, bis er jeden Ball ins Tor knallt. Wie wäre das?" Samiya stellte sich Jeffrey und Miro vor und konnte gar nicht mehr aufhören zu lachen.

„Tja, ich glaube, dann muss ich dich leider erstmal hier festhalten. Besondere Umstände erfordern besondere Maßnahmen." Jeffrey machte einen Schritt auf Samiya zu, doch sie wich ihm wie der Blitz aus und sprang hinter einen der großen Sessel. Herausfordernd blickte sie ihn an.

Doch die Reflexe des jungen Wolfswandlers konnten sich ebenfalls sehen lassen. Jeffrey tat erst so, als wolle er um den Sessel herum, doch dann packte er Samiya über den Sessel hinweg am Arm, gerade als sie zur anderen Seite entwischen wollte. Sie versuchte gar nicht, sich zu wehren, als Jeffrey sie am Arm zog, sie lachte nur voller Übermut.

So kam es, dass beide auf das nahe stehende Sofa fielen, dort nebeneinander zum Sitzen kamen und sich überrascht anschauten. Samiya war etwas außer Atem, aber nicht vom vielen Rennen – so viel war sie ja gar nicht gerannt – sondern vom vielen Lachen... Einmal holte sie tief Luft, dann sah sie den Jungen neben sich todernst an. Was einigermaßen schwierig war, wenn man grade noch so viel gelacht hatte. Ihre Wangen überzog eine leichte Röte. Sie sieht so lebendig aus, ganz anders als die letzten Wochen, ging es Jeffrey durch den Kopf.

„Also wenn dir das sooo wichtig ist – von mir aus – ich schweige wie ein Grab." Ein kleines Lächeln spielte schon wieder um ihre Mundwinkel, mit dem Ernst war es gerade nicht so einfach...

Jeffrey schaute sie einfach nur an. Auf einmal war er ihr so nah. Er spürte sein Herz in seiner Brust klopfen, so sehr hatte er sich doch gar nicht angestrengt... Samiya vor ihm legte den Kopf etwas schief, so als erwarte sie irgendeine Antwort von ihm.

„Ach so wichtig ist mir das nicht..."

Jeffrey fühlte sich wie gefangen von diesen grau-grünen, großen Augen, die seinen Blick so offen und ehrlich erwiderten. Und auf einmal war da dieser Moment. Er dachte nicht mehr nach und folgte einfach einem spontanen Impuls. Sein Oberkörper überbrückte den Abstand, der noch zwischen ihnen war und dann berührten seine Lippen Samiyas Wange. Ganz leicht. Ihre Haut roch nach einem letzten Rest Sommer und Sonne. Er schloss die Augen und war völlig überwältigt von diesem Gefühl der Nähe, eine angenehme Wärme breitete sich in seinem ganzen Körper aus.

Leider war der Moment viel zu schnell vorbei. Als er die Augen wieder öffnete, fand er Samiya vor sich, wie sie ihn mit weit aufgerissenen Augen anstarrte. Dann schaute sie schnell auf ihre Hände. War er zu weit gegangen?

Irgendetwas sollte er wohl jetzt sagen...

Doch dann wurde die Stille vom Schlagen der Zimmertüre unterbrochen. War jemand hier gewesen und sie hatten es gar nicht bemerkt? Na toll.. Aber wer?

Noch während Jeffrey die Tür anstarrte und nachdachte, stand Samiya auf einmal auf.

„Ja also ... ich glaub ich sollte mal los... Bestimmt gibt's gleich Essen..." Sie schnappte ihren Rucksack und warf Jeffrey noch einen unsicheren Blick zu. Falls sie sich an einem Lächeln versucht hatte, war es leicht missglückt...

***

Der junge Wolfswandler ließ sich nach hinten gegen die Sofalehne fallen und schloss die Augen. Das durfte doch nicht wahr sein. Er hatte sich so von diesem Moment hinreißen lassen, dass er gar nicht gemerkt hatte, dass Samiya sich auf einem ganz anderen Stern befand. Für sie war es wohl alles einfach nur ein Spiel gewesen. Wahrscheinlich hatte er sie total überrumpelt... sehr wahrscheinlich sogar! Und jetzt?

Mist! Jeffrey ließ seine Faust auf das arme Sofa niedersausen. Mist Mist Mist!

Andererseits – wenn er sich diesen Moment in Erinnerung rief, hätte er sich wirklich anders verhalten wenn er die Gelegenheit zum Nachdenken genutzt hätte? Er wusste es nicht. Doch je länger er sich an dieses wunderbare Gefühl erinnerte, desto klarer wurde ihm, dass er das Geschehene nicht bereute. Dieser Moment gehörte nun ihm, und das war es allemal wert gewesen...

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Na was sagt ihr jetzt? Hättet ihr das gedacht? Oder vorhergesehen?

Tja... leider ist das im Moment das letzte fertige Kapitel, es gibt jetzt so viele Möglichkeiten, was passieren kann und ich komm bisher noch nicht so recht weiter, welchen Weg oder Umweg ich einschlagen soll... vielleicht helft ihr mir ja ein bisschen weiter und schreibt mir mal was ihr euch so vorstellt? Oder was ihr euch wünscht? Welche Szenen soll ich auftauchen lassen?

Ich schicke euch schöne Wochenendgrüße, lasst's euch gut gehen ;)

*purzelstern*

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