Kapitel 12
Pike Creek, Delaware
Dean und ich fuhren Becky und Sam bis nach Pike Creek, Delaware hinterher. Als wir genau wussten, wo sich die beiden befanden, gingen wir in eine Bar, um den ganzen Schock erst mal zu verarbeiten.
»Hey, Dean, sieh mal«, sagte ich, als der Winchester gerade zwei Drinks bestellte. Er wandte sich mir zu und ich hielt ihm die Zeitung, die auf dem Tresen gelegen hatte, entgegen. »LKW-Unfall tötet Fußgänger, Opfer war Lotto-Gewinner. 'n Fall?«
»Nach der Sache mit Sam begrüße ich jede Ablenkung«, meinte Dean nur.
Ich legte meinen Arm um seine Schulter und beugte mich zu ihm vor. »Ich könnte auch für Ablenkung sorgen«, flüsterte ich. Der Winchester lachte nur und drückte mir einen Kuss auf die Lippen.
»Ein Mann wird beim Baseballtraining von dieser komischen Maschine, die die Bälle ausspuckt, so hart getroffen, dass es ihm den Schädel zertrümmert«, sagte ich mit einem Blick auf den heutigen Zeitungsartikel.
»Wir sind da«, meinte Dean, ohne auf mich einzugehen.
Ich blickte auf. Der Winchester und ich hatten uns am frühen Morgen mit ein Waffeleisen als Hochzeitsgeschenk auf den Weg zu Beckys Haus begeben, in der Hoffnung, Sam wenigstens heute umstimmen zu können.
»Wir wollten dir sagen, wir sind nicht mehr gegen euch«, erklärte Dean, als sein Bruder die Tür öffnete. »Wir gratulieren dir und deiner Frau.« Er reichte Sam das Geschenk.
»Danke.« Sam lächelte verschmitzt.
»Das ist ein Waffeleisen. Antihaftbeschichtung. Hat Cat ausgesucht.«
»War das Vernünftigste, was ich finden konnte«, meinte ich nur.
»Alles wieder gut?«, fragte Dean und bevor sein Bruder antworten konnte, drängte Dean sich an ihm vorbei in die Wohnung. »Gut. Wir sind hier in der Stadt an einem Fall dran.«
»Ein Typ gewinnt im Lotto und wird von einem Laster zu Brei gefahren«, erklärte ich und betrat ebenfalls die Wohnung. »Ein zweiter schafft es von der Reservebank in die Majors und 'ne Woche später wird ihm der Schädel zerschlagen.«
»Ich würd sagen -«, begann Sam.
»Zuerst dachten wir an Kreuzungsdämonen, aber da ist dieser 10-Jahres-Zeitrahmen, um die Seelen zu sammeln.«
Dean und ich wandten uns um, und da stand Becky, vor einer Wand mit Karte und Fotos - genau wie die Winchesters die Beweissammlung immer gepflegt hatten. Entsetzt starrten wir die Frau an; das konnte jetzt nicht ihr Ernst sein.
»Dann gibt es noch verfluchte Objekte wie bei Ein Unglück kommt selten allein. Wir haben aber noch keine Verbindung zwischen den Opfern gefunden.«
Ich trat mit großen Schritten auf die Frau zu, den Finger erhoben und bereit für eine Standpauke, da riss Dean mich aber zurück. »Ihr arbeitet an diesem Fall?«, fragte er.
»Nein, die beiden machen Yoga!«, rief ich und entriss mich seinem Griff. Wütend funkelte ich Becky an. »Hör auf, dich in unser Leben einzumischen.«
Die Frau lächelte mich selbstsicher an. »Es ist jetzt auch mein Leben.« Sie hob demonstrativ die Hand mit dem Ehering hoch. »Sam und ich sind verheiratet, schon vergessen?«
»Nein, das war nämlich der Grund, warum ich heut Nacht nicht schlafen konnte«, zischte ich.
»Ich dachte, ihr beide habt es akzeptiert«, warf Sam ein.
Dean wandte sich, ohne seinen Bruder zu beachten, an Becky. »Kleine, ich weiß nicht, mit welchem Zauber du da arbeitest, aber wir werden's herausfinden.«
»Das ist meine Frau, mit der du da redest«, erinnerte Sam.
»Du verhältst dich doch, als wärst du ein völlig anderer«, rief Dean.
»Inwiefern?«
»Du hast Becky Rosen geheiratet.« Verständnislos sah der ältere Winchester seinen Bruder an.
»Und du und Cat führen hinter meinem Rücken eine Beziehung«, warf Sam ein und ertappt sah ich ihn an. »Becky und ich zeigen unsere Liebe offen.« Er legte einen Arm um seine Frau.
Dean hob den Finger. »Lass Cat und mich da raus, das ist was ganz anderes. Es geht hier um Becky.«
»Kannst du nicht einfach einsehen, dass Sam und ich uns lieben?«, entgegnete die Frau.
Dean sah deinen Bruder fassungslos an. »Jetzt komm schon, Sam! Der Typ gewinnt im Lotto, der Typ kommt ganz groß raus. Na, schön. Offensichtlich werden in dieser Stadt Träume wahr, aber findest du nicht, das sind zu viele Zufälle?«
»Weißt du was, Dean?«, sagte Sam. »Was Becky und ich haben, das ist real. Und wenn du das nicht akzeptieren kannst, dann ist das dein Problem, nicht unseres.«
»Vielleicht sollten du und Cat mal eine Woche wegfahren, damit ihr lernt, was Liebe wirklich ist«, giftete Becky.
»Halt die Klappe, du Miststück«, zischte ich.
Becky kniff die Augen zusammen. »Sagt die, die ihre Familie tausendmal angelogen hat, Schlampe.«
Fassungslos öffnete ich den Mund. »Du weißt gar nichts über mich!«
»Oh, genau genommen weiß ich alles, denn ich habe alle Supernatural-Bücher gelesen, und es kommen noch mehr.«
Mit einem Wutschrei wollte ich mich auf sie stürzen, doch wieder einmal hielt Dean mich zurück. »Wenn du sie wirklich liebst«, sagte er an Sam gewandt, »mach ich mir ernsthaft Sorgen.« Mit diesen Worten verließen wir beide die Wohnung.
Draußen, auf dem Weg zum Wagen, rief Dean Bobby an, um ihn um Hilfe zu bitten. »Ich brauche einen anderen Jäger«, meinte Dean zum wiederholten Mal. »Wieso kannst du nicht einspringen? ... Na, schön. Wie heißt er? ... Danke.«
Er legte auf und wir stiegen in den hässlichen blauen Wagen. »Glaubst du nicht, wir schaffen das auch allein?«
»Wir waren immer drei«, entgegnete Dean, während er den Motor startete und losfuhr. »Du, Sam und ich.«
»Alles klar. Leuchtet mir ein.« Verständnislos verdrehte ich die Augen.
Wir fuhren zu einem Restaurant, wo wir uns mit dem Jäger treffen würden. Dean lief vor mir zwischen den Tischen umher, suchend nach Bobbys Freund.
»Dean?«, erklang auf einmal eine Stimme in unserem Rücken und wir wandten uns um. Ein kleiner, schmächtiger Mann mit braunen Haaren, einem einfachen Bart und großen Ohren saß dort an einem Tisch und schlürfte einen Milchshake. »Ich dachte, du wärst größer.«
Dean und ich ließen uns ihm gegenüber nieder.
»Ich nehm' an, Bobby hat dich unterwegs aufgeklärt«, sagte Dean.
Der Jäger ließ seinen Blick prüfend über mich fahren und lächelte mit einem Nicken. »Ja, aber dass das Ganze hier so aussieht, hat er nicht gesagt.«
Dean sah den Mann fassungslos an. »Hey«, rief er. »Augen zu mir.«
Der Jäger riss sich von mir los, ich konnte mir nur knapp ein Schmunzeln verkneifen, und wandte sich an den Winchester. »Er hat zwei Dinge gesagt. Erstens, er versucht gerade ein großes Dämonennest irgendwo in Oregano auszuheben, und zweitens hat er gesagt, dass du bei der Arbeit ziemlich zickig zu mir sein wirst. Aber, hey, eine Hand wäscht die andere.«
Ich grinste amüsiert, während Dean den Mann ansah, als würde er ihn am liebsten in der Luft zerfetzen.
»Es gibt hier einen Fall«, sagte ich, bevor der Winchester den Mund öffnen konnte. Ich legte ihm die Zeitung hin. »Lies dir die Schlagzeile durch.«
»Das Wichtigste zuerst«, sagte der Jäger und begann in der Zeitung herumzublättern. Dean sah mich fragend an und ich zuckte nur mit den Achseln. Auf einmal lachte der Jäger. »Oh, Marmaduke, du Verrückter!«
Dean hielt sich den Kopf - er wollte einfach nur Sam zurück.
Dean in Anzug, der Jäger namens Garth und ich in normaler Kleidung, fuhren zu Mutual Freedom, wo wir mit dem Geschäftsführer sprechen wollten, da er seit kurzem die Geschäftsführung übernommen hatte. Wir warteten im Warteraum, wo eine Frau die Sekretärin zusammenbrüllte. Wir saßen nur schweigend auf der Couch und warteten darauf, reingebeten zu werden.
Auf einmal verließen Sam und Becky das Büro und ungläubig sah ich zu Dean.
»Hey, ist das dein -«, begann Garth.
»Ja«, sagte Dean nur.
Wir erhoben uns und stellten uns vor Sam und seine Frau.
»Hi«, begrüßte Dean die beiden und Becky erwiderte dies mit einem Todesblick. Ohne ein Wort verließ sie uns und Dean lachte leise in sich hinein, dann wandte er sich an seinen Bruder. »Und?«
»Kein Grund, reinzugehen. Der Junge ist sauber.«
»Ganz sicher?«
»Ja, absolut. Becky hat ihn in die Mangel genommen wie ein Profi. Sie ist ein Naturtalent.«
Ich kniff die Augen mit einem finsteren Blick zusammen. »Dann macht's dir sicher nichts aus, wenn wir noch mal reingehen.« Ich packte Dean am Handgelenk und zog ihn mit mir.
»Wirf einen Stein und du triffst einen Reporter, was?«, fragte der Geschäftsführer uns, als wir vor ihm auf den Sesseln saßen.
Dean lachte. »Tja, Ihre Story ist eine ganz große Sache beim Actuarial Insider.«
Wir gaben vor, Journalisten zu sein, weswegen Dean einen Block in der Hand hielt und alles mitschrieb.
»Nur zu, schießen Sie los.«
»Also gut, wie haben Sie diesen Job gekriegt?«, wollte Dean wissen.
»Der Vorstand hat mich gefragt und ich hab' Ja gesagt.«
»Einfach so zufällig?«
»Könnte man sagen?«
»Und irgendeine Ahnung, wie der Vorstand auf Sie gekommen ist, ohne Ihren Abteilungsleiter zu fragen?«, fragte der Winchester weiter.
»Ähm, nicht die geringste«, meinte der Mann.
»Könnten Sie uns sagen, welche Ihrer Qualifikationen den Vorstand besonders interessiert hat?«
Der Mann zog verwundert die Stirn in Falten. »Entschuldigen Sie, was soll das? Ist das ein Verhör?«
»Nichts für ungut«, sprang Garth ein. »Wir haben uns nur gefragt, ob hier unlautere Mittel im Spiel sind.«
»Oh, Garth«, rief Dean sofort und eindringlich sah er den Jäger an.
Dieser verstand. »Oh.« Er lachte. »Äh. Ich meinte natürlich keine unlauteren Mittel im unternehmerischen Sinne. Da bitte ich vielmals um Entschuldigung. Ich meinte eher so was wie schwarze Magie oder Hoodo.«
Auch wenn ich den Mann mochte - er hatte es vermasselt. Dean lachte daraufhin gespielt und schlug dem Jäger auf die Schulter. »Er macht Witze. Er ist 'n Scherzkeks.« Seine Miene wurde ernst. »Gehen wir doch noch mal zurück. Wieso erzählen Sie uns nicht, was es für ein Gefühl war, als Ihr großer Traum wahr wurde.«
Der Geschäftsführer atmete tief durch. »Hören Sie, offiziel ist es großartig.«
»Und inoffiziel?«, fragte ich und lächelte freundlich.
»Ist es nicht mein großer Traum«, gestand der Mann.
»Das heißt, Sie wollten diesen Job nie?«
»Verdammt, nein. Ich bin ein Verkäufer. Ich war gut im Verkauf.«
»Deine Sekretärin ist eine Idiotin.« Die Frau, die vorhin mit der Frau am Empfang gestritten hatte, betrat den Raum. »Ich gehe jetzt in die Druckerei.«
»Gut, mein Schatz, wir sehen uns beim Abendessen«, sagte der Geschäftsführer.
»Sorg dafür, dass die Idiotin reserviert. Und noch was: Erinnere sie daran, dass sie für den Geschäftsführer arbeitet. Noch so ein Patzer und sie ist gefeuert.« Wütend stapfte die Frau davon.
»Ihre Frau scheint ziemlich euphorisch zu sein wegen der Beförderung«, bemerkte Garth.
»Ehrlich gesagt, hab' ich sie noch nie glücklicher gesehen«, meinte der Mann. »Ich hab' keine Ahnung, wie ich ihr beibringen soll, dass ich kündigen will. Die Nachricht wird sie -«
»Töten?«, fragte Garth.
Der Geschäftsführer sah uns nur an und wir verstanden - nicht er war hier das Opfer, sondern seine Frau. Wir fingen sie auf der Treppe auf den Weg in die Empfangshalle ab, und kaum hatten wir sie angesprochen, wollte sie uns wieder abwimmeln. Dean jedoch hielt sie an der Schulter zurück.
»Wir wollen Sie nur vor einem wirklich bösen Unfall schützen«, meinte er.
»Wollen Sie mich etwa bedrohen?«, fragte die Frau.
»Nein, ich versuche Ihnen nur zu helfen. Wieso glauben die Leute ständig, ich will sie bedrohen?«
»Weil es so klingt, als willst du sie bedrohen, verstehst du?«, sagte Garth.
Dean beachtete den Mann nicht, sondern wandte sich stattdessen an die Frau, Mrs. Burrow. »Es ist in Ihrem Interesse. Was haben Sie für die Beförderung Ihres Mannes getan?«
»Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden«, meinte die Frau, doch man bemerkte, dass sie sehr wohl etwas wusste. »Lassen Sie mich in Ruhe oder ich rufe den Sicherheitsdienst.« Mit diesen Worten stolzierte sie davon. Wir folgten ihr, und das war auch gut so, denn in der Empfangshalle raste auf einmal die riesige Deckenlampe auf sie herab, und wäre Dean nicht rechtzeitig dagewesen, um sie zur Seite zu reißen, wäre sie tot.
Ich wandte mich suchend um und entdeckte einen Mann mit einem blonden Pferdeschwanz oben eine Etage über uns über das Geländer zu uns herabblicken.
»Kümmer dich um die Frau«, rief ich Dean zu, während ich die Treppen zurück nach oben rannte. Der Mann kam mir auf halben Weg entgegen, und als er mich erkannte, drehte er bei und rannte in die andere Richtung.
»Bleib stehen, du Dreckskerl!«
Natürlich hörte er nicht auf mich.
Er rannte weitere Stufen herauf, und durch die Tür gelangten wir aufs Dach. Doch als ich dort angekommen war, war der Mann bereits verschwunden. Mit einem Fluchen holte ich mein Handy aus der Hosentasche und rief Dean an, der sofort abnahm.
»Hast du ihn?«, fragte er mich.
»Nein, aber«, ich bückte mich und berührte mit meinen Fingern das gelbe Pulver, welches auf dem Boden lag, »wir haben es hier mit einem Dämon zu tun.«
»Okay. Die Frau ist gerettet und Becky wird die nächste sein. Wir müssen zu Sam.«
»Fahrt vor, ich komm nach. Und, Dean?
»Ja?«
»Becky gehört mir.«
Wir trafen uns in einem großen Saal, wo eigentlich ein Klassentreffen stattfinden sollte, zusammen mit Becky und Sam, der wieder klardenken konnte. Der Plan war eigentlich ganz einfach: Becky musste ihren Freund Guy, der ein Kreunzungsdämon und für die Tode der Leute verantwortlich war, in eine Falle locken, und unser Problem war gelöst. Glücklicherweise bekam sie es auf die Reihe, wenigstens eine Sache in ihrem Leben, und der Dämon saß in der Teufelsfalle.
Nun traten die Winchesters, Garth und ich hervor, und entgeistert starrte uns der Dämon an.
»Hast du das gesehen, Sam?«, rief Becky begeistert. »Ich bin die Größte! Ich bin die -« Der Winchester brachte sie mit einem mahnenden Blick zum Schweigen. Gott sei dank.
»Dean Winchester, das ist wirklich der Wahnsinn«, sagte Guy. »Hey, könnte ich bitte 'n Autogramm haben?«
»Würde ich noch auf Folterungen übernatürlicher Art stehen, würd' ich dir deine kleine dreckige Seele austreiben wie eine Krankheit«, zischte ich abfällig.
Der Dämon breitete die Arme aus und sah mich mit einem Grinsen an. »Catherine, ich schätze, Crowley lässt grüßen.«
»Also schickt Crowley dich? Hat er dir aufgetragen, die Leute nach einer Woche zu töten, obwohl bei euch Dreckskerlen 10-Jahres-Verträge gelten?«
»Crowley?«, fragte er. »Nein. Die Regeln der Straße, ich könnte meinen Kunden kein Haar krümmen.«
»Na klar«, sagte Dean spöttisch. »Und wie legst du sie dann rein?«
»Ich bin kein Betrüger, ich bin ein Erfinder.«
»Der blonde Typ«, meinte ich. »Der arbeitet für dich. So machst du dir die Hände nicht schmutzig.«
Auf einmal erschien der soeben genannte Typ neben dem Kreuzungsdämon, der uns mit einer Handbewegung von den Beinen warf. Unsanft stießen wir gegen Stühle und Tische und landeten schließlich voller Schmerzen auf dem Boden. Er befreite seinen Boss, und gerade als Dean das Dämonenmesser, welches ihm beim Wurf aus der Hand gefallen war, aufheben wollte, erschien dieser vor ihm. Er packte ihn am Hals und drückte ihn gegen eine Säule, während der andere Dämon Garth bewusstlos schlug und sich dann um Sam kümmerte.
Und nun stand ich da. Unbewaffnet. Und nur noch mit Becky, die unwissend und ebenfalls unbewaffnet war.
»Exorcizamus te«, versuchte ich es stattdessen mit dem Exorzismus, den ich bereits seit langem nicht mehr aufgesagt hatte, »omnis immundus spiritus, omnis satanica -«
Der blonde Dämon ließ von Sam ab und krümmte sich unter meinen Worten, doch dann wusste ich nicht mehr, wie es weiterging, und mit einem Grinsen trat der Mann auf mich zu. Sam nutzte die Chance und ergriff das Dämonenmesser, welches er dem Dämon hinterrücks in den Rücken stach. Dann warf er es Dean zu, der es seinem Angreifer an den Hals hielt, und dieser ließ ihn los und sah ihn verängstigt an.
»Wie viele Deals hast du in dieser Stadt zu laufen, du Mistkerl?«, verlangte der Winchester zu wissen.
»Fünfzehn«, zischte der Dämon.
»Beende sie, sofort«, befahl Dean, »oder ich ritze mein Autogramm in deine Kehle.«
»Oh, so ein Mist.«
»Ja, du sagst es. Du lebst in einer Welt -«
»Hallo, Jungs«, erklang auf einmal eine altbekannte Stimme und abrupt wandten wir uns um. Crowley, wie immer im Anzug, stand vor uns. »Sam, Mazel tov, wer ist denn die Glückliche?«
»Sie sind Crowley!«, rief Becky begeistert.
»Und du, na ja, du hast sicher eine wunderbare Persönlichkeit, meine Liebe«, meinte Crowley und Beckys Lächeln erstarb. Er trat auf uns zu.
»Noch einen Schritt und ich werde deinen kleinen Freund hier aufschlitzen«, versprach Dean.
Unbeeindruckt sah Crowley ihn an. »Bitte, lass ihn nicht so leicht davonkommen.«
»Sir«, sagte Guy vorsichtig. »Ich glaube nicht, dass Sie -«
»Ich weiß ganz genau, was du getan hast. Ein kleines Vögelchen namens Jackson hat dich verpfiffen, mir alle schlüpfrigen Details in meinen Kummerkasten gemailt.« Crowley betrachtete den Leichnam des Dämons zu seinen Füßen. »Ich gehe davon aus, das da ist mein Informant? Schade, er hatte 'ne Zukunft, was man von dir leider nicht sagen kann.«
»Ich habe nur -«
»Ich habe nur eine Regel: Mach einen Deal und steh dazu.«
»Prinzipiell hab ich doch nichts Falsches getan.«
»Wir halten uns an die Regeln, sonst schwächt das das Kundenvertrauen«, rief Crowley. »Das ist nicht Wall Street, das ist die Hölle! Wir besitzen so was wie Integrität. Wenn das rauskommt, dann macht keiner mehr Geschäfte mit uns, und was dann?«
»Ich weiß nicht ...«
»Ganz recht. Du hast keine Ahnung. Denn du bist ein dummer, kurzsichtiger, kleiner Trottel.« Er wandte sich an Dean. »Also, übergib mir den Idioten. Ich kündige jeden seiner Deals.«
»Was hast du vor mit ihm?«, fragte Dean.
»Ein Exempel statuieren. Ist doch 'n fairer Handel, wir gehen alle getrennte Wege. Nichts ist passiert.«
»Was? Aus reiner Nächstenliebe?«, meinte Sam verständnislos.
»Jahrelang wurdet ihr von Dämonen verfolgt, doch nun seit Monaten nicht mehr«, sagte Crowley. »Wieso nur?«
»Wir waren anderweitig beschäftigt«, entgegnete Dean.
»Ihr habt Leviathane gejagt, ja, ich weiß. Deshalb hab ich meinen Leuten gesagt, sie sollen sich von euch fernhalten.«
»Damit sie nicht selbst ins Geschütz rennen?«, fragte ich spöttisch.
»Ganz genau, Kitty-Cat. Habt ihr schon Dick getroffen, den blasiertesten Schmierlappen seit Mussolini? Nein? Ich hasse diese Mistkerle. Bringt sie zum Schweigen, bitte, ich halte mich da raus.«
»Zuerst zerreißt du die Verträge«, verlangte Dean.
Crowley schnippste. »Erledigt, das war's. Ihr seid dran.« Er nickte dem gefangenen Dämon zu. Ohne zu zögern schubste Dean ihn zu Crowley. »War mir 'n Vergnügen.« Mit diesen Worten war der König der Hölle verschwunden.
»Wenn du ihm noch einmal zu nahe kommst, dann schwöre ich, ich bring' dich um«, zischte ich.
»Cat ...«
»Ein Liebestrank? Bist du komplett irre? Du hast ihn in Gefahr gebracht. Er hätte deinetwegen draufgehen können!«
»Cat ...«
»Das ist doch so was von krank. Sich Liebe zu hexen. Du solltest mal zum Arzt gehen -«
»Catherine, beruhig dich«, sagte Sam zum wiederholten Mal und zog mich zurück.
Ich funkelte den Winchester an. »Sie ist eine Psychopathin!«
»Okay, Tiger, wir holen dich mal aus der Gefahrenzone.« Dean legte seinen Arm um mich und hielt mich fest, während Sam sich Becky gegenübersetzte und die Anulierung unterschrieb. Die Frau tat es ihm nach, schweigend und bedrückt.
Sam seufzte. »Becky, hör zu, du bist kein Loser, okay? Du bist ein guter Mensch, und du hast sehr viel ... sehr viel ...« Abwartend sah sie ihn an. »... Energie. Deshalb solltest du dein eigenes Ding machen, egal, was es ist, und der richtige Kerl wird dich finden.«
Becky blickte auf und sah zu Garth und dieser lächelte und begann sich durch die Haare zu fahren.
»Nein«, sagte Dean augenblicklich. »Nein.«
Wir verließen Becky und draußen bei den Autos verabschiedeten wir uns von Garth.
»Tja, mein Freund, ich muss sagen, du bist gar nicht so schlimm«, meinte Dean und klopfte ihm auf die Schulter.
»Danke. So was Nettes hat mir noch niemand gesagt. Also dann ...« Garth wollte erst gehen, doch dann fiel er auf einmal Dean um den Hals.
»Oh, ja ...« Der Winchester lachte verlegen - es war ihm unangenehm. »Alles klar, dann. Danke.«
Garth löste sich von ihm und stieg in seinen Wagen.
»Aw, du hast einen Freund gefunden«, sagte Sam amüsiert.
»Na, wenigstens einer, der ihn mag«, meinte ich und zwinkerte schelmisch.
Sam lachte, doch dann wurde er auf einmal ernst. »Jetzt mal ehrlich, wieso habt ihr mir nicht von euch erzählt?«
»Ach, das war nicht nur 'ne Eingebung, weil du so mit Liebe zugedröhnt warst?«, fragte Dean gespielt ungläubig.
Sam schüttelte grinsend den Kopf. »Nein. Ich wusste es schon seit Tagen.«
»Na ja, du und Dean, ihr wart zerstritten und dann ist da noch die Sache mit Luzifer in deinem Kopf«, sagte ich. »Wir wollten dich nicht unnötig damit belästigen.«
»Damit belästigen?«, wiederholte Sam fassungslos. »Du bist meine beste Freundin und du bist mit meinem Bruder zusammen. Ich fänd' es schon schön zu wissen, mit wem ich das Zimmer teile.«
Ich grinste. »Na, dann.« Ich bemerkte den Blick, den Dean mir zuwarf und ich verstand. »Ich warte im Auto.«
»Es war bescheuert von mir zu glauben, dass du mich die ganze Zeit in deiner Nähe brauchst«, hörte ich Dean durch das heruntergelassene Fenster sagen. »Du bist erwachsen.«
»Richtig.«
»Du bist so ein Wandert-durch-die-Wüste-Hippie-Weichei-Erwachsener.«
Sam lachte. »Das nennt man Camping. Du campst doch auch gern.«
»Von mir aus, Hippie«, gab Dean zurück.
»Aber weißt du was? Im Ernst, das könnte schön sein.«
»Was?«
»Du hast doch im Grunde dein ganzes Leben auf mich aufgepasst. Jetzt solltest du endlich mal an dich denken. Es wird höchste Zeit, oder?«
Mit diesen Worten stiegen die Winchester ein.
3518 Wörter
Ein langes Kapitel. Bam 😂
Becky und Cat - Beef ist da Programm xD
Ich find's übrigens mega nice, wenn Dinge zusammenpassen, die ich vorher nicht geplant habe. Die letzten Sätze sagen die Brüder ja in der Serie und man kann das einfach im Zusammenhang mit Cat und Dean sehem 😄 find ich zumindest. Und ihr?
Danke noch mal für euer Feedback ❤
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top