Kapitel 26 - Novemberschnee
Er streckte mir seine Hand hin, doch ich stand selbstständig auf und putzte meine Kleidung aus. „Was willst du?", fragte ich genervt. Hoffentlich merkte er nicht, dass ich geweint hatte. „Ich bin doch bloß nur da gestanden. Reg dich ab!", antwortete er. Ich legte meine Handballen auf meine Augen und wischte schnell meine Tränen weg, die wieder aufstiegen. Ich schluckte hörbar und wollte Donald gerade von mir wegstoßen. Meine Hände wanderten zu seiner Brust und ich wollte ihn wegstoßen, doch er packte meine Handgelenke. Donald drückte meine Hände auf seine muskulöse Brust und ich hatte zu wenig Kraft, um mich von ihm loszureißen. „Was willst du? Lass mich los!", brüllte ich.
„Was ist los mit dir?", fragte er ruhig.
„HAU AB!!!", schrie ich. Ich versuchte meine Hände loszureißen, sonst konnte ich meine Tränen nicht stoppen. „Donald lass mich los!", schluchzte ich.
„Verdammt Dec, was ist los mit dir?", fragte Donald, packte mich an den Schultern und rüttelte mich einmal kräftig durch.
„Man lass mich endlich in Ruhe!" Ich wischte mir schnell die Tränen aus den Augen, doch ich konnte sie nicht rechtzeitig stoppen und sie begannen zu laufen. Sie rannen über meine Wangen, über mein Kinn und dann klatschten sie auf den kalten Asphalt unter meinen Füßen. Ich senkte meinen Kopf und legte mein Kinn auf meinen Brustkorb. Ich schluchzte drei Mal laut. Der Wind blies stark durch meine Haare. Ich sah auf.
„Dec, was ist los?", versuchte Donald es erneut.
„Du! Du bist los!", rief ich.
„Was?"
„Wer war das?"
„Wann?"
„Vorher!"
„Wo?"
„Im Aida-Café!"
„Was redest du, Schätzchen?"
„Ich lass mich doch nicht von dir verarschen!"
„Ich war vorher nicht im Aida-Café."
„Neeeeiiiiiinnnn. Überhaupt nicht. Wer saß denn vorher mit einer schwarzhaarigen knutschend da drinnen?"
„Außer Randy kenn ich kein schwarzhaariges Mädchen!"
Ich kippte um. Donald fing mich auf und ich bettete meinen Kopf auf seine Brust. Unzählige Tränen rannen meine Wangen hinunter. Ich machte sein T-Shirt total nass, aber das war mir im Moment egal. Ich schloss meine Augen, bis ich etwas Kaltes auf meiner Hand spürte. Ich öffnete meine Augen und sah der kleinen Schneeflocke beim schmelzen auf meiner Haut zu. Ich sah auf. Ja, es scheite. Es schneite kleine, weiße, viele Flocken vom Himmel. „Novemberschnee", flüsterte ich und löste mich von Donald. Er legte seine Hände an meine Hüfte und zog mich an sich. „Das in dem Aida-Café war nicht ich", sagte Donald.
„Wer denn sonst?", flüsterte ich und beobachtete die kleinen Schneeflöckchen, die im Wind tanzten.
„Mein Bruder. Ich habe aber keinen Kontakt mehr zu ihm und weiß nicht, was aus ihm geworden ist, aber ich habe ihn vorher auch dort gesehen."
Eine weitere einsame Träne floss meine Wange hinunter. Donald drückte mich stärker an sich. „Ich würde dich niemals so verletzten!", flüsterte er in mein Ohr und ich schloss die Augen. „Ich KÖNNTE dich niemals so verletzten!", setzte er fort. „Ich WILL dich niemals so verletzten!", sagte er dann noch. Und dann flüsterte er: „Ich würde, könnte und will dich nicht so verletzten, weil ich dich liebe." Mein Herz machte einen Sprung, doch ich ließ meine Augen geschlossen und rührte mich nicht von der Stelle. „Dec!", hörte ich plötzlich eine Stimme. Ich drehte mich um und sah Sky, die stürmisch auf mich zu rannte. „Da bist du ja! Ich hab dich nicht gefunden. Halleluja, ich bin fast gestorben vor Sorge!", keuchte sie. Ein Lächeln umspielte meine Mundwinkel. „Sorry", sagte ich und schloss sie in die Arme. Sky funkelte Donald wütend an. Er wusste was sie meinte und sagte: „Das war nicht ich, sondern mein Bruder." Sky wandte ihren Blick ab und meinte zu mir: „Wir sollten gehen und uns entspannen. Einen Film gucken oder so was in der Art."
„Das ist eine gute Idee. Ruf alle an, Randy, Anila, Emmi, die Jungs und Aubrey!", meinte ich.
„Muss Aubrey dabei sein?", stöhnte Sky.
„Ja. Was hast du gegen sie? Du bist genauso blond wie sie!"
„Ist ja gut ...", sagte Sky und verdrehte die Augen.
Wir machten uns auf den Weg zu meiner und Skys Wohnung. Vor der Türe standen Zayn, Bess und Cadence. Wir erzählten ihnen von dem Filmetag und sie waren sofort Feuer und Flamme. Bald darauf trafen auch alle Anderen ein und wir setzten uns auf die Couch und sahen und Filme an. Ich fühlte mich wohl. Draußen rieselten immer noch Schneeflocken vom Himmel. Es war eine angenehme, schon etwas weihnachtliche Stimmung. Nach den Filmen beschlossen wir Kekse zu backen. Wir holten die Zutaten. Als die Kekse im Backofen waren, sah es in der Küche aus, als wäre eine Bombe eingeschlagen. Eine Bombe aus Mehl. Überall war das Mehl verstreut. Fast bis ins Wohnzimmer. Naja, dass kommt dabei raus, wenn wir zusammen Kekse backten. Nachdem wir zusammen geräumt hatten und die Kekse fertig waren, holten wir sie aus dem Rohr und setzten uns wieder vor den Fernseher. Wir futterten die Kekse und sahen uns Toi Story dabei an. Es war ein richtiger Familientag. Ich lehnte mich gegen Donald und er legte einen Arm um meine Hüfte. Ein Lächeln erschien auf meinem Gesicht.
Erst am Abend, so um zehn herum, gingen alle. „Tschüss. Gute Nacht!" Ich schloss die Türe ab, als alle draußen waren. „War schon ein geiler Tag heute, hm?!", meine Sky, als sie die übergebliebenen Kekse in eine Blechdose gab und sie wegstellte. „Ja, schon. Er hat scheiße angefangen, aber eigentlich war es nur ein Missverständnis", antwortete ich. Ich schaltete den Fernseher aus und wir machten uns bettfertig. Im Badezimmer sah ich nach dem Duschen in den Spiegel. Meine langen, braunen, nassen Haare klebten an meiner Haut. Nach meiner Meinung war ich dünner geworden. Wenn mein Bauch jetzt so flach blieb, war ich mit meiner Figur zufrieden! Ich trocknete mich ab, föhnte meine Haare und schlüpfte in meinen Pyjama.
Als ich auf der Couch lag, sah ich auf den Kasterl daneben ein Buch, das sehr interessant aussah. Ich nahm es und sah es mir genauer an. Der Titel des Buches war Novemberschnee. Ich lächelte. Passte ja perfekt. Ich schlug es auf und fing an zu lesen ...
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