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Vier Stunden und zwei Flaschen Wein leererer mache ich mich auf den Rückweg in die Gaststätte, wo ich mich nach dem bequemen Bett sehne. Ich wollte den beiden die Umstände ersparen mich noch zurück zu bringen, sodass ich mir den Weg genauestens gemerkt habe. Es hat einiges an Überzeugung benötigt, doch letztendlich habe ich Vincenco davon überzeugen können, dass mir nichts passieren wird. Die Sonne ist beinahe gänzlich untergegangen, weswegen es mich nicht verwundert, dass nur noch einzelne Menschen auf den Straßen umherlaufen. Vermutlich sind auch sie auf den Weg zu ihrem Zuhause wie ich zu meinem Gästezimmer.
Auf halbem Wege kommt mir jedoch ein Gesicht entgegen, welches ich heute bereist sehen durfte und auch mich zu erkennen scheint, zielt er geradewegs auf mich zu. Sobald sein Blick meinen trifft entsteht wieder ein Lächeln auf seinem Mund, der schlagartig meine Aufmerksamkeit auf sich zieht.
„Guten Abend schöne Dame. Darf ich fragen, was Sie noch auf die offene Straßen verschlägt?"
„Ich bin auf dem Rückweg zur Gaststätte.", antworte ich höflich und lächle zurück. Man kann wirklich nicht sagen, dass dieser Mann nicht mein Interesse geweckt habe. Und das, was Anna mir über ihn erzählt hatte, lässt meine Neugierde umso mehr entfachen, gerade weil er in diesem Moment vor mir steht und mich aufmerksam mustert. „Würde es Ihnen was ausmachen wenn ich Sie den Rest begleite? Eine Frau wie sie sollte man um solche Uhrzeit nicht allein lassen."
Er hält mir seinen Arm hin, in den ich mich schmunzelnd einhake und lasse mich von ihm mitziehen. Sein Duft steigt mir sofort in die Nase und erinnert mich daran, dass ich mich langsam wieder nähren sollte, da es schon einige Zeit her ist, dass ich das letzte Mal Blut zu mir genommen habe. Und wenn ich nicht riskieren möchte einen Fehler zu begehen sollte ich diese Tatsache demnächst ändern. „Mein Name ist übrigens Marco."
„Sophia."
„Ein sehr schöner Name für eine wunderschöne Frau."
Bei anderen Männern würden diese Worte als alltägliche Floskel klingen, doch in seinen Worten ist so viel Ehrlichkeit zu hören, dass sich mein Schmunzeln in ein ehrliches Lächeln verwandelt. Angeblich haben schon viele Frauen versucht Marco's Aufmerksamkeit zu erlangen, doch scheint er sie jedes Mal abgewiesen zu haben. An sich soll er eher ein vernünftiger Mann sein, der nicht jeder Frau unter den Rockzipfel blicken will, sondern genau weiß, was er will. Eine Eigenschaft, die mich einerseits an Jason erinnert. Wenn ich Marco jedoch ansehe habe ich das Gefühl für einen Moment den Schmerz vergessen zu können, den er hinterlassen hat. Und vielleicht ist es genau das, was diesen Mann so anziehend auf mich wirken lässt.
Auf meinem Weg erzählt er mir ein wenig über seine Tätigkeit als Tischler. Er hat sich seine Stube selbst aufgebaut und kann sich mittlerweile kaum von Angeboten retten, daher scheinen auch noch mehr Frauen zu versuchen sich ihm anzubieten. Ein wohlhabender Mann ist genau das, wonach sich die Frauen sehnen, weshalb er bisher keinen Sinn darin gesehen hat sich einer von ihnen zu widmen.
„Was wenn ich genau so eine Frau bin?", hake ich nach und grinse schelmisch. Wir bleiben vor der Tür der Gaststätte stehen, wo die Kundschaft noch zu hören ist. Sein Körper wendet sich mir zu, wobei seine ganze Statur meine zierliche völlig überschattet. Dies ist ein weiterer Unterschied zu ihm und Jason. Beide Männer geben mir das Gefühl von Sicherheit, doch Marco's Erscheinungsbild ist dem eines Bären zu vergleichen. Der alles, was seiner Beute zu nahe kommen könnte, schlagartig in die Flucht jagt, während es bei Jason zwar auch sein Erscheinungsbild tat, doch eher seine Taten.
„Mein Gefühl sagt mir, dass Sie nicht wie die anderen Frauen sind. Und ich würde gerne mehr über Sie erfahren, Sophia."
„Einverstanden." Die Worte kommen schneller über meine Lippen als ich dachte und ein Strahlen erscheint auf seinem Gesicht. „Ich werde Sie morgen abholen. Sagen wir gegen Mittag?"
Als ich auf seine Frage nicke gibt er mir einen keuschen Kuss auf meinen Handrücken, ehe er sich von mir abwendet. Es ist die erste Nacht, in der ich von einem anderen Mann träume.
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Trotz einer erholsamen Nacht wache ich mit einem Durst auf, der fürchterlicher ist als bisher. Ständig durchfährt mich das Gefühl meinen Zähne durch die zarte Haut eines Halses stoßen zu müssen und die Tatsache, dass ein Stockwerk unter mir bereits einige Gäste tummeln, macht meine Situation nicht besser. Aber jemanden zu finden, der dir freiwillig sein Blut gibt, wird schwerer als ich dachte. Die Menschen hier sind mehr als gläubig, sie würden mich als eine Dienerin des Teufels ansehen und verbrennen wollen - wie Hexen. Manipulation wäre die Notlösung, doch bin ich bereits so geschwächt, dass ich mir nicht sicher sein kann, ob sie wirken würde. Das Risiko ist zu hoch, als dass ich einen Versuch riskieren könnte.
Sichtlich erschöpft gehe ich trotzdem die Treppen runter und versuche meinen Durst nicht Überhand gewinnen zu lassen. Sobald Giovannis Blick auf mir liegt bilden sich Sorgenfalten auf seiner Stirn. „Sophia Schätzchen, setz dich zu mir und iss was. Du siehst nicht gut aus."
Seiner Bitte nachkommend setze ich mich zu ihm und bekomme sofort einen Teller mit Essen zugeschoben, den ich auch brav esse. Dass es nur nicht viel ändern wird kann er jedoch nicht wissen, weshalb auch die Besorgnis auf seinem Gesicht nicht weichen tut, auch wenn er sichtlich zufrieden ist, dass ich wenigstens den Teller ganz verspeist habe. „Du solltest dich heute nicht so überanstrengen, abends werde ich das auch alleine schaffen. Gehe doch etwas an die frische Luft, die wird dir sicher gut tun."
„Dankeschön Giovanni."
Mit einem zaghaften Lächeln verlasse ich die Gaststätte und befolge seinen Rat, auch wenn ich weiß, dass es nur eine Sache gibt, die meinem geschwächten Körper wieder zur Kräften helfen könnte. Irgendwie muss ich dieses Treffen mit Marco überstehen, ohne dass er mein nächstes Opfer wird. Die Konsequenzen könnten fatal sein und das darf unter reinen Umständen passieren.
Eine Hand legt sich an meine Schulter und erschrocken sehe ich neben mich. Genau der Mann, über den ich eben nachgedacht habe, steht mit einem Schmunzeln neben mir, welches jedoch einsackt, als er mich genauer betrachtet. „Geht es Ihnen nicht gut, Sophia?"
„Mir geht es gut. Vermutlich habe ich gestern etwas falsches zu mir genommen.", versuche ich ihn zu beruhigen und schenke ihm ein kleines Lächeln, was er nicht ganz zu glauben scheint.
„Nun gut, wie Sie meinen. Ich dachte wir gehen ein wenig spazieren und dann lade ich Sie auf eine Erfrischung ein. Gerade bei dem heißen Wetter ist es wichtig Flüssigkeit in sich aufzunehmen." Er bietet mir wieder seinen Arm an, wo ich mich dankend einhake, und wir laufen Richtung Stadtzentrum. Die vorbeilaufenden Menschen begrüßen uns mit einem Lächeln, wobei mir die fragenden Blicke der Damen nicht entgehen. „Erzählen Sie mir etwas über sich. Eine Frau wie Sie hat bestimmt eine spannende Geschichte, die es verdient hat gehört zu werden."
Ich merke seinen interessierten Blick genau auf mir und sehe auf. Sein ehrliches Interesse ist erfrischend; es gibt mir das Gefühl, dass es nicht nur mein Körper zu sein scheint, den er begehrt, weshalb es mir leichter fällt zu sprechen wie sonst. „Unter einer Bedingung: Wir lassen die höfliche Anrede. Das ist meiner Ansicht nach angenehmer."
„Das sollte kein Problem sein.", antwortet er darauf und wir kommen an einen großem Platz an, wo wir uns an den Brunnen setzen, der genau in der Mitte sitzt. Ich überschlage meine Beine und verdecke mit dem Stoff des Rockes diese. Heute habe ich mich tatsächlich für etwas Luftiges entschieden, da es mir für den Anlass besser erschien ein Kleid oder einen Rock zu tragen als eine Hose. Und dass meine Kleiderwahl richtig war merke ich an den heimlichen Bicken, die er auf mich und meinen Körper wirft.
„Ursprünglich komme ich aus Valencia, an der Küste Spaniens, zusammen mit meiner jüngeren Schwester. Mein verstorbener Vater war viel auf See um für unser Land zu kämpfen, wobei er sein Leben verlor." Ein bitterer Nachgeschmack legt sich auf meine Zunge, wenn ich daran denke, dass dies die Geschichte ist, die jeder andere denkt. Doch es gibt mindestens drei Individuen, die es besser wissen. Die wissen, wie mein Vater tatsächlich gestorben ist. „Meine Neugierde zum Reisen habe ich von ihm und vor kurzem beschloss ich die Welt zu sehen. Wie es der Zufall will hat mich die See zuerst nach Rom geführt und nun bin ich hier." „Dann scheine ich sehr viel Glück zu haben. Wer weiß, ob wir uns sonst begegnet wären.", schmunzelt er daraufhin, was mich leise lachen lässt.
„Und weißt du bereits wie lange ich darauf hoffen kann, dass du hier in Rom bleiben wirst?"
„Das habe ich noch nicht entschieden. Wenn es mir hier so gut gefällt werde ich länger hier bleiben. Bis auf meine Schwester gibt es niemanden, der auf mich wartet." Meine Worte zaubern ihm ein Lächeln auf die Lippen, was auch mich ansteckt. Dass es daran liegt, dass ich ihm indirekt gesagt habe, dass ich eine freie Frau, dessen bin ich mir bewusst und trotz, dass ich einen winzig kleinen Stich verspüre, ist dieser ertragbar im Vergleich zu jedem anderen Mal, wenn ich an ihn denken musste. Wieso soll ich jemanden hinterhertrauern, der anscheinend keinen weiteren Gedanken an mich vergeudet?
Marco ist ein sehr zuvorkommender Mann. Keinesfalls drängend, dennoch weiß er, was er will und legt sich ins Zeug es zu bekommen. Genau das ist es, was ihn in meinen Augen noch anziehender macht und weshalb ich nichts gegen seine zufälligen Berührungen unternehme. Sie stattdessen genieße. Unsere Gespräche sind nicht eintönig und ich muss zugeben, dass ich seiner Stimme gerne lausche, wenn er mir etwas von sich und seinem Leben preisgibt. Selbst meinen Durst kann ich für gewisse Zeit vergessen. Allerdings nicht ewig.
Mein Blick fällt auf seinen Hals, wo seine Halsschlagader stetig pulsiert. Ich merke wie der Durst schlagartig wiederkommt und schließe meine Augen aus Angst sie könnten rot werden und er sie sehen. Ich bin mir bewusst, dass je länger ich versuche meinem Durst stand zu halten, er umso schlimmer werden wird, bis meine Kontrolle gänzlich verschwindet und der erste Mensch, welcher sich in meiner unmittelbarer Nähe befindet, zu meinem Opfer werden wird. Ob ich es will oder nicht.
„Ist alles in Ordnung?", höre ich ihn fragen und merke wie er mir näher kommen will, als ich aufspringe um Abstand zwischen uns zu bringen. „Ich ... Ich muss gehen, mir geht es nicht so gut. Es tut mir leid."
Mit den Worten lasse ich ihn stehen und laufe den Weg, aus dem wir gekommen sind, mit schnellen Schritten wieder zurück. Hinter mir kann ich Marco nach mir rufen hören, doch blende ich sie aus und biege in eine Seitengasse, die menschenleer ist und in der ich mich verstecke um mich einigermaßen fassen zu können. Ich kann nicht mit roten Augen zurückkehren, die mich verraten würden und mich so zu einer Flucht zwingen. Denn Tatsache ist, dass ich Rom noch nicht verlassen will. Zum ersten Mal, seit die Black Hell ihre Segel gesetzt hat, habe ich nicht ständig an ihn denken müssen und genau das kann und will ich nicht aufgeben.
Ich spüre wie sich die Adern unter meinen Augen hervorheben und versuche durch zu atmen. Ich muss versuchen zur Gaststätte zu kommen und bis zum Abend warten. Weiter aufschieben kann ich es nicht mehr, denn andernfalls wird ein Blutbad entstehen. Ich lehne meinen Kopf an die Hauswand und atme tief durch um mich zu konzentrieren. Anscheinend habe ich mich aber so stark konzentriert, dass ich die Schritte, die auf mich zukommen, nicht höre, bis plötzlich zwei Hände auf meinen Schultern ruhen. Erschrocken reiße ich meine Augen auf und sehe direkt in die von Marco, der mich erst besorgt, dann jedoch geschockt mustert. Meine Hand wandert unter meine Augen, wo ich die Adern deutlich spüren kann, und all meine Glieder gefrieren zu Eis.
„Was bist du?", flüstert er und löst sich von mir, geht ein paar Schritte rückwärts. Ich schlucke und sehe ihn traurig an. Wenn es eine Chance gegeben hätte, dass sich zwischen ihm und mir etwas entwickelt hätte, sei es nur körperlich, so ist diese nun fort. Denn es ist ausgeschlossen, dass ich diesen Mann dazu beeinflusse, wenn ich sein ehrliches Interesse genossen habe; bis zu diesem Moment. „Ich tue dir nichts, ich verspreche es.", flüstere ich statt auf seine Frage zu antworten, woraufhin er, wenn auch zögernd, nickt und mich damit überrascht. Nur sehr langsam kommt er die Schritte zurück und nimmt mein Kinn in seine Hand, betrachtet mein Gesicht genauer. Als wäre ich etwas, was er nie zuvor gesehen hat und ihn gleichermaßen verängstigt wie fasziniert. Wobei dies wahrscheinlich auch genau so ist. „Wie ist sowas möglich?"
„Das kann ich dir nicht sagen. Es gibt Dinge, die ihr Gläubigen als teuflisch bezeichnen würdet. Und trotzdem existieren sie, manche gut manche böse."
„Und was bist du?"
„Sag du es mir.", flüstere ich leise und halte die Luft an, zum einen um auf seine Antwort zu warten, zum anderen um nicht ständig seinen Duft einzuatmen.
„Ich denke das werde ich herausfinden müssen.", murmelt er, eher zu sich selbst wie zu mir, und streicht langsam über meine Wange. Seine unerwartete Reaktion ist für mich unverständlich, dennoch sauge ich jede seiner Berührungen in mich auf, zeigen sie mir, dass ich ihn unterschätzt habe. Was habe ich noch an diesem Mann unterschätzt?
„Geht es dir deswegen nicht gut? Fehlt dir etwas?"
Auf mein Nicken sieht er mich eingehen an, bringt mich damit zum aufseufzen. „Was brauchst du? Sag es mir und ich versuche dir zu helfen."
„Warum tust du das, Marco? Fürchtest du dich nicht vor mir?"
Denn genau das frage mich. Müsste er nicht eigentlich Angst vor mir haben und mir den Tod wünschen? Müsste er nicht auf uns aufmerksam machen, damit man das Monster einsperrt und vernichtet?
Nein, stattdessen steht er trotzdem noch vor mir und will mir helfen. Sieht mich mit einem Blick in seinen Augen an, der alles an andere wie Angst widerspiegelt. „Weil etwas mir sagt, dass du mir Nichts tun wirst und ich eher einer der aufgeschlossenen Gläubigen bin. Also sage mir, was brauchst du?"
Mein Blick fallt sofort auf seinen Hals, wo seine Ader hervor sticht. Ich schlucke hart, ehe ich zurück in seine Augen sehe und weiß, dass meine Augen nun rot aufleuchten. „Ich brauche Blut."
Die Worte kommen nur sehr leise aus meinem Mund und doch kann er sie hören. Er schluckt hart, da er sicher nicht diese Antwort erwartet hat, kommt dennoch näher, sodass wir uns ganz nahe stehen und legt seinen Kopf darbietend zur Seite, bietet mir so mehr Fläche um meine Zähne in seinem Fleisch zu vergraben. „Dann nimm es dir. Nur töte mich bitte nicht."
„Bist du dir sicher?", frage ich ihn unsicher, doch sein Blick wird entschlossen und er nickt. Meine Augen finden automatisch wieder den Weg zu seinem Hals und ich spüre wie meine meine Zähne nur noch darauf warten den Geschmack seines Blutes aufnehmen zu können „Wenn es zu viel ist und du das Gefühl hast, dass dir schwindelig wird, gib mir ein Zeichen. Ich nehme nur so viel um mich etwas zu stärken."
Ein letztes Mal sehe ich ihn an, dann ziehe ich ihn näher zu mir an die Wand und verteile Küsse an seinem Hals, worauf sich eine Gänsehaut bei ihm bildet und er genießend aufbrummt. Sobald ich eine geeignete Stelle gefunden habe beiße ich zu, worauf er kurz zusammenzuckt und aufzischt, jedoch nicht zurückweicht.
Sein Blut benetzt meine Lippen und stöhnend fange ich an zu saugen.
Marco's Hände krallen sich in meine Hüften und drücken mich plötzlich näher an sich, auch ihm entfährt ein Keuchen, womit ich nicht gerechnet habe, auch wenn ich es besser weiß. Denn es gibt genau zwei Reaktionen bei Menschen, wenn sie gebissen werden: entweder sie empfinden Schmerz oder Lust. Und bei Marco trifft eindeutig zweites zu.
„Das fühlt sich so gut an.", keucht er und ich kann deutlich spüren wie er hart wird und sich seine Erektion an meinen Bauch drückt.
Als ich genug getrunken habe löse ich mich von ihm und lecke nochmal über die Wunde um sie zu verschließen, damit kein Rückstand meiner Tat zu sehen ist. Sobald sich unsere Augen treffen kann ich sehen wie seine dunkler geworden sind. Und auch seine Hände ruhen weiter an meinem Körper, erlauben nicht, dass ich Abstand zwischen uns bringe. „Wenn ich mich jedes Mal so fühlen werde, dann trinke nur von mir, Sophia."
„Du solltest das nicht unterschätzen, Marco."
„Ich vertraue darauf, dass du weißt, wie viel du von mir trinken kannst."
„Du kennst mich doch kaum."
„Anscheinend genug um dir mein Blut und mein Leben anzuvertrauen." Mit einem Grinsen streicht er über meine Lippe und sieht kurz auf sie, bevor seine Augen wieder auf meinen liegen. „Ich wusste, dass du eine spannende Frau bist. Dass du anders bist wie jede Frau, der ich begegnet bin. Und ich kann es nicht erwarten mehr von dir zu erfahren."
„Wir sollten vielleicht woanders darüber weiterreden. Hier auf offener Straße-"
Ich lasse meinen Satz offen, da klar sein müsste, dass es zu riskant ist in der Öffentlichkeit darüber zu sprechen, dass er sich mir freiwillig anbietet als Blutquelle. Auch wenn ich diese Geste mehr zu schätzen weiß wie er denkt, er weiß nicht, auf was er sich damit einlässt und wie gefährlich dies für ihn werden kann. „Dann lass uns zu mir gehen und wir sprechen darüber. Du hast mich nur neugieriger auf dich gemacht und ich möchte jeden Moment nutzen."
Er greift nach meiner Hand und zieht mich hinter sich her. Tatsächlich befindet sich sein Heim keine zehn Minuten Fußmarsch entfernt, direkt über der kleinen Tischlerei, die er sein eigen nennen darf. Als wir seine Wohnung betreten sehe ich mich interessiert um und stelle fest, dass er einen schönen Wohnstil besitzt. Die Einrichtung ist rustikal gehalten und dennoch gemütlich, dass es einladend wirkt. „Es ist wirklich schön hier."
Ich drehe mich zu ihm und sehe wie er mich die ganze Zeit wohl beobachtet haben muss, ehe er mit seinem Kopf auf die Möbel deutet. „Einiges habe ich selber gemacht. Ein großer Vorteil mit Holz umgehen zu können."
Ehrfürchtig streiche ich über eines der Möbelstücke, welches man genau ansehen kann, dass es mit viel Hingabe erschaffen wurde. Er muss seine Arbeit sehr gut machen; dies erklärt auch, weshalb er so viele Angebote zu haben scheint, denn jedes seiner Kunstwerke ist einzigartig.
Ich lasse mich auf seinem Sofa nieder, mustere ihn von unten herab. Die vorherige Neugier ist ihm noch immer anzusehen, dennoch scheint er sich gegen seinen Wissensdurst nun zu sträuben. „Du kannst mich fragen, was dir beliebt. Wenn ich dir darauf keine Antwort geben kann oder will wirst du es merken." Die leichte Anspannung weicht von seinem Körper und er kommt mir immer näher, bis er sich neben mich setzt und mit einem ernsten Ausdruck mustert. „Was für ein Wesen bist du? Natürlich kenne auch ich die vielen Legenden, die man sich erzählt, doch würde ich es gerne von dir hören."
Die Zeit vergeht wie im Flug während ich Marco Frage um Frage beantworte. Ich scheine ihn mit jedem weiteren Wort, welches meinen Mund verlässt, zu faszinieren, was er nicht verbergen tut. Dass er mir dabei immer näher kommt bemerke ich erst, als ich seinen heißen Atem an meiner Haut spüre und nicht verbergen kann, dass mir seine Nähe weniger ausmacht wie es vielleicht sollte. Menschen, die zu viele Fragen stellen, können gefährlich werden.
„Wenn ihr das Sonnenlicht meiden müsst, wie kommt es dann, dass du es dennoch kannst? Ist es Zauberei?"
Mein Blick fällt auf das Schmuckstück, welches sich stets an meinem Handgelenk befindet und ein trauriges Lächeln legt sich auf meine Lippen. Der Gedanke daran, dass dieses Armband meine Rettung und mein Verderben zugleich ist, lässt mich wünschen es gäbe eine andere Möglichkeit, wie ich mich problemlos im Sonnenlicht bewegen kann. „Je weniger über solche Dinge weißt, desto besser ist es für dich, Marco. Wissen bedeutet Macht. Und diese Macht kann dich zu einem Ziel werden lassen." Meine Augen treffen seine und entschuldigend sehe ich ihn an. „Solche Informationen in den falschen Händen können schwerwiegende Folgen haben, ich hoffe du verstehst das."
„Bei mir ist dein Geheimnis sicher.", versichert er mir, doch schüttle ich meinen Kopf. „Du stellst dir das alles zu einfach vor. Ich werde dir nur das sagen, was du wissen musst, wenn du mir weiter freiwillig dein Blut geben willst. Es ist besser so."
Er scheint zu merken, dass ich nicht umzustimmen bin und nickt nach kurzem Zögern. Ich sehe, dass ihm weitere Worte auf der Zunge liegen und bin froh, dass er meinen Wunsch respektiert und schweigt. „Es erstaunt mich schon, dass du dich nicht vor mir fürchtest. Du hättest allen Grund dazu, schließlich könnte ich dich einfach so töten."
Für einen winzigen Moment sehe ich wie sich seine Augen weiten, doch dann scheint er sich zu sammeln und sieht mir mit einer Ernsthaftigkeit entgegen, die mich erneut an ihn denken lassen. „Wenn du mich hättest töten wollen wäre ich dies schon. Natürlich war ich zunächst erschrocken, schließlich erwartet man nicht, dass Legenden wahr sind, sondern nur Erzählungen und Geschichten bleiben. Doch ich gehöre nicht zu den streng Gläubigen. Und dieses Gefühl, als du mich gebissen hat ... ich habe mich wie in einem Rausch gefühlt. So etwas Intensives habe ich noch nie empfunden und wenn ich dir dafür nur mein Blut geben muss ist es mir das wert." „Ich will dir aber nicht das Gefühl geben dich auszunutzen Marco."
Ich wende mich so zu ihm, dass sich unsere Beine berühren und ein angenehmer Schauer wandert über meinen Körper. Kann es möglich sein, dass mein Körper ihn schneller vergessen kann wie mein Herz?
„Du bist ein interessanter Mann. Und ich gebe zu, die Tatsache, dass du für viele Frauen unerreichbar gewesen bist, hat mich neugierig gemacht. Aber wenn du dich mir wirklich anbieten willst musst du dir sicher sein." „Ich bin mir sicher."
Er greift nach meiner Hand und zieht sie an seinen Mund, wo er einen sanften Kuss auf meinen Handrücken haucht. Der intensive Blick in seinen Augen jedoch spiegelt das komplette Gegenteil seines höflichen Verhaltens wieder, der ein verräterisches Ziehen in mir entfacht.
„Ich hätte aber eine Bedingung dafür."
Abwartend liegen meine Augen auf seinen und ich lasse zu, dass er mir so nahe kommt, dass seine Lippen meinen immer näher kommen. „Solange dieses Arrangement anhält bist du mein. Mich hat eine Frau noch nie so fasziniert wie dich un jetzt, da ich weiß, woran es unter anderem liegt, weiß ich, dass ich dich haben will. Im Austausch meines Blutes gibst du dich mir hin, Sophia." Leise kommen die Worte über seine Lippen, die meinen so gefährlich nahe sind, dass es nicht viel bräuchte um sie schmecken zu können. Ich befeuchte meine Lippen, was ihm nicht entgeht, und noch ehe er meine Antwort abwartet presst er sich begehrend auf meine. Vielleicht weiß er schon längst, dass ich dem zustimmen würde, weshalb ich zulasse, dass er mich in einen Kuss verwickelt, der gleichermaßen erregend wie zärtlich ist. Alle Gedanken fokussieren sich auf ihn. Seine Finger, die sich gespreizt auf meinen Rücken legen und mich an ihn pressen. Seinen Geruch, der meine Sinne beginnt zu vernebeln. Und der schneller werdende Herzschlag, welcher sein Blut durch seinen Körper rauschen lässt.
An meinem Haar zieht er meinen Kopf zur Seite, verteilt mehrere Küsse auf der feinen Haut und beißt neckend zu. Ein unkontrolliertes Stöhnen entkommt mir, woraufhin ich sein Lächeln genau spüren kann, ehe er die süße Folter fortführt, zurück zu meinen Lippen. „Beiß mich, Sophia. Tu es."
Gefangen im Strudel der Lust denke ich nicht nach, sondern erfülle ihm seinen Wunsch. Nun bin ich es, die sich zu ihm beugt und sich ihren Weg zu seinem Hals bahnt, den er mir mit ausgestrecktem Kopf darbietet. Beginne an der dünnen Haut zu saugen, was ihn aufkeuchen lässt, bis ich meine Zähne in sein Fleisch bohre und uns das gebe, was wir beide wollen. Mir sein Blut und ihm meinen Körper.
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