》16.《
Ich wollte gerade aus der Tür treten, da erblicke ich zwei Wärter. Schnell schließe ich die Tür wieder, nur um sie kurze Zeit später wieder leicht zu öffnen. Dann kann ich durch die Tür spähen. Mein Herz schlägt so schnell, sodass ich denke, dass es mir gleich aus der Brust springt.
Noch einmal tief einatmen und dann husche ich so leise wie möglich aus der Baracke, nachdem ich mich vergewissert habe, dass die Wärter gerade einen anderen Teil des Geländes beobachten. In meinem Hinterkopf sind die Gedanken bei den anderen zwei Wärtern und ich muss daran denken, dass ich von allen Seiten gesehen werden kann. Zwei von ihnen stehen am Eingang, einer von Ihnen vor dem Haus des Chiefs und der letzte am anderen Ende des Camps.
Schnell verschwinde ich hinter meiner Baracke, wo mich keiner sehen sollte.
Ich befinde mich kniend vor dem Zaun, der sich hinter der Baracke befindet und uns von der Außenwelt trennt. Ohne ein Gräusch von mir zu geben hole ich die Zange unter meinem TShirt hervor und fange an, einzelne Drahtabschnitte durchzuschneiden. Dabei hört sich jedes Geräusch um vielfaches lauter an, als es tagsüber wäre.
Immer wieder huschen meine Augen über das Camp und mein Herzschlag wird immer heftiger, ich beiße meine Zähne zusammen, halte die Luft an, um zu hören, wenn sich mir jemand von hinten nähert und versuche so leise wie möglich das letzte Stück Draht durchzutrennen.
Mein Durchschlupfloch ist fast fertig, doch als ein Vogel aus Baum vor mir fliegt, erschreckt mich der laute Flügelschlag dermaßen, dass ich leicht zurückschrecke. Bevor ich nach hinten kippe, halte ich mich am Zaun fest.
Ein fataler Fehler.
Der Zaun gibt ein Ächzen und Quitschen wieder und schlägt gegen die Stützpfeiler.
Mein Herz setzt einen Schlag aus, bevor es mindestens doppelt so schnell weiterschlägt.
,,Hast du das gehört?"
,,Nein. Was denn?"
,,Das Geräusch, das kam von da hinten."
Die Stimmen gehören zu zwei Wärtern und sie kommen immer näher. Dann höre ich auch noch immer lauter werdende Schritte schwerer Boots.
Ich lasse sofort vom Zaun ab und verstecke mich mit der Zange hinter der Duschbaracke. Fuck, fuck, fuck! Ich bin noch nicht mal auf der anderen Seite des Zaunes und die erwischen mich. Fuck! Mein Kopf pocht und ich kann nicht mehr klar denken.
Der einzige Gedanke, der in meinem Kopf schwirrt ist der, dass ich am Arsch bin. Die werden mich erwischen und ich bin geliefert. So schnell finde ich keinen neuen Fluchtweg. Ich habe die letzten Wochen nur diesen einen Weg geplant.
Einen Plan B gibt es nicht.
Mittlerweile stehen die Wärter vor dem Loch im Zaun. Ich versuche leiser zu atmen, um das Gespräch mitzubekommen.
,,Das waren bestimmt wieder die Mader. Vor 8 Monaten hatten wir auch zwei Löcher im Zaun von diesen Viechern."
,,Ich hole den Chief."
,,Weck ihn doch nicht wegen dieser unnötigen Scheiße. Ich hole ein Seil und wir binden das Loch zu."
Die Wärter haben mich nicht entdeckt und kurz nachdem sie sich wieder auf ihre Posten gestellt haben, schleiche ich mich wieder zu der Stelle, an der vorher ein Loch gewesen ist. Mit der Zange kann ich das dünne, notdürftige Seil ganz einfach durchtrennen und erweitere das Loch noch um einige Zentimeter.
Als ich das Gefühl habe, da durchzupassen, wage ich den Versuch und steige mit dem einen Fuß zuerst durch. Dann mein Kopf und zum Schluss der linke Fuß.
Und dann...
Ich stehe auf der anderen Seite des Zauns.
Ich bin frei.
Und bevor ich weiter über meine Situation nachdenken kann, renne ich los. Es ist ein befreiendes Gefühl und es wird immer größer, je weiter ich mich vom Camp entferne. Mich umgibt jetzt der Wald durch den wir immer joggen, aber ich muss weiter. Viel weiter.
Nach einigen Minuten, vielleicht war es auch eine Stunde, habe ich jegliche Orientierung verloren. Mein letzter Orientierungspunkt war, als ich den Pfad im Wald verlassen habe. Um mich herum drehend versuche ich irgendeinen Anhaltspunkt zu finden, wo ich gerade bin. Irgendwas. Aber ich sehe ein, dass ich schon lange nicht mehr weiß wo ich mich befinde, wie lange ich unterwegs bin und wie weit ich vom Camp weg bin.
,,Scheiße!", fluche ich leise und stampfe auf den Boden. Dann stolpere ich einfach in irgendeine Richtung los. Renne durchs Gebüsch. Äste peitschen mir ins Gesicht, Dornen kratzen meine Arme auf und Brennesseln hinterlasen ein schmerzhaftendes Brennnen auf meiner Haut. Alles sieht gleich aus und es wirkt, als würde der Wald niemals enden. Ich bekomme Panik, als ich bemerke, dass die Sonne langsam aufgeht und leichte Sonnenstrahlen sich durch die dicht beieinander stehenden Bäume kämpfen.
Ich bleibe stehen und drehe mich mehrmals um meine eigene Achse, immernoch habe ich keine Ahnung, wo ich bin. Plötzlich denke ich an die Durchzählung. Zwar habe ich keine Ahnung wie spät es ist, aber um viertel vor sechs ist immer die Durchzählung und dann müsste auch die Sonne aufgehen.
Ich bin einfach losgelaufen und habe nicht richtig nachgedacht wohin. Ich war so euphorisch. Mein einziges Ziel war es, so viel Abstand wie möglich zwischen mir und dem Camp zu bringen. Keine Frage, das habe ich geschafft. Aber ich musste wieder zu dem Weg finden, an dem wir immer entlang joggen und zwar schnell, bevor mein Verschwinden bemerkt wird. Dann weiß ich wo ich bin und finde endlich aus diesem Wald raus. Also laufe ich wieder in die entgegensetzende Richtung.
Aiden
Ein Wärter kommt in meine Baracke, um uns zu wecken. Es ist mein erster richtiger Tag im Bootcamp und ich orientiere mich an den anderen Jungs. Ich folge ihnen nach draußen, wo schon alle anderen aus dem Camp aufgereiht stehen. Es herrscht eine bestimmte Unruhe zwischen den Jungs, aber als der Chief kommt, verstummen alle. Er sieht uns prüfend an und die Durchzählung beginnt, nachdem wir uns alle in der richtigen Reihenfolge aufgestellt haben.
,,131?"
,,Ja, Sir!"
,,132?"
,,Ja, Sir!"
,,136?"
,,Ja, Sir!"
,,137?"
,,Ja, Sir!"
,,140?"
,,Ja, Sir!"
,,147?"
Alles still.
,,Nummer 147?"
Keine Antwort.
,,Jaden Delane!", brüllt der Chief jetzt.
Wieder keine Antwort...
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》Schreibt uns gerne, was ihr von dem Kapitel haltet.
》Wir versuchen jetzt wieder regelmäßig Kapitel hochzuladen.
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