Kapitel 20 || Beschwörung
In den folgenden Tagen versuchte Manuel mir weiterhin mir das Bogenschießen beizubringen. Ich machte Fortschritte, einmal hatte ich sogar ein Wildschwein getroffen, allerdings war das mehr Glück als Verstand.
Doch dann befahl Manuel mir, dass ich in der Hütte bleiben sollte. Wir waren etwas weiter gezogen und hatten Unterkunft in einem verlassenen Schuppen am Rande eines drei Häuser großen Dorfes gefunden. Vermutlich stand es leer, doch nachzusehen trauten wir uns nicht.
Während ich auf den Größeren wartete, beschloss ich Essen zu machen und ihm somit eine Freude zu bereiten. Allerdings kam er nicht wieder, auch als das Kaninchen schon wieder kalt war. Also machte ich mich auf und lief zu einem kleinen Bach, den ich auf dem Weg zu unserem Unterschlupf gesehen hatte, und füllte unsere Flaschen auf. Das Wasser war kalt und klar, sodass ich kurzerhand beschloss mich zu waschen. Wieder daheim machte ich ein Lagerfeuer, um mich und meine nasse Kleidung zu trocknen.
Der Himmel fing langsam an sich rot zu färben und Manuel war immer noch nicht aufgetaucht. Um meine Sorge zu vertreiben, fing ich an das Fleisch wieder aufzuwärmen. Hatte er nicht immer gesagt, dass wir bestenfalls vor Einbruch der Dunkelheit wieder im Unterschlupf sein sollten, weil sonst irgendwelcher Monster kämen? Ich kaute angespannt auf meiner Lippe herum, das Messer fest umklammert lehnte ich an der Hauswand. Wo blieb er bloß? Unruhig betrachtete ich die Funken des Feuers, die tänzerisch in die Luft schwebten. Das Licht hielt, Ayn sei Dank, die Monster fern.
Als man kaum noch die Hand vor Augen erkennen konnte, tauchte er endlich auf. Zwei schwere Säcke lagen über seinen Schultern, er ging gebückt und schnaufte erschöpft, als er die Last auf den Boden fallen ließ.
"Manuel! Wo warst du nur? Ich hab mir solche Sorgen gemacht, bleib bitte nie wieder so lange weg!", rief ich erleichtert, sprang auf und schmiss ihn beinahe um, als ich mich an seinen Hals schmiss. Ein leichtes Lächeln huschte über seine Lippen, während er mir beruhigend über den Rücken strich. "Das kann ich dir nicht versprechen." Empört starrte ich ihn an. "Aber ich werde mein Bestes geben, in Ordnung?" "Das will ich doch hoffen. Und jetzt komm, ich habe Essen gemacht. Es zwar schon wieder kalt und zweimal aufgekocht, aber besser als nichts, oder?" Er nickte und setzte sich dahin, wo ich bis eben noch auf ihn gewartet hatte. Ich hastete nach drinnen, um das Fleisch zu holen.
"Manu -", abrupt blieb ich stehen. "Manu?", flüsterte ich und ging neben ihm in die Hocke. Er hatte die Augen geschlossen und alle Gliedmaßen von sich gestreckt. "Schläfst du?" Vorsichtig strich ich ihm eine der langen Haarsträhnen aus dem Gesicht. Was sollte ich nun machen? Ihn hier draußen liegen lassen, konnte ich nicht, allerdings war ich auch zu schwach, um ihn zu tragen. Also musste ich ihn wohl oder übel aufwecken. "Manu? Manuel, wach auf und geh nach drinnen, da ist es sicherer. Komm, ich helfe dir auch.", sagte ich etwas lauter. Verschlafen räkelte er sich und guckte mich orientierungslos an. Ich hielt ihm meine Hand hin, die er allerdings gekonnt ignorierte und alleine Aufstand, um in die Hütte zu wanken.
Seufzend sah ich ihm hinterher, hievte die beiden Säcke über meine Schultern und trug sie hinter ihm her. Dann machte ich das Feuer aus und kuschelte mich ebenfalls in meinen Schlafsack. Mit der Zeit hatte ich gelernt schneller einzuschlafen, zum Glück. Ich hasste es am Abend, beziehungsweise in der Nacht, da zu liegen nichts machen zu können und meinen Gedanken ausgeliefert zu sein.
Am nächsten Morgen wurde ich von einem lauten Poltern geweckt. Ich fuhr in die Höhe und blickte mich um. Manuel war nicht mehr da, also war er vermutlich der Auslöser für denLärm gewesen. Grummelnd stand ich auf und tapste nach draußen.
Tatsächlich stand dort Manuel. Die beiden Lasten von gestern Abend lagen vor ihm, anscheinend waren sie ihm runtergefallen. Vor dem Linken war ein riesiger Haufen schwarzen Sandes. Auf ihm hatte der Grünäugige zwei Schwarze Schädel platziert.
"Ähm, was wird das?", wollte ich skeptisch wissen. "Ich überlege.", antwortete er knapp, ohne mich auch nur anzusehen. "Kann ich dir helfen?" Misstrauisch kam ich näher. "Nein - Wobei. Du könntest die Dinger", mit dem Fuß zeigte er auf den noch gefüllten Sack, "ablegen. Dann könnte ich schonmal jagen gehen, ich will nämlich bald weiter." Ich nickte. "Klar." "Gut dann mach keinen Unsinn und -" "Du hörst dich an wie meine Mutter. Geh einfach und kümmere dich um unser Essen." Ich schob ihn leicht in Richtung des Dickichts. "Du hast ja recht", murmelte er und fügte eher für sich hinzu: "Es wird schon nichts passieren."
Ich hob den Sack auf und linste hinein. Es waren noch mehr Schädel darin. Etwas angewidert fischte ich einen heraus und platzierte ihn zwischen den beiden Anderen.
Ich drehte ihnen wieder den Rücken zu, um die Anderen heraus zu holen, als ein langgezogenes Kreischen ertönte. Ich fuhr herum. Der Sand begann um die drei Totenköpfe herum zu wirbeln, und sie etwa zwei Meter in die Höhe zu tragen. Verängstigt stolperte ich zurück. Aus der Wolke schien sich langsam etwas zu formen. "Manu!", brüllte ich verzweifelt und rannte noch weiter rückwärts, bis ich über eine Wurzel stolperte. Als ich auf dem Boden aufschlug, ging ein Ruck durch meinen Körper, der meine Zähne aufeinander prallen ließ. Die Wolke hatte mittlerweile die Gestalt eines schwarzen, dreiköpfigen Ungeheuers angenommen, dass bedrohlich auf mich zu schwebte. Wenn Manuel mich nicht gehört hatte, war ich verloren.
Geschrieben von:
trollollollokkkk
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top