Kapitel 18 || Abweisend
Meine Verletzung heilte tatsächlich übernatürlich schnell. Es brauchte gerade mal fünf Tage, in denen ich flach lag. Trotzdem hatte das Manuels Zeitplan weit nach hinten verschoben. Warum er einen Zeitplan hatte, wenn er nicht mal wusste, was nach der Abarbeitung von diesem geschehen würde, war mir ein Rätsel, aber darauf ansprechen wollte ich ihn nicht.
Gestern Abend hatte er beschlossen, dass wir gegen Mittag aufbrechen würden. Wahrscheinlich hielt er es nicht länger in dieser engen Höhle aus.
"Wie weit ist es zu unserer nächsten Unterkunft?", erkundigte ich mich, einen Seitenblick zu Manuel werfend. Er hatte schweigend den Rucksack genommen und war voran gestiefelt, sodass ich Probleme hatte mit ihm mitzuhalten. "Es ist zu schaffen, aber wir müssen uns ran halten.", antwortete er und lächelte mir kurz zu.
Ich nickte, dann verfielen wir wieder in Stille. Nach einer halben Stunde erklang das altbekannte Gurgeln, welches mir einen Schauer über den Rücken jagte. Unterbewusst krallte ich mich an Manuels Arm. "Du brauchst keine Angst haben. Ich lass dich schon nicht sterben.", meinte er und fügte noch leise, sodass ich es kaum nicht hören konnte, ein "Versprochen" hinzu, dass sich meine Lippen leicht nach oben ziehen ließ. Dann befreite er sich aus meinem Griff und lief mit gestrafften Schultern auf die Monster zu. Sofort streckten sie ihre grün angelaufenen Hände nach ihm aus. Doch bevor sie irgendetwas damit anrichten konnten, rammte ihnen der Braunhaarige jeweils einen Dolch in die Brust. "Siehst du? Die sind kein Problem."
"Du bist ja auch eine Maschine." Ich grinste und brachte damit auch ihn zum Schmunzeln. "Bin ich das?" Die Frage blieb unbeantwortet im Raum stehen.
Auch, wenn mein Fuß mit jedem Schritt mehr weh tat, kamen wir noch vor Einbruch der Dunkelheit an unserem Ziel an. Die Hütte, die uns für die nächsten Nächte Unterschlupf bieten sollte, war aus Fichtenholz gefertigt. Die Fenster waren von dunkleren Brettern verschlossen, und das Dach sah etwas schräg aus. Neben der Tür lag ein Blumenkübel, ob es der Wind oder ein Tier war, das ihn umgestoßen hatte konnte ich nur rätseln.
Innen war es kalt und der Wind pfiff durch die Lücken in den ehemaligen Fenstern, doch es wirkte um einiges komfortabler, als unsere letzte Unterkunft. Vor einem der zugenagelten Löcher stand ein großes Doppelbett, dass sogar noch, zumindest in Anbetracht der Umstände, gut aussah.
"Leg dich hin und such dir deinen Schlafsack. Ich mach in der Zeit essen.", meinte Manuel und warf mir den Rucksack zu. Ich nickte, ließ mich auf die weiche Matratze fallen, zerrte die beiden Schlafsäcke raus und sah meinem Begleiter dabei zu, wie er ein Lagerfeuer entzündete.
Ein wenig später brachte er mir mit einem leichten Lächeln auf den Lippen eine dampfende Schüssel, gefüllt mit einer Suppe.
"Vermisst du eigentlich deine Eltern?", wollte der Braunhaarige von mir wissen. Etwas verwirrt sah ich ihn an. "Ein bisschen, aber dann denke ich daran, wie es wäre, wenn ich da sein würde und dann... bin ich irgendwie froh hier zu sein.", murmelte ich und neigte meinen Kopf von ihm weg. Ich hielt es für keine gute Idee, ihm zu sagen, dass ich sie ein wenig mehr, als ein bisschen vermisste. Es tat nichts zur Sache und ihn unnötig mit meinen Problemen belasten, wollte ich nicht. "Gut, ich hatte... Ich wollte nicht, dass du deine Entscheidung bereust." "Das tue ich nicht, keine Angst." Ich lächelte ihm kurz zu, dann widmete ich mich wieder meinem Essen, dass mittlerweile schon kalt geworden war.
"Was ist eigentlich mit deinen Eltern?" Ich schielte vorsichtig zu ihm. "Das hat dich nicht zu interessieren." Er stand auf und stellte seine Schüssel am Lagerfeuer ab. Dann ließ er sich ein paar Meter weiter fallen und begann, mit dem Rücken zu mir gewandt, zu schnitzten. "Manu? Ist alles in Ordnung?" Ich erhob mich ebenfalls und lief zu ihm, doch er reagierte nicht. "Es tut mir leid, wenn du es nicht erzählen willst, dann akzeptiere ich das natürlich.", sagte ich leise. Er gab nur einen zustimmenden Laut von sich. "Patrick, du solltest schlafen gehen. Dein Fuß ist noch nicht ganz verheilt.", wies er mich dann an. Mit hängendem Kopf folgte ich seiner Anweisung, doch ich konnte keine Ruhe finden. Zu stark waren die Gedanken, die sich mit der eben entstandenen Situation beschäftigten.
Geschrieben von:
trollollollokkkk
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