Zu dritt

8. Kapitel

Es ist dreiviertel elf, also noch fünfundvierzig bis Chris kommt.

"Es tut mir leid, ich wollte dir nichts Böses, sondern nur Zeit mit dir verbringen und wie sollte das gehen, wenn du am Tag keine Zeit dafür hast. Wirklich, alles was ich wollte, war eine Freundschaft auf die Beine zu stellen", höre ich es reumütig von Nathan kommen.

Wüsste ich es nicht besser durch das Gespräch mit meinen Freund, dann würde ich ihm glauben. Dieser Klang seiner Stimme. Es ist erschreckend zu wissen, dass er anscheinend so gut lügen kann.

"Ist okay", erwidere ich schlicht.

Ein Seufzer entweicht ihm. Ich schaue nicht zu ihm, auch wenn ich es irgendwie will. Auf einmal berührt mich etwas kurz an meinen Arm, worauf ich aufschaue. Jedoch sitzt Nathan noch an seinen Platz. Einbildung. Wieder berührt mich etwas, aber diesmal erhebe ich meinen Kopf schneller. Ein grünschimmernder Ranken, der wie eine Verlängerung eines Armes aussieht verzieht sich gerade wieder von mir. Nur ein Sekundenbruchteil habe ich ihn sehen können. Dieser reichte aber, um in mir ein Zorn zu entfachen. Von wegen nichts was mit Fantasykram zu tun hat in meine Nähe. Erst beim Volleyballspiel und nun hier. Mit dem Zorn schwingt noch eine tiefsitzende Neugier mit.

"Nathan wir hatten etwas besprochen, also was soll das schon wieder?", frage ich, da ich eigentlich nicht vorhabe meiner Neugier nachzugeben.

"Du hast dich doch auch nicht bei mir gemeldet, also brauche ich mich an unsere Abmachung nicht zu halten", erwidert er mir tatsächlich trotzig wie ein kleines Kind.

Klasse, ein zwanzigjähriger Überflieger mit polizeilicher Ausbildung, der die Bockhaltung aus Kinderzeiten noch nicht abgelegt hat. So etwas schimpft sich Erwachsener, auch wenn nur junger Erwachsener. Tsz.

"Ich hatte einfach keine Zeit und Chris will es auch nicht, dass ich mich mit dir treffe. Er denkt du willst was von mir, also nochmal danke, dass du mir damals mit Max geholfen hast, aber eine Freundschaft ist unter den Bedingungen nicht drin."

Bei meinen Worten lag mein Blick die ganze Zeit auf Nathan. Ich wollte seine Reaktion auf meine Worte sehen. Er blickt mich aber einfach unberührt an, sodass mich seine nächsten Worte überraschen.

"Chris ist ein guter Beobachter, denn er hat Recht. Schon als ich dich das erste Mal sah, war ich fasziniert von dir und das hat sich mit der Zeit gesteigert. Ich empfinde Zuneigung für dich, aber wenn dies eine Freundschaft zwischen uns beide im Wege steht, so werde ich es verdrängen", bringt er völlig sachlich raus.

So einfach hatte ich mir das nicht vorgestellt und ich bezweifele auch, dass es so ist, doch wenn er sich dran hält....

"Sage dies auch zu Chris und wir können wieder drüber reden, sofern es ihm überzeugt. Ich lege mehr Wert auf ihn als auf dich, also vertraue ich auf seine Meinung. Die in diesem Fall auch anderswertig wichtig ist", meine Stimme ist völlig emotionslos.

Nathan zuckt bei meinen Worten zusammen, als hätte ich ihn geschlagen, aber seine Augen zeigen mir auch die Hoffnung die er in sich trägt. Jedoch dieses Zucken bringt mich fast dazu das Gesagt zurück zu nehmen.

"Okay", erwidert er.

Ich wende mich wieder von ihm ab und meinen Buch zu. Völlig vertieft im Buch vergesse ich die Zeit, als es klopft habe ich hundert Seiten gelesen. Nathan ist immer noch wach und schaut mich misstrauisch an. Bestimmt kann er die Person vor der Tür riechen. Mir ist das egal. Unbeirrt gehe ich zur Tür und öffne sie mit einen Lächeln. Vor mir steht der schon von mir erwartete.

Chris.

"Was?!", höre ich aus Nathans Richtung.

Mit einen unverschämt höflichen: "Guten Abend Mr McKay", tritt Chris ins Zimmer.

Völlig perplex kann der Angesprochene meinen Freund nur verdutzt ansehen. Auch wenn wie uns halbwegs ausgesprochen haben, ich hatte gesagt er muss mit Chris reden.

Endlich findet Nathaniel seine Sprache wieder: "Solltest du nicht schon lange auf deinen Zimmer sein und schlafen?".

Anscheinend hat er noch nicht verstanden, was diese Aktion soll. Naja und wenn schon, gleich wird er es. Vielleicht redet er ja heute noch mit Chris, wäre jedenfalls besser für ihn.

"JA, da war ich auch, aber nun möchte ich schlafen, also bin ich hier", erwidert Chris völlig sachlich.

"Aha, also gute Nacht", kommt es von Nathaniel.

Krass, ich wusste zwar, dass er nichts sagen kann, aber ich dachte er würde anders reagieren. Erst etwas rummeckern oder Chris mit seiner Magie manipulieren, sodass er sein Vorhaben vergisst. Anscheinend nimmt Nathan das vorhin von ihm gesagte ernst. Gut so.

Chris scheint genauso perplex wie ich zu sein, denn er braucht einen Moment bis er seine Schritte auf mich zubewegt, da ich wieder auf dem Bett sitze. Jedoch tut er es dann.

Das er und ich uns ein Bett teilen ist nichts Ungewöhnliches, das haben wir seit unserer Kindheit schon gemacht. Damals kannten wir uns schon, verloren uns in der Grundschule aus den Augen und fanden uns auf der Middleschool wieder. Jetzt ist es aber anders, wir sind älter und ein Paar. Es fühlt sich schön an, wie er meinen Körper mit seinen Armen umfasst damit er nicht aus dem Bett fällt, denn natürlich habe ich den Platz an der Wand gewählt. Wer will schon nachts dadurch wach werden, dass auf den Boden knallt? Ich jedenfalls nicht.

Mit den Rücken an der Vorderseite von seinen Körper und seinen warmen Atem in meinen Nacken, der schon nach einigen Augenblicken, die Chris im Bett liegt, gleichmäßig geht, werde ich schnell müde und meine Augen fallen mir zu. Die Fahrt mit dem Auto war aber auch anstrengend. Jedoch bevor ich einschlafe, sehe ich zwei strahlendgrüne Augen. Erschrocken blicke ich diese an. Gerade als ich denke, ich habe mir das nur eingebildet, da spricht der Besitzer von diesen:

"Wieso ist es diesmal anders? Wieso liebt sie in diesem Leben jemand anderes? Hat es damit zu tun, das wir diesmal von der gleichen Rasse sind? Aber wieso liebe ich sie dann genau so sehr wie in den vergangenen Zeiten? Wieso? Wieso?".

Anscheinend hat er nicht bemerkt, dass ich noch wach bin, denn er flüstert so leise, dass ich es eigentlich hätte nicht verstehen können.

Was hat das zu bedeuten? Was meint er damit, warum ich ihm nicht und den anderen Leben?

Mir fällt es wie Schuppen von den Augen,- die Träume. Sind es doch nicht nur Träume, sondern wie ich dachte Erinnerungen an vergangene Zeiten? Ich verstehe nicht wie das gehen soll. Lebt man denn nicht nur einmal und wieso soll ich ihn in jedes meiner Leben geliebt haben? Vielleicht spinnt er ja nur und meine Träume haben nichts damit zu tun.

Ich ignoriere dieses Gefühl das gegen meine Schlussfolgerung rebelliert und lege mich schlafen. Erstaunlicherweise gelingt mir das auch. Nach weniger als fünf Minuten bin ich in meiner Traumwelt gefangen.

Ich sitze in den Coffeeshop in dem ich das Cottage zum ersten Mal gesehen habe auf dem gleichen Platz wie damals. Mein Anblick spiegelt sich im Fensterglas. Ich sehe auch so aus wie damals. Was hat das zu bedeuten? Meine Gliedmaßen kann ich freibewegen. Nichts wirkt gegen meine Bewegungen. Es ist anders als in den andern Träumen. Der Coffeeshop ist leer, keine Menschenseele. Nur ich sitze hier. Vorsichtig, weil ich nicht weiß, was geschehen wird, stehe ich auf und schaue mich um. Tatsächlich bin ich allein. Gerade als ich dies feststelle, fängt ein Flüstern an. Zuerst verstehe ich es nicht, dann langsam.

"Kennst du es?".

Nathan.

"Ich denke wir sind uns ähnlicher als du denkst..."

Nathan

"Angst davor, dass er es schafft dich mir wegzunehmen."

Chris.

"Aber wieso liebe ich sie dann genau so sehr wie in den vergangenen Zeiten?"

Nathan

"Ich liebe dich."

Chris

"Nun weißt du was ich empfinde und da du ja den Kuss angefangen hast, hoffe ich doch du fühlst das gleiche wie ich."

Chris

...

Gesprächsfetzen die ich sehr gut kenne, wehen mir um die Ohren. Die Stimmen werden immer lauter. Ich drücke mir meine Hände auf die Ohren und lasse mich auf den Boden des Coffeeshops hinunter.

Die Stimmen verstummen. Erleichtert seufze ich. Zu früh gefreut, denn nun rasen Bilder an mir vorbei. Teile aus vorherigen Träumen, Chris und ich beim Rumblödeln, der Wolf, der geklaute Kuss von Nathan in der Tiefgarage, der erste Kuss von Chris und mir, die Rettungsaktion im Kino, damals als Chris und ich uns bei einer Gedichtskontrolle beide ein Liebesgedicht aus Scherz widmeten, das Frühstück...

Weitere Bilder und die Stimmen beginnen wieder. Ich sitze immer noch auf den Boden des Cafés', meine Ohren zu haltend, die Augen nun zusammen gekniffen und irgendein Lied summend. Anfangs hilft es, doch das Geschehen wird einfach in meinen Kopf weiter fortgeführt.

Hört auf! Hört auf!

STOP!

Benommen öffne ich die Augen und lasse meinen Blick schweifen. Chris liegt immer noch seelenruhig neben mir. Nathan schläft augenscheinlich auch noch. Anscheinend haben sie nichts mitbekommen. Ich greife nach meinem Handy, das ich am vorherigen Abend auf das Nachtschränkchen gelegt hatte. Es ist halb sechs. Wir müssten eigentlich erst in zwei Stunden aufstehen, doch ich werde mich nicht noch einmal in diesen Traumwelt begeben.

Ich krabbele vorsichtig, damit ich meinen Bettgenossen nicht wecke aus dem Bett und gehe zu meiner Tasche hinüber, um mir frische Sachen für den Tag rauszusuchen. Meine Wahl trifft auf ein Trikot unserer Schule in Form eines Tops, was nur Sue, Isi und ich besitzen, da wir es selbst entworfen haben (Es ist aber in den Schulfarben, gelb und blau) und auf eine kurze, schwarze Sporthose. Die Kleidung habe ich extra schon fürs Turnier gewählt, damit ich mich später nicht auch noch umziehen muss. Ich nehme noch meinen Kulturbeutel und ein Handtuch mit und verlasse das Zimmer.

Über den Flur ins Bad verschwunden, entledige mich meiner Sachen und gehe unter einer der fünf Duschen. Diesmal habe ich die Außentür nicht verschlossen, da ich hoffe das niemand die Dreistigkeit erweist, jemand unter der Dusche zu beobachten und wenn doch, dann ist es halt passiert. Auch egal, zwar nicht schön aber egal.

Meine Haare schamponiere ich mit den Duft von Mango- Maracuja ein und meinen Körper mit Mango-Kiwi. Zwei schöne Düfte. Ich lasse die Träume von mir abfallen und beschließe sie zu verdrängen. Nachdem ich mich fertig gewaschen hab, steige ich aus der Duschkabine, aber noch immer ist Wasser zu hören. Anscheinend ist noch jemand um diese Zeit duschen. Komischer Kauz, die Schüler von hier müssen doch eigentlich nicht so früh aufstehen und erst recht nicht eine Woche vor den Sommerferien. Bevor dieser Jemand irgendwann aus der Kabine kommt, wenn ich mich anziehe rufe ich laut:

"Bleib mal bitte unter der Dusche."

Da ich nicht darauf vertraue, dass er oder sie sich dran hält, trockne ich mich schnell grob ab. Gerade als ich meine Unterwäsche an habe, öffnet sich der Vorhang, wo die Person geduscht hatte. Na toll. Hoffentlich ein Mädchen. Hoffentlich.

In den Augenblick wo ich mein Trikot in die Hand nehmen will, tritt die Person aus der Kabine.

Nathan!

Schicksal das kann doch nicht dein ernst sein, oder? Kannst du mich nicht einmal verschonen?

Bloß nichts anmerken lassen, darüber das du gerne im Boden versinken möchtest.

"Guten Morgen", sage ich, nachdem ich sekundenschnell meinen Blick von ihm nahm, da er selbstverständlich, wie Gott ihn schuf in den Gang getreten war. Was für ein Arsch. Er wusste ganz genau, dass ich noch hier bin und trotzdem macht er das. Schnell ziehe ich mir meine restlichen Sachen an.

"Ich hoffe dir hat der Anblick gefallen, du Mistkerl", schmeiße ich ihn nun zornig an den Kopf, da mir gerade klar wird, dass er das absichtlich getan hat.

Man wollte er sich nicht zurücknehmen.

"Morgen sorry, ich wusste nicht, dass du noch hier bist", gibt Nathaniel von sich.

Mmh klar. Ich hab ja auch zwei Minuten vorher laut gerufen. Kerle.

"Das kannst du deine Oma erzählen und nicht mir", sage ich ruhig und schaue ihn dabei ins Gesicht, worauf ich fortfahren: "Wickel dir wenigstens ein Handtuch um."

Er tut es sogleich, mich aber interessiert das nicht mehr. Ich wende mich ab und gehe zum Spiegel. Aus meiner Kosmetiktasche entnehme ich meinen Miniföhn und eine Haarbürste, um meine Haare zu trocknen. Danach benutze ich schnell etwas Mascara und putze meine mit Nachtgeschmack besetzten Zähne. Ohne ein Blick auf Nathan zu werfen, der komischer weise langsamer als ich ist, verlasse ich das Bad, um ins Zier zu gehen. Drinnen wecke ich als erstes Chris.

Langsam rüttle ich an seinen Körper und sage: "Chris wach auf, du musst in dein Zimmer, bevor Mr Pain etwas merkt. Chris. Chris los jetzt."

Missmutig öffnet er seine Augen, doch als er mich neben ihn hocken sieht, fängt er an zu lächeln. Mühselig rappelt er sich auf und bleibt auf der Bettkante sitzen. Seine dunkelblonden Haare sehen noch schlimmer aus als sonst. Am liebsten würde ich ein Foto von ihm machen, um unsere Algebralehrerin zu beweisen, dass er nicht so wie er aufsteht in die Schule kommt. Wenn man eine Kamera braucht ist keine da.

"Morgen, wie spät ist es denn?", fragt er mit schleppender Stimme. Er sieht aus wie ein Welpe, seine Augen so groß und seine Haare so verstrubbelt. Einfach. Ich kann einfach nicht widerstehen.

"Sechs Uhr", spreche ich noch schnell aus, bevor ich meine Lippen auf seine platziere. "So jetzt aber hopp, hopp, raus aus den Federn, dann kannst du dich in deinen Zimmer noch für einanhalb Stunden hinlegen."

Gerade als ich mich erhebe, schlingt Chris seine Arme um mich und zieht mich, als wäre ich ein Fliegengewicht, auf sich. Kaum liege ich auf ihm drauf, gibt er mir einen weiteren Kuss. Diesmal aber einen der inniger geht.

"Los jetzt, dass können wir auch noch später machen", flüstere ich noch völlig benommen. Unwillig lässt er mich los, sodass ich mich von ihm runter bequemen kann.

Grummelnd steht er von dem Bett auf und bewegt sich auf die verschlossene Tür zu.

"Bis nachher", seine Stimme klingt völlig benommen, als sei er gar nicht hier, ob es vor Müdigkeit ist, oder von unseren Kuss ist, vermag ich nicht zu sagen. Vielleicht etwas von beiden.

Als die Tür zu fällt, schnappe ich mir mein Buch vom Nachtischschrank und das daneben befindliche Handy. Mit den beiden Sachen in der Hand lenke ich meine Schritte ebenfalls in Richtung Tür. Gerade als ich die Klinke in die Hand nehme, wird diese hinunter gedrückt und ich lasse sie wieder los. Nathan betritt den Raum mit einem verwirrten Blick, den er auf mich richtet.

"Wo willst du denn um diese Uhrzeit hin?", fragt er mich. Ja wo wollte ich eigentlich hin? Egal nur raus unter freien Himmel und die Natur genießen, das hat nichts Mal mit ihm zu tun.

"Raus etwas lese bis es Zeit zum Frühstück wird", sage ich völlig normal. Das von vorhin im Waschraum nehme ich ihm nicht mehr übel, soll er so etwas ruhig machen, wenn es ihm gefällt.

"Darf ich mitkommen?", stellt er mir die nächste Frage. Dürfen würde er von mir aus, aber...

"Im Prinzip schon, jedoch musst du vorher noch mit Chris reden und da er jetzt wieder schläft, geht das wohl nicht.", antworte ich und verlasse den Raum mit einen "Bis später vielleicht."

Ich war durch die Gänge gelaufen, habe mich umgesehen bis ich einen Ausgang fand, wobei ich niemanden begegnete. Schon irgendwie komisch so früh hier rum zu laufen, wenn noch hunderte schlafen. Aber auch schön ruhig, als wäre ich allein auf der Welt. Draußen ging ich auf die Wiese die ich schon bei unserer Ankunft gesehen hab. Diese lasse ich aber hinter mir, da sie mir zu gestutzt aussieht und steuere auf ein kleines Wäldchen zu, das am Ende des Grüns liegt. Es ist klein, ja, aber es ist schön. Hier kann man denken, der Mensch war noch nicht hier. Hier kann man im Einklang mit sich sein. Solche Orte haben mich schon immer wie magisch angezogen, wenn man mich damals suchte, als ich mich draußen rumtrieb, fand man mich an einen Fluss, im Wald oder an den versteckten See, der unzählige Kilometer entfernt lag. Er war eigentlich zu weit weg für ein kleines Mädchen, doch nicht für mich. An solchen Orten saß ich immer stundenlang...

Im Schatten einer Eiche des Wäldchens setze ich mich. Die Kopfhörer die ich immer mit einen Stück Klebeband an der Rückseite meines Handys befestige, stecke ich mir in die Ohren und schalte die Musikabgabe ein. Als dies erledigt ist, öffne ich das mitgenommene Buch und lege das Lesezeichen, worauf zwei Wölfe im Nadelwald abgebildet sind, auf meinen Oberschenkel.

Nach einer Weile, es ist gerade sieben Uhr, wird es mir langweilig zu lesen. Ein Lüftchen weht die letzten braunen Blätter des vergangenen Jahres umher. Ich stelle mir vor, wie aus ihnen ein kleiner Tornado wird, dabei habe ich meine Augen geschlossen. Das stärkere Rauschen des Windes lässt mich sie aber wieder aufmachen. Zuerst denke ich, ich wäre eingeschlafen und würde träumen, bei den Anblick der sich mir bietet, aber es scheint nicht so zu sein. Ein ungefähr ein Meter großer Minitornado aus Luft und Blättern wirbelt vor mir her. Um meinen Unglauben zu vernichten, versuche ich ihn zu steuern. Es klappt. Er geht nach rechts, wenn ich es will und nach links genauso. Ich spiele mit ihm, lasse das Luftgebilde größer und kleiner werden, bloß verschwinden lassen, will ihn nicht, da ich nicht weiß, ob ich es noch einmal zu Stande bringe. Völlig fasziniert von diesem Schauspiel merke ich nicht, wie jemand das Wäldchen, in dem ich mich befinde, betritt.

"Ich wusste doch, dass du von meiner Art bist. Warum hast du mir das nicht gesagt, nachdem ich dir offenbarte was ich bin?", spricht mich dieser Jemand an. Ich erschrecke mich nicht, etwas in mir hat geahnt, dass ich nicht mehr alleine bin.

"Nathan ich hätte dir gesagt, wenn ich es gewusst hätte, dass tat ich aber bis vor ein paar Minuten nicht. Also ich bin so wie du? Ich kann mich in ein Tier verwandeln?", erwidere ich, ohne ihn anzuschauen.

"Ja und nein, Erstens wären es Tiere und zweitens kann ich die Elemente nicht benutzen, sondern mir Tiere zu Hilfe bitten. Ich bin ein Tiergestaltwandler und du eine Wandlerin der Elemente", antwortet er mir.

Ein Wandler der Elemente? Noch nie von gehört oder gelesen. Jedoch habe ich da so meine Vorstellung, was das ist.

"Ein Wandler der Elemente, also? Was ist das?", frage ich mit reiner Neugier. Es ist klar, dass ich ihm glauben muss, denn so etwas wie ich gerade immer noch mache, können normale Menschen eigentlich nicht. Jedenfalls nicht das ich wüsste.

"Ganz einfach, du verwandelst dich in Wasser, Feuer, Erde, Luft oder Geist, wenn du willst und nicht wie ich in Tiere. Trotzdem gehören wir gewissermaßen zu einer Art", erzählt Nathan im Plauderton, als sei es etwas völlig normales. Schon klar für ihn ist es das ja auch.

"Verstehe, also ich kann mich jederzeit in irgendein Element verwandeln, richtig? Wieso denn erst jetzt?".

Dieses Gespräch führe ich, ohne ihn direkt anzuschauen. Ein Teil liegt immer noch auf den vor mir befindlichen Wirbelsturm. Alle Elemente, sagte er, also nicht nur Luft,- interessant. Langsam lasse ich den Tornado verschwinden und konzentriere mich auf die Erde rings um mich herum. Erst wird es nur ein kleiner Wall, der dann immer und immer größer wird. Da kommt mir eine Idee.

Still heimlich bewege ich den Boden hinter Nathan auf ihn zu und schichte ihn auf. Es ist erstaunlich, dass es mir erst jetzt auffällt, so etwas zu können. Was so etwas wohl auslöst? Etwas Kraft kostet es mich schon die Massen an Erde zu formen. Ich nehme meine ganze Energie zusammen und stelle mir vor, wie Nathan bis zum Hals in einen braunen Turm steckt. Meine Vorstellung wird erst zögerlich, dann blitzschnell nachgegangen. In diesem Moment merkt er, was ich vorhabe. Zu spät.

"Wir unterhalten uns irgendwann später, wenn du mit Chris gesprochen hast. Jetzt aber muss ich meine Neugier und du was auch immer zügeln. Also: see you later alligator", sage ich mit einen breiten Grinsen auf dem Gesicht, da ich merke wie Nathan vergeblich versucht sich aus seinen Mantel aus Erde zu befreien.

Ich entferne meine Schritte von den Wäldchen und meinen Gefangenen. Mein Gebilde müsste sich ja eigentlich von alleine lösen, oder? Mmh wenn nicht muss er halt graben, oder er verwandelt sich in ein Tier. Anscheinend fange ich an ihn zu mögen, denn Späßchen mache ich nur mit Leuten die ich leiden kann und das ist auf jeden Fall ein Späßchen. Die Wiese habe ich überquert und möchte grad das Gebäude betreten, als...

"Hey warte mal. Du kannst mich hier doch nicht so lassen. Lös doch wenigstens dein Kunstwerk hier. Ich rede auch mit deinen Chris, denn mir bleibt nichts anderes übrig. Du willst ja erst mit mir sprechen, wenn ich das tue und du hast noch eine Menge zu erfahren."

Mein Gehör hat sich wohl auch verbessert, dass wird ja immer besser. Huch, da habe ich wohl falsch gedacht, jedenfalls das mit dem selber auflösen. Diese Kräfte sind der Hammer.

"Sorry", fange ich an und konzentriere mich darauf die Erde von ihm weg zu bewegen, danach fahre ich fort: "Als erstes erzählst du mir dann, warum ich es jetzt erst bemerke."

Die Tür schon geöffnet, trägt der Wind mir noch hinterher:

"Bye, bye crocodile!".

Ein kleines Schmunzeln erscheint auf meinem Gesicht. Klarer Fall wir werden Freunde. Vorher habe ich da aber noch ein paar Fragen, auf denen ich die Antwort vielleicht nicht einmal hören will.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top