Wettkampf

14. Kapitel

"Morgen", rufe ich in die Gruppe, die schon am Esstisch sitzt, hinein.

"Hey, Rachel, morgen, wo warst du denn?", kommt als Antwort.

"Draußen", gebe ich zurück und fahre so gleich weiter fort: "Habt ihr Chris schon gesehen?"

Das Frühstück steht schon auf den Tisch, sodass ich mich eigentlich schon setzen könnte, doch gehe ich die drei Schritte bis zur Theke, um mir Rührei zu holen. Dabei bleibe ich jedoch in Hörweite zu meinen Teammitgliedern.

"Was hast du da gemacht?", fragt Luke und Linda beantwortet meine Frage: „Nein... oh doch."

Sie fängt an zu grinsen und Hände mit schlanken Musikerfingern legen sich auf meine Schultern. Chris' Atem spüre ich an meinen Hals, während er mir ins Ohr flüstert.

"Du hast Recht."

Drei Wörter. Drei Wörter, denen keine weiteren in nächster Zeit folgen werden. So ist mein Freund halt. Manchmal eine Quasselstrippe und manchmal wie in diesen Fall, -kurz angebunden. Diese drei Worte wurden auch nur ausgesprochen, um mich zufrieden zu stellen. Wie immer nehme ich dieses Geständnis hin. Früher hätte ich ihm umarmt oder eine Hand auf seine Schulter gelegt,- heute küsse ich ihn stattdessen.

"Bäh, und das am Frühstückstisch", ruft Jace aus, jedoch grinst er auch so gleich, sodass der Ernst aus seinen Worten genommen wird.

Chris und ich fangen synchron an zu lachen und kriegen uns nicht ein, aber dafür stimmen die anderen mit ein. Ich, weil es immer so ist und Chris und die anderen, da mein Lachen ansteckend lustig ist.

Die Blicke der anderen Menschen im Saal liegen auf uns, fast alle schütteln schmunzelnd den Kopf und manche verkneifen sich das Lachen, -wäre ja auch komisch, wenn sie auf einmal anfangen zu lachen. Komischer Weise bin ich die erste, die aufhört zu lachen.

Während die anderen langsam ruhiger werden, esse ich schon und lasse meine Augen umher schweifen. Etwas fällt mir direkt auf ohne, dass ich es gesehen habe, ich fühle es einfach. Dieses Gefühl von einem Blick der auf mir liegt, sich in mich brennt. Nathan.

Er strahlt eine Fröhlichkeit aus mit seinem Grinsen im Gesicht, doch als er merkt, dass auch ich zu ihm schaue, wird das sein Gesichtsausdruck traurig und entschuldigend. Daraufhin schenke ich ihm ein aufmunterndes Lächeln, was so gleich das Strahlen zurück bringt.

Ich bekomme ein schlechtes Gewissen, denn zum größten Teil hatte ich das gerade getan, weil er die einzig mir bekannte Verbindung in dieser Welt zu meinen Kräften und deren Welt ist.

"Luke, um deine Frage zu beantworten, ich war lesen.", sage ich.

Dafür ernte ich amüsierte Blicke, deren Ursprung ich nicht kenne, denn auf Grund des Lesens können sie wohl kaum entstanden sein.

"So?", fragen sie, während sie an mir hinunter schauen. Ich folge ihren Blicken, dabei sehe ich, dass ich noch immer mein Schlafoutfit trage.

Ich tue so, als wäre mein Aufzug vollkommen normal und sage: "Mein Top und dir Shorts sind schön, oder? Und der Dutt stört mich nicht beim Essen, echt tolle Frisur."

Man kann halt auch die unnötigen Dinge vergessen, wenn man mal ganz schnell weg muss.

Nach dem Frühstück waren wir auf unsere Zimmer gegangen und hatten uns umgezogen. Mein Weg führte mich noch schnell ins Bad, wo ich unter die Dusche sprang und mich danach fertig machte. Die Haare auf meinen Kopf trocknete ich mir nur mit einen Handtuch und drapierte sie dann mit einen Haarband. Mit Sportsachen bekleidet gingen wir dann hinunter zu den Volleyballfeldern und spielten uns ein.

Die gegnerischen Mannschaften sind stark, doch bisher halten wir uns wacker,- alle Spiele bisher gewonnen. Gerade sind es nur noch zwei Punkte bis zum Gewinn dieses Spiels, oh ich korrigiere ein Punkt. Chelsea hatte den Ball mit einen Angriff in die hintere Spielfeldecke der Gegner befördert. Nun war mal wieder ich an der Reihe. Dies würde unser letztes Spiel für heute sein, also unser sechstes.

Ich schmeiße den Ball hoch, folge seiner Flugbahn mit meinem Körper und schlage ihn.... Wie geplant fliegt er knapp übers Netz und dieses Manöver verschafft uns den Sieg. Fröhlich klatschen wir mit der gegnerischen Mannschaft ab und bedanken uns beim Schiedsrichter. Zweiteres tue ich heute mal gern, glaubt mir es gibt manche Tage, da würde ich mit dem Schiri lieber etwas anderes tun...

"Das war super, wenn wir weiter so spielen, könnten wir Landesmeister werden", jubelt Megan eine meiner Teamkolleginnen und wir stimmen ihr zu.

Die Jungs sind noch nicht fertig, anscheinend haben sie gerade einen sehr starken Gegner. Gebannt schaue ich den Ball hinterher, dabei habe ich nicht mal einen Blick für Chris übrig, das ist jedoch immer so.

Hin und her. Endlich der letzte Punkt für unsere Jungs. Es scheint als hätten wir viel Glück.

Den Rest des Tages verbrachten wir erneut am See. Diesmal ging ich sogleich hinein. Danach verschwanden wir auf unsere Zimmer. Nathan war nicht da. Keine Ahnung wo der sich umher trieb. Chris folgte mir mit auf das Zimmer.

Wir beide küssen uns stürmisch. Wer dieses Kuss angefangen hatte, weiß ich nicht genau. Ich glaube ich. Unsere Lippen wollen gar nicht mehr voneinander lassen und wie bewegen uns auf mein Bett zu. Mein Körper liegt auf dem meines Freundes. Zwischen uns ist kein Raum mehr. Wir füllen jede Lücke aus, als wären wir für einander geschaffen, wie der Schlüssel und das Schloss oder der Topf und der Deckel. Unser Kuss wird noch inniger. Ich zupfe leicht mit den Zähnen an der Unterlippe von Chris. Nur kurze Augenblicke später gleitet seine Zunge über meine Lippen bis hin zu meinen Mundwinkel. Willig öffne ich meine Lippen, worauf seine Zunge so gleich ihren Weg in meinen Mund findet.

Zaghaft gleiten seine Hände über mein Oberteil, immer darauf bedacht keine unbefugte Haut von mir zu berühren. Trotz dem Wissen wohin dies führen könnte und wird und trotz der Verklemmtheit die mich immer bei Steve begangen hat, reichen mir diese oberflächlichen Berührungen nicht. Meine eigenen Hände gleiten unter sein T-Shirt. Kreisen ziehen mit Hilfe meiner Finger ihre Bahnen über seinen Brustkorb. Bei diesen Bewegungen gleitet das Bekleidungsstück nach oben, bis es soweit zusammen gerollt ist, dass es störend ist. Ich zuppel daran und Chris versteht diese Geste und zieht es mit einer sehr schnellen Bewegung aus. Jetzt trennt uns nur noch mein dünnes Oberteil, aber auch das ist mir noch zu viel. Aus eine raschen Entschluss ziehe ich es mir über den Kopf aus, worauf mein Freund mir einen überraschten Blick zuwirft, der aber sogleich in Begehren umschlägt.

Dieser Blick hatte mich bei Steve immer Einhalt geboten, doch an Chris gefällt er mir, - sehr sogar. Kurze fragende Berührungen tippen auf meinen Oberkörper. Auch wenn diese Berührungen flüchtig sind, verbreiten sie ein wohliges Kribbeln über mir. Es fühlt sich unglaublich an, sodass ich die Hand meines Freundes nehme und auf meine Hüfte lege. Chris versteht sogleich und seine Bewegungen werden intensiver. Seine Hände erkunden meinen Körper, gleiten über den Ansatz meiner Brüste, über meinen Poo...

Das alles ist so wundervoll und mir wird bewusst, dass ich bereit dafür wäre, bereit um mit Chris zu schlafen, aber dies ist der falsche Platz dafür. Während ich daran denke, schleicht sich ein Gesicht in meinen Gedanken und mit diesen höre ich die Tür aufgehen, worauf ich zu dieser blicke... Wie soll es anders sein, stimmen das Bild aus meinen Gedanken und das von der Person, die gerade das Zimmer betritt überein.

Nathan.

Betreten ist übertrieben. Er bleibt an der Tür stehen, sieht mich unglücklich an und dreht sogleich bei. Die Tür lässt er dabei offen.

Ohne richtig zu realisieren, was ich tue, befreie ich mich von Chris und folge dem Jungen, eigentlich Mann, der gerade den Raum verlassen hat. Schnellen Schrittes eile ich den Gang entlang, dabei merke ich nicht, wie mein Freund mir folgt.

Als ich Mr McKay fast einholt habe, rufe ich: "Es tut mir leid."

Er dreht sich nicht um geht nur weiter. Gerade sage ich noch einmal: "Es tut mir leid. Es hätte nicht..."

vor deinen Augen passieren müssen, sollte der Satz eigentlich enden. Dieser wird aber durch Gemurmel seitens ihn, wovon ich nur: "Einmal, nur einmal richtig.", verstehe und warmen sanften Lippen unterbrochen.

Ich drücke ihn nicht von mir, gebe mich aber diesen Kuss auch nicht wirklich hin. Etwas in mir zerreißt. Chris- Nathan. Nathan-Chris.

Dieser etwas wird sogleich noch weiter gespalten, denn als ich mich von Nathaniel löse und wegtrete, trifft diesen eine Faust im Gesicht. Sie, die Faust meines Freundes trifft ihn so fest, dass er strauchelt. Fast im selben Moment fängt sich Mr McKay aber sogleich und gibt Chris Contra. Beide bluten und ich fange still an zu weinen, während sie weiter aufeinander eindreschen. Ich bemerke am Rande, dass Nathaniel sich zurück hält. Klar, mit seiner Tierwandler-Kraft hätte er Chris leicht auf die Matte schicken können.

"Hört auf", flüstere ich und sage es immer weiter mit lauter werdender Stimme: "Chris. Nathan. Hört auf, hört auf, hört auf!".

Beide stoppen und sehen mich an und Nathan will zu einen "Es tut mir leid" ansetzen, als er erneut einen Hieb von Chris bekommt. Dieser kam so unerwartet, sodass der Angegriffene zu Boden geht. Während er aufsteht höre ich ein Wispern und sehe, dass Nathan seine Lippen bewegt, schnell versuche ich meine Kräfte dafür zu benutzen um ihn zu verstehen:

"Dieses Mal belasse ich es dabei, aber nur für dich."

"Danke", formen meine Lippen.

Chris schaut Nathan hasserfüllt hinter her und dreht sich dann, als dieser außer Sichtweite ist, zu mir um. Gleichzeitig fragen wir:

"Warum?".

Mein warum hatte ich gesagt, weil er sonst nie der Typ für Schlägereien war und seins rührte wohl daher, dass er nicht verstehen konnte, warum ich mich hatte küssen lassen.

Ich weiß nicht was ich antworten soll. Es hatte sich gleichzeitig richtig und falsch angefühlt... Es war... Ich weiß es nicht.

Er fragt noch einmal diesmal aber bekümmerter: "Warum?".

Worauf ich nur mit einen stummen "Ich weiß es nicht.", antworten kann.

Meine lautlosen Tränen verstummen, denn mein Kopf weiß, dass es nicht die Zeit für mich ist, um traurig sein, sondern die von Chris. Ich bin geschockt von der Reaktion meines Freundes, aber auch von meiner eigenen Reaktion auf den Kuss.

Er dreht sich um und will gehen, doch bevor er das tut, sagt er:

"Sag Bescheid, wenn du es weißt."

Ich kann mein Herz förmlich vor mir zerbrechen sehen, jedoch verlassen meine Augen keine Tränen. Meine Schritte gehen in die entgegen gesetzte Richtung von Chris,- zum Zimmer hin. Dort nehme ich meine Handtasche, mein Handy, das ich vorhin aufgeladen hatte und mein Buch.

Es ist sieben Uhr abends. Wir dürfen bis zehn draußen bleiben und ich beschließe diese Freiheit heute auszunutzen.

Mit den Sachen in der Hand laufe ich dem Gang entlang, die Treppe hinunter und hinaus zu meinen Pickup. Das alles tue ich ohne mich umzuhören oder auf das Rufen meiner Mädels zu hören. Ich will einfach nur weg, weg von dem Bockmist den ich praktiziert habe. Wut steigt in mir auf. Größtenteils bin ich wütend auf mich selbst, aber auch auf Nathan und Chris.

Den Pickup lenke ich auf den Weg zum See. Ich denke an nichts, sondern bewege meinen Wagen völlig automatisch, mechanisch.

Am See angekommen parke ich das Auto. Besser gesagt ich lasse es einfach stehen und verschließe die Türen, nachdem ich meine Handtasche mir um Schultern gehängt habe. Langsam bewege ich mich auf den Strand zu an den wir- ich und Chris die letzten zwei Tage gemeinsam mit den anderen waren. Schon bevor ich den gelben Sand berühre, jagt ein Schmerz in meinen Körper direkt in den Mittelpunkt von allem,- mein Herz.

Hier kann ich nicht hin. Ich lenke meine Schritte auf den Wald, der um mich herum ist, zu. Mein Weg führt mich rechts am See entlang. Das Wasser ist unruhig, prallt immerzu gegen das Ufer. Immer da wo ich bin. Mir ist bewusst, dass ich das tue und langsam werde ich ruhiger. Jetzt erst war mir klar geworden, wie aufgewühlt ich bin, aber der Geruch der mit Erde und Feuchtigkeit geschwängerten Waldluft und die stetigen Bewegungen dieser und des Sees beruhigen mich.

Nach einer Weile, vielleicht einer Stunde oder nur einer halben, - ich weiß es nicht, habe ich das Gefühl angekommen zu sein. Angekommen an einen Ort, den ich eigentlich gar nicht gesucht hatte.

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