Kerle
Es war in meinen Augen ein wunderschöner Tag.
Andere hätte bestimmt gefragt, wo dieser Tag wunderschön sei,
doch ich liebte dieses reine Gefühl zwischen und nach einem Regen und das Gefühl wenn die Tropfen einen klar und unschuldig berührten.
Für mich war es immer so als würde alles Schlechte und Böse, was bis dahin geschehen war, einfach weggespült worden sein.
1. 1. Kapitel KERLE
Feine Tropfen fallen vom Himmel und ich bin gerade auf den Weg zu meiner Freundin Sue. Ich laufe extra langsam, um dieses seltene Wettererscheinen zu genießen. Nur noch diese eine Straße entlang und in die Middle Street einbiegen, dann bin ich da. Schade.
Was war das? Ein Stöhnen dringt aus der Gasse an der ich gleich vorbei müsste. Straßenseite wechseln oder einfach schnell vorbei gehen? Ich entscheide mich für Zweiteres, wieso weiß ich selbst nicht. Aus reiner Neugier heraus werfe ich einen Blick in die Gasse, was ich da sehe, kann nicht wahr sein. Ein blonder junger Hüne gebeugt über einen toten Obdachlosen, Blut läuft aus dem Mundwinkel des Lebenden und ein Schatten huscht hinter ihnen entlang. Kein Ton entweicht mir, ich schleiche an den schaurigen Geschehen vorbei, hoffe unbeachtet zu bleiben. Kaum habe ich es jedoch geschafft, höre ich Schritte hinter mir.
Wieso bin ich an der Gasse vorbei gegangen?
Ich drehe mich nicht um, sondern gehe einfach weiter. Einfach weiter. Es ist nicht dieser Mann. Er ist es nicht, sage ich mir, auch wenn ich schon weiß, dass er es doch ist.
Wenige Meter später werden meine Schulter als Bestätigung brutal zurückgerissen und ich sehe mich Auge in Auge mit den Blonden. Nun sieht er fast wieder normal aus, aber man kann eine Wildheit hinter seinen grünen Augen sehen. Erstaunlicher Weise bin ich ganz ruhig, habe keine Angst. Angst scheint mir in diesem Moment irrational. Er wirkt so, als würde er es spüren, denn er blickt mich verwirrt an. Dann knurrt der Hüne, aber es ändert an meiner Stimmung nichts, denn was soll es mir bringen, wenn ich mich fürchte. Er hat mich und da ist es egal, dass ich nur wenig meinen Kopf heben muss um ihn ins Gesicht zu sehen. Die Brutalität und Blutrünstigkeit zählen. Das denke ich mir jedenfalls, aber vielleicht will ich mich auch nur beruhigen. Einen plausiblen Grund dafür finden, dass ich mich nicht fürchte, obwohl ich vor Angst eigentlich schlottern müsste.
Wieso fürchte ich mich nicht?
Tollkühn frage ich: „Was wirst du mit mir machen?".
Eine Antwort bekomme ich nicht, der junge Mann oder das Wesen schaut mich nur an, aber er scheint nun fasziniert zu sein. Ich denke darüber nach ob es mein Mut oder eher die Dummheit war, die aus Verwirrtheit Faszination machte. Der Blonde lässt meine Schultern los, doch ich laufe nicht los, obwohl es nur noch die eine Ecke bis zu Sue wäre. Zuneigung steht in seinem Gesicht geschrieben, doch bevor ich mir auch nur Gedanken darüber machen kann, ruft mich eine Stimme und er wirkt wieder kalt.
„Rachel?".
Ich drehe mich um, es ist Sue die mich rief. Sie fährt fort: „Wer war ...?", ich will zurück zu den Hünen schauen, jedoch ist da niemand mehr. Eine leichte Enttäuschung macht sich in mir breit.
Wieso in aller Welt? ...
Er ist ein Mörder, flüstert eine meiner Stimmen, doch etwas in mir will das nicht glauben.
„Ach egal, weiß ich ehrlich gesagt selber nicht."
Sie fragt nicht weiter nach. Wir gehen zu ihr. Ich weiß, dass ich ihr das mit den Toten nicht erzählen werde. Ich bin mir jedoch nicht sicher, wieso ich das Gefühl habe dies verschweigen zu müssen, aber ich habe es. Das Geschehene bleibt mein Geheimnis.
Eine Wohnung im ersten Stock, vier helle Räume, da Sue noch einen Bruder hat, erwartet uns. Ihr Zimmer ist freundlich eingerichtet, ein Himmelbett mit beeren-farbender Bettwäsche, Kleiderschrank & Schreibtisch in Eiche und ein passender Nachtschrank dazu.
„Also können wir los?", frage ich, denn wir wollen noch ins Kino.
Sue antwortet mir zögerlich: „Naja..., nein erst in einer Stunde, wenn...". Ich unterbreche sie und führe den Satz fort: „Wenn deine Eltern zurück sind, um auf deinen Bruder aufzupassen." Es ist immer das gleiche, aber es macht mir nichts. Dann gucken wir halt den Horrorfilm. Besser so.
„Bist du sauer?".
„Nein, ist doch gut für mich. Ich sag nur Horrorfilm." Ein Grinsen erscheint auf ihrem Gesicht.
Sue Sloan ist 17 Jahre alt, hat schulterlange blonde Haare, ist 1,60 groß und dünn gebaut. Sie ist relativ klug, aber nicht allzu sportlich, hat einen Bruder und ist mit John Lane zusammen und ich persönlich finde, dass sie etwas hübscher ist als ich. Was sie aber nicht so sieht.
Ich sitze genau gegenüber vom Spiegel, der an ihren Kleiderschrank befestigt ist und betrachte mich.
Bald werde ich 17, bin 1,76 groß und normal gebaut. Meine Haare gehen weit über meine Schultern hinüber, sind dunkelblond mit helleren Strähnen durchwachsen. Ich bin sehr gut in der Schule, liebe jede Art von Ballsport, habe eine Schwester und bin zurzeit Single. Außerdem besuche ich zurzeit so wie Sue die 12.Klasse.
„Sui ich hab Hunger." Der kleine Bruder von ihr, Jeff - 7 Jahre alt, war ins Zimmer gekommen. Wir stehen auf, gehen in die Küche und sie macht ihm ein Käsesandwich und uns gleich dazu.
Nachdem Jeff aufgegessen hatte, war es nur noch eine halbe Stunde bis Sues Eltern kommen und wir aufbrechen würden, um nicht auch noch den nächsten Film zu verpassen.
„Ich hol schon mal die Karten", sage ich, denn diese Schlange ist reichlich kürzer, als die für die Snacks.
Sue blitzt mich bewusst böse an. Sie durchschaut mich aber auch immer wieder. Ich lächele nur. Vor mir steht eine Gruppe von Jungs aus meiner Schule. „HI". Höflichkeit ist eine Tugend. Es kommt von allen so etwa das gleiche zurück. Wir kennen und mögen uns - mehr oder weniger. Mit ein paar von ihnen bin ich sogar befreundet Jace, Collin, Keive und Max. Max lächelte mir immer noch zu. Ich glaube manchmal er will mehr von mir als nur Freundschaft, doch sicher bin ich mir bei so etwas nie. Mein letzter Freund Steve war sehr direkt auf mich zugegangen, als er mir sagte, dass er mich sehr mögen würde...
Ich bitte um zwei Karten für den Film und bedanke ich mich. Danach stelle ich mich etwas am Rand, um auf Sue zu warten. Die Schlange wird jetzt sehr schnell kürzer, vor ihr sind nur noch zwei Personengruppen, das ist gut, denn wir haben nur noch drei Minuten bis das Licht im Kino ausgeht. Ich sehe Max mit einem Colabecher strahlend zu mir hinüber kommen.
Max Scott ist um die 1,90 groß, hat braunes Haar, ist sportlich gebaut, außerdem Schülersprecher und der Beste aus seiner Klassenstufe. Er besucht die Abschlussklasse und ist 19 Jahre alt.
Er stellt sich sehr nah gegenüber von mir.
„Rachel, ich hab mitbekommen, dass ihr den gleichen Film wie wir schaut, könnten wir da denn nicht zusammen sitzen?".
Also, doch. Ich fand Max schon immer toll vom Charakter her, also so gesehen eigentlich schon, aber:
„Max, eigentlich gerne, aber ich bin mit Sue hier und wenn John nicht auf einmal vorbei kommt, wäre es ihr gegenüber nicht fair. Ein anderes Mal okay?".
Er ist etwas weniger strahlend, fällt mir auf und das Sue auf uns zukommt, mit Cola, Fanta und Nachos.
„Rachel, John hat mich gefragt, ob er vorbei kommen soll, damit ich mich nicht so grusele und ich hab nein gesagt, aber ...".
Ich unterbreche sie zum zweiten Mal an diesem Freitag, „Du kannst ihn sagen, dass er herkommen kann. Ich setze mich zu Max und wir machen einfach morgen oder wann anders den Mädelsabend. Ein Horrorfilm ist ja eigentlich kein guter Anfang für so einen Abend, also kein Problem."
Sie und Max strahlen über beide Ohren und Sue nimmt sofort ihr Handy heraus, um John anzurufen.
Ich komme bei der Sache ja auch nicht schlecht weg, so muss ich mir wenigstens nicht das angstvolle Denken von ihr anhören, hab etwas gut bei ihr und Max, als gute Gesellschaft und Ablenkung...
Jace und die anderen kommen herüber, um Max zu holen, denn ohne es zu merken, sind die Minuten schon vorbei. „Kommst du?".
Als Antwort bekommen sie ein Grinsen und: „Ja und nein, ich geh mit Rachel rein."
Die Jungs schauen verschlagen drein, vielleicht wissen sie ja etwas? Vielleicht bin ich auch nur eine Eroberung von Max. Er ist zwar zu mir immer nett gewesen und ist es auch immer noch, aber bisher war er mit keiner seiner Freundinnen länger als einer Woche zusammen. Ein Mangel an Bewunderinnen hat er jedenfalls nicht, klug- sportlich-gutaussehend-Schülersprecher, sag ich nur.
„Kommst du?".
„Klar, und Sue...".
Sie ist gar nicht mehr da. John war wohl, während ich in Gedanken versunken war, gekommen. Tolle Freundin. Egal. Ich war ja auch mal wieder völlig in meinen Gedanken versunken gewesen. Die Werbung ist schon gestartet, der Kinosaal gerammelt voll (das ist auch kein Wunder so klein wie der Saal ist), aber in der drittletzten Reihe sind noch zwei Plätze in der Mitte frei. Schnell, damit wir den anderen Zuschauern nicht die Sicht nehmen, von dem gleich anfangenden Film, gehen wir zu diesen Plätzen und setzten uns.
Irgendwann mitten im Film legt Max seine Hand auf meine, die auf seiner Armlehne liegt. Ich denke es sei ausversehen geschehen, weil er sein Arm dahin legen wollte und versuche meine Hand weg zu ziehen, aber er hält sie fest. Ein sanftes Lächeln seiner Seite aus, nachdem er etwas von seiner Cola getrunken hat, sagt mir das die Hand dahin gehört. Warum wird mir auf einmal warm? Wir sind Freunde, haben uns schon sooft unbewusst berührt und er hat mir auch nie das Gefühl gegeben, das ich eine seiner Eroberungen werde. Aber wie auch? Ich bin erst seit einen Monat von Steve getrennt und habe mich seitdem nur auf mich und meinen Freundinnen konzentriert. Trotzdem denke ich, dass es eher aus Scham ist.
Max ist definitiv keine meiner Freundinnen. Trotzdem ist da nicht dieses, mir sehr wohl bekannte, Gefühl der Verbundenheit...
Irgendwas fehlt. Es scheint nicht richtig.
Ein Geräusch lässt mich zum Eingang schauen. Es überrascht mich komischerweise nicht wirklich den blonden Hünen dort zu erblicken, wie er mich anschaut. Er hat wieder diesen verwirrten Blick drauf. Ich soll seiner Meinung nach wohl bei dieser Aktion Angst empfinden, doch ich merke, das ich nur neugierig bin, über das was er jetzt vor hat und ich bin auch, ebenso wie er, etwas verwirrt. Irgendwas will mich zu ihm treiben, aber die anderen Emotionen, Wut und vielleicht Enttäuschung, die in seinem Blick mitschwingen, halten mich davon ab.
Er geht einfach nicht weg und jetzt muss ich auch noch auf Toilette. Na toll. Immer wenn ich einen guten Film sehe, muss ich und jetzt auch noch an all den anderen vorbei. Super. In Gedanken mit meinen hauseigenen Beschimpfungen vertieft, bemerke ich nicht, dass der Kerl, das Wesen endlich verschwunden zu sein scheint. Eine kaum wahrnehmbare Traurigkeit befällt mich und ich frage mich wie öfter in Bezug auf ihn: „Wieso?". Er ist ein Mörder, der dir nachstellt, Rachel, also sei zufrieden das er weg ist. Etwas in mir will protestieren, aber ich lasse es nicht zu.
„Ich geh mal kurz auf die Toilette."
Max lässt meine Hand los und schleiche mich schnell zum Eingang und zur Toilette.
Während ich mir die Hände wasche, höre ich die Tür, die in den Gang zu den Toiletten führt. Es interessiert mich aber nicht besonders. Ich hole mein Handy raus, denn ich hatte, kurz bevor ich den Kinosaal verließ, eine SMS bekommen.
Chris, mein bester männlicher Freund fragt: „Kommst du morgen mit mir und ein paar anderen ins Kino? Wir wollen diesen neuen Horrorfilm anschauen und da du sie ja so gern hast, wär es cool den gemeinsam zu sehen. P.S Steve ist auch dabei."
Ich tippe schnell zurück, denn ich will nicht so viel verpassen. Fünf Minuten vom Film reichen schon.
„1.Danke für die Einladung. 2. Es macht mir nichts aus das Steve dabei ist. Wir haben uns im Guten getrennt. 3. Ich schaue den gerade schon mit Max. Sorry beim nächsten bin ich dabei. Bis Montag".
Chris ist zwar mein bester Freund, aber er kann zu anderen manchmal ein echt großes Ekel sein. Gerade will ich ins Kino gehen, werde dann aber an den Schultern zurück gerissen. Bitte nicht der Blonde, oh Mann. Ich drehe mich um, aber hinter mir steht zu Glück nur Max. Nicht der Hüne. Er zieht mich in eine Ecke.
„Der Film", sage ich nur.
„Rachel du bist etwas ganz besonderes. Ich mag dich sehr. Schon bevor du mit diesen Steve zusammen warst, war das so."
Sein Gesicht kam meines bei seinen Worten immer näher. Das ist zu schnell, also doch nur eine Eroberung. Ich nehme jetzt alles sehr scharf wahr, etwas ist anders als vorhin. Max riecht nach Alkohol und hat glasige Augen. Das war wohl keine Cola in seinen Becher. Er versucht mich zu küssen, aber ich drehe meinen Kopf weg und versuche mich aus seinen Griff zu befreien. Das klappt leider nicht, denn mittlerweile hat er mich soweit gedrängt das die Wand direkt hinter mir ist und Max vor mir.
Toll und was nun, soll ich etwa schreien.
Nein.
„Max lass mich bitte los, ich will zurück zum Film."
Er bewegt sich kein Stück, also schubse ich ihn leicht, um weg zu kommen, aber für jemanden der so eine Fahne hat wie er, bleibt er sicher stehen. Zu sicher.
„Max, bitte wir sind doch Freunde, also lass mich!".
Die einzige Reaktion ist das er erneut versucht mich zu küssen und mit seinen Händen meinen Körper betastet. „Nein!" Ich drehe meinen Kopf weg.
„Rachel, ich will mehr von dir als eine einfache Freundschaft. Ich will sogar noch mehr als du Chris gibst." Seine Hand fährt zu meiner Brust hoch.
Stopp, das reicht!
„Ich gebe Chris nichts und dir erst recht nicht!", schreie ich ihn an und stoße ihn diesmal fester. Max hat wohl nicht mit meiner Kraft gerechnet, denn er stolpert ein ganzes Stück zurück und kann sich nur mit Mühe an einen Türgriff festhalten.
„Es wär besser, wenn du dich erst einmal ausnüchterst!".
Ich gehe, als wär nichts gewesen, ins Kino und hole meine Sachen. Also doch morgen mit Chris und so den Film schauen.
Im Foyer hole ich mein Handy raus und schreibe zuerst an Sue: "Ich geh nach Hause, rufe dich an."
Die zweite SMS ist an Chris: "Komme doch morgen mit, hab heute nicht sehr viel vom Film mitbekommen und hoffe du lädst mich ein."
Es vibriert fast zeitgleich wieder zurück. Ich öffne sie, kann sie jedoch nicht lesen, denn vor mir steht Max.
„Lass mich heute bloß in Ruhe, ruf mich von mir aus an, wenn du wieder nüchtern bist. Als Freund aber nur, denn zwischen uns wird seit heute nie was gehen. Ich wäre eh nur deine nächste Eroberung gewesen. Wieso hast du das überhaupt in Betracht gezogen? Du kennst mich und weist das so etwas für mich nicht in Frage kommt." Es ist der Frust der aus mir spricht.
Verdammter Alkohol!
Lallend fängt er an zu sprechen, da der Alkohol wohl sein Ziel erreicht hat: „Eäas tuut miar leid, iich häb wohl zuö viel getrunkken."
Beim Sprechen kommt er mir schon wieder immer näher und ich weiche zurück. So nicht. Er versucht mich erneut zu küssen. Was für ein Dummkopf. Ich drücke ihn weg, jedoch packt er meine Arme und zieht mich zu sich. Wütend kann man über so eine Dummheit nicht sein, aber über das, was er sagt, schon: „Stell dir einfach vor, ich wäre dein geliebter Chris."
Schon wieder dieser Schwachsinn, wieso ist mir nie aufgefallen wie machohaft Max eigentlich ist.
„Ich habe nichts mit Chris und jetzt lass mich endlich los!".
Er versucht es erneut mir seine Zunge in den Hals zu stecken, doch bevor ich ihm endlich eine knallen kann, wird Max an den Schultern nach hinten gerissen und geht zu Boden.
Der blonde Hüne. Das muss ich wohl laut gesagt haben, denn er grinst.
Max steht schon wieder und brüllt den Blonden an: „Was willst du denn und für wem hältst du dich eigentlich?".
Erstaunlich was Wut bewirken kann, wenn sogar das Machoschwein wieder normal sprechen kann.
Mit eiskalter ruhiger Stimme sagt der Hüne: „Ich will das du sie in Ruhe lässt", dabei zeigt er auf mich: „und wer ich bin brauchst du nicht zu wissen, sondern das du jetzt ganz brav nach Hause gehst."
Das tut Max auch er dreht sich um, verlässt das Kino und geht ohne etwas zu sagen.
Vampir.
Der Gedanke kommt und geht sogleich. Wer hat noch nicht von ihnen gehört? Aus Filmen, Erzählungen oder Büchern.
Ich will mich bedanken, doch dieses Wesen ist verschwunden. Warum hat er das getan? Vorhin hat er einen Menschen umgebracht, vermutlich nicht mal alleine, was den Schatten, den ich gesehen habe erklären würde und jetzt hilft er mir, obwohl ich ihm gesehen hatte.
Mein Handy vibriert unaufhörlich und ich nehme den Anruf verwirrt entgegen, am anderen Ende ist Chris. „Warum hast du denn nicht so viel vom Film mitbekommen? Hast du zu viel mit Max rumgeturtelt?". Ein leicht spöttisches Lachen mit einem leicht gekränkten Nachgeschmack folgt.
Schon wieder sprach ich meine Gedanken aus: „Nein er hat mich belästigt, während er betrunken war und du hattest deine Chance eine ganze Weile, also brauchst du nicht gekränkt sein, wenn es da einen anderen Jungen geben würde."
Oh Mann, Rachel du brauchst deinen Frust und Verwirrung nicht an ihm auslassen und nun hast du dich auch noch verplappert.
Chris ist sehr ruhig geworden. „Ich weiß, leider", jetzt fährt er wütend fort: „Was denkt sich dieser Arsch? Geht es dir gut?". Also doch, die Kerle.
„Er war betrunken und hat etwas, von wegen gib mir noch mehr als du Chris gibst, gelallt. Ja, es geht mir gut, ein Kerl hat mir geholfen."
Er ist mein bester Freund, also muss ich schon alles sagen.
Kurzzeitig ist am anderen Ende nichts zu hören. Vielleicht lege ich einfach auf, denn eigentlich ist alles gesagt.
Gerade will ich sagen bis morgen und auflegen, da fängt er wieder an zu sprechen:
„Du hast ihm doch eigentlich genau dasselbe gegeben und zwar Freundschaft. Wollen wir uns bei dir treffen?".
Ich will nur noch nach Hause, mich in bequeme Sachen schmeißen, ein Buch nehmen und einfach runter kommen.
„Naja", fange ich an, werde aber unterbrochen. „Da kannst du mir dann Popcorn machen. Ich bring ein Film mit und dafür spendiere ich dir dann morgen die Kinokarte. Wie wär's."
Man kann ja auch zu zweit runterkommen und es ist sowieso besser ihn weiterhin normal zu behandeln, egal was ich heute alles mitmachen musste. Wir sind Freunde, beste Freunde.
„Okay, aber kein Actionfilm oder Liebesfilm, bitte. In einer Stunde bei mir?".
Ich war schnell nach Hause, die Treppe rauf und unter die Dusche gegangen.
Gerade als ich aus der Kabine komme, klingelt es. Ohne groß darüber nach zu denken, dass ich nur ein Handtuch trage, laufe ich die Treppe hinunter und öffne die Tür. Vermutlich ist es eh nur Sally, meine Schwester, die mal wieder ihren Schlüssel vergessen hat. Chris kann es eigentlich noch nicht sein, denn es ist noch eine viertel Stunde bis er kommen sollte und er ist meistens auch noch spät dran.
Falsch gedacht.
Vor mir steht Chris mit einer DVD in der Hand. Sein Blick schweift über meinen Körper. Ich folge seinen Augen. OMG! Das Handtuch bedeckt nur das Nötigste, wenn überhaupt. Ich lasse mir nichts anmerken.
"Hi, komm doch rein. Ich hoffe du hast dich an meine Bitte gehalten und keinen Liebes- oder Actionfilm mitgebracht.", sage ich völlig ruhig, doch als ich in seine Augen blicke, gehe ich ohne ein Wort zurück ins Bad um mich anzuziehen.
Wieso?
Ganz einfach die Begierde die ich in seinen blauen Augen sehen konnte, war zu viel für mich. Meine Gefühle machten das nicht mit. Auch wenn ich Chris denken lasse, mein Interesse an ihn sei erloschen, ist es nicht so. Selbst als ich schon und noch in der Beziehung mit Steve steckte, tat es mir weh, dass er anscheinend nicht mehr als freundschaftliche Gefühle für mich hegte.
Chris Lane, 18 Jahre alt, 1,85 m groß, dunkelblondes Haar und blaue Augen. Schlank gebaut mit genau der richtigen Menge an Muskeln, die ausreichen, um auch im Basketballteam zu sein. Ein höflicher Kerl, wenn er es denn will, aber er kann auch ein richtiges Ekel sein. Deshalb mögen ihn meine besten Freundinnen nicht so gern. Sie sagen er nutzt mich nur aus...
Vorhin hatte er es erst erfahren, oder besser gesagt die Bestätigung auf seine Vermutung in dieser Richtung bekommen, dass es einmal so war. Er weiß bloß nicht, dass es immer noch so ist.
Ich habe Angst davor ihn zu sagen, was ich fühle, auch wenn seine Gefühle mit meinen übereinzustimmen schienen. Was würde passieren? Was ist wenn es nicht klappt? Was ist ... Was? Was ?!
Mit einen Tanktop und Jogginghose bekleidet betrete ich das Wohnzimmer. Auf der Couch hat Chris es sich schon bequem gemacht.
„Hi, wieso bist du denn so schnell abgehauen?", fängt er an. Was für eine Frage. „Du weißt doch nicht mal welchen Film ich mitgebracht habe", versucht Chris zu scherzen.
Nein, heute hatte ich schon genug Trubel, also werde ich ihm nichts sagen.
Nichts über die Begegnung mit dem blonden Kerl.
Nichts über meine Gefühlswelt.
Nichts Weiteres über das Zusammentreffen mit Max.
Denn das alles hätte Konsequenzen, denen ich mich heute nicht stellen will.
„Was für einen Film hast du denn mitgebracht?", frage ich ausweichend.
Seine blauen Augen scheinen traurig, vermutlich hatte er sich etwas von meiner Antwort auf seine Frage erhofft. Nichts da! Ich werde mich heute so verhalten wie immer.
„Wrong Turn 2, also einen deiner Lieblingsfilme, dafür möchte ich jetzt aber Popcorn", sagt Chris mit einen gewinnenden Lächeln, das er immer aufsetzt wenn er etwas haben möchte.
„Geht klar", erwidere ich und gehe über den Flur in die Küche.
Außer den beiden schon erwähnten Räumen, Wohnzimmer und Küche, beherbergt das Haus meiner Familie hier unten noch ein Gästezimmer und -WC. Oben sind das Schlafzimmer, ein weiteres Gästezimmer, ein großes Bad und der Raum meiner kleinen Schwester. Außerdem mein Zimmer, der eigentlich kleinste Schlafraum unserer Familie, dafür aber mit einen großen Balkon...
Die Küche ist im Landhausstil hergerichtet und meiner Meinung nach wunderschön. Ich gehe an einen Küchenschrank neben dem Kühlschrank und entnehme ihm eine Packung Popcorn, um diese in die Mikrowelle zu packen und zwei Gläser, die ich auf die Kücheninsel in der Mitte des Raumes stelle. In die beiden Trinkgefäße fülle ich Cola und bringe sie in die Wohnstube. Als ich das wohlvertraute 'Bing' der Mikrowelle höre, möchte ich zurück in die Küche. Chris hält mich aber auf.
„Setz dich! Ich hole das Popcorn alleine", sagt er und steht vom Sofa auf.
„Danke", antworte ich, nehme die DVD vom Couchtisch und werfe sie in den Recorder ein.
Gerade als ich mich wieder hinsetze kommt Chris zurück und lässt sich genau neben mich nieder. Mir macht das nichts aus. Es ist immer so bei unseren Filmabenden. Ich lege meinen Kopf auf seine Schulter und lasse mich von dem Horrorfilm berieseln. Zwischendurch trifft meine Familie ein. Die verschwinden nach einen „Hallo" und einen gleich darauf folgenden „Gute Nacht", aber auch schon auf ihre Zimmer.
Diese Geschichte ist schon mehrere Jahre alt, aber ich finde sie immer noch schön, weil sie zu mir gehört....
Ich schreibe für mich selbst und für niemand anderen und fühlt euch nicht verpflichtet, meine Story lesen zu müssen.
😊☺
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