Endlich

6. Kapitel

Die eine Woche bis zum Landesfinale war viel zu schnell vorbei. Ich bekam immer mehr ein komisches Gefühl im Magen und es wollte einfach nicht weggehen. Chris kam erst nach drei Tagen wieder zu Schule, doch besuchte ich ihn jeden Tag zu Hause bei ihm. Wir hatten immer Spaß und es kam mir vor, als würden wir uns immer näher kommen. Nathan hatte ich von meiner Seite verbannt. Das letzte, dass ich tat und dass mit ihm zusammenhing war, die Nummern der Visitenkarte zu speichern. Die private und die geschäftliche Handynummer und die seines Arbeitsplatzes. Dadurch fand ich heraus, dass er Leiter eine Detektei ist, woraufhin ich seinen Namen googlete, dabei erfuhr ich auch, dass er eine Art Überflieger ist und eine polizeiliche Ausbildung hat.

Warum ich die Nummern speicherte? Erstens weil ich die Karte wegschmeißen wollte, damit Chris sich nicht aufregen muss, auch wenn er es bisher nicht getan hatte Zweitens weil ich das Gefühl hatte sie irgendwann zu brauchen und drittens weil irgendetwas in mir es einfach wollte.

Außerdem hatte ich jede Nacht diese Dinge geträumt. Bloß das es manchmal mehrere Träume in der gleichen Zeiteinordnung waren, nur verschiedene Tage und manchmal sprang ich durcheinander durch die Zeitepochen... Renaissance, Moderne, 20iger und so weiter.

Immer und immer wieder. Ich und Nathan mit dieser Liebe die ich auf dieser Art eigentlich für Chris empfinde, aber nie kam er in meinen Träumen vor. Der Gedanken, dass es Erinnerungen sein könnten, kam auch immer, wurde aber auch sogleich wieder verworfen.

Es ist Sonntagnachmittag.

Chris und ich hatten beschlossen die achtstündige Fahrt nicht wie der größte Teil, also die anderen mit dem Bus zu nehmen, sondern flexibel zu sein und mit dem Auto zu fahren. So würde die Fahrt nur ungefähr sechs Stunden dauern. Mr Pain erlaubte dies sogar und erklärte den anderen, dass wir beide bei diesen Landesfinale als Kapitäne auftreten. Außerdem fügte er noch hinzu, dass wir vorfahren um noch etwas vorzubereiten. Die Mannschaftskameraden schluckten dies ohne Bedenken, sogar die älteren. Nachdem wir die Erlaubnis hatten, kam es zu einer kurzen Diskussion über die Wahl des Wagens.

Am Ende gewann ich. Wir würden mit meinen Pickup fahren.

Meine Sachen sind in der Kiste auf der Ladefläche meines Autos verstaut und ich sitze auf den dunkelblauen Fahrersitz im Pickup auf den Weg zu Chris. Im Radio läuft ein Lied von Passenger. Ich kenne den Titel zwar nicht, drehe es aber trotzdem lauter, da es super gut klingt. Leise summe ich mit, als das Haus von Chris in Sicht kommt, wird ein Lied von Ron Pope gespielt,- One Grain in the sand (ein Lieblingssong von mir). Ich stelle es nur ein wenig leiser und drücke zweimal auf die Hupe meines Wagens.

Zwei Minuten später wird die Tür vom Haus geöffnet und Chris tritt mit einer Reisetasche aus der Tür hinaus.

Ich öffne die Beifahrertür und rufe ein: "Hey!", zu ihn herüber.

Chris kommt zum Wagen gelaufen, bevor er sich setzen kann, steige ich aus und gehe zu ihn auf die Seite. Eigentlich will ich nur seine Tasche nehmen, um sie auch zu meinen Sachen zu bringen. Jedoch versteht Chris es falsch und umarmt und küsst mich auf die Wange. Mir soll es recht sein. Danach lächeln wir uns beide an und ich bekomme rote Wangen. Schnell nehme ich ihm seine Tasche ab und klettere auf die Ladefläche. Diese verstaue ich ebenfalls in der Kiste, wo schon meine drinnen steckt. Ich will wieder von der Ladefläche runter, doch Chris versperrt mir den Weg.

"Äh, ich müsste da mal runter, also wenn du mir Platz machen könntest.", sage ich verwundert. Ein Grinsen erscheint auf seinen Lippen, das Lächeln bei welchen ich immer Hochgefühle bekomme.

"Na komm her ich helfe dir hinunter", erwidert er belanglos. Ich gehe seiner Aufforderung nach. Warum auch nicht? Er hebt mich hinunter und lässt mich an sich langsam hinunter gleiten. Auf den Boden angekommen hält Chris mich immer noch in den Armen. Ich blicke in sein Gesicht, das nur wenigen Zentimeter vor meinen ist. Seine blauen Augen blicken in meine blau-grünen. Es wirkt als seien wir verzaubert. Mein Herz macht Überschläge, mein Puls schnellt hoch und das Kribbeln in meinen Bauch ist schon fast nicht mehr auszuhalten.

Schmerzhaft langsam kommt er mit seinen, meinen Gesicht näher. Er ist nur noch minimal von mir entfernt. Ohne zu überlegen, überbrücke ich die letzte Entfernung.

Der Kuss lässt etwas in mir explodieren. Es fühlt sich so unglaublich gut an. Seine Zunge drückt gegen meine Lippe, die ich nur allzu willig öffne. Mit meinen Händen umfasse ich Chris' Nacken, seine liegen auf meine Hüften. In unseren Mündern ist ein Spiel entstanden das jedes Denken ausschalten könnte. Für mich fühlt es sich an, als ständen wir hier eine Ewigkeit,- eine schöne Ewigkeit und doch auch schmerzlich kurz, als sich unsere Münder trennen.

"Nun weißt du was ich empfinde und da du ja den Kuss angefangen hast, hoffe ich doch du fühlst das gleiche wie ich", flüstert Chris mir zu. Ja ich weiß es und es macht mich unendlich glücklich. Chris er mag mich, wirklich er mag mich. Yuhu! Diese schöne möchte ich am liebsten für immer bewahren.

"Ich liebe dich", rutscht es mir, aufgrund des Gefühlscocktails der in mir wütet, raus. Ich bereue es nicht es gesagt zu haben, denn ich tue es. Ich liebe ihn. Eigentlich sage ich immer man ist erst verliebt, wenn der andere genau dasselbe fühlt. Auch wenn es hier vielleicht nicht der Fall ist, liebe ich ihn. Ich glaube zwar, dass Chris mich sehr mag, aber Liebe?

Deshalb überrascht mich was er jetzt sagt sehr.

"Ich liebe dich auch, schon eine ganze Weile lang. Gemerkt habe ich es schon früher, doch eingestanden habe ich es mir erst, als du mir sagtest, dass du in Steve verknallt bist. Diesen Trottel den ich nur eine Chance gab, weil du es tatest. Ich war so verzweifelt und traurig, da ich hoffte du würdest für mich etwas empfinden. Ich wusste, ich muss damit leben, aber du weißt ja selbst, dass ich nur Affären hatte."

Das war mir nie aufgefallen. Damals war ich schon in ihn verknallt, über beide Ohren, habe aber gelernt damit zu leben, dass ich ihn liebe, er aber mich nicht. Einanhalb Jahre ist mein Geständnis mit Steve her. Vor einen Jahr war ich mit ihm zusammen gekommen, nachdem er mich fragte. Steve war damals noch relativ prüde im Umgang mit Mädchen, doch in unserer Beziehung änderte es sich. Nach ungefähr sechs Monaten wollte er mit mir schlafen, aber ich blockte ab, fühlte mich nicht bereit. Danach hat er es immer und immer wieder versucht. Jedes Mal mit demselben Ergebnis. Ich konnte es mir einfach nicht mit ihm vorstellen. Dann vor drei Monaten stritten wir uns heftig deshalb und vertrugen uns. Danach schienen wir glücklich, doch ich liebte ihn nicht mal mehr das kleine Bisschen wie früher. Wir waren Freunde mit den Status in einer Beziehung, jedenfalls für mich. Vor einen Monat trennten wir uns einvernehmlich...

Ich strahle über das gesamte Gesicht.

"Ich liebte immer nur dich, doch schienst du nicht dasselbe zu fühlen für mich, also verbannte ich dich in einer Ecke meines Herzens.", gebe ich zu. (Okay kitschig, aber...)

Daraufhin gibt er mir noch einen Kuss, einen kurzen, aber liebevollen.

"Es scheint als hätten wir aneinander vorbei gedacht", erwidert Chris mir darauf.

"Ja", sage ich nur, obwohl ich es nicht ganz verstehe. Warum hatte er mir es nicht an den Tag erzählt, als Nathan mich rettete vor Max. Damals gestand ich ihn doch auch, dass er eine Chance bei mir gehabt hätte...

Es ist neun Uhr.

Wir lösen uns voneinander und setzen uns in meinen Pickup. Drinnen spielt das Radio wieder ein anderes Lied, diesmal kenne ich es nicht. Ungefähr eine halbe Stunde lang sagen wir nichts. Danach beginnen wir ein Gespräch, das irgendwann auf Auslandreisen kommt. Bisher habe ich keine gemacht, jedes Jahr fahren wir zu unserem Ferienhaus in Two Harbors ein kleines, hübsches Städtchen im Norden unserer USA. Eigentlich dasselbe wie hier, bloß das es da eine wunderschöne Seenlandschaft und die Hälfte unserer Verwandten gibt.

"Bisher war ich noch nicht raus aus den USA, aber der letzte Monat der Sommerferien ist für so etwas geplant.", sage ich zu ihm. Ja dieser Monat ist mein Monat.

"Ach ja wo geht es denn hin?", fragt er interessiert.

"Schottland", sage ich nur, da ich die Reaktion der meisten Leute kenne. Entsetzen was ich in einen so verregneten Land will und nicht lieber in den Tropen oder so. Deshalb hatte ich ihm es noch nicht erzählt.

"Schottland, was gibt es da schönes?", fragt mich Chris ernsthaft. Wow, er überrascht mich schon zum zweiten Mal an diesen Tag.

"Um genau zu sein zur Nordküste. Die Landschaft dort ist einfach nur atemberaubend und die Geschichte die hinter allen steckt. Ach es ist schwer zu beschreiben.", erwidere ich.

"Okay, aber es ist mal etwas anderes. Also einen Monat vor Ende der Ferien. Fährst du alleine?", fragt er mich.

"Jap", antworte ich nur. Es ist still im Wagen. Instinktiv schaue ich zu Chris, der mich entsetzt ansieht. Langsam öffnet er seinen Mund.

"Alleine für vier Wochen, ohne Ortskenntnisse in einen fremden Land über den Ozean. Du spinnst wohl, nicht mit mir. Ich komme mit!", beschließt er einfach.

"Nein", sage ich aus reinem Trotz. Isi und Sue wollte ich auch nicht mitnehmen, also wieso ihn? Nein, das ist meine ganz für mich alleine bestimmte Reise. Man muss doch nicht immer an das Schlimme im Leben denken, es gibt doch so viel Gutes.

"Das war keine Frage, sondern eine Feststellung. Du kannst vergessen, dass ich vier Wochen friedlich zu Hause sitze und auf deine Anrufe warte, mit der Hoffnung, dass es dir gut geht.", meckert Chris mich an. Na toll, das ist zwar süß, aber...

"Chris, lass mich darüber nachdenken, eigentlich wollte ich alleine reisen. Ich weiß ja nicht mal, ob meine Eltern es erlauben. Wir beide für vier Wochen alleine, da denken die doch gleich das sie sich neun Monaten danach auf einen Enkel freuen können.", versuche ich es, bei meinen Worten erscheint ein Lächeln auf seinen Gesicht. Ich finde das nicht witzig,- typisch Kerle.

Vielleicht gehen Chris und ich uns ja auf die Nerven, denn vier Wochen sind eine lange Zeit. Außerdem war es absichtlich von mir gewählt alleine zu reisen, so kann ich tun, was ich will.

"Mmh keine schlechte Idee, wenn es ein Junge wird, dann nennen wir ihn Jack. Bei einem Mädchen darfst du den Namen aussuchen", bricht es lachend aus Chris hinaus, aber auch etwas Ernsthaftes steckt dahinter. Daraufhin erntet er einen einem Schlag auf den Oberarm. Ich hoffe er meint, dass alles nur scherzend.

"Klar, dieses Gespräch findet aber erst in ungefähr zehn Jahren statt, glaube mir." Nun bricht Chris in Gelächter aus. Ich versuche mir ein Schmunzeln zu verkneifen, doch wie immer gelingt es mir nicht.

Jedes Mal wenn er mich ärgert versuche ich ihn mit Ignoranz zu strafen, da Chris es hasst, wenn ich das tue. Jedoch klappt es nie, er braucht nur zu sagen, dass ich es nicht schaffe und ich fang an zu schmunzeln. Danach muss ich immer grinsen.

"Egal, also wie gesagt ich überlege es mir. Eins sage ich dir aber, du kannst nicht immer da sein wo ich bin", sage ich.

"Stimmt vor der Toilettentür werde ich immer warten", gibt er wieder lachend raus.

Mit solchen Späßen ging es die ganze Fahrt weiter. Nach drei Stunden hielt ich den Pickup an einer Raststätte, um eine Pause zu machen und zu tanken. Danach fuhr Chris die letzte Hälfte der Strecke.

Als das Ortsschild von Eureka, der Austragungsort des Landesfinale in Sicht kam, fiel uns auf das wir gar nicht wussten wo wir hin mussten.

Nun sind wir auf der Suche danach. Es ist um drei.

Ja klar die Turniere finden in einen Internat statt, in den wir auch einquartiert werden, aber wo steht das?

Chris, ein typischer Mann wollte einfach so lange fahren bis wir es finden, ich jedoch sehnte mich danach endlich das Auto verlassen zu können, denn mein Po schmerzte.

Gerade fahren wir an einer Straße lang, auf der nicht viel los ist. Nur wenige Menschen laufen umher. Eine Gruppe von Jungs mit einem einzigen Mädchen läuft kurz vor uns auf den Gehweg.

"Chris fahr langsamer und halt da vorne an", weise ich ihn an, während ich auf einer Stelle an der die Teens vorbei müssen zeige.

"Okay", erwidert er und tut es. Daraufhin steige ich aus dem Auto, doch bevor ich das tue, rücke ich mein Oberteil noch ordentlich. Ich will den Jungs ja nicht zu tiefe Einblicke gewähren.

"Hey!", rufe ich, während meine Schritte in ihre Richtung gehen. Die Kerle betrachten mich interessiert, das Mädchen misstrauisch. Keine Sorge Mädel ich habe meinen eigenen Boy.

"Könnt ihr mir vielleicht helfen?", frage ich und fahre sogleich fort, da keine Widerworte kommen: "Wir suchen, das Internat hier. Wisst ihr, wo das ist?". Bei den Wort: ‚wir', zeige ich auf Chris und mich, um gleich einmal die Verhältnisse klar zu stellen.

"Ach seid ihr Volleyballer, solltet ihr nicht alle in Schulbusse mit euren Logos kommen?", fragt mich der eine Kerl mit dunkelbraunen Haaren amüsiert. Eine Antwort ist das aber nicht, den leichten Spott ignoriere ich schlicht.

"Jap sind wir. Eigentlich schon, aber wir haben halt eine Sondergenehmigung. Also wo ist es nun?", trotz meiner Ungeduld bleibe ich freundlich. Das Misstrauen war seit meinen Wink auf Chris aus der Haltung des Mädchens gewichen.

Deshalb spricht sie mich nun an: " Ich erkläre es dir. Ihr müsst diese Straße immer weiter folgen, bis sie endet und dann die letzte Abbiegung die nach rechts führt hinunter. Am Ende dieses Weges ist das Internat. Vielleicht sehen wir uns ja mal da, denn wir alle gehen dort zu Schule."

Gut jetzt kenne ich den Weg und so einen einfachen hätten wir bestimmt nie gewählt.

"Danke, ja vielleicht. Also man sieht sich. Tschüss.", bedanke und verabschiede ich mich eigentlich nur bei den Mädchen.

Ich gehe zurück zum Pickup, aber auf die Fahrertür zu. Die letzte kurze Strecke zum Internat will ich selbst fahren. Es ist mein Wagen und das will ich zeigen, denn die Verwunderung in den Gesichtern der anderen ist einfach unersetzbar. Ein Mädchen mit einem Wagen für Kerle. Hihi.

Chris steigt aus, klar er kennt mich ja auch. Seit ich mein Auto habe also seit ungefähr einen Jahr mache ich das schon. Er schenkt mir einfach ein Lächeln. Außerdem kenne ich den Weg, - auch ein Grund.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top