Clary
15. Kapitel
Ich stehe an einen kleinen Strand am Ufer des Sees, der gerade mal groß genug für zwei Personen sein dürfte. Eine dicke Wurzel rankt an der linken Seite in das Wasser hinein. Ich ziehe meine Schuhe aus und lasse diese zusammen mit der Tasche am
Ufer zurück. Dann balanciere ich über die Wurzel bis zu deren Ende, wo ich mich niederlasse.
Mein Blick geht über die noch immer sich sanft bewegenden Wellen und bleibt dort hängen. Ich lege ziehe meine Knie an, umwickele diese mit meinen Armen und lege darauf mein Kinn. Mit meinen Kräften spiele ich langsam mit dem Wasser. Erbaue Gebilde mal größer mal kleiner und lasse sie wieder in einander fallen...
Vielleicht sollte ich einfach das Amulett benutzen und verschwinden, verschwinden um mir eine Antwort zu ergründen. Was soll ich Chris sagen? Ich weiß ja selber nicht, warum ich es zugelassen habe, dass Nathan mich küsst, kurz nachdem wir beide so...
Das einzige auf das ich die Schuld schieben könnte, ist etwas, dass ich ihm nicht erzählen darf. Jedenfalls jetzt noch nicht. Wer weiß vielleicht werde ich ihm das nie erzählen. Wie würde das auch klingen?
"Hey Chris, es tut mir leid, dass ich es zugelassen habe, dass Nathan mich küsst. Es könnte daher rühren, dass ich dich eigentlich gar nicht so lieben dürfte. Diese Liebe sollte eigentlich ihm gebühren, wie schon seit Jahrhunderten, aber du kannst dir über eins sicher sein ICH LIEBE DICH."
Wenn er mich genug liebt, weist er mich vielleicht in eine Anstalt ein und wenn nicht verlässt er mich einfach.
Ich weiß nicht, was ich sagen soll.
Vielleicht klärt die Zeit die Dinge. Vielleicht.
Schluss mit solchen Gedanken. Sie bringen im Moment eh nichts. Also einfach weiter meinen Elementen horchen.
Mmh da fällt mir ein... Wie viele Elemente kann jemand wie ich, eigentlich normalerweise beherrschen? Alle? Zwei, drei... Ich könnte ja Nat... Nein kann ich nicht. Jedenfalls in nächster Zeit nicht. Die Antwort werde ich wohl oder übel selbst rausfinden müssen.
Ich bin vollkommen auf meine Umgebung und somit auch auf meine Elemente konzentriert, dass ich wieder dieses gute Gehör bekommen habe, sodass ich die Person wahrnehme. Diese Person stellt sich am Ufer des kleinen Strandes. Sie oder er sagt nichts, also erhebe ich die Stimme:
"Schöne Aussicht oder? Es ist aber etwas beunruhigend wenn sie mir so im Rücken stehen ohne etwas zu sagen. Ich hatte heute schon einen miesen Tag, da kann ich eine Entführung, Vergewaltigung oder sonst was nicht auch noch gebrauchen."
Auf meine Worte folgt ein hohes und klares Lachen, das Lachen eines Mädchens. Ich drehe dem Mädchen meine Vorderseite nun zu, denn ich will wissen, wer da steht.
Wen ich da sehe, hätte ich hier eigentlich hier nicht erwartet, sondern eher in einem über acht Stunden Fahrt entferntes Städtchen.
Ich balanciere schnell über die Wurzel zum Ufer hin und falle der Person um den Hals.
"Clary was machst du denn hier?".
Ich bin echt froh darüber, dass sie hier ist, obwohl ich sie doch erst seit kurzen kenne. Also wieso habe ich dann nicht Sue oder Isi angerufen, -meine BESTEN Freundinnen? Die Frage beantworte ich mir auch so gleich selbst... - weil sie sicherlich Chris irgendwie die Schuld gegeben hätten und das würde mir jetzt nicht helfen. Im Gegenteil, denn ich bin Schuld, vielleicht noch etwas Nathan, aber nicht mein liebster Freund.... Chris.
Jetzt siegt mein Herz doch über meinen Kopf und ich fange an zu weinen, wie ein kleines Mädchen. Verdammte Emotionen. Wie soll das denn werden, wenn mir mal irgendwas wirklich Schlimmes in die Wege rollt? Bei diesem Gedanken regt sich etwas in mir, dass ich nicht zuordnen kann.
"Was ich hier mache? Ganz einfach. Ich besuche dich."
Das lässt mich stutzen. Mich besuchen?! Klar, ich hatte ihr zwar mal bei einen Treffen gesagt, dass ich hierher fahre, aber wie gesagt, acht Stunden Fahrt.
"Da fährst du mal einfach acht Stunden hierher?".
"Das spielt doch wohl jetzt keine Rolle. Das einzige, das jetzt wichtig ist, ist das ich hier bin und dich trösten kann."
Ja das ist wichtig, aber wie hat sie mich gefunden.
"Vielleicht ist sie ja auch mehr als es scheint", murmele ich, normalerweise nur für mich hörbar.
Clary zuckt auf meine Worte zusammen. Habe ich mir das gerade nur eingebildet? Nein. Also was ist los?
"Clary, sag, was bist du?". Ein Vorstoß der schnell mal nach hinten los kann. Naja schlimmsten Falls ist sie nur verwirrt.
Auf meine Worte zuckt Clary zusammen. Hab ich mir das eingebildet? Nein. Also ...
Ich löse mich von ihr, halte sie aber an den Schultern mit meinen Händen fest. Clary weicht meinen blaugrünen Augen mit ihren dunkelgrauen aus. Ungewöhnliche Farbe...so dunkel.
"Was soll ich sein... Natürlich ein Men...", antwortet sie mir, jedoch ohne das Wort Mensch auszusprechen.
Sie macht sich aus meinen Griff frei und tritt zum Ufer hinüber. Eine versuchte Lüge...
"Clary, ich dachte du willst mich trösten, aber durch das hier, machst du mir mehr nur noch mehr Kummer."
Das ist mies, wirklich mies von mir, jedoch sagt mir etwas in mir, dass ich unbedingt erfahren muss, was sie mir verheimlicht.
Langsam dreht sie sich wieder zu mir um. Der Gesichtsausdruck, den sie trägt, ist zum Herz erweichen.
" 'kay, ich sag es dir, aber bitte, höre mir erst zu, bevor du etwas erwiderst."
Ich nicke kurz und verschränke meine Arme vor der Brust, um ihr zu signalisieren, dass ich damit einverstanden bin und außerdem, dass sie es mir erläutern soll.
"Also...". Sie bricht ab, worauf ich meine rechte Augenbraue etwas hebe.
Eindringlich blicke ich sieh an, obwohl ich schon ahne, was in etwa jetzt kommt, will ich es von ihr wissen.
"Unsere liebe Clary hier, ist wie du zu sagen pflegst ein 'Vamp' ", spricht Nathans Stimme.
Überrascht drehe ich mich um. Er steht noch halb im Busch, wie gesagt der Strand ist nicht sehr groß,- mit drei Leuten wäre es sehr eng. Bevor Mr Kay den Strand betritt, nehme ich meine Sachen und lasse ich mich wieder auf der Wurzel nieder. ... Moment Mal. Ein Vamp??
Meine Augen sehen so gleich zu Clary, die süße kleine Clary mit ihren langen blonden Haaren.
"Stimmt es?", frage ich.
Ohne den Blick abzuwenden antwortet sie mir: "Ja."
Okay sie ist ein Vampir, Nathan wusste es und doch greift er sie nicht an, also ist sie wohl nicht böse...
"Du bist aber ein guter.", stelle ich fest, denn für mich kommt das Gegenteil gar nicht in Frage.
"Ja ist sie.", berichtet Nathan.
Auf einmal wütend auf ihn, was wohl durch die Unsicherheit, die auf Grund des Kusses entstanden ist, kommt, patze ich ihn an:
"Dich hab ich nicht gefragt."
Erschrocken blickt mich der Angesprochene an, schnell da es mir leid tut, spreche ich weiter: "Tut mir leid, war nicht so gemeint."
Ich wende meinen Blick von ihm und schaue wieder hinaus auf das Wasser, das sich jetzt wieder etwas schneller bewegt.
"Rachel, wir, also Nathan und ich müssen mit dir reden. Deshalb bin ich eigentlich hier.", spricht Clary mich an, doch ich drehe mich nicht zu ihr um, sondern gebe nur ein "Hmm" von mir.
Ich will nicht mit Nathan reden und ich glaube ich sollte ihn auch meiden, um Chris milde zu stimmen, aber warum tue ich es dann nicht?
Meine zwei kleinen fiesen Stimmen in meinen Kopf melden sich, wohl glücklich mal wieder ein Thema zum Streiten bekommen zu haben.
Die eine, die wohl den Engel da stellen soll: "Weil du ihn gern hast, sogar mehr als gern. So wie es sein soll."
Mmhh, vielleicht ist es auch der kleine Teufel?
Jedenfalls spricht die andere Stimme: "Stimmt nicht, der verfolgt dich bloß die ganze Zeit, wie sollst du ihn da denn meiden. Der kommt bloß nicht damit klar, dass du ihn in diesen Leben nicht liebst."
Lieben? Tue ich das wirklich nicht? Nein! Doch?....
"Okay worüber wollt ihr denn mit mir reden?", frage ich um mein zwiegespaltenes Ich zu entkommen. Dabei drehe ich mich diesmal zu Clary und Mr McKay um.
Die beiden sehen mich etwa verwundert an. Vielleicht haben sie nicht damit gerechnet, dass ich so schnell nach gebe oder ich war länger mit meinen Ich beschäftigt gewesen, als gedacht. Egal.
Erwartungsvoll schaue ich die beiden an, doch sie drucksen noch etwas rum. Na toll und wer kommt als nächstes und gibt mir die Antwort für die Beiden? Hoffentlich niemand, denn viel Auswahl bleibt da wohl nicht mehr. Am Ende wäre es Chris und das gebe einen Eklat.
Endlich beginnt Clary zu sprechen: "Du musst Chris verlassen, um mit Nathan zusammen zu kommen und unsere, also wirklich unsere Welt zu retten."
Hätte sie bloß nicht angefangen zu sprechen. Ich soll also mit Nathan zusammen sein, um ihre, oh nein ich vergaß unsere Welt zu retten. Das ist doch wohl ein Witz, denn...
1. Wie soll das bitte schön eine Welt retten?
2. Wie haben die beiden sich das denn vorgestellt?
3. Ich liebe Chris!
4. Die andere Welt geht mir am Arsch vorbei.
Okay den letzten Punkt muss ich schmerzlicher Weise zurück nehmen, denn es ist nicht so, seit ich Yuolanda zurück bin, habe ich mir jeden Abend die Kette angesehen. Schade, dass ich sie nicht tragen kann... Warte mal. Oh Rachel du bist so doof, Nathan weiß doch, dass du von der Vergangenheit weißt, also hält dich nichts davon ab. Er kann ruhig wissen das Yuolanda besucht hast, was macht das für einen Unterschied. Egal, zurück zum eigentlichen Thema.
"Nein!", lautet meine schlichte Antwort.
Dann fahre ich fort:" Das kann ja wohl nur ein schlechter Scherz sein, wie soll das denn eure Welt retten."
Nathan zuckt zusammen, auf Grund der Betonung des Wortes 'eure'. Recht so, denn es ist ihre Welt und war irgendwann mal meine.
"Siehst du, ich hab es dir doch gesagt. Sie wird unseren Wunsch nie nachgeben.", spricht Mr McKay Clary missmutig an.
Ein Schnauben entfährt mir. Wenn er es gewusst hat, warum sind sie dann hier?
"Nathan du musst sie verstehen, auch wenn es schmerzt. Rachel liebt nun mal auch Chris.", kommt als Antwort von den blonden Mädchen.
Was heißt hier auch? Ich liebe nur ihn,- nur CHRIS!
"Für diese einfältige Liebe will sie eine ganze Welt im Stich lassen. Also wenn du mich fragst ist das dumm und egoistisch."
WAS?!?
"Hast du ein Rad ab? Ich hab gedacht ihr benötigt meine Hilfe und dafür untergräbst du meine Liebe zu meinen Freund und behauptest ich sei dumm. Hör mir gut zu Nathaniel McKay. Ich werde Chris nicht verlassen für eine Welt die nicht meine ist oder gar für dich!".
Bevor er etwa erwidern kann, fahre ich fort: "Ich weiß ich habe dich in all den anderen Leben geliebt und spüre es noch jetzt, aber du hast dich verändert und ich und diese Sache zwischen uns auch. Es wird einen Grund dafür geben das ich Chris lieben kann."
Ich verlasse die Wurzel in dem ich eigentlich ins Wasser springen will, denn es ist hier noch nicht sehr tief, stattdessen landen meine Füße sicher auf der Oberfläche. Unbeirrt laufe ich weiter, mit der Gewissheit, dass mir niemand folgen wird, geschweige denn kann. Es wundert mich nicht, dass das Wasser mich trägt, haben die Elemente mir doch schon öfters bei Spielereien geholfen.
Ich höre wie Clary meinen Namen ruft, immer und immer wieder. Darauf reagiere ich einfach nicht.
Wie soll das eine Welt retten? Und wieso oder besser gesagt vor was muss sie gerettet werden?
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