26.

26. Kapitel

Das Gespräch mit meiner Familie, besser gesagt meiner Mom, war sehr beruhigend aber auch aufreibend. Ich werde es ihr irgendwann erzählen müssen, ihnen allen, einfach alles.

Gerade muss ich mich aber auf das letzte Spiel des Turniers konzentrieren, denn wenn wir dieses auch gewinnen, sind wir die Meister.
Etwas Einfaches und rein positives.

Chelsea wirft den Ball an und ich schicke ein Stoßgebet, dass sie ihn sauber herüber bringt und es klappt. Er fliegt hinüber und wird scharf zu uns herüber gespielt. Linda streift ihn knapp. Ich will diesen Ball nicht verlieren, denn dann würde ein Gleichstand herrschen und das bei dem Satz- und Spielball. Mit Schwung schmeiße ich mich in die Flugbahn des Balles und erreiche ihn, bevor ich sehr elegant den Boden knutsche. Ich bleibe liegen und lache einfach. Bemerke dabei aber nicht, dass zwei Gestalten auf mich zu rennen.

„Alles okay?“ und „Hast du dich verletzt?“, erschallt es dann aber von zwei verschiedenen Personen.

Der letzte Ball. Endlich ist diese Woche vorbei. Ohne die beiden Stimmen zu beachten, richte ich mich auf und schaue meine Teamkameraden an. Sie wissen, was ich wissen will. Sie wissen, dass es mir gut geht. Wie auf einem unsichtbaren Zeichen hin recken die Mädels alle ihren rechten Daumen hoch.

GEWONNEN.

Ich bin glücklich. Glücklich über den Sieg. Glücklich darüber, dass diese Woche zu Ende ist. Glücklich darüber nach Hause zu kommen, auch wenn ich dort alleine bin. Glücklich darüber allein zu sein.

Ohne die anderen zu beachten gehe ich zu dem Internatsgebäude. Die Siegerehrung wird eh erst in einer Stunde sein, das wurde uns vorhin gesagt. Ich bin einfach müde. Ich bin es müde so vielen Menschen weh zu tun.
Alles was ich nun noch will ist eine kalte Dusche und die paar Wochen bis zu meinen Abflug überstehen.

Schottland, ich komme. Alex, ich komme.

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„Rachel!“.

Schon öffnete sich die Tür. Das kann doch nicht sein ernst sein. Gerade bin ich erst aus der Dusche gekommen und dort war ich auch nur zehn Minuten.
Ich drehe mich nicht um, sondern such einfach weiter, mit nur einem Handtuch bekleidet, nach Kleidung, die ich anziehen will. Für einen kurzen Moment könnte man denken, er wäre nicht mehr Zimmer, aber dann erklingen leise, aber sichere Schritte. Als diese verklingen, spüre ich die Hitze eines anderen Körpers an meiner Kehrseite und ein Kribbeln durchfährt mich. So eingeklemmt zwischen dem Bett und dem anderen Körper überfährt mich eine Gänsehaut. Das darf nicht sein.
„Nathan, geh bitte ein paar Schritte von mir“, flüstere ich heiser mit einer leicht angerauten Stimme, die Zeichen meiner leider vorhandenen Begierde ist.
Das darf nicht sein. Ich liebe Chris.
Eine kleine fiese Stimme in mir wispert mir auf diese Gedanken hin zu:
„Aber wieso reagierst du dann so auf den Mann hinter dir? Er kann dich nicht kalt lassen. Er war die Liebe deiner Leben.“
Ich schüttele leicht meinen Kopf und wiederhole mein bekanntes Mantra. Ich liebe Chris. Ich liebe Chris… Ich weiß, dass es so ist, aber wie diese fiese Stimme in mir schon festgestellt hatte, lässt mich Nathaniel McKay nicht kalt.
„Ich finde es aber eigentlich ganz prickelnd hier. Du nicht auch?“.
Seine Stimme ist rau und wie es mir scheint voller Verlangen und sogleich stellen sich wieder alle Härchen an meinen Armen auf.
Ich muss ihr weg. Ohne zu überlegen, versuche ich nach hinten auszuweichen. Diese Reaktion bereue ich zu gleich, denn Nathan ist nicht zurückgewichen. Nun drückt sein Becken nur noch fester gegen meinen Po und sogleich denke ich mir:
„Ach du Scheiße“.
Sein guter Freund scheint sich über meine Aktion zu freuen, denn er drückt sich gegen mich. Eine Röte steigt in mein Gesicht. Ich bin zwar nicht prüde, aber… immer noch Jungfrau und diese Reaktion sollte nicht von ihm kommen. Nicht von Nathaniel. Nicht von einem Mann, den ich nicht begehren will. Nicht von einem Mann, den ich nicht liebe, wie irgendwann zuvor.
Mein Hirn schaltet sich wieder ein und erkennt, dass es nicht nur nach vorn oder hinten zum Ausweichen gibt, sondern auch links und rechts. Als nächstes empfangen auch meine Beine diese Botschaft und schreiten nach rechts Richtung Tür.
Weg! WEG! Einfach nur weg.
Mit den Sachen in der einen Hand habe ich schon die Klinke der Tür in der anderen. Bevor ich sie aber öffnen kann, werde ich umgedreht und an das Holz gepresst. Nathaniel lehnt sich mit seinem gesamten Körper gegen den meinen. Meine Anziehsachen nimmt er mir aus der Hand und lässt sie auf den Boden fallen. Ich weiß nicht was ich sagen soll, doch ich denke immer noch: WEG! Dieser Gedanke wird auch von McKays kleinen Freund, der sich nun in meinen Unterbauch, knapp unter meinen Bachnabel, bohrt, unterstützt.
Nathan sagt nichts, sondern beginnt einfach mich überzeugen zu wollen, indem er sich langsam meinen Hals hinab zu meinem Dekolleté küsst. Es fühlt sich nicht schlecht an, auch wenn es das sollte. Ich liebe Chris und das sage ich auch laut,
während ich meine Hände gegen seine Brust stemme:
„Ich liebe Chris.“
Eigentlich wollte ich damit erzielen, dass er von mir weicht, doch das tut er nicht, stattdessen schnappt sich meinen Hände mit einer von seinen und fixiert sie über meinen Kopf. Meinen Augen weiten sich ungläubig, doch bevor ich auch nur ein Wort sagen kann, beginnt Nathaniel zu sprechen.
„Komm, wir hätten beide etwas davon… Ihn liebst du vielleicht, aber mich begehrst du. Habe ich nicht Recht? Wenn du mir nicht dein Herz schenken kannst, warum dann nicht das“.

Auf seine Worte hin wandert seine andere Hand meinen rechten Oberschenkel hinauf und wir beide wissen, was sein Ziel ist. Es schmerzt zu sehen, wie er mich einschätzt und Angst steigt in mir auf.
Ich beginne mich zu winden. Ich winde mich, um ihn zu entkommen. Ich winde mich, um mir selbst und der verräterischen Feuchte zwischen meinen Beinen zu entkommen. Das darf nicht sein. Beim letzten Mal habe ich so gefühlt, als ich mit Chris knutschend und fummelnd auf dem Bett lag. Stumme Tränen fließen meine Wangen hinab. Das ist falsch. Ich hasse ihn, will ihn hassen.
Stur unterdrücke ich meine Tränen, denn er ist es nicht wert.
Du bist vielleicht körperlich schwächer als er, aber du hast die Elemente, sage ich mir.
Gefährlich leise flüstere ich ihm zu: „Der Körper begehrt schneller, als das Herz an sich und nun LASS MICH LOS!“.
In meinen letzten Worten lege ich einen kräftigen Windstoß, der meinem Gegenüber von mir stößt. Ich laufe ihm hinterher. Mein Herz schmerzt. Der Teil in ihm, der Nathaniel McKay einen Platz schon nach kurzer Zeit schenkte, schmerzt, als würde er gerade hinaus gerissen.
Einen Schritt vor ihm bleibe ich stehe und sage emotionslos:
„Ich wollte uns beiden eine Freundschaft schenken, doch wie ich nun erkennen muss, war das nicht richtig. Es bringt uns nichts als Schmerz. Nach diesem Tag an, werden wir uns nicht mehr sehen. Ich will nicht dich nicht mehr sehen.“
Mit einem Stechen in meinem Herzen drehe ich mich um, sammle die Kleidung auf und öffne die Tür. Bevor ich heraus trete, sage ich ohne mich umzudrehen:
„Und nur damit du das weißt. Du hattest zwar nicht mein ganzes Herz, aber ein Teil von ihm hat dir gehört.“
Ich schließe die Tür des Zimmers…

Und gleichzeitig schließe ich die Tür zu einem Leben mit Nathaniel McKay drin.

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