4. Rettung

4. Rettung

„Emily“, brüllte Sirius durchs Haus. „Hier ist ein Brief für dich.“

Emily hüpfte von der Fensterbank in der Bibliothek, auf der sie immer noch  mit einem Buch saß, düste an Remus vorbei in den Flur, wo sie beinahe Sirius umrannte.

„So eilig?“, lachte Sirius und hielt den Brief außer Reichweite von Emily.

Emily sprang hoch und versuchte den Brief zu erhaschen, doch Sirius lachte nur und hielt den Brief noch höher. „Du bist blöd.“

„Scheint ja ein wichtiger Brief zu sein“, sagte Sirius. „Von wem ist der denn?“

„Woher soll ich das denn wissen?“, sagte Emily schnaubend. „Du hast ihn in der Hand.“

„Es hat schon seinen Grund warum du nicht in Ravenclaw gelandet bist, Tatze“, kam es von Remus. Er lehnte im Türrahmen und beobachtete amüsiert das Geschehen.

„Autsch, das tut weh.“ Sirius zog eine Grimasse, doch seine Augen funkelten belustigt.

„Jetzt gib her.“ Emily griff erneut nach dem Brief. „Oder ich erzähl Fred und George, dass ihr Tatze und Moony seid und ihr habt nie wieder Ruhe.“

„Das würdest du nicht wagen.“ Sirius sah Emily mit großen Augen an.

„Doch.“

„Jetzt gib ihr schon den Brief“, sagte Remus. „Ich für meinen Teil schätze die Ruhe.“

Widerwillig reichte Sirius Emily den Brief, den sie sofort aufriss. Die elegant geschwungene Schrift erkannte sie sofort. „Leo“, keuchte sie erschrocken auf. Hastig las sie was er geschrieben hatte.

Emily,

ich habs getan. Ich bin geflohen.

Momentan bin ich in einem Muggel-Hotel irgendwo in London.

Es tut mir Leid, dass ich mich so lange nicht gemeldet habe, aber ich habe die Vermutung, dass sie meine Eule überwachen. Ich hoffe es geht dir gut.

Sehen wir uns am 1. September?

In Liebe, Leo

Emily hatte gar nicht gemerkt, dass ihre Hände begonnen hatten zu zittern. Und ihr war nicht bewusst gewesen, wie viel Angst sie um ihren Freund gehabt hatte. Sie wusste, dass Lucius Malfoy ein Anhänger von Voldemort war und dass alle wussten, dass Leo dagegen war.

„Alles in Ordnung?“, fragte Remus besorgt.

„Er ist abgehauen“, flüsterte Emily.

„Was?“ Das kam von Sirius und Remus.

„Er ist abgehauen“, wiederholte Emily ungeduldig. „Er ist in London. Wir müssen ihn zu uns holen. Wer weiß was passiert, wenn seine Familie ihn findet.“

Remus sah nachdenklich aus. „Wir müssen erst Dumbledore informieren. Er ist der Geheimniswahrer, nur er kann Leo hier rein lassen. Er wird schon nichts dagegen haben, er wird verstehen, dass Leo Schutz braucht.“

„Ansonsten bringen wir ihn zu Andromeda“, sagte Sirius. „Keine Sorge, Kleines.“

„Ich bin nicht klein“, sagte Emily fast schon automatisch.

„Schreib ihm, dass wir uns kümmern werden“, erwiderte Remus. „Wir beeilen uns auch. Mach dir keine Sorgen. Aber erwähn nichts, was zu uns führen könnte. Wir wissen nicht ob unsere Eulen überwacht werden. “

„Danke.“

„Kein Problem, Kleines.“ Sirius grinste schief.

Emily streckte ihm die Zunge heraus, bevor sie die Treppe in ihr Zimmer hoch rannte um Leo eine Antwort zu schreiben. Dass sie dabei Inga weckte, war ihr in dem Moment ziemlich egal.

„Wasn los?“, nuschelte Inga und zog sich die Decke wieder über den Kopf um das helle Licht abzuschirmen.

„Leo hat geschrieben.“ Emily zog Pergament, Feder und Tinte aus ihrem Koffer und setzte sich auf ihr Bett.

„Ernsthaft?“ Ingas Kopf tauchte wieder auf.

„Ja, ich schreib ihm gerade zurück.“ Emily warf Inga den Brief zu.

Leo,

ich bin froh, dass es dir gut geht.

Ich kann dir nicht viel sagen, aber wir holen dich daraus. Schreib mir, wo genau du bist.

In Liebe, Emily

P.S. Sie drängelt so, also: Schöne Grüße von Inga.

„Krass, dass er einfach so abgehauen ist“, sagte Inga als Emily den Brief mit Eos abgeschickt hatte.

„Ja.“ Emily ließ sich auf ihr Bett fallen. Erst jetzt machte sich ihre Erleichterung bemerkbar, sie hatte gar nicht gemerkt wie sehr sie unter Anspannung gestanden hatte.

„Meinst du er kann auch hier hin kommen?“, fragte Inga.

„Remus und Sirius wollen mit Dumbledore sprechen.“ Emily rieb sich die Schläfen. „Aber Dumbledore ist keiner, der einem im Stich lässt.“

„Dann muss nur noch Harrys Anhörung gut laufen und du kannst der glücklichste Mensch auf Erden sein.“ Inga lachte.

„Harry.“ Den hatte sie schon fast wieder vergessen.

Doch in diesem Moment hörte Emily einen Tumult im Treppenhaus, es schien ob alle Bewohner des Hauses gleichzeitig die Treppe hinunter düsten.

„Er ist wieder da“, brüllte irgendjemand, dicht gefolgt von Mrs Blacks Porträt.

Ohne ein weiteres Wort, sprang Emily auf und rannte die Treppe hinunter. Im Flur hatten sich schon alle Bewohner des Grimmauldplatzes versammelt, was inzwischen doch einige waren.

„Er ist frei, er ist frei, er ist frei“, johlten Ginny und die Weasleyzwillinge und vollführten dabei einen Kriegstanz.

Emily war sehr versucht mit einzustimmen, doch zu erst fiel sie ihrem Bruder um den Hals. Er sah glücklicher aus denn je. Dafür schien Sirius Stimmung immer mehr zu sinken und Emily musste an die Unterhaltung zwischen ihm und Remus zurück denken.

Doch ihre Erleichterung über Harrys Freispruch und ihre Angst um Leo drängten die Gedanken daran schnell wieder in die hinterste Ecke ihres Gedächtnisses. Harry erzählte ihnen nicht viel von der Verhandlung, nur dass Fudge mal wieder ganz er selbst gewesen sei, das heißt dass er versuchte möglichst gut da zu stehen. Wenigstens Amelia Bones, Susans Tante, hatte Vernunft bewiesen und ihn wirklich angehört. Aber was am Ende zählte war, dass sie ihn frei gesprochen hatten.

***

Noch in der selben Nacht kehrte Eos wieder zurück. Selten war Emily so froh gewesen ihre Eule zu sehen und sie gab Eos beinahe eine ganze Tüte Leckereien. Hastig entrollte sie den Brief und las ihn. Leo hatte nicht viel geschrieben, eine Adresse und eine Entschuldigung, dass er so spät zurück schrieb.

Wollte nicht, dass jemand deine Eule sieht.

Danke.

Sofort rannte Emily ein Stockwerk tiefer, Inga ihr dicht auf den Fersen, und stürmte in die Bibliothek, wo sich zumindest Remus meist finden ließ. Tatsächlich saß Remus zusammen mit Sirius vor dem großen Kamin.

„Was ist los?“ Remus schreckte aus seinem Sessel hoch.

„Leo hat geschrieben.“ Emily kam schlitternd vorm Kamin zu stehen. Inga wäre beinahe gegen sie gerannt. „Wir haben eine Adresse. Holen wir ihn jetzt?“

„Ich bin dabei“, bot Inga sofort an, etwas atemlos.

„Langsam, langsam. Zeig mir bitte mal die Adresse.“

Emily reichte Remus den Brief. „Es ist nicht so weit von hier“, sagte er langsam. „Wir haben noch keine Erlaubnis von Dumbledore, er war zu beschäftigt.“

„Wir können ihn aber nicht alleine lassen“, sagte Emily. „Wer weiß ob seine Familie ihm nicht schon auf den Fersen ist.“

„Eine Nacht wird er schon noch schaffen“, kam es von Sirius. „Wir holen ihn spätestens morgen Nacht.“

„Genau. Ich kümmere mich darum, dass die Schutzzauber Leo ins Haus lassen“, sagte Remus. „Keine Sorgen, ihr beiden.“

Inga und Emily tauschten einen enttäuschten Blick.

„Und fangt nicht an zu diskutieren“, sagte Remus. „Ich habe den Blick schon zu oft gesehen.“

„Bei mir nicht“, verteidigte sich Sirius sofort.

„Schön, dass du dich gleich angesprochen fühlst.“ Remus grinste und er sah gleich viel jünger aus.

Auch Emily und Inga mussten lachen, doch mit Remus ließ sich nicht diskutieren, das hatten sie gemerkt als er sie noch unterrichtet hatte und so zogen sie von dannen.

„Ich finde wir sollten was unternehmen“, flüsterte Emily als sie die Treppe hochstiegen. „Ich glaube nicht, dass die Malfoys Leo so einfach davon kommen lassen.“

„Du willst noch heute Nacht zu ihm?“

Emily nickte entschlossen. „Wir haben schließlich die Adresse.“

„Wie wollen wir dahin?“ Inga grinste Emily an. „Meinst du ich lasse dich alleine los?“

„Fliegen.“ Emily öffnete die Zimmertür. „Ich hab meinen Besen hier. Hast du einen?“

Inga verzog das Gesicht. „Ich hab keinen eigenen. Hab ich bisher auch nie gebraucht, außerdem dachten meine Eltern wohl es wäre sicherer. Für alle anderen zumindest.“

Emilys Mundwinkel zuckten. „Dann müssen wir uns einen zweiten besorgen. Wer hat noch einen?“

„Harry, die Zwillinge, Lasse“, sagte Inga. „Die Weasleys haben mehrere, aber die liegen wahrscheinlich im Fuchsbau.“

„Dann ist die nächste Frage wer ist wohl am wenigsten sauer wenn ihr uns einen nehmen?“ Emily runzelte die Stirn. „Ich glaub die Zwillinge würden uns am ehesten helfen.“

„Zeitverschwendung, ich leihe mir Lasses aus.“ Ingas Augen funkelten spitzbübisch auf. „Hab ich früher auch immer gemacht und ich lebe noch.“

„Wenn du meinst.“ Emily zog ihren Feuerblitz unter dem Bett hervor. „Soll ich mitkommen?“

„Nee, ist unauffälliger wenn ich alleine gehe.“ Und schon war Inga zur Tür hinaus.

In der Zwischenzeit suchte Emily ihre Jacke und ihre Schuhe in dem Chaos, das die beiden Mädchen in der letzten Zeit in dem Zimmer verursacht hatten. Am Ende fand sie ihre Jacke im Koffer zusammen mit dem rechten Schuh und den linken unter der Kommode neben Ingas Bett.

Keine zehn Minuten später tauchte Inga wieder auf und hielt den Besen triumphierend in der Hand. „Das war einfacher als gedacht. Lasse bewahrt seinen Besen immer noch im Schrank auf. Jungs sind so vorhersehbar.“

„Super.“ Emily grinste. „Zieh dir am besten ne dicke Jacke an. Das letzte Mal war es saukalt, selbst wenn Moody uns nicht durch irgendwelche Wolken geschickt hat.“

„Aye, aye.“ Inga fand ihre Jacke ebenfalls dort wo sie eigentlich nicht sein sollte, nämlich auf dem Schrank, dessen Tür klemmte und deshalb von niemandem benutzt wurde. Dennoch waren beide Mädchen bald startklar und Emily kletterte als erstes auf das Fensterbrett. Ihr Feuerblitz schwebte neben ihr in der Luft und als sie sich vergewissert hatte, dass gerade keine Muggel zusahen, kletterte sie ziemlich waghalsig auf den Besen und schoss dann nach oben in die Luft.

Inga folgte etwas langsamer, doch beide stiegen höher und höher, bis sie sicher waren, dass kein Muggel sie mehr sehen würde.

„Weißt du wo wir lang müssen?“, rief Inga.

„Nicht so ganz.“ Emily guckte beschämt drein. In ihrer Hast zu Leo zu kommen, hatte sie vergessen nach zu gucken wo genau das Hotel lag. Dafür hatte sie immer noch den Zettel mit der Adresse. „Ich brauch nur ne Karte.“

„Siehst du hier irgendwo eine Karte?“, erwiderte Inga sarkastisch. „Planung ist nicht gerade unsere Stärke, oder wie?“

„Nö.“ Emily grinste schwach, während sie ihren Zauberstab aus der Jackentasche fummelte. „Aber wozu können wir zaubern?“

„Du kannst es.“ Inga verzog neidisch das Gesicht. „Das ist so gemein, dass du immer zaubern darfst.“

Emily zuckte nur mit den Schultern und tippte mit dem Zauberstab auf den Zettel mit der Adresse von Leos Hotel. Es war eine Abwandlung des Zeig-Mir-Zaubers, den sie Harry für das Turnier beigebracht hatten.

Ihr Zauberstab zuckte ein paar Mal in Emilys Hand und sie legte ihn flach auf ihre Handfläche, wo er sich drehte und stehen blieb. „In die Richtung müssen wir.“

Ohne ein weiteres Wort flogen die Mädchen los. Immer wieder stoppten sie um die Richtung zu korrigieren, doch da das Hotel in London war, sollte es nicht lange dauern es zu finden. Endlich vibrierte Emilys Zauberstab, das Zeichen, dass sie nun über dem Hotel schwebten.

Inga deutete auf einen winzigen Balkon, der vor einem der Zimmer angebracht war und sie landeten. Es war fürchterlich eng und Emily befürchtete jeden Moment würde der Balkon einstürzen, weil er knarrte und auch das Geländer nur noch lückenhaft vorhanden war. Das Hotel sah nicht besser aus, die Farbe blätterte an den meisten Stellen ab, ein paar Fensterläden hingen krumm und schief in den Angeln, eins der Fenster war sogar eingeschlagen.

„Bist du dir sicher, dass das richtige Hotel ist?“ Inga betrachtete zweifelnd das Haus.

Emily nickte. „Hier vermuten ihn die Malfoys am wenigsten. Jetzt müssen wir nur noch sein Zimmer finden.“

„Ich glaube nicht, dass es uns viel helfen wird da einfach reinzuspazieren“, sagte Inga.

„Dann müssen wir in jedes Fenster reingucken“, erwiderte Emily entschlossen. „So viele Fenster sind Merlin sei Dank nicht beleuchtet.“

„Wir hätten Leo vorher Bescheid sagen sollen“, seufzte Inga und stieg auf ihren Besen. „Warum fällt einen so etwas erst dann ein wenn es schon zu spät ist?“

„Los komm.“ Emily schwebte schon wieder in der Luft und flog auf das erste Fenster zu. „Sollen wir uns aufteilen?“

„Okay. Ich übernehm das untere Stockwerk.“ Inga ließ sich tiefer sinken und verschwand beinahe vollständig in der Dunkelheit. Die engen Gassen rundherum boten ihnen genug Schutz vor neugierigen Blicken.

Sie hatten das Hotel beinahe umrundet als Emily nach Inga rief. Sofort kam Inga angeflogen und stoppte neben Emily. „Was ist?“

„Siehst du den Koffer auf dem Bett?“ Emily deutete durch das Fenster. „Und das auf dem Stuhl sieht aus wie die Schulroben, findest du nicht?“

„Doch“, sagte Inga langsam. „Aber lass uns lieber noch abwarten ob jemand ins Zimmer kommt. Ich möchte ungern plötzlich bei jemand fremdem im Zimmer stehen.“

Wenige Minuten später öffnete sich eine Tür in dem Zimmer und ein großgewachsener Junge mit blonden Haaren kam herein.

„Leo.“ Unwillkürlich erschien ein Lächeln auf Emilys Lippen während sie hastig gegen das Fenster klopfte.

Leo wirbelte herum, seine Hand flog zu seiner Hosentasche, wo er seinen Zauberstab aufbewahrte und bewegte sich dann vorsichtig auf das Fenster zu. Emily und Inga klopften immer lauter und riefen seinen Namen. Endlich öffnete er das Fenster.

„Lass uns rein“, zischte Inga. „Hier ist es kalt.“

„Emily? Inga?“

„Na, wer denn sonst.“ Inga quetschte sich durch das Fenster und landete im Zimmer, dicht gefolgt von Emily.

„Was macht ihr hier?“ Leo sah sie mit großen Augen an.

„Dich retten.“ Emily grinste stolz. Sie hatte gar nicht geahnt wie sehr es sie erleichterte, dass es Leo gut ging. Auch wenn er dünn geworden war und er erschöpft aussah, als ob er seit langem nicht mehr richtig geschlafen hatte. Sie schloss ihren Freund in die Arme und verbarg ihr Gesicht an seiner Brust, er war über den Sommer in die Höhe geschossen. „Ich hab dich vermisst.“

Leo zog sie näher an sich. „Ich dich auch.“ Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn. „Aber wie seid ihr hierher gekommen? Wissen die anderen davon?“

„Na wie wohl“, sagte Inga nachdem sie Leo begrüßt hatte. „Die Besen haben wir nicht zum Saubermachen mitgenommen. Und nein, die anderen wissen nichts.“

„Ich habe Remus und Sirius Bescheid gesagt, doch die beiden wollten erst noch mit Dumbledore sprechen und sie wären frühestens erst morgen bei dir gewesen“, sagte Emily. „Wir hatten Angst, dass die Malfoys schon hinter dir her sind.“

Leo zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung, ich bin seit einer Woche weg. Bis jetzt habe ich noch nichts gehört. Aber denen sind hier zu viele Muggel.“ Das letzte klang verächtlich.

„Pack deine Sachen“, sagte Inga. „Wir sollten so schnell wie möglich wieder zurück.“

„Ihr hättet mich nicht holen müssen“, protestierte Leo. „Ihr hättet warten sollen-"

„Meinst du wir lassen dich im Stich?“, sagte Emily kopfschüttelnd. „Red keinen Quatsch. Außerdem je eher wir dich hier raus kriegen, desto besser.“

„Außer du willst noch länger in diesem schönen Zimmer bleiben“, sagte Inga und sah sich zweifelnd im Zimmer um. Das Zimmer sah auch nicht besser aus das Hotel von außen, die Möbel hatten ihre besten Jahre auch schon hinter sich und in der Luft lag der gleiche Geruch von Moder wie am Grimmauldplatz.

„Ich lehne dankend ab.“

„Siehste.“ Inga grinste und machte sich daran die Bücher, die auf einem wackeligen Tisch lagen zusammen zu stapeln.

Innerhalb weniger Minuten hatten sie Leos wenige Habseligkeiten in den Koffer geschmissen und Emily beschwor Seile herauf, mit denen sie den Koffer an Ingas Besen befestigten.

„Wieso kannst du in den Ferien zaubern?“ Leo runzelte die Stirn.

„Weil ich so lange offiziell als tot galt, wurde die Spur gelöscht“, erklärte Emily. „und anscheinend nie wieder auf mich gelegt. Musst du den Schlüssel abgeben?“

„Ich glaub nicht. Die wollten auch nichts außer mein Geld sehen“, sagte Leo.

Inga kletterte als erstes aus dem Fenster und schwang sich auf ihren Besen, beinahe wäre sie noch abgestürzt weil der Koffer sie nach unten zog. Doch sie konnte sich wieder fangen und machte dann Platz vor dem Fenster.

Emily kletterte als nächstes auf ihren Besen, während Leo hinter ihr Platz nahm und seine Arme um ihre Taille schlang. Sie stieß sich mit einem Bein vom Fensterbrett ab und schoss in die Luft. Leos Griff wurde schlagartig fester, doch Emily ließ sich nicht beirren, sondern folgte Inga hoch.

„Ich hoffe du hast dir den Weg zurück gemerkt“, rief Inga.

„Immer nach Süden“, rief Emily zurück. „Oder so.“ Sie lachte hell auf. In diesem Moment war das einzige was zählte, die Person, die hinter auf dem Besen saß.

***

Irgendwann fanden sie doch den Weg zurück zum Grimmauldplatz. Alle drei waren müde und erschöpft, Emily hatte schon längst ihr Zeitgefühl verloren.

Weil Leo das Haus nicht sehen konnte, landeten sie in dem kleinen Park auf der gegenüber liegenden Straßenseite, wie damals Emily und Harry. Am Grimmauldplatz Nummer Zwölf waren nur noch wenige Fenster erleuchtet, die meisten schliefen schon.

Aber sie hatten immer noch keine Antwort auf die Frage, wie sie Leo ins Haus bekommen sollten. So weit Inga berichtete, konnte nur Dumbledore bestimmen wer Zutritt zum Haus bekam, da es unter dem Fideliuszauber lag.

Emily erkannte den Zauber, es war der gleiche Zauber, der damals ihre Eltern hatte schützen sollen. Doch Dumbledore würde den Orden niemals verraten.

„Vielleicht sollte trotzdem jemand von uns klingeln“, schlug Inga vor. „Irgendwem wird schon was einfallen.“

Emily nickte. „Leo, stell dich am besten mit auf den Bürgersteig. Dann können die dich wenigstens sehen. Wir müssen nur eben über die Straße. Inga, du kommst doch auch mit, oder?“

„Klar.“ Inga seufzte. „Auch wenn ich nicht glaube, dass es ein sonderlich warmer Empfang wird.“ Irgendwie hatte keiner von beiden weiter als bis zu Leos Rettung aus dem Hotel gedacht.

„Geht schon“, sagte Leo. „Dann habt ihr es wenigstens hinter euch. Tut mir Leid, wenn ihr wegen mir in Schwierigkeiten geratet. Ihr hättet wirklich nicht-

„Quatsch, das ist es schon wert.“ Emily grinste schief.

Gemeinsam überquerten die beiden Mädchen die verlassene Straße und stiegen die paar Stufen zur Eingangstür hoch. Der große schlangenförmige Türklopfer schien sie hämisch anzugrinsen, doch Emily holte einmal tief Luft und klopfte.

Keinen Augenblick später, als ob jemand auf sie gewartet hätte, wurde die Tür aufgerissen und Mrs Weasley stand vor ihnen.

Das sah nach Ärger aus.

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