18

"Raus aus den Federn, ihr Süßen!"

Gemmas brüllen reißt mich aus dem Schlaf. Von einem Moment auf den anderen, ist auch noch meine Decke weg und ich spüre den kühlen Luftzug an meinen Beinen.

Diego neben mir schläft ruhig weiter. Meine Schwester steht mit einer Schüssel in der Hand am Bettende, löffelt ihr Müsli und starrt mich ungeniert an. Ich rolle mit den Augen und gebe meinem Kumpel einen Stoß in die Rippen, damit auch er aufwacht.

Er murmelt unverständliche Worte vor sich hin und dreht sich von mir weg.

Ich quäle mich in eine aufrechte Position. Gemma grinst mich verschmitzt an. Genervt werfe ich mein Kissen nach ihr. Nur knapp kann sie ausweichen, ohne etwas zu verschütten. Wild fuchtelt sie mit dem Löffel herum und zeigt damit anschließend in meine Richtung.

"Du musst damit aufhören!", beschwert sie sich. Sie lässt den Löffel in die Schale fallen und fängt an, an ihrer Gesichtsmaske herumzuzupfen. Ich lege den Kopf schief.

"Sehe ich anders", gebe ich zu und sehe mich im Zimmer um. "Wo ist das Feuerzeug?"

Sie zieht die Maske nun komplett ab und wirft sie in den Mülleimer unter meinem Schreibtisch.

"Feuerzeug? Was ist das? Kenne ich nicht." Gemma drückt mir das Geschirr in die Hände und verfestigt den Knoten ihres Bademantels. Sie deutet hinter sich und dreht sich schwungvoll um. "Ich bin dann mal im Bad, Mum und Robin warten auf dich."

Seufzend lasse ich mich nach hinten fallen.

"Sag deiner Schwester, dass sie nervt", meldet sich Diego plötzlich zu Wort. Ich stimme ihm nickend zu. Es kann wirklich anstrengend mit ihr werden.

Fest klatsche ich meine Handfläche auf seinen Rücken, er ächzt.
"Mach es selbst. Komm dann mit Frühstücken", fordere ich von ihm, aber er schnarcht wieder leise vor sich hin. Mit einer abwinkenden Handbewegung stehe ich auf und verlasse das Zimmer. Mein Weg führt mich direkt in die Küche. Tatsächlich erwarten mich meine Mum und mein Stiefvater am kleinen Esstisch.

"Guten Morgen mein Schatz!", begrüßt Mum mich euphorisch, steht von ihrem Platz auf und drückt mich fest an sich. "Es freut mich dich zu sehen, Liebling. Wie geht es dir? Ist Diego noch hier? Wir haben uns so lange nicht mehr gehört oder gesehen, es gibt bestimmt viel zu erzählen. Bist du noch hier, wenn ich von der Arbeit Heim komme?"

Ich nicke und reichte dem lächelnden Robin die Schüssel. Er stellt sie in den Abwasch.

"Ja, ich bleibe eine Weile. Diego ist noch am Schlafen, den kriegt man nicht aus dem Bett", seufze ich und lasse mich auf Gemmas Stammplatz fallen. "Habt ihr ein Feuerzeug? Oder Streichhölzer?"

Robin lacht: "Gemma hat alles verbarrikadiert, tut mir leid." Er stellt mir Cornflakes vor die Nase. Darauf folgt ein Glas. Der orangefarbene Saft darin schwappt bei der schwungvollen Bewegung fast über den Rand. Neugierig beuge ich mich vor, um daran zu riechen.

"Was ist das?"
Normalerweise gibt es zum Frühstück hier immer Orangensaft, aber das ist keiner. Dafür ist der Saft zu gelblich.

"Pfirsich-Maracuja", antwortet meine Mutter, die am Herd steht und fleißig am Kochen ist. Mein Stiefvater füllt in der Zwischenzeit den Wasserkocher. Ich beobachte, wie er die Lade mit dem Tee öffnet. Er greift hinein, aber ich unterbreche ihn dabei.

"Haben wir Yorkshire Tea?"

Beide halten inne und drehen sich überrascht mir um. Verlegen sehe ich hinunter zu meinen Cornflakes und schiebe mir einen gehäuften Löffel davon in den Mund.

"Natürlich", meldet sich Robin zu Wort und bricht somit auch meine jahrelange Frühstücks-Tradition. Nie wollte ich einen anderen Tee als Earl Grey trinken. Früher habe ich mich manchmal sogar geweigert überhaupt zu frühstücken, wenn wir keinen mehr hatten. Darüber kann ich heute nur noch den Kopf schütteln.

Meine Mutter räuspert sich und widmet sich wieder dem Essen, das sie zubereitet. "Woher kommt der Sinneswandel?"

Ich ließ mir Zeit beim Kauen, um die Antwort hinauszögern zu können. Robin holt die Milch aus dem Kühlschrank und fragt mich stumm, ob ich sie in den Tee möchte. Nickend schlucke ich hinunter.

"Wir haben ein neues Gruppenmitglied und als ich krank war, hat er mir den öfter gemacht", nuschle ich.

"War Ramon denn etwa wieder nicht da?", möchte Mum wissen und hat wieder diesen eigenen Unterton in der Stimme, wenn er um Ray geht. Nach wie vor frage ich mich, ob der eher positiv oder negativ ist, aber das spielt auch keine Rolle mehr.

"Er war nicht da, nein. Können wir das Thema bitte lassen?"

Die Stirn meiner Mutter ist gerunzelt. Ihr ist anzusehen, dass sie mir wieder eine Predigt halten will, aber Robin lenkt sie glücklicherweise davon ab.

"Das Essen brennt an, Liebling", weist er sie hin und stellt die Teetasse auf den Tisch. Leise bedanke ich mich.

Sie schüttelt den Kopf und seufzt. "Nein, ich hab die Platte abgedreht."
Ich schlucke schwer, möchte aufstehen um mein Geschirr wegzuräumen, aber auch das übernimmt Robin.

Schlussendlich glättet sich wieder die Stirn meiner Mutter und sie holt drei Teller hervor. Einen davon beläuft sie mit den gekochten Nahrungsmitteln. "Erzähl uns von dem neuen Gruppenmitglied. Er muss ja ein ganz Lieber sein, wenn er sich so um dich kümmert", wechselt sie das Thema. Aber auch das kann mir gerne erspart bleiben. Ich kratze mich am Kinn und stütze anschließend meinen Kopf ab.
"Wie heißt er?"

"Er heißt Louis. Wir haben uns auf einer kleinen Party kennengelernt, draußen auf der Wiese. Später haben wir uns bei meiner Arbeit zufällig nochmal getroffen und ja. Hat sich eben alles so entwickelt irgendwie." Gegen Ende werde ich leiser und ich führe die Tasse langsam zu meinen Lippen, ignoriere, dass der Tee nicht nicht fertig gezogen und noch viel zu heiß ist.

"Und ihr versteht euch alle gut?", mischt Robin sich ein und setzt sich mir gegenüber. Seine Unterarme liegen auf dem Tisch, seine Hände sind ineinander verschränkt.

Ich nicke. Meine Mutter stellt den Teller mit dem englischen Frühstück vor mir auf den Tisch und streicht mir durch die Haare.

"Das freut mich. Du musst mir unbedingt mehr erzählen, aber ich muss in die Arbeit. Gemma und Diego sollen sich bitte auch was nehmen, es ist reichlich da. Es ist schön euch beide zur gleichen Zeit hier zu haben!" Sie drückt mir einen Kuss auf die Stirn und wuselt schnell aus der Küche.

"Kannst du ihr sagen, dass sie nicht immer kochen muss, wenn ich hier bin?", bitte ich Robin, was ihn Lachen lässt. "Und das geht auch an dich, ihr seid keine Diener."

"Wir machen es doch gerne, Harry. Genieß es, solange du kannst", lächelt er. Zögerlich erwidere ich es, als auch schon meine meckernde Schwester den Raum betritt.

"Weg von meinem Platz! Das ist pfui, hopp hopp. Verschwinde."

Kopfschüttelnd reiße ich mir ein Stück vom Toastbrot ab. "Wuff.".

Gespielt empört legt sie ihre Hand auf ihren Brustkorb und atmet dramatisch ein. "Wie bitte?"

"Das war Hundisch und bedeutet, dass du an meinem Hintern schnüffeln kannst."

Robin gibt einen undefinierbaren Ton von sich und steht auf. Er verabschiedet sich und verlässt den Raum.

Gemma löst die Sonnenbrille aus ihren Haaren und schiebt sie neu auf den Kopf. Ihre Nase ist gerümpft und die Augen groß. Sie deutet auf meinen Teller. "Für mich hat sie ewig nicht mehr in der Früh warmes Frühstück zubereitet!", beschwert sie sich und befüllt einen Teller damit.

Ich zucke mit den Schultern. "Ich bin nun mal ihr Lieblingssohn", scherze ich und leere das Saftglas. Mit verschränkten Armen lehne ich mich zurück.

Gemma lacht auf, meine Augenbrauen wandern in die Höhe. "Hättest du wohl gerne, du hast nur diesen Bonus, weil du dich nie meldest."

Beleidigt schiebe ich meine Unterlippe vor. Sie setzt sich mir Gegenüber und tritt mir sofort gegen mein Schienbein. Ein Schmerzenslaut verlässt meine Lippen. "Was soll der Mist?", beschwere ich mich. Gesichtsverzerrt reibe ich mir über die betroffene Stelle.

"Das ist dafür, weil du mir meinen Platz weggenommen hast", meist sie, als wäre es selbstverständlich. Verständnislos sehe ich sie an.

"Du bist selbst schuld, du hast uns geweckt und mir alle Möglichkeiten genommen, dir die Haare abzufackeln. Was erwartest du dir?"

"Liebe!", sie zieht die Vokale lang. Ich rolle mit den Augen. Gemma hat einen Knall.

Stumm esse ist weiter, meine Schwester tut es mir gleich. Wie Mum trägt sie heute nur Mascara. Ihre Sommersprossen sind wieder um einiges ausgeprägter als sonst. Ich muss Lächeln. "Ich hab dich vermisst, Ursula."

Da sie mit vollem Mund nicht spricht, zeigt sie mir provokant den Mittelfinger und grinst dabei.

Wir essen fertig und fläzen uns anschließend auf die Couch im Wohnzimmer. Gähnend bindet sie ihre Haare zu einem Zopf. Frech ziehe ich ihr währenddessen die braune Fleecedecke von den Beinen und zeige ihr die Zunge. Sie rollt mit den Augen, dreht sich zu mir und spielt gedankenverloren mit ihrer Fußkette. Ich sehe hinunter zu meinem Ring mit den Bären. Die Schmuckstücke sind Teile, die wir immer bei uns haben und sollen unsere Verbindung darstellen. Gemma hat recht, ich melde mich viel zu selten bei meiner Familie. Aber egal wie schwierig es, vor allem zwischen uns, sein kann, es ändert nichts an unserer Beziehung zueinander. Und das zu wissen und zu haben, ist beruhigend.

Mein Blick wandert zu einem anderen Ring. Er ist Silber und mit einem Rubin geschmückt. Ich drehe ihn hin und her, das Licht reflektiert im tiefen rot. Der Gedanke ihn abzunehmen, fliegt mir durch den Kopf, aber ich bringe es nicht übers Herz. Solange Ray ihn nicht zurückverlangt, behalte ich ihn. Zumindest zur Erinnerung.

"Harry? Was ist los?", fragt Gemma und ich sehe auf. Ihr Shirt rutscht über ihre Schulter. Sie zieht es wieder hoch.

"Ray und ich haben uns getrennt", schießt es aus mir heraus. Gemmas Gesichtsausdruck ist überrascht. Peinlich berührt wandern meine Augen kreuz und quer durch den Raum. "Ich habe Louis geküsst. Wir haben uns geküsst. Vorgestern", fahre ich fort. Ich setzte auch an, weiteres zu sagen, doch meine Stimme bleibt weg. Wild schüttle ich meinen Kopf. Beim nächsten Versuch ihr von dem Vorfall zu erzählen, gelingt es mir. Doch meine Stimme ist zittrig und mein Magen möchte mein Frühstück loswerden und hinaufschicken.

Wortlos hört mir meine Schwester zu. Meine Hände sind am Beben. Der Versuch es mit Handgesten zu kaschieren, scheitert, weswegen ich sie unter meine Oberschenkel schiebe. Langsam beende ich meine Rede.

Gemma bläst die Wangen auf. Zischend lässt sie die Luft wieder raus.

"Soll ich etwas dazu sagen?", fragt sie mit hochgezogenen Augenbrauen und ich zucke mit den Schultern. Ich weiß es nicht. Ja und nein.

Sie nickt, doch das wandelt sich in ein Kopfschütteln um. Ihre Augen sind fest zusammengepresst, als sie nachdenkt. Mit Daumen und Zeigefinger zwirbelt sie ihre Babyhaare ein. Sie kratzt sich am Kopf und fuchtelt kurz mit der Hand herum.

"Was hast du dir dabei gedacht?"

"Keine Ahnung. Nichts."

"Das war eine rhetorische Frage, Harry. Soll ich mit dir schimpfen oder soll Mum das übernehmen?"

"Keine Ahnung, frag nicht. Mach einfach!", jammere nun auch ich herum. Gemma winkt mich zu sich.

"Komm her."

Erst zögere ich, doch schlussendlich rutsche ich zu ihr rüber und lege mich in ihre Arme. Sanft krault sie meine Kopfhaut.

"Magst du mir von Louis erzählen?", erkundigt sie sich und ich murre vor mich hin, verstehe nicht wieso. Er würde sich nur wieder in meinen Kopf brennen und das möchte ich verhindern. Wir sind getrennte Wege gegangen, warum sollte ich mich daran jetzt festhalten? Wer weiß, vielleicht haben wir uns gestern das letzte Mal gesehen. Andererseits hat er mir versprochen, dass alles gut wird. Ohne ihm, wäre das aber nicht der Fall.

Ich schließe meine Augen. Vielleicht tut uns die Auszeit ja gut. Vielleicht reicht es, wenn wir später irgendwann nochmal über das ganze reden.

"Ich mag Louis", stelle ich fest. Es macht mich nervös und es fühlt sich so an, als würde mein Herz eine Spur schneller und kräftiger schlagen.

"Bist du in ihn verliebt?"

Fest presse ich meine Lippen zusammen. Automatisch möchte ich verneinen, gleichzeitig heben sich aber auch meine Schultern. "Eigentlich nicht", flüstere ich.

"Eigentlich?"

"Ja."

"Harry, das hilft keinen von uns weiter. Das weißt du, oder?"

Schwungvoll setze ich mich auf. Ich drehe mich zu ihr um. Gemmas Augen strahlen eine beschützende Wärme aus. Es lässt mich besser fühlen, zumindest ein bisschen.

"Ich liebe Ray, das mit Louis funktioniert nicht."

Gemma lacht. "Das glaubst du doch selbst nicht, Harry. Ihr habt-"

"Sag es nicht!", unterbreche ich sie aufgebracht. Hastig verstecke ich mich unter der Decke. Wir fangen an zu raufen und zu diskutieren, bis uns ein lautes Gähnen unterbricht.

Neugierig sehe ich unter der Decke hervor. Diego kratzt sich verschlafen am Bauch. Uns schenkt er nicht viel Aufmerksamkeit und er schleift wortlos in die Küche. Nur wenige Sekunden später zerbricht ein Glas am Boden.

"Fuck!"

~♡~

Hello peeps! How are ya?

Ich hab gestern bisschen den Überblick verloren, was das hochladen betrifft. Ich war so verwirrt, wusste nicht ob ich gestern oder erst heute hochladen muss... well xD but I did it haha

Und ich hab eigentlich eine Story geplant gehabt, die ich jetzt doch nicht schreibe. Ich habs versucht, aber es ging einfach nicht, ich kam nicht weiter, also werde ich an etwas anderem arbeiten. Was aber auch bedeutet, dass ich das Gefühl hab ich muss mich stressen, damit nicht zu lang nichts von mir hier hochgeladen wird :( was dumm ist...
But all in all: i feel better with that :)

Was denkt ihr passiert denn noch so alles hier in der Story? Oder wie sind generell eure Gedanken zu all dem?

See you soon.
Loads of love xx

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