Kapitel 56: Zusammenstoß (1.650)

Jungkook's Sicht:

Heute ist es soweit. Heute findet die Gerichtsverhandlung von den Mördern unserer Eltern statt.

Unruhig liege ich auf dem Bett neben Tae und kaue vor lauter Nervosität und Aufregung auf meinen Fingernägeln rum.

Taehyung neben mir ist schon vor einiger Zeit eng an mir gekuschelt eingeschlafen, da er letzte Nacht wohl wieder nicht gut geschlafen hat. Er hat mir zwar nicht erzählt, dass er schlecht geschlafen hat, aber dennoch habe ich gemerkt, dass es so war.

Das passiert in letzter Zeit zunehmend öfter.

Ich dachte eigentlich immer ich wäre derjenige in unserer Beziehung, der schlecht träumt, doch scheinbar ist es in letzter Zeit eher Taehyung und das macht mir um ehrlich zu sein unglaubliche Sorgen.

Jedenfalls halte ich es langsam nicht mehr aus einfach nur hier rum zu liegen und die Zeit tot zu schlagen.

Deshalb befreie ich mich langsam aber sicher aus dem Klammergriff meines in letzter Zeit immer anhänglicher gewordenen Freundes und stehe so leise wie möglich auf, um ihn nicht zu wecken.

Ich werfe nochmal einen kurzen Blick zu meinem Bett um sicher zu sein, dass er noch schläft, ehe ich nun langsam aus meinem Zimmer gehe und mich nach unten in die Küche begebe, um mir ein Getränk zu nehmen.

Mitsamt diesem lasse ich mich dann gedankenverloren an dem Küchentisch nieder und überlege, wie ich Taehyung helfen kann, wenn er mir doch nicht erzählt, warum er so schlecht schlafen kann.

Naja, ähnlich muss es dann wohl auch Tae ergangen sein, als er zwar wusste, dass Jimin, Jin, Hoseok und ich gewaltige Probleme haben, ihm aber nicht sagen konnten, was für Probleme.

Ich hoffe einfach, dass Jin und Jimin nachher mit guten Nachrichten wieder kommen, sodass ich dann auch noch diese eine Sache machen kann, ehe ich meinem Freund endlich erzählen kann, wer ich bin beziehungsweise war. Oder besser gesagt was.

„Hey, Kooks. Alles okay bei dir?" reißt mich plötzlich Hobi's Stimme aus meinen Gedanken, der sich ebenfalls ein Getränk nimmt und mich dabei besorgt mustert.

„Ja. Ich bin nur in Gedanken." „Wegen der Gerichtsverhandlung?" entgegnet mein bester Freund, während er sich nun mir gegenüber setzt. „Auch. Die Beweise sind so gering. Meinst du wirklich, dass sie bestraft werden für das, was sie uns und unseren Eltern angetan haben?" „Ich weiß es nicht, Kookie. Aber wenn ich mich recht erinnere, hat Jimin doch gemeint, dass einer der Typen dich und Jin sogar bedroht hat und im gleichen Zug auch gestanden hat."

„Ja. Hat er auch. Sogar in der Gegenwart von drei Polizisten, aber deshalb können sie nun in der Gerichtsverhandlung dennoch alles abstreiten. Somit würde Aussage gegen Aussage stehen. Ich meine klar ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass sie einem rosanen und drei grünen Magiern mehr glauben als roten Magiern, aber dennoch gibt es sonst keine weiteren aussagekräftigen Beweise."

„Ja eben. Vor allem du und Jin bekommt mehr Vertrauen, als die Roten. Ich meine, wie selten ist es bitte, dass man violetten und rosanen Magiern begegnet? Also denke positiv." lächelt mich unser Sonnenschein an und bringt mich somit zum Kichern. „Und was ist es noch, das dir durch den Kopf geht?" hakt der Ältere nach. „Tae." beantworte ich kurz und knapp, ehe ich noch einen Schluck trinke und dann weiter erzähle:

„Seit fast drei Wochen ist er so unglaublich anhänglich. Nicht dass es mich stören würde, aber er scheint in letzter Zeit öfter mal schlecht zu träumen, nur erzählt er es mir nicht. Dabei hatte er mir an dem Tag seines Suizid-Gedankens doch versprochen immer zu mir zu kommen."

Kaum habe ich zu Ende gesprochen verschluckt sich Hoseok an dem Getränk, das er sich geholt hat. „Seinem Suizid-Gedanken?" fragt er mit großen Augen, als er sich wieder weitestgehend eingekriegt hat. Direkt weite auch ich meine Augen.

Stimmt ja. Weder Jimin noch Hoseok wussten ja davon.

„Wann war das denn?" fragt der Braunhaarige weiter nach. „Das ist schon eine ganze Weile her. Im März war das. An dem Tag, als er nicht in die Schule gekommen ist und wir ihn nicht erreichen konnten." setze ich ihn in Kenntnis.

Schließlich wissen es mittlerweile auch Tae's Eltern, also kann ich es ruhig auch Hoseok erzählen.

„Und wir haben das nicht gemerkt? Warum habt ihr denn nichts gesagt!?" schreit Hoseok schon fast. „Ich sollte es Tae versprechen. Du weißt genau so wie ich, dass er es nicht leiden kann, wenn jemand von seinen Problemen und Sorgen weiß. Er ist zu sehr in der japanischen Kultur, der Depp. Aber immerhin konnte ich ihn dazu bringen, wenigstens immer zu mir zu kommen, wenn ihn etwas beschäftigt. Doch er macht es irgendwie nicht mehr, wenn er schlecht schläft und ich weiß einfach nicht, wie ich ihm helfen kann, wenn er doch nicht mit mir redet."

„Ganz ruhig, Kookie. Ich bin mir sicher, dass er schon zu dir kommen wird, wenn er bereit dazu ist." „Meinst du?" frage ich nochmal nach. „Klar. Aber du solltest das doch besser wissen als sein Freund." lächelt er noch. „Wenn Tae etwas versprochen hat, dann hält er es auch. Also gib ihm einfach noch ein bisschen mehr Zeit." „Du hast Recht, Hyung. Danke, dass du mir zugehört hast." lächle ich auf die Worte Hobi's hin. „Immer wieder gerne, Dongsaeng." zwinkert mir der Ältere zu, ehe plötzlich ein Schrei von oben zu vernehmen ist.

Augenblicklich schrecken Hoseok und ich zusammen, ehe wir uns wie verschreckte Hühner erstmal ansehen und anschließend nach oben rennen wollen und uns dabei Tae entgegen rennt. Aufgrund meines Zusammenstoßes mit meinem Freund, falle ich die wenigen Stufen runter und gebe einen Schmerzenslaut von mir, ehe ich sehe, wie auch Taehyung ins Schwanken kommt. Schnell reagiere ich und sorge dafür, dass er nicht auch noch unsanft auf dem Boden landet, indem ich ihn kurz vorher mit meiner Magie kurzzeitig schweben lasse, ehe ich ihn sachte auf den Boden lasse.

„Was zur Hölle ist passiert?" fragt Hoseok mit großen Augen, ehe er besorgt auf mich zukommt und dabei fragt: „Alles okay, Kookie?" Währenddessen ich als Antwort nicke, hilft mir der Ältere auf die Beine und ich halte mir mit einem leichten schmerzvollen Zischen meine beiden Hände auf meine linke Seite, die wohl etwas abbekommen hat beim Runterfallen der Treppe, ehe ich mich besorgt meinem Freund zuwende, der wie versteinert noch immer auf dem Boden liegt.

Ich hocke mich vor ihm hin und lege meine Hand an seine Wange, während ich mit der anderen noch immer meine schmerzende Seite halte. „Tae. Baby. Was ist passiert? Geht es dir gut?" frage ich besorgt, woraufhin er mich mit Tränen in den Augen ansieht, ehe er sich schnell aufsetzt und mich in seine Arme nimmt. Durch den Schwung falle ich auf meinen Hintern und auch meine linke Seite schmerzt nochmal eine Spur stärker, weshalb ich wieder ein schmerzvolles Zischen von mir gebe, jedoch meine Arme ebenfalls um ihn schlinge.

„Hast du wieder schlecht geträumt?" frage ich leise, den Schmerz ignorierend, woraufhin mein Freund nickt, wie ich an meiner Schulter spüren kann und er sich noch mehr an mich drückt, sich in mein T-Shirt krallt und scheinbar auch einige Tränen verliert, da mein T-Shirt zunehmend nasser wird.

Ich seufze frustriert, ehe ich ihm einige Küsse in seine Halsbeuge und auf seinen Haarschopf hauche.

„Wirst du mir irgendwann erzählen, was dir die ganze Zeit so eine unfassbare Angst macht?" „Das weißt du doch schon längst." entgegnet der Ältere mit zitternder Stimme und scheint sich kurzzeitig anzuspannen, was mir wieder die Schmerzen in Erinnerung ruft, weshalb ich erneut schmerzhaft aufzische.

„Kookie, lass uns das erstmal ansehen." sagt plötzlich Hoseok und versucht Tae von mir wegzuziehen, was ihm jedoch nicht so gut gelingt.

Was auch immer mein Freund wieder geträumt hat: Es muss unglaublich schlimm für ihn gewesen sein, wenn er sich so fest an mich krallt, dass Hoseok solch immense Probleme hat, Tae von mir zu entfernen.

„Taehyung. Lass nur mal für ein paar Sekunden von Jungkook ab. Ich muss ihn mir kurz ansehen." Und tatsächlich lässt der Schwarzhaarige erst jetzt von mir ab. Wenn auch widerwillig.

Erneut hilft mir Hoseok auf meine Beine, wobei ich wieder ein schmerzhaftes Zischen von mir gebe und nun auch Taehyung mich mit großen Augen ansieht. Hoseok stützt mich bis zu einem der Küchenstühle. „T-Shirt aus, Kookie." befiehlt der älteste Anwesende. Ich folge seiner Anweisung und ziehe mir das Oberteil über den Kopf, damit sich mein bester Freund das genauer ansehen kann.

„Tut das weh?" fragt Hoseok, während er mit leichtem Druck meine Seite abtastet. Wieder gebe ich ein schmerzvolles Zischen von mir, ehe ich seine Frage abnicke.

„Tae. Hol mir mal bitte den Erste-Hilfe-Kasten aus dem Flur." sagt Hoseok, doch mein Freund bleibt noch immer wie versteinert stehen. Den Blick stetig auf meine linke Seite gerichtet, während ich meinen Blick nicht von der gerade so zerbrechlich wirkenden Gestalt meines Freundes wenden kann. Das letzte Mal, als ich ihn so gesehen habe, war vor gut drei Wochen bei seinem ersten Albtraum, in dem ich laut ihm gestorben bin.

Das ist es also?
Das ist es, wovor er Angst hat?

„Taehyung?" wedelt Hoseok nun vor dem Gesicht meines Freundes umher, welcher sich jedoch noch immer nicht regt, sondern stattdessen Tränen über seine Wangen laufen und er seine Lippen aufeinander presst.

Ich will gerade schon aufstehen und Taehyung einfach nur in den Arm nehmen, da kommt mir jedoch schon Hoseok zuvor: „Du bleibst gefällig noch sitzen, bis ich mit dir fertig bin, Mister!" Erschrocken über den sehr seltenen befehlenden Tonfall aus dem Mund unseres Sonnenscheines bleibe ich sitzen, ehe sich dieser nun selbst den Erste-Hilfe-Kasten holt und Tae plötzlich nach oben rennt.

„Tae!" rufe ich ihm noch hinterher, doch er bleibt nicht stehen. Wieder will ich aufstehen, doch da drückt mich Hoseok schon an meinen Schultern zurück auf den Stuhl. „Warte. Lass ihn noch kurz alleine. Du kannst zu ihm, sobald ich dich untersucht und verarztet habe."

Abwesend nicke ich, ehe mein bester Freund nun auch schon beginnt mich zu untersuchen.




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