15 | Sack voller Geschenke
Ihr Lieben, etwas später als gewohnt gibt es das 15. Türchen. Heute geht es beim Mädelsabend weiter. Ich hoffe, ihr mögt es :D
„Du guckst das auch?", platzte es fassungslos aus Willow heraus, bevor sie ein trockenes „Hätte ich mir ja denken können" hinterherschob.
„Wie Paare sich in einer Fernsehshow die Treue beweisen wollen? Klar zieh ich mir das rein", grinste Cassie. Willow verdrehte die Augen.
„Ich sage ja: du hast keinen Anspruch an dich selbst."
„Um ehrlich zu sein, schaue ich das nur wegen diesem einen Typ... Dieser muskulöse Schönling, der reihenweise die Frauen anflirtet", offenbarte Cassie grinsend.
„Du guckst also fremd", kommentierte Willow.
„Viel im Kopf hat er nicht, aber er ist schön anzuschauen."
„Also ich finde, er hat ein bisschen was von Taylan", sagte Nika, während sie sich durch das Menü des Streaming-Anbieters klickte.
„Lass das besser Marten nicht hören", lachte Cassie. Nika seufzte.
„Klar – er kann sich auf dem Kiez rumtreiben und sich Frauen anschauen, aber wenn ich irgendeinen Fremden in einer Fernsehsendung ansehe, ist das ein Grund, mich direkt zu steinigen", kommentierte sie theatralisch, dann startete sie die aktuelle Folge. Willow machte es sich zwischen den beiden gemütlich.
Eine Weile verfolgten sie schweigsam die Handlung, doch als eine der Frauen drohte, dem Charme eines gutaussehenden, muskelbepackten jungen Mannes zu erliegen, hielt Willow es nicht mehr aus.
„Als Gott die Gehirne verteilt hat, stand sie gerade in einer Schlange für Schuhe an..."
Sie verdrehte die Augen, drückte sich unangenehm berührt in die weichen Kissen und strich sich die dunklen Locken nach hinten, während Cassie ihr ein amüsiertes Schmunzeln zuwarf.
„Hallo? Du hast schon mitgekriegt, wie heiß dieser Typ ist, ja? Kein Wunder, dass sie sich nicht entscheiden kann, ob sie ihn ranlassen will oder nicht", warf Cassie triefend vor Sarkasmus ein und griff in die Schüssel mit Popcorn, die zwischen ihnen stand. Nika, die bis gerade eben den Blick auf den großen Flat-TV an der Wand gegenüber gerichtet hatte, drehte den beiden den Kopf zu.
„Ich weiß gar nicht, was du hast, Willow. Er hat ihr doch gerade praktisch unverblümt aufs Brot geschmiert, dass er sie für blöd hält – also seid ihr doch im Grunde einer Meinung", grinste sie.
„Er sagt zu ihr: ,Hör auf, so viel nachzudenken. Das tust du doch auch sonst nicht'. Und sie weiß nicht, ob sie ihn jetzt ernsthaft interessanter findet als ihren Freund. Ich meine, da kann im Kopf doch wirklich nicht viel passieren, wenn sie diesen Wink mit dem Zaunpfahl nicht verstanden hat. Er nimmt sie praktisch überhaupt nicht ernst, für ihn ist sie einfach nur eine weitere Kerbe in seinem Bettpfosten."
„Sie hat Recht", pflichtete Cassie ihrer jüngeren Schwester bei. „Ich meine, schau sie dir doch an. Wie sie da sitzt und verlegen in die Kamera kichert, weil sie nicht sicher ist, ob er ihr einfach nur die Unsicherheit nehmen wollte, damit er ihr ungeniert die Zunge in den Hals stecken kann..."
Sie deutete auf die Blondine, die gerade im Close-Up zu sehen war und ein Statement zu ihrem vergangenen Date mit dem eigentlich vergebenen Schwarm abgab. Cassie lachte auf.
„Wie du dich in Rage redest", kommentierte sie kopfschüttelnd und schob sich noch etwas Popcorn in den Mund. Die Szene wechselte zu einer anderen Einstellung. In der Villa war offenbar gerade eine wilde Party in vollem Gange. Zwei Blondinen tanzten lasziv miteinander und reckten sich die üppigen Rundungen entgegen, doch die Männer beachteten sie kaum, sondern waren damit beschäftigt, sich mit zwei weiteren rassigen Schönheiten auf einer weißen Designercouch zu unterhalten.
„Manche Männer sollten eigentlich froh sein, dass ihre Freundinnen so anständig bleiben, während die sich wie die letzten Vollidioten benehmen und jeder Frau nachjagen, deren Rock nur kurz genug-"
Nika brach ab und beobachtete fasziniert und schockiert gleichermaßen, wie eine der Verführerinnen einem der vergebenen Männer ungeniert in den Schritt griff – vor allen Anwesenden.
„Was zur Hölle ist falsch mit denen? Schämen die sich gar nicht?"
Cassie war die Erste, die diese Szene kommentierte.
„Und ihr sagt, ich soll mir keinen Kopf machen, wenn Carlos sich die Nächte auf dem Kiez um die Ohren schlägt", warf Willow trocken ein. Cassie drehte ihrer Schwester den Kopf zu.
„Entspann dich mal. Der weiß genau, dass du ihn kastrierst, wenn er sich von irgendeiner an die Eier grabschen lässt", sagte sie schmunzelnd.
„Das ist nicht witzig", erwiderte Willow. „Ich meine, wieso sind manche Frauen so skrupellos? Die wissen doch, dass die Männer vergeben sind."
„Weil sie dafür bezahlt werden, sie zu verführen", erklärte Nika trocken, so, als sei es das Selbstverständlichste der Welt. Willow sah sie aus großen Augen an.
„Aber das ist doch keine Rechtfertigung!"
„Natürlich nicht, aber es ist das Konzept der Show. Ich habe nicht gesagt, dass es besonders niveauvoll ist, oder sowas", gab Nika beruhigend zurück. „Außerdem kann man das über die Arschloch-Männer da drin genauso sagen. Die baggern auch auf Teufel komm raus ohne Rücksicht auf Verluste an den eigentlich vergebenen Frauen rum – die interessiert es ja auch nicht, dass die eigentlich in festen Händen sind und das eine Paar sogar verheiratet ist."
„Apropos verheiratet...", unterbrach Cassie die hitzige Diskussion und deutete mit einem Kopfnicken auf den Fernseher. Dort hatte die Szenerie abermals gewechselt. Eine rassige Dunkelhaarige schnappte sich gerade einen durchtrainierten Blondschopf und zog ihn hinter sich her in Richtung Schlafzimmer. In der Hand hielt sie ein Glas Sekt, säuselte irgendetwas, das nur ansatzweise Sinn zu ergeben schien.
„Oh man, die ist rotzevoll", lachte Nika.
„Ich glaube kaum, dass den das anmacht", zweifelte Willow. Cassie winkte ab.
„Der hat selbst so viel getankt, dass ich bezweifele, dass er noch einen hochkriegen würde."
Nika kicherte.
„Der weiß gar nicht, was der mit ihr anfangen soll", kommentierte sie, den Blick zum Fernseher gewandt. Das Bild zeigte, wie die rassige Dunkelhaarige sich in ihrem knappen Leopardenkleid auf ein mit Rosenblättern ausgelegtes Bett warf, während der blonde Begleiter davorstand und überfordert und angetan gleichermaßen auf sie herabschaute.
„Wie lasziv sie ihre Haare nach hinten wirft", kommentierte Cassie theatralisch.
„Und er legt sich eiskalt dazu", stellte Nika kopfschüttelnd fest. „Wäre das Marten, würde ich sie an den Haaren aus dem Bett ziehen und ihm danach die Eier abreißen."
Cassie lachte auf.
„Nika... Woher diese Gewaltfantasien?"
„Du würdest natürlich voll locker bleiben, würde John sich da mit so einer ins Bett legen", stichelte Nika und drehte ihrer Freundin neugierig den Kopf zu.
„Wenn der so voll ist, geht da sowieso nichts mehr. Ich müsste mir also keine Sorgen machen", sagte Cassie betont entspannt, trank einen Schluck Cola und stellte das Glas auf den Wohnzimmertisch zurück. Willow schlug sich die Hände vors Gesicht.
„Jetzt geht das wieder von vorne los..."
„Das sagt Carlos sich bestimmt auch immer, wenn du ihm wieder mal eine Kiez-Szene machst", feixte Cassie in ihre Richtung. Willow schlug sie mit einem der kleinen Kissen. Die wich lachend zurück und hob abwehrend die Hände.
„Leute, es wird spannend", unterbrach Nika die beiden. Im Fernsehen rückte die Dunkelhaarige näher an das Objekt ihrer Begierde heran.
„Oh, sie fasst ihm wieder in den Schritt", seufzte Nika betroffen und strich sich die Haare nach hinten.
„Nicht sein Ernst, dass er so dämlich grinst dabei", fügte Willow hinzu.
„Jeder würde so grinsen, wenn ihm so eine geile Alte ungefragt an den Sack packt."
Überrascht drehten sie John den Kopf zu, der in dicker Jacke und Jeans mit unergründlichem Gesichtsausdruck im Türrahmen stand und auf den Fernseher starrte. Marten und Carlos tauchten unmittelbar hinter ihm auf. Sie hatten die drei gar nicht nach Hause kommen hören.
„Du könntest gar nicht schnell genug die Beine in die Hand nehmen, würde ich sehen, dass du dir sowas von ganz egal wem gefallen lässt", stellte Cassie unmissverständlich klar. Ein amüsiertes Grinsen umspielte seine Lippen, als er ein paar Schritte auf sie zumachte.
„Rutsch mal rüber, Locke", forderte er, statt auf ihre Ansage einzugehen, und machte es sich neben ihr gemütlich. Nika musterte unterdessen stirnrunzelnd ihren Freund.
„Haben die euch rausgeschmissen oder wieso seid ihr schon so früh wieder hier?", fragte sie verwundert, während Marten sich neben sie fallenließ und ihr einen Kuss auf die Lippen drückte.
„Nee, Carlos hatte Angst, er muss wieder auf dem Boden schlafen, wenn wir noch länger bleiben", erklärte ihr Freund. Carlos verdrehte lachend die Augen.
„Erklär mal kurz, was geht da ab", forderte John von Cassie und drehte sich wieder neugierig der Sendung zu. Die rassige Dunkelhaarige versuchte noch immer, den Blonden zu körperlicher Nähe zu animieren, doch der schien dazu nicht in der Lage zu sein.
„Hab ich ja gesagt, da geht nichts", sagte Cassie überlegen an Nika und Willow gewandt, statt ihrem Freund zu antworten.
„Weil die so viel sabbelt dabei", ergänzte John schulterzuckend. „Kein Mann, der eine Frau einfach nur flachlegen will, steht darauf, wenn sie dem ein Kotelett ans Ohr quatscht."
„Vielleicht ist er auch einfach nur treu...", sinnierte Marten. Nika drehte ihm ungläubig den Kopf zu.
„Du siehst schon, dass der mit ihr im Bett liegt, oder?"
„Ja, aber der macht doch nichts. Der liegt da einfach nur...", verteidigte Marten den Blonden, der noch immer keine Anstalten machte, sich wirklich verführen zu lassen.
„Ja, weil der sturzbesoffen ist", warf Willow trocken ein.
„Quatsch, Digga. Die nervt den zu Tode. Guck doch mal, wie er da liegt. Seine ganze Körperhaltung sagt, ich steh nicht auf dich."
Cassie warf ihm einen skeptischen Blick zu.
„Ja. Genau. Deswegen lässt er sich auch von ihr die Klöten rubbeln."
John lachte auf.
„Rubbelst du meine auch, wenn wir zuhause sind?"
„Du bist so beschränkt", seufzte sie und verdrehte die Augen. John jedoch zog die Augenbrauen hoch.
„Hallo? Nikolaus? Sack voller Geschenke und so?"
„Wie alt bist du? 15?"
Er starrte sie entsetzt an.
„Mit 15 hast du sowas gemacht?"
Ja, das war es, mein eigentliches Nikolauskapitel, eiskalt über ne Woche später als ursprünglich gedacht, haha. Aber es kamen beim Schreiben einfach so viele Kapitel zusammen, dass sich die Timeline verschoben hat. Aber nun gut, ich hoffe, ihr mochtet das Kapitel so sehr wie ich beim Schreiben. Ich finde auch, dass man beim Lesen minimal merkt, was für ein Trash Opfer ich eigentlich bin... Ich schäme mich auch ein kleines bisschen. Aber für alle, die kein Trash tv schauen - ihr verpasst echt nichts. Haha.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top