Flammenzungen
MERLIN'S POV:
Ich legte Arthurs weißes Hemd ordentlich gefaltet über den Stuhl.
Wenn auch nur der kleinste Knick darin bei Sonnenaufgang zu finden wäre, dann würde er es mich glatt nochmal waschen und bügeln lassen.
Der war echt zu verwöhnt meiner Meinung nach.
Ich seufzte. Tja er war eben der Prinz von Camelot.
Dann ging ich durch seine Gemächer um die letzten Kerzen auszupusten.
Es war spät, Zeit um schlafen zu gehen.
Und es war Zeit Skye zu befreien.
Was auch immer sie gesagt hatte, ich würde sie nicht zurück lassen.
Nicht dort, nicht mit dem was ihr bevor stand.
Ich wollte nicht einmal daran denken sie zu verlieren. Es schmerzte in meinem Herzen wie als wenn ein Pfeil mich durchbohrt hätte.
Ich würde sie heute Nacht befreien, wir würden gemeinsam fliehen.
Wohin, wusste ich nicht.
Ob wir erfolgreich wären wusste ich ebenfalls nicht.
Für mich stand nur eins fest.
Koste es was es wolle.
Sie würde nicht sterben.
Nicht wenn ich es verhindern kann.
Und wenn dafür jemand von meinen Zauberkräften erfahren musste, wenn ich sie einsetzen musste um das Mädchen zu retten welches ich liebte, dann sollte es so sein.
Mein Rucksack stand gepackt unter meinem Bett. Ich würde ihn jeden Moment holen.
An Gaius wollte ich gar nicht erst denken.
Ihn zurückzulassen war das Schwerste.
Ich blies die letzte Flammenzunge aus.
Schlagartig war es stockdunkel in den Gemächern des Prinzen.
Doch es machte mir nichts aus.
Ich fand mich hier im Schlaf zurecht.
Auf leisen Sohlen ging ich zu Arthurs Bett hinüber um noch einmal zu prüfen ob der Prinz tief und fest und sicher zugedeckt schlief.
Er hatte mir heute wohl das Leben gerettet, musste ich mir eingestehen.
Uther hätte mich genau wie Skye verurteilt, ohne Zweifel.
Nur Arthurs Eingreifen hatte mich vor dem Kerker bewahrt.
Nur durch ihn war ich überhaupt in der Lage mein Mädchen zu befreien und mit ihr zu fliehen.
Schuldgefühle prasselten augenblicklich auf mich ein.
Ich hatte ihm so viel zu verdanken.
Klar er war ein unausstehlicher Dummkopf, aber er hatte das Herz am rechten Fleck.
Und ich würde ihn nun ohne ein Wort des Abschieds verlassen, einfach so.
Ich war stehen geblieben, Arthurs Bett lag im Dunklen.
Ich seufzte und wollte mich gerade an die Arbeit machen die Laken zu glätten, als mir etwas auffiel.
Erstens: Arthur lag nicht in seinem Bett.
Zweitens: Jemand stand hinter mir.
Ich drehte mich langsam um.
Eine Hand schloss sich um meinen Mund bevor ich einen Schrei ausstoßen konnte.
Erst Sekunden später realisierte ich das mir jemand ein Tuch vor Nase und Mund presste.
Ich wurde schläfrig, meine Gedanken flossen träge dahin, meinr Lider senkten sich schwer auf meine Augen.
"Tut mir leid Merlin", hauchte mir Arthurs Stimme ins Ohr, seine starken Arme lagen fest um meine Brust verschränkt, bevor ich vom einem auf den anderen Moment ins Bodenlose fiel.
SKYES POV:
Das leise Gezwitscher der ersten Vögel weckte mich aus meinem unruhigen Schlaf.
Ich hob den Kopf. Durch das winzige Fenster fielen die ersten sanften Strahlen des Sonnenlichts.
Der nahende Tag kündigte sich an.
Ich schluckte bei dem Anblick.
Es machte mich so wehmütig, die Strahlen durch die Gitterstäbe in diese dunkle, kalte Zelle fallen zu sehen.
Doch auf jede noch so lange Nacht folgt schlussendlich ein Morgen.
Ich erhob mich vorsichtig und rieb mir über meine eiskalten Arme und Beine.
Das Gezwitscher schwoll an, als immer mehr Vögel in den Gesang einstimmten und zu freudigem Leben erwachten.
Es war so weit.
Ich war bereit.
Sie kamen zu zehnt.
Schleiften mich gefesselt aus meiner Zelle durch das Schloss.
Die Wachen ließen keine Milde walten, verdrehten mir die Arme und packten so hart zu wie es ging.
Doch mir entging ihre Angst nicht.
Unruhig flackerte ihr Blick zu mir, kaum wahrnehmbar schlossen sich ihre Arme fester um mich, wann immer ich auch nur die kleinste Regung tat.
Sie hatten Angst.
Sie brachten mich zu jener Stätte wo man mich verbrennen sollte, und doch hatten sie Angst vor mir.
Sie sollten diejenigen sein, die Macht über mich ausüben, doch ich war es.
Es war nur meine Anwesenheit, die ihnen die Furcht ins Gesicht trieb.
Eigentlich war es der Drache in meinem Blut, der ihnen Angst machte.
Doch es hellte meine Stimmung ungemein auf.
Arthur ging voran. Seine Miene war ausdrucklos.
Tiefe Schatten hingen unter seinen Augen und seine Kleidung sah faltig und zerschlissen aus.
Nur einmal sah er mich kurz an und nickte mir unmerklich auf meinen fragenden Blick hin zu.
Ich hatte verstanden.
Merlin war außer Gefahr.
Er war heute morgen nicht mehr in der Lage gewesen den Prinzen von Camelot anzukleiden.
Ihm würde nichts passieren.
Sofort lief ich nicht mehr so gebeugt, sondern aufrecht und stolz.
Wenn es schon mein letzter Gang durch dieses Schloss sein sollte, so würde ich ihn in Würde und Ehre tun.
Die Erleichterung darüber dass mein Geliebter in Sicherheit war, außer Gefahr und zu weit weg um alles zu sehen, zauberte mir sogar ein leichtes Schmunzeln ins Gesicht.
Wir erreichten den Hof.
Die morgendliche Kühle und Frische schlug mir entgegen und ich erschauderte bei dem Anblick.
Ein riesiger Scheiterhaufen stand in der Mitte des Platzes.
Hunderte Menschen hatten sich darum versammelt und blickten der näher kommenden Prozession erwartungsvoll entgegen.
Ich hob stolz das Kinn.
Nicht ein Funke Angst würde in meinen Augen leuchten.
Diesen Triumph würde ich ihnen nicht gönnen.
Ich war nicht geschlagen.
Sie hatten mich nicht gebrochen und würden es auch nie können.
Denn ich hatte einen Plan.
Ich hatte nichts mehr zu verlieren.
Die Menschen die mir am Herzen lagen waren außer Gefahr, nun war es an mir meinen Weg zu gehen.
Die versammelte Menge bildete eine Gasse zu dem dunkel aufragendem Podest.
Ein großer Scheiterhaufen mit einem breitem Holzpfahl war darauf errichtet worden.
Feuer brannte in bereit stehenden Körben und die Wachen hielten schon erwartungsvoll die Fackeln in den Händen.
Sie würden sich alle an meinen Schreien ergötzen, sie würden es genießen wie mir das Fleisch langsam von den Knochen schmelzen würde und ich schließlich zu grauer Asche verkohlt wäre.
Ich musste fast schmunzeln bei dem Gedanken daran.
Wie dumm sie doch alle waren.
Als ob Feuer mich töten könnte.
Die Wachen stießen mich durch die Menge. Wie mechanisch wichen sie zur Seite. Alle beglotzen das dünne, schlanke Mädchen mit den langen schwarzen Haaren und den grünen Augen.
Hier und dort sah ich hämische Gesichter, manche waren ganz ausdrucklos, zeigten nicht den winzigsten Hauch einer Regung.
Und wieder anderen stand die Angst in den Augen.
Es waren die einfachen Leute die hier versammelt waren.
Mir stieg der Geruch nach Tieren und Stallungen sowie nach vielen Kräutern in die Nase.
Der Ruf des Königs galt als sehr berüchtigt.
Sollte man sie verdächtigen, hätten sie nicht die geringste Chance.
Sein Hass war imens geworden.
Hass auf die Zauberei und all jene die nicht in sein ach so heiles Weltbild passten.
Ob schuldig oder nicht.
Das spielte in Camelot schon längst keine Rolle mehr.
Wer weiß wer als nächstes gerichtet werden würde?
So verboten sie sich die kleinste Regung, die leiseste Spur von Mitleid mit mir.
Mir der zum Tode Verurteilten.
Denn wer wollte schon als Sympathiesant von mir gelten?
Wann immer mein Blick auf ihre Augen traf, schauten sie sofort scheu weg, verbargen ihre Emotionen im Schatten.
Nur einmal erhaschte ich einen kurzen Blick auf Gwen und Gaius, bevor sie wieder in der wiegenden Flut der Menge verschmolzen.
Wir erreichten das Podest.
Tausende Zweige waren um es herum aufgeschichtet, Stroh stopfte die Zwischenräume perfekt aus.
In wenigen Sekunden würde alles Feuer fangen, nur ein winziger Funke genügte um ein grausiges Inferno herbeizuführen.
Wie viele hier und auf diese abscheuliche Weise wohl schon gestorben waren?
Fast schien es als wäre die Luft noch immer mit ihren Schreien erfüllt.
Vor mir hatten sich die Ritter in einem Kreis aufgestellt um die Menschen vom dem beißendem Rauch abzuschirmen.
Sie alle sahen mich zornig und todbringend an. Bis auf jene die mich besser kannten und bei meiner Rettung dabei gewesen waren.
Sie starrten zu Boden.
Arthur war stehen geblieben.
Er wandte sich zu mir um, der Blick in seinen Augen war traurig und schulderfüllt.
Ihm bereitete das kein Vergnügen.
Er sah müde aus, als er sich mit leiser Stimme an die Wachen wandte.
"Bringt sie hinauf und kettet sie an.", befahl er mit deutlichem Unwohlsein.
"Arthur", sagte ich leise und erntete dafür gleich einen Schlag gegen den Kopf von einer Wache.
"Was wagst du es den Prinzen anzusprechen?", fuhr der Mann mich bitterböse an.
Ich knirschte genervt mit den Zähnen.
"Ist schon in Ordnung", warf Arthur mit besorgtem Blick hastig ein und gebot mir mit einer Handbewegung zu sprechen.
"Ihr werdet ein großer und gerechter König werden Arthur Pendragon. Eure Güte wird den Menschen lange in Erinnerung bleiben, selbst wenn der grausige Ruf eures Vaters in den Geschichtsbüchern schon lange verklungen ist, wird man sich an Euch erinnern. Versprecht mir bloß eines", sagte ich leise, "gebt auf ihn acht."
Arthurs Augen weiteten sich bestürzt und er nickte stumm.
Es bedarf keiner weiteren Worte mehr.
Das einzige was mir noch am Herzen lag war Merlin.
Ich hatte ihn nicht gesehen.
Ich betete dafür, dass ich es auch nicht tun würde.
Ich liebte ihn, ich würde verschwinden und ihm seinem rechtmäßigem Schicksal hier am Hofe überlassen.
Ich würde sein Leben nicht mehr gefährden.
Dieser Gedanke allein gab mir Kraft.
Die Wachen deuteten sein Nicken als Befehl fortzufahren.
Zu dritt zogen sie mich in einer schmalen Lücke zwischen den Zweigen noch oben.
Einmal stolperte ich und die scharfen Enden der Äste schlitzen mein ohnehin schon vor Dreck starrendes Nachthemd auf.
Unaufhaltsam näherten wir uns dem Pfahl.
Grob wurde ich dagegen gestoßen, mir blieb die Luft durch den plötzlichen Schmerz weg, als meine Hände mir fest hinter meinem Rücken um den Pfahl gefesselt wurden.
Auch um meine Taille und meinen Hals schlangen sie dicke Seile und surrten sie so fest, dass die Stricke mir ins Fleisch schnitten.
Ich konnte mich nicht mehr rühren, mein ganzer Körper war eins mit dem Pfahl geworden.
Noch immer gab ich nicht das kleinste Anzeichen einer Todgeweihten von mir.
Herausfodernd starrte ich jeden nieder, der es wagte mich anzusehen.
Ich gab nicht den kleinsten Schmerzenschrei von mir, als die Seile mir die Haut aufrissen und das Blut meine Hände hinunterlief, bei dem Versuch mich in eine bequemere Lage zu bringen.
Die Spannung lag greifbar in der Luft.
Immer wieder sahen die Menschen erwartungsvoll zu dem noch leeren Balkon hinauf und begannen immer lauter zu tuscheln.
Arthur stand neben dem Podest, das Gesicht der Menge zugewandt und von mehreren Wachen flankiert.
Seine Schultern waren angepannt, seine Hände umklammerten seine Ellbogen so stark, dass seine Knöchel weiß hervortraten.
Die Sonne war nun schon über die Schlossmauern gestiegen, tauchte die Szene und den Innenhof in goldenes Licht.
Ich schloss die Augen und genoss die sanften Strahlen, die zart meine blasse Haut kitzelten.
Ich erinnerte mich zurück an meine Kindheit, an meine Geschwister wie sie maulend beim Frühstück saßen und sich um das letzte Stück Käse stritten, an das liebevolle Lächeln meiner Mutter und das amüsierte Brummen meines Vaters.
Ich atmete Merlins Duft ein. Ließ ihn aus meiner Erinnerung empor steigen und versank im Geruch nach Thymian und Lavendel.
Ich fühlte seine zarten Lippen auf meinen, versank in jenen nachklingenden Erinnerungen.
Wie oft sehen wir doch einen Sonnenaufgang und nehmen die wahre Schönheit dahinter gar nicht war?
Sie ist für uns zum Alltag geworden, birgt nichts besonderes mehr.
Ob es wohl anders wäre, wenn wir uns sicher wären, dass es unser letzter ist?
Trommeln begannen zu schlagen, das Schwirren der Menge verstummte und eine tödliche Stille befiel den Hof.
Ich schlug die Augen auf.
Merlins Geist schwebte weiterhin neben mir, sein Duft und seine Wärme blieb.
Dort oben auf dem weißen Balkon in glänzendem Gewand und mit golden schimmernder Krone stand Uther Pendragon.
Sein scharlachroter Umhang mit dem goldenen Pendragon Wappen umwehte seine mächtige Gestalt.
"Volk von Camelot", laut hallte seine energische Stimme über den gebannt lauschenden Innenhof, "die vor euch gefesselte Hexe wurde als schuldig befunden, sich der Zauberei und Magie bedient zu haben.
Sie ist ein Monster, sie verkörpert all das, gegen was wir mit vereinten Kräften so lange schon kämpfen.
Als König habe ich verfügt, dass solche Praktiken mit der Todesstrafe zu ahnden sein.
Zauberei wird immer einen Weg finden, sich durch die Schatten in unseren Seelen sich zu unserem Herzen zu schleichen.
Dieses harmlos erscheinende Mädchen ist eine Bestie, eine Möderin und eine Verräterin.
Wie eine Krankheit ist sie in unser geliebtes Camelot eingedrungen, doch auch sie wurde zur Strecke gebracht.
Und dafür müssen wir bereit sein.
Heute wird sie nicht erfolgreich sein, heute wurde sie vernichtend geschlagen.
Ich werde solche Störer des Friedens nicht dulden, ich, Uther Pendragon, König von Camelot, richte diese abscheulichen Verbrechen mit dem Scheiterhaufen.
So möge die Hexe brennen, mögen ihre Schreie in der Hölle verklingen, möge ihre Asche den Himmel färben.
Möge Camelot von ihrem Übel befreit sein!"
Die Menge brach in zustimmenden, aber doch recht bedrücktem Beifall aus.
Uthers Worte hatten sie alle erstarren lassen.
Keiner sah mich an.
Alle blickten betreten zu Boden.
Ich ließ den Blick schweifen und sah wie Gaius sich die weinende Gwen an die Brust drückte und mit seinen Armen ihr den Blick versperrte.
Uther sah mit grausigem Lächeln auf die Szenerie unter sich.
Es bereitete ihm ein sadistisches Vergnügen, er würde jeden einzelnen Tod eines Zauberers bis zum letzten Tropfen genießen.
Er würde sich von dem Klang beschwingen lassen, wie eine Hexe ihren letzten Atemzug aushauchte.
Die Wut züngelte rot in mir, wie konnte er es nur wagen.
Noch nie war ich so wütend auf irgendjemanden gewesen.
Er erinnerte mich an den gewissenlosen Mörder meines Vaters.
Und er war auch noch ein König.
"Irgendwelche letzten Worte, Hexe?", fragte er spöttisch und wenig interessiert.
Ich blickte ihm in die eiskalten grauen Augen, die selbst aus dieser Entfernung noch wie der Blick eines Raubvogels brannten.
Im Augenwinkel sah ich wie die Wachen die Fackeln in die Feuerkörbe tauchten und die brennenden Ende schließlich wieder herauszogen.
Ich richtete mich zu meiner vollen Größe auf, streckte die Schultern durch und hob stolz den Kopf.
Meine Glieder zitterten, nicht aus Angst, sondern aus Erregung.
All die tiefen Gefühle in mir, aus Liebe zu meinen Eltern, Zuneigung zu meinen Geschwistern, Hingabe und Glück wegen Merlin vereinigten sich.
Ich fühlte alles.
Freundschaft, Liebe, Verrat, Tod, Schmerz, Verlust und Hoffnung.
Ich kam mir in diesem Moment nicht wie ein Opfer vor, nein, ich war als Königin an diesen Pfahl gekettet.
"Sind wir auch länger nicht die Kraft,
die Erd und Himmel einst bewegte, so sind wir dennoch was wir sind.
Helden mit Herzen vom gleichen Schlag.
Geschwächt von der Zeit,
Und von dem Schicksal.
Doch stark im Willen, zu ringen, zu suchen, zu finden.
Und nie zu weichen."
Die letzten Worte zischte ich ihm entgegen, sie verließen meine Lippen wie ein Fauchen.
Einen Moment war es gespenstisch still, keine Falte regte sich im Gesicht des Königs, seine Maske war undurchdringlich.
Dann begannen die vielen Menschen um mich herum zu raunen. Ich konnte die Bewunderung aus ihren leisen Stimmen hören und grinste in mich hinein.
Ich hatte den König herausgefordert.
Ich hatte ihm offen die Stirn geboten.
Und ich war stolz darauf.
Ich wusste bis hierhin nicht wie viel Mut doch in mir schlummerte.
Ich erinnerte mich an meinen Vater, an die Worte die er mir schon als kleines Kind eingetrichtert hatte.
Gib niemals kampflos auf.
Denn dann hast du schon verloren.
Schließlich verzogen sich Uthers Mundwinkel zu einem kalten Lächeln und seine Augen blitzen gefährlich.
"Helden mit Herzen vom gleichen Schlag?! Du denkst du seist ein Held?", fragte er spöttisch, "Du bist nichts als ein Monster! Nie zu weichen? Du wirst brennen!"
Ich erwiderte den Blick, sog ihn tief in mir auf und starrte mit einer geballten Ladung Hass zurück.
Meine Augen loderten als sie auf die eiskalten Punkte trafen.
"Das einzige Monster welches ich hier sehe, König von Camelot,", wählte ich die Worte ironisch spöttelnd und gleichzeitig mit soviel Abscheu verbunden wie nur möglich, "dieses eine Monster hier ist menschlich."
"Dann soll es so sein."
Er senkte die ausgestreckte Hand und vier Wachen traten von allen Seiten mit brennenden Fackeln an das Podest heran.
Ich dachte an Merlin. Daran das er in Sicherheit war.
Alles würde gut werden.
Arthur drehte sich um.
Seine blauen reuevollen Augen waren das letzte was ich sah, bevor mir ein gewaltiger Rauchschleier die Sicht nahm.
Ich hustete als mir der stechende Rauch durch Mund und Nase drang und mir den Atem nahm.
Meine Lunge schmerzte, und es kostete mich alle Kraft zu konzentrieren.
Hitze wallte an meinen Beinen empor, umspielte meine nackten Füße.
Ich hieß sie willkommen, ließ sie bis in den entlegensten Winkel meines zitternden, eiskalten Körpers vordringen.
Sie verdrängte die Kälte, belebte mein Blut und entfachte das Feuer in mir.
Der Drache begann sich zu regen.
Seine Klauen umklammerten mein Herz, als er begann, langsam und hoffnungsvoll die Luft prüfend aus mir herauszukriechen.
Er hob witternd die Nase, begrüßte das Inferno welches um uns herum tobte wie einen alten, vertrauten, lang nicht gesehenen Freund.
Er beruhigte mich, verlangsamte meinen Herzschlag, ließ die Entspannung sich wie eine seidige Decke über mich legen.
Ich schloss die Augen.
Mein Blut pulsierte.
Flammenzungen leckten über meine Haut, hinterließen nichts als angenehme Wärme und Geborgenheit.
Ich reckte den Kopf gen Himmel und schrie.
Es war kein menschlicher Schrei der meine Lippen verließ, nein, dieser Schrei gehörte einem Drachen.
So lange hatte er in mir geschlafen, doch nun war er wieder erwacht. In all seiner Schönheit und Pracht.
Und mit all seiner Stärke.
Was für Narren sie doch alle waren.
Wie dumm sie doch gewesen sind.
Ich fühlte das Kitzeln als die Schuppen wuchsen, meine Haut mit einer ledernen stahlharten Schicht überzogen.
Meine Lunge schwoll an.
Meine Knochen verzogen sich und ich blähte die Nüstern und sog die rauchgeschwängerte Luft mit tiefen Zügen ein.
Nie hatte ich reinere Luft gekostet, nie hatte ich mich so lebendig wie jetzt gefühlt, jetzt wo ich selbst zum wirbelnden Feuersturm geworden war.
Ich öffnete die Augen.
Als ob sie mich jemals besiegen würden.
Ich war der Tod selbst.
Ich stand in Flammen, die Menschen schrien und wichen entsetzt vor mir zurück.
Mein Körper wuchs, die Seile dehnten sich, umschlangen meinen Brustkorb.
Ich fauchte und strampelte als meine Flügel gegen den Pfahl hervorbrechen wollten.
Sie waren wie eingeklemmt, brannten darauf endlich befreit zu werden.
Der König schrie Anweisungen, ich hörte Schwerter klirren, Pfeile durch die Luft sirren und das Zurückschnappen der Bogensehnen.
Dann endlich mit einem peitschenden Geräusch platzen die Seile um mich herum und ich war frei.
Ich hob den Kopf und blickte aus geschlitzen Augen in Uther Pendragons angstverzerrtes und geschocktes Gesicht.
Ich genoss meinen Sieg.
Ich wollte den herzlosen König auf Knien vor mir kuschen sehen, wollte sehen wie er vor mir erzitterte.
Ich starrte den Mann der sich gewagt hatte, über mich zu urteilen an.
Einen Moment zu lange.
Noch war ich nicht vollständig verwandelt.
Meine Flügel begannen gerade erst sich zu entfalten, nun da die störenden Seile weg waren.
Pfeile schwirrten an meinen Ohren vorbei, hinterließen nichts als bewegte Luft.
Dann schrie ich schmerzerfüllt auf, als sich die scharfen Spitzen in meine halbgewachsenen Flügel bohrten und die dünne Membran zerfetzten.
Ich verlor für einen Moment die Orientierung, ich sah nur stechende Schmerzen.
Ich hörte die Menschen rennen, sie schreien, Arthur Befehle zischen und das Prasseln des Feuers und das Knacken der Zweige um mich herum.
Dann kam ich wieder zu mir.
Ich wusste wieder wo ich war.
Mit einem einzigen Stoß meiner krallenbewehrten Hand schlug ich den Pfahl zur Seite und sah mich um.
Immer noch feuerten Bogenschützen von den Rändern und Dächern der Zitadelle auf mich, Arthur näherte sicg mit einem Dutzend Rittern dem qualmenden Scheiterhaufen und Uther stand wie gelähmt auf seinem Balkon, die Brüstung fest umklammert.
Ein letztes Mal fauchte ich ihn seine Richtung, dann stieß ich mich mit einem kräftigen Flügelschlag vom brennendem Boden hoch in die Lüfte.
Das Schloss und der Innenhof wurden kleiner.
Ich kreischte als die kalte Luft durch die Löcher und Wunden in meinen Flügeln fuhr.
Die Rauchfahne stieg dunkel tief unter mir empor.
Ich biss die Zähne zusammen, biss ich Blut schmeckte.
Die kleinen rot gekleideten Gestalten rannten hektisch umher, suchten sich ihren Weg durch das Tor hinaus.
Immer wieder schlug ich mit den Flügeln, so langsam ließ ich den Boden hinter mir.
Doch der Schmerz war zu stark.
Ich trudelte, bekam schlagseite und musste mich mit aller Kraft zum Weitermachen zwingen.
In meinem Schädel pochte es, mein Körper verkrampfte sich, als das Blut mir über Arme und Rücken zu laufen begann.
Ich kreischte als sich die immer noch steckende Pfeilspitze immer weiter in meinen Körper bohrte.
Doch ich hatte keine Wahl.
Ich musste weiter.
Unter mir sah ich wie im Traum den Wald aufblitzen, der Schmerz nahm mir den Verstand.
Ich flog über das grüne Meer dahin, glitt dem Erdboden entgegen.
Wach bleiben war das einzigste was noch zählte.
Es wurde schwerer.
Meine Schultern pochten und jagten grauenhafte Schauer durch meinen Körper.
Jede Bewegung war die reinste Qual.
Ich sah die Wipfel näher kommen.
Es war zu spät.
Die Blätter raschelten, die Äste scharrten über meinen Schuppenpanzer als ich mitten durch die Baumkronen abstürzte.
Dann fiel ich.
Ich fragte mich für einen kurzen Moment ob ich nicht wie durch ein Wunder wieder im Himmel flog.
Dann prallte ich mit voller Wucht auf den Waldboden auf.
Mir wurde schwarz vor Augen.
.......................................
Sooooooo :D
Ich wollte bloß noch etwas kleines loswerden :D
Wer von euch "Die Schuld" gelesen hat, dem wird aufgefallen sein, dass im letzten Kapitel von vor zwei Tagen ebenfalls eine Scheiterhaufen Szene auftaucht.
Ich möchte den Verdacht gleich hier ausräumen :)
Weder daydream1001 noch ich haben im Vorfeld von den Plänen des anderen gewusst, also wir haben nicht wie manche jetzt denken mögen, voneinander abgeschrieben.
Das würde ich mir niemals
trauen.
Ach ja und eins noch:
Das naja 'Gedicht' was Skye sagt stammt von Tennyson.
Es wurde zwar erst im 20. Jh. geschrieben und bezieht sich eigentlich auf das zerfallene Britische Empire, aber es ist eines meiner Lieblingszitate und ich fand es für diese Szene mehr als passend.
Lasst mich eure Meinung dazu hören ♡
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