26.
Yoongi's PoV.:
Nach Jungkook's Überraschungsbesuch wollte ich umso weniger alleine zu Hause bleiben. Die Angst das andere Freunde von Hoseok vorbeikommen könnten, vielleicht sogar Nachbarn mit denen er eine enge Beziehung pflegte, war zu groß. Ich wollte nicht noch einmal so erschreckt werden, geschweige denn weitere Menschen kennenlernen. Jungkook hatte mir gereicht. Sein unfreundliches Verhalten wollte mir immer noch nicht aus dem Kopf gehen. Wie der Ältere sich mit ihm abgeben konnte, war für mich ein Rätsel. Die beiden waren von Grund auf verschieden. Hoseok war nett, lustig und liebevoll. Jungkook hingegen frech und egoistisch. Allein ein Gedanke an ihn reichte aus um mich wütend zu machen.
„Wir sehen uns heute Abend", verabschiedete Hoseok sich von mir und riss mich damit automatisch aus meinen Gedanken. Ich schreckte hoch, konnte gerade noch so sehen wie seine Gestalt hinter der sich schließenden Wohnungstür verschwand. Dann war er weg. Um mich herum wurde es unangenehm still. Zwar konnte ich die Uhr in der Küche ticken und die Vögel draußen zwitschern hören, aber das beruhigte mich nicht ansatzweise so sehr, wie Hoseok's fröhliches summen, wenn er seine Tasche für die Arbeit packte. Oder wie er manchmal durch die Wohnung tanzte, wenn ein gutes Lied im Radio lief.
Ein seufzen verließ meine Kehle und ich rollte mich auf die Seite, landete damit genau in dem Haufen von Kissen, auf dem Hoseok zurzeit schlief. Sie rochen himmlisch nach ihm; seinem Haarspray, seinem Aftershave, seiner Gesichtscreme. Der Geruch hätte mich sicherlich in den Schlaf lullen können, wenn ich mich nicht zusammengerissen und schließlich die neuen Arbeitsblätter von Frau Kim hervorgeholt hätte. An ihnen weiter zu arbeiten war wichtig, auch wenn ich es nicht unbedingt zugeben wollte.
Die viele Texte und Fragen lenkten mich gut genug ab, um Hoseok's Abwesenheit eine Weile lang zu vergessen. Ich schrieb mir eine Menge Dinge auf, markierte wichtige Sätze mit bunten Stiften und versuchte sie mir einzuprägen, indem ich sie laut Aussprach, immer und immer wiederholte. Ich kam mir irgendwann wie eine alte Hexe vor, die einen Zauberspruch aufsagte. Die Vorstellung war lustig, weswegen ich sie nutzte um eine imaginäre Bühne zu erschaffen und etwas schauspielerte. Die Zeit ging dadurch noch schneller vorbei.
Gegen Mittag machte ich mir wie üblich etwas von dem Essen warm, dass Hoseok mir in einer Brotdose beiseitegestellt hatte. Zwar schmeckte es aufgewärmt nicht mehr so gut wie frisch gekocht, aber es sättigte mich trotzdem.
Ich hatte meinen Teller gerademal bis zur Hälfte aufgegessen, als plötzlich jemand an der Wohnungstür klopfte. Mein Herz fing an zu rasen, während ich langsam aufstand und in den Flur schlich. Wie am Vortag auch schon, griff ich direkt zum Telefon. Doch noch bevor ich Hoseok's Nummer wählen konnte, hörte ich eine mir allzu bekannte Stimme auf der anderen Seite der Tür: „Yoongi, hier ist Jungkook. Lass mich rein, na los". Er sprach leise, darauf bedacht das nur ich ihn hören konnte. Pure Verwirrung keimte in mir hoch und ich legte das Telefon zurück auf seine Station. Das Jungkook hier war, ausgerechnet meinen Namen angesprochen hatte, anstatt den von Hoseok, sagte eine Menge über seinen zweiten Überraschungsbesuch aus. Er wollte zu mir – mit Sicherheit. Vielleicht wegen dem was gestern vorgefallen war?
Mit zitternden Fingern griff ich nach der Türklinke. Ich hatte sie nicht einmal einen Spalt geöffnet, da drückte der Jüngere sie auf und schlüpfte blitzschnell zu mir rein. Ich sprang erschrocken zurück, darauf gefasst das er mich eventuell angreifen wollen würde. Doch überraschenderweise sah er mich bloß schief grinsend an und ließ die Wohnungstür hinter sich ins Schloss fallen. „Na sie mal einer an... Die Tür zu öffnen war ein bisschen dumm, aber du scheinst ja generell nicht die hellste Leuchte zu sein", sagte er und ließ den Rucksack auf seinem Rücken zu Boden fallen. „Was willst du von mir?", zischte ich wütend, drauf und dran ihm die Zunge rauszureißen, wenn er noch einen dummen Spruch von sich geben würde. „Ganz ruhig, Tiger. Ich will dich nur etwas kennenlernen", beschwichtigte er mich. Eine dreiste Lüge. Jungkook's Puls raste beinahe genauso schnell wie meiner. Er war vollgepumpt mit Adrenalin und das wirkte sich auch gut sichtbar auf seinen Körper aus, dessen Muskeln dadurch angriffslustig schwellten.
„Mich kennenlernen? Das haben wir doch gestern schon hinter uns gebracht", knurrte ich kleinlaut, nicht gewillt auf sein kleines Spielchen einzugehen. „Naja, gestern war ich nur für ein paar Minuten hier", er schlenderte langsam auf mich zu, „Und was ich in der kurzen Zeitspanne gesehen habe, hat mir nicht ausgereicht. Ich will mir nur ein Bild von dir verschaffen".
„Weiß Hoseok das du hier bist?", hakte ich nach. „Nein, aber das brauch er auch nicht. Das hier ist eine Angelegenheit zwischen dir und mir", erwiderte er. „Komm zum Punkt. Du hast mich nur ein einziges Mal gesehen und behandelst mich wie deinen Feind. Warum tust du das?", ich sah ihm aufmerksam nach, während er anfing um mich herum zu laufen. Seine Augen scannten mich dabei von oben bis unten ab. Als würde er sichergehen wollen, dass ich es würdig war bei Hoseok zu leben.
„Du bist mein Feind, Yoongi", war seine simple Antwort, „Ich meine, was soll der Scheiß hier? Hast du keine eigenen Klamotten, oder wieso trägst du die von Hoseok?". Er zupfte mit Daumen und Zeigefinger an meinem T-Shirt herum, woraufhin ich seine Hand wegschlug. „Ich habe eigene Klamotten, nur sind die nicht so gemütlich", erklärte ich dann. „So ist das also...", der Jüngere entfernte sich wieder von mir, stellte sich mit verschränkten Armen vor mich. „Ja, so ist das. Hast du ein Problem damit? Wenn ja, spuck es ruhig aus", mir war bewusst das ich ihn gerade unnötig reizte. Wäre Seokjin hier gewesen, hätte er mich sicherlich davon abgehalten und beruhigt. Aber ohne ihn fühlte ich mich schwach und ich hatte das Gefühl mich beweisen zu müssen. „Du bist ganz schön frech. Was würde Hoseok dazu sagen, wenn er dich so mit mir reden hören würde? Es ist kein Wunder, dass sie dich im Life Companionship Center nicht mehr haben wollten. Du kannst von Glück reden, dass mein Freund dich aufgenommen hat... Wie er es mit dir aushält, grenzt an ein Wunder. Aber naja, ich kann ihn nicht davon überzeugen dich wegzugeben. Deswegen werde ich jetzt zu anderen Mitteln greifen", sprach Jungkook und ich schluckte trocken. Er machte mir Angst, obwohl ich am Vortag noch geglaubt hatte ihm trauen zu können.
„Wie du sicherlich weißt haben Hoseok und ich eine besondere Beziehung zueinander. Und die werde ich nicht aufgeben, nur weil ein dahergelaufener Katzenhybrid meint sich hier einnisten zu müssen", fuhr er fort, „Zu allererst will ich, dass du deine eigenen Klamotten anziehst. Ich hasse es dich in denen von Hoseok zu sehen... Außerdem mag er das sicherlich auch nicht. Er ist ein sehr ordentlicher Mann, der einen festen Waschplan hat und du bringst den mit deinem egoistischen Gehabe komplett durcheinander. Zweitens will ich, dass du auf dem Sofa schläfst. Du kannst nicht einfach so in diese Wohnung spazieren und dir das Leben gemütlich machen. Das ist absolut rücksichtslos gegenüber deinem Gastgeber. Du willst hier schlafen? Dann geh aufs Sofa. Und drittens will ich, dass du aufhörst dich an meinem Freund zu vergreifen. Ich weiß, ihr Hybriden braucht Körperkontakt und Aufmerksamkeit, damit ihr nicht verrückt werdet, aber mal ganz ehrlich, so nötig hast du es nun auch wieder nicht. Du kannst dich an deiner eigenen Hand festklammern, wenn du Angst bekommst".
Es schien, als hätte ich all meinen Mut und Kampfgeist während Jungkook's Ansprache verloren. Nun war ich nur noch eine leere Hülle, die glaubte keine andere Wahl zu haben, als dem Jüngeren zuzustimmen. Ansonsten würde er uns bei der Vermieterin verpetzen, da war ich mir sicher.
„Haben wir uns verstanden, Yoongi?", fragte er nach. Einen Moment lang antwortete ich nicht, starrte lediglich ins Leere. Meine Kapitulation zuzugeben fiel mir schwer, vor allem, weil ich ihn vor ein paar Minuten noch angefaucht hatte. „J-Ja", nuschelte ich schließlich kleinlaut. „Braves Kätzchen. Siehst du, das war doch gar nicht so schwer", grinste Jungkook. Ich sah ihm wortlos dabei zu wie er seinen Rucksack vom Boden aufhob, ihn schulterte und sich dann umdrehte. Er hielt es nicht einmal für nötig sich zu verabschieden. Stattdessen öffnete er die Wohnungstür einen Spalt und schlüpfte blitzschnell durch ihn heraus.
Als endlich wieder Ruhe einkehrte, konnte ich meinen Kopf schmerzhaft pulsieren spüren. Vermutlich, weil mein Gehirn immer noch versuchte Jungkook's Worte zu verarbeiten.
Von nun an musste ich mich also von Hoseok fernhalten... Die alleinige Vorstellung war schwer, weswegen ich mir gar nicht ausmalen wollte wie es in der Realität verlaufen würde.
Diese Woche kommt leider nur ein Kapitel. Ich war die letzten Tage zu sehr damit beschäftigt gewesen mich für nächsten Monat vorzubereiten, weil dann die Bewerbungsphasen für die Hochschulen losgehen. Da ich mich unter anderem auch für eine Akademie bewerben möchte, muss ich eine Art Mappe anfertigen, mit Kurzgeschichten und Fotoreihen und so. Bin nebenbei mit dem Vorschreiben nicht voran gekommen, so i'm sorry ;-; Aber nächste Woche kommen wieder zwei Kapitel ^^
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