❄︎ 𝟷𝟻 ❄︎

𝟷𝟻. 𝙳𝚎𝚣𝚎𝚖𝚋𝚎𝚛
❄︎ 𐬺𐬿𐬺𐬿𐬺 ❄︎ 𐬺𐬿𐬺𐬿𐬺 ❄︎ 𐬺𐬿𐬺𐬿𐬺 ❄︎ 𐬺𐬿𐬺𐬿𐬺 ❄︎

Die Tür des nächsten Zimmers ist zugezogen und rotes Licht trat unter der Tür hervor. Noël wunderte dies etwas (wobei nach bisher Erlebten wie die Sache mit dem Wichteln in nichts mehr wunderte), da in diesem Raum noch keine Lampen eingebaut sein müssten. Aber vielleicht war dies auch nur das Licht der Lichterketten draußen, was durch die Fenster leuchtete.
Noël öffnete beherzt die Tür -das rote Licht zog ihn wie magisch an- und schritt über die Schwelle. Was ihn da erwartete, ließ ihn zurückweichen. Sein Herz schlug schnell und klopfte so heftig, dass er dachte, man könne das Pochen im ganzen Zimmer hören.

Eine Art eiserner Thron stand in der Mitte des Raumes und auf ihm saß ein Weihnachtsmann. Mit Mantel, Mütze, Stiefeln, Bart und allem Drum und Dran. Seine Pose war eingesunken und er schaute hinter buschigen Augenbrauen gefährlich zu dem 21-jährigen Studenten hoch. Sein Gesicht war grünlich und seine Augen dunkel umrandet. Das rote Licht, welches Noël noch eben für Straßenbeleuchtung gehalten hatte, schien aus dem Weihnachtsmann zu kommen.
Wie aus Reflex griff Noël den Türrahmen und hielt sich fest, weil ihm schwindelig wurde. Was passierte hier gerade?
Der Weihnachtsmann richtete sich langsam auf und knurrte.

„Ah, Noël Winter. Ich habe dich erwartet."
Noël zuckte zusammen. „Warum kennen Sie meinen Namen und wer hat Sie eingelassen?", fragte er mit versucht fester Stimme.
„Ich brauche keinen Schlüssel, um in alle erdenklichen Räume zu kommen, mein lieber Noël." Der Weihnachtsmann hob eine Hand. „Ich bin der Weihnachtsmann", fügte er hinzu.
„Sie-", stotterte Noël.
„Aber ja", meinte der Weihnachtsmann. „Und nun erzähl mir von deinen Sünden, damit ich dich bestrafen kann."
Noël trat einen Schritt in den Raum hinein. Eine Welle plötzlichen Mutes überrollte ihn. "Wer sind Sie, dass Sie meinen, Sie seien der Weihnachtsmann? Irgendein verkleideter-"

Weiter kam er nicht. Der Weihnachtsmann stand jetzt direkt vor ihm. Seine Hand umschloss seinen Kiefer und drückte seinen Kopf mit fester Hand nach oben.
„Erzähl mir von deinen Sünden, sagte ich", zischte er.
Ein Elektroschock durchfuhr den jungen Mann.
„Lassen Sie mich los!", rief Noël.
Der Weihnachtsmann packt noch fester zu.
„Ich denke nicht."

„Dann erklären Sie mir wenigstens zuerst, wer Sie sind. Der Weihnachtsmann ist kein Mann wie Sie! Der Weihnachtsmann soll den Menschen Orangen und Nüsse bringen und sie nicht bedrohen!"
Eine Ader pulsierte an den Schläfen des Weihnachtsmannes. Er ließ Noël mit einem Ruck los und drehte sich mit grimmer Miene um. Er marschierte zurück zu seinem Thron und stützte sich auf ihn.
„Mein Bruder", knurrte er. „Der Nichtsnutz, der meint, er könne jedem einfach so Geschenke bringen, obwohl mindestens die Hälfte aller Menschen das Böse in Gestalt sind."
Noël schnappte nach Luft. „Sie sind das Böse in Gestalt!"

Der Weihnachtsmann schaute ihn überrascht an. „Also macht es dir nichts aus, dass Tiere gefoltert werden, die Natur zerstört wird und die Menschen sich gegenseitig unterdrücken? Okay, das ist gut, denn es ist nicht deine Aufgabe, sie zu bestrafen. Es ist meine!"
Noël schaute ihn angewidert an. Wie konnte ein Mensch, nein, der Weihnachtsmann so eine Einstellung haben?
„Wie können Sie denken, dass irgendein Mensch es verdient, an Weihnachten bestraft zu werden?", fragte er wütend. „Egal, welche schlechten Taten ein Mensch begeht, Weihnachten ist das Fest der Liebe. Lassen Sie uns Menschen wenigstens das!"

Der Weihnachtsmann schaute ihn verwirrt an. „Das Fest der Liebe?" Er setzte sich auf seinen Thron.
„Noch nie was davon gehört?", sagte Noël mit leicht ironischen Unterton.
„Ich dachte, Weihnachten sei das Fest des Konsums. Das Fest, wo das Geld die größte Rolle spielt." Der alte Mann sah nachdenklich aus.
„Für mich", sagte Noël. „Ist Weihnachten das Fest der Freude, egal, was Sie denken."
Das rote Licht, das den Weihnachtsmann umgab, pulsierte und zitterte. „Und den meisten Menschen geht es genauso", betonte er. „Also hören Sie auf mit diesem Unfug, den Sie da treiben!"

Der Weihnachtsmann fällt in sich zusammen. „Vielleicht hast du Recht", flüsterte er. Das rote Licht verblasste und mit ihm der Weihnachtsmann. Der Thron verschwand und bald war von dem Spektakel gar nichts mehr zu sehen. Noël fiel auf, dass er die Luft angehalten hatte. Zitternd atmete er auf. Was ist das eben gewesen? Hatte er wirklich den Bruder des Weihnachtsmannes getroffen und ihn eines Besseren belehrt?

Vielleicht ist das auch nur Einbildung gewesen. Noël schüttelte den Kopf. Das Zimmer war rot erleuchtet. Als er aus dem Zimmer schaut, fielen ihm die roten Lichterketten auf, die die Straßen schmücken. Der junge Mann drehte sich um und verließ langsam den Raum. Er zog die Tür leise zu, als wäre dahinter etwas, was er lieber nicht stören würde.
Kopfschüttelnd ging Noël weiter. Was wohl noch alles geschehen würde?



❄︎ 𐬺𐬿𐬺𐬿𐬺 ❄︎ 𐬺𐬿𐬺𐬿𐬺 ❄︎ 𐬺𐬿𐬺𐬿𐬺 ❄︎ 𐬺𐬿𐬺𐬿𐬺 ❄︎
𝙳𝚎𝚛 𝚆𝚎𝚒𝚑𝚗𝚊𝚌𝚑𝚝𝚜𝚖𝚊𝚗𝚗 𝚟𝚘𝚗 M00NSTRUCK-
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𝙽𝚘𝚌𝚑 𝚎𝚒𝚗𝚎 𝚜𝚌𝚑𝚘̈𝚗𝚎 𝙰𝚍𝚟𝚎𝚗𝚝𝚜𝚣𝚎𝚒𝚝

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