𝟸𝟺

♤ 𝚠𝚘𝚘𝚢𝚘𝚞𝚗𝚐

Nach längerer Zeit stand ich wieder auf dem ein und denselben Fleck dieses mir immernoch sehr verdächtig vorkommenden Gebäude, wo all diese illegalen Boxkämpfe statt fanden. Nur mit dem Unterschied, dass Yeosang heute nicht dabei sein konnte und ich dementsprechend eigentlich nur wegen San hier war.

Mehr oder weniger zumindestens. Yeosang sagte mir spontan ab, als ich schon hier war und uns die Plätze freihielt. Schließlich würde er sich niemals einen Kampf von San entgehen lassen. Letztendlich war ich hier alleine zwischen den ganzen anderen Menschen, die eine überwältigende Masse in ihrer Anzahl bildeten.
Dabei fragte ich mich gerade, wieso ich mir das antat und nicht einfach nachhause ging.

Ich blickte auf den Ring, wo er mit seinem heutigen Gegner bereits dort stand und der Ringrichter zwischen ihnen, der die typische Einführung hielt sowie das Publikum ordentlich aufheizte. Somit steckte ich mein Handy in die Hosentasche und widmete meine Aufmerksamkeit dem Geschehen vor mir.

Ich war logischerweise San zur Liebe hier geblieben. Zwar dachte ich, dass meine Anwesenheit nicht viel ausmachte, jedoch wirkte er direkt entspannter, als er mich entdeckte und sich sein Lächeln verkniff. Ruhig beobachtete ich ihn in seinem Auftreten und versuchte den Gedanken daran zu verdrängen, wie übel die sich gleich gegenseitig zurichten würden.

Ohne jegliche Kontrolle über das Geschehen zu haben, pfiff der Richter für die erste Runde ab und das ganze Spektakel begann. Während die beiden Männer sich konzentriert anblickten und die ersten Schläge tätigten, wurde das Publikum direkt lauter und feuerte den ein oder anderen an. Ein Wunder, dass sie alle auf ihren Plätzen blieben und die Linie als einzige Abgrenzung zum Feld nicht überschritten.

Ich verschränkte meine Arme vor der Brust und folgte San eher ungewollt bei seinen Bewegungen, die alle so gekonnt und wie präzise durchdacht aussahen. Ich merkte jedoch wie ich in Momenten, wo er eine kassierte, meinen Blick abwandte, da ich sowas trotzdem nicht ansehen konnte. Vorallem umso weniger, seitdem sich bei mir richtige Gefühle für ihn aufgebaut haben. Niemand schaute seinen geliebten Menschen dabei zu, wie sie förmlich verprügelt wurden.

Ich schien aber der Einzige hier zu sein, der dieses Mindset vertrat. Denn sie schienen alle wie Obsessive, so fokussiert und adrenalingeladen, sie sich gegenseitig die Plakate und anderes Dekozeugs in die Luft entgegen warfen und laut aufbrüllten, wenn der eine den anderen Kämpfer zu Boden riss.

Nach der vierten Runde, wo beide Boxer die ersten Wunden schon kassiert hatten, spürte ich die mentale Erschöpfung in mir dadurch hochkommen. Vorallem, als ich San's aufgerissene Unterlippe entdeckte, die bis zu seinem Mundwinkel wie Sau blutete. Als würde er meine Sorge direkt erkennen, joggte er zu mir und grinste mich leicht an, was ich in dem Moment nicht wirklich erwidern konnte. Zu vertieft war ich dabei, in sein verletztes Gesicht zu blicken und dabei das Publikum völlig auszublenden.

,,Es ist alles in Ordnung, wirklich. Lass dich nicht von der Dynamik hier mit ziehen.",sprach er mit einem Mal liebevoll zu mir, als er nach meiner Hand griff und diese zu seinen Lippen führte. Mit großen Augen beobachtete ich ihn still bei seinem Tun sowie dabei, als er mir einen festen Kuss auf die Hand seitlich drückte. Dabei schien mir sein Griff beinahe schon zu feste, so unter Strom wie er gerade wohl körperlich stand.

,,Sei bitte vorsichtig.",murmelte ich leise vor mich hin, als ich meine Hand zu mir nahm, um ihm eine offene Wasserflasche an den Mund zu halten, woraus er direkt gierig trank. Dankbar grinste er wie ein friedlicher Welpe vor sich hin, nickte bei meinen Worten schnell und strich mir einmal ganz sanft über die Wange, sobald der Ringrichter für die nächste Runde abpfiff.

Während ein Teil des Publikums völlig überrascht aber auch beeindruckt darüber schien, dass ihr Lieblingsboxer einem Zuschauer gegenüber so zuwendungsvoll war, versuchte ich jegliche Blicke zu ihnen zu vermeiden und merkte nur noch, wie unwohl ich mich fühlte. Ein Anblick meiner Hand zeigte mir die Blutspuren von dessen Kuss vorhin noch, wodurch ich etwas aufseufzte.

Vielleicht würde doch alles gut werden, und er hätte dies unter Kontrolle. Vielleicht sollte ich ihm vertrauen bei seinen Worten, dachte ich mir, als ich ihn in der jetzigen Runde wieder wie wild am Kämpfen und Ringen sah. Die dumpfen Aufprälle sowie die beanstrengten Geräusche der Kämpfer machten die Schwere dieses Sportes deutlich.

Ich zuckte etwas zusammen, als die beiden sich zu Boden rissen und ich das Gefühl hatte, dass der Kampf plötzlich eine ganz andere Dynamik annahm. Vorallem als San erstmal rittlings auf seinen Gegner saß und erbarmungslos auf ihn einschlug, blieb mir der Mund leicht offen stehen. Lange verweilten die beiden nicht so, denn der Gegner warf ihn schnell von sich und würgte ihn erstmal eine Runde, was für mich wie Hölle aussah.

,,Sag mal, kommt es mir nur so vor, oder nimmt das Ganze hier gerade ein anderes Level an Aggression plötzlich an?",fragte ich die Frau neben mir etwas verzweifelt, die mich erstmal neugierig anschaute und entspannt ihr Popcorn aß.

,,Sieht so aus, als würde das heute für eine der beiden ein übles Ende nehmen. Du liegst wohl richtig. Aber solche Kämpfe, wo es mal brutaler als sonst zugeht, gibt es ja immer wieder.",antwortete sie laut zwischen dem ganzen Lärm und Jubel, während sie mir freundlich zu nickte. Ich erwiderte ihre Worte ebenso nur mit einem etwas überforderten Nicken und schaute wieder auf das Feld, was ich vielleicht hätte nicht tun sollen.

Denn San schieß das Blut schon aus der Nase, so lange, wie sein Gegner ihm die Kehle gerade mit einem Griff zuschnürte und gleichzeitig auf ihn einschlug. Es war wirklich ein angsteinflössender Anblick, der mir einen fetten Schauer über meinen ganzen Körper verpasste und mich wie versteinert da stehen ließ. Vielleicht hätte ich doch nicht ohne Yeosang herkommen sollen.

Während die beiden Kämpfer in der nächsten Sekunde ihre Position wechselten und San wieder derjenige war, der seinen Gegner beinahe in die Ohnmacht prügelte, lachte der Richter laut und rief gespannt in die Runde:,,JAWOLL! Das sieht mir doch nach einer sauberen Kombi und Technik von unserem Choi San aus. Ob Hwang Hyunjin dies wohl noch aushält?"

Die Zuschauer antworteten stattdessen mit einem lauten Gejubel, während die Worte des Ringrichters anscheinend wie ein plötzlicher Stromschlag bei diesem Hyunjin gewirkt haben mussten. Denn dieser löste sich mit einem Ruck aus San's Griffen, packte ihn an die Kehle und drückte ihn unter sich auf den Boden, wodurch das Publikum mit einem geschockten Aufschreien über das plötzliche Wenden des Verlaufes reagierte.

,,Sehr schön! So will ich das sehen. Kein Erbarmen und kein so leichtes Aufgeben von Hwang Hyunjin! Somit nimmt das Ganze einen neuen Verlauf an!",lachte der Ringrichter spielerisch mit seiner Pfeife in der Hand, wobei ich etwas Heuchlerisches und Hochnäsiges in seiner Tonlage heraushören konnte, was mir nicht gefiel.

Ebenso gefiel mir nicht, als ich zu den beiden Kämpfern schaute beziehungsweise wie Hyunjin nun dafür sorgte, dass San sich ab einem Punkt nicht mehr wehren konnte und irgendwann tatsächlich bewusstlos wirkte. War er jetzt wirklich bewusstlos, fragte ich mich erregt vor Panik und Angst und weitete meine Augen erschrocken, ihn da so liegen zu sehen.

Als wäre dies nicht genug, ständig auf seinen Kopf und sein Gesicht raufzuhauen, stand er am Ende hin noch auf und trat San voller Wucht in die Rippen, worauf die Zuschauer anscheinend voll abfuhren sowie der Ringrichter, der einfach nicht zum Abpfiff des Kampfes kam.

,,ES REICHT DOCH SOLANGSAM!! ER LIEGT DA DOCH SCHON AUF DEM BODEN! PFEIFEN SIE GEFÄLLIGST AB!",schrie ich plötzlich mit meiner ganzen angestauten Anspannung zu dem Vollidioten, der seinen Job nicht richtig tat und sich anscheinend an den schwerstverletzten Anblicken seiner Kämpfer, vorallem San, ergötzte.

Ich spürte, meine Angst immer weiter aufbrodeln, sowie meine Hilflosigkeit in mir aufkommen, derweil San tatsächlich bewusstlos auf dem Boden lag und ich die Ernsthaftigkeit der Situation als Einziger zu checken schien. Meine Hände verspannten sich schmerzerfüllt, meine Augen fixierten panisch meinen Freund schwer am Realisieren dieses Anblickes, wodurch mir schon übel wurde und dieser, der aus jeglichen Körperöffnungen zu bluten schien.

Tatsächlich pfiff der Richter unberührt von meinen Worten ab, als auch Hyunjin von San abließ und arrogant in die Runde hinein grinste.

,,Ich würde mal sagen, wir haben einen eindeutigen Gewinner! Hwang Hyunjin!",warf der Richter mit einem genauso arroganten Grinsen, die Hand des Typen in die Höhe, womit der Kampf dann endlich zu Ende kam.

Wie bei den vorherigen Kämpfen fing das Publikum an, ihren Sieger zu feiern, untereinander sich auszutauschen oder Gewinne und Verluste zu erledigen, während der Sieger von dem Ringrichter sein Gewinn erhielt.

Darauf achtete ich aber nicht, so hastig und rasend ich auf San hinzu sprintete und mich vor ihm auf den Boden zu Knien fallen ließ.

,,Scheiße man, d-du bist wirklich ohnmächtig.",stotterte ich mir selbst schweratmend zu, während ich meine Hände an seinen Kopf legte, diesen zu mir drehte, um einen richtigen Ausblick auf dessen Gesicht zu kriegen. Dabei stiegen mir schon die Tränen in die Augen, denn ich merkte die Seriosität dieser Situation und kein anderer schien mir helfen zu wollen.

,,Ups.~ Daneben getreten.",entkam es spielerisch unschuldig geschnulzt von diesem Hyunjin, der offensichtlich absichtlich auf San's Hand trat und mir dabei mit einem angeekelten Blick mir zugewandt dann weiter lief. Ohne großartig auf seine schnippischen Worte reagieren zu können, griff ich eilig schluchzend nach San's Hand, die ausgestreckt auf dem Boden lag und hielt diese feste, strich ihm mehrmals darüber, so, als würde ich ihm dadurch irgendwie helfen können.

Da ich einfach nur weg wollte von der Menschenmasse, die sich sowieso schon leerte, hob ich ihn direkt auf und trug ihn in meinen Armen zu seinen Wohnwagen, den er mir eines Tages zeigte. Dort hätten wir unsere Ruhe, und ich könnte schauen, ob er einen Krankenwagen nötig hätte.

---------
Au weiha, blöder Verlauf diesmal gewesen :')

Heute geht es mir irgendwie nicht gut, ich fühle mich richtig eingenommen von meinen Erkrankungen...

Ich hoffe, euer Donnerstag war besser als meiner! ♡

- Eure Eleja ♡

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top