𝟸𝟸
♤ 𝚎𝚛𝚣ä𝚑𝚕𝚎𝚛𝚒𝚗
,,Tut mir echt leid, dass Yeosang dich fast auffliegen lassen hat.",sprach Wooyoung seufzend, während er den Tisch am Rande des Tanzsaals gerade am Sauberwischen war und San am anderen Eck brav sitzen hatte, der ihn dabei friedlich beobachtete.
,,Ach, der Arme. Der wusste doch auch nichts davon, dass meine Familie nichts über diese Kämpfe weiß. Ich nehme es ihm nicht übel."erwiderte dieser sofort in einem verständnisvollen Ton, wodurch sein leichtes Lächeln herauszuhören war. Tatsächlich kam er mit Yeosang schon ziemlich gut klar und kämpfte in seiner Freizeit hin und wieder mit ihm. Anfangs tat er dies nur, um seinem ,,Fan" diesen Wunsch zu erfüllen, aber er merkte selbst, wie er in dieser beginnenden Freundschaft aufblühte.
,,Wie dein Vater wohl darauf reagiert hätte, wenn er an dem Tag über uns beide herausgefunden hätte? Ich konnte seine Reaktion nicht wirklich einordnen.",sprach Wooyoung konzentriert an, während er den Lappen zur Seite legte und einen Blick zu seinem Gegenüberden warf, der diesen mit einer sanften Mimik erwiderte.
,,Er scheint dich echt zu mögen."
,,Ja, als den Lehrer deiner Schwester. Aus Höflichkeit und Freundlichkeit. Und nicht als den Typen, der mit seinem Sohn etwas am Laufen hat."
,,Ich würde mich freuen, wenn ich dich ihm und Yejin als meinen festen Freund eines Tages vorstellen dürfte."
Nun war es Wooyoung, der die Verlegenheit in sich zurückkehren spürte, sodass er sich kopfschüttelnd am Grinsen von San abwandte und durch den halben Raum lief, um sich seine Stoffjacke zu holen.
,,Das nimmt mir meine Sorgen über den Fakt, dass ich keine Frau, sondern ein Mann bin, dennoch nicht weg.",erwiderte dieser bedenklich, als er sich über sein schwarzes Tanktop die Stoffjacke überzog und wieder zu San drehte, der am anderen Ende des Saals mit verschränkten Armen nun stand.
,,Ich kann dir nicht sagen, wie er reagieren würde. Aber Yejin hätten wir auf unserer Seite, so, wie sie an dem Tag im Restaurant über uns gesprochen hat.",sprach San in einem liebevollen Ton, während er durch den Saal joggte, um vor dem Jüngeren einen Halt zu machen, der sich die Jacke mit beiden Armen vor dem Oberkörper zusammen hielt und ihm einen verzweifelten Ausdruck schenkte.
,,Das wird schon, Wooyoung. Ich würde dich in keinem Fall loslassen.",ergänzte er seine vorherigen Worte einfühlsam, als er ihn schützend zu sich in die Arme zog und ihn festhielt. Etwas, was der Angesprochene direkt mit einer herzlichen und dankbaren Umarmung erwiderte. Wooyoung ließ seinen Kopf auf dessen Schulter ruhen, wobei er sich etwas auf die Fußspitzen stellen musste und genoss dabei dessen Griffe um seinen Oberkörper.
Für eine Weile verweilten sie mitten im Raum so, wobei sie die Anwesenheit des jeweiligen Anderen mehr als nur genossen. Wooyoung, der durch solche kleinen Gesten immer weiter lernte, Vertrauen zu fassen und Liebe anzunehmen; sowie San, der seine jahrelange Einsamkeit und aufgebaute Schutzmauer endlich bei einer Person erfüllen und fallen lassen konnte.
Bis mit einem Male Wooyoung sich spürbar panisch aus San's Armen riss und paar Schritte zurück taumelte. Erschrocken über diese plötzliche Reaktion schaute dieser ihn direkt an und fragte:,,Ist alles in Ordnung? Habe ich etwas falsch gemacht?"
Wooyoung hingegen reagierte nicht. Seine aufgerissenen Augen waren Richtung Tür gewandt, die sich langsam öffnete, wo zwei Personen standen, die das ganze Szenario anscheinend mit beobachtet hatten. Nämlich Yejin und der Vater von beiden, die selbst etwas verlegen zu ihnen schauten. San verfolgte den Augen seines Gegenübers, bis er seine Familie an der Tür stehen sah und die Situation direkt verstand.
Wie erstarrt, blieb der Jüngere hilflos auf demselben Fleck stehen, obwohl er doch am liebsten weggerannt wäre. Jedoch war dies sein Studio, und es würde einfach komisch rüberkommen, wenn er dies täte.
Jetzt hatten sie beide ihre Art von Verhältnis durch diese innige Umarmung offensichtlich gemacht, dachte er sich innerlich am Austicken vor Panik, während er gar nicht wahrnahm, wie sich San ruhig neben ihm stellte.
,,H-Hey.",entkam es Yejin selbst etwas verlegen in der Tonlage, als sie mit ihrem Vater in den Raum und auf die Tanzfläche trat. Mit einem friedlichen Lächeln ging sie auf die beiden jungen Männer zu, die wie zwei kleine Banditen stumm da standen.
,,H-Hallo.",sprach Wooyoung völlig aus der Bahn geworfen und verbeugte sich dennoch respektvoll, während er große Schwierigkeiten damit hatte, seine schlagfertige Attitüde aufzusetzen.
,,Es freut mich, euch beide so früh am Morgen in meinem Studio zu sehen. Wie kann ich euch weiterhelfen?"
,,Guten Morgen erstmal.",sprach nun auch der Vater ganz entspannt, der sich von der beklemmenden Stimmung nicht ablenken ließ und völlig zufrieden am Lächeln war.
,,Yejin und Ich sind hergekommen, weil wir dich vor deinem Arbeitsbeginn nochmal sprechen wollten. Dabei wollte vorallem Yejin dir etwas sagen.",ergänzte er seine Worte, während er dabei erwartungsvoll zu seiner Tochter blickte.
Nun doch etwas neugierig, schaute der Choreograf nickend zu Yejin, die plötzlich einen kleinen Blumenstrauß hinter ihrem Rücken herausholte und diesen ihm hinhielt. Dabei sagte sie ehrlich:,,Ich wollte mich für meine Eindringlichkeit letztes Mal entschuldigen. Als du mit Yeosang plötzlich weggegangen bist, habe ich realisiert, wie sehr ich mich in dein Privatleben eingemischt hatte, und das war nicht richtig. Deswegen wollte ich mich mit der Geste bei dir entschuldigen und hoffe, dass du diese annehmen kannst. Ich werde in der Zukunft darauf achten, nicht so aufdringlich und hibbelig zu sein."
Voller Aufmerksamkeit hörten die drei Männer dem jungen Mädchen bei ihren Worten zu, die voller Ehrlichkeit und Reue aus ihren Lippen kamen. Dabei sah sie mit ihrem gerade so ruhigen und nachdenklichen Blick wie eine Kopie ihres Bruders aus, der sie gerade mit einem stolzen Lächeln betrachtete.
Wooyoung hingegen nahm den Blumenstrauß erstmal entgegen, während er bei jedem einzelnen Wort von ihr den Drang verspürte, sie beim Sprechen zu stoppen und ihr zu sagen, dass alles okay sei. Mit einem weichen Schimmern in seinen dunklen Augen, die dessen Lieblichkeit in seinem Charakter widerspiegelte, betrachtete er Yejin für einen Moment still, die ihn eher nervös anblickte.
,,Yejin.",entkam es ihm erstmal ruhig, während er die Blicke der anderen beiden ebenso auf sich spüren konnte.
,,Du brauchst dich doch nicht entschuldigen. Ich möchte dich gerne aufklären. Aufgrund meiner Vergangenheit habe ich kognitive Einschränkungen, die mich im Alltag beeinträchtigen. Darunter so etwas, was sich ,,Dissoziation" nennt. Das ist ein Phänomen, wo der Mensch von sich selbst und/oder von der Realität abspaltet. Dies ist an dem Tag im Restaurant mit mir auch geschehen, weshalb ich Yeosang signalisiert habe, dass er mich wegbringen soll."
Mit großen Augen schaute nicht nur sie, sondern nun auch San und der Vater dem unfassbar beeindruckenden Jungen bei seiner Erzählung an. Überrascht von dessen Offenheit und den neuen Informationen über Wooyoung's Person.
,,Klar war ich unfassbar verlegen, als das alles mit San zum Thema wurde. Aber ich bin nicht sauer auf dich. Ich finde auch nicht, dass du eine Grenze überschritten hast. Um ehrlich zu sein, wenn ich selbst eine so offene und liebenswerte Familie hätte, wäre ich genauso erfreut, engagiert und ,,hibbelig" wie du über das Leben meiner Familienmitglieder.",gestand Wooyoung ihr seine Einsicht ehrlich, wodurch sich die ganze Stimmung tatsächlich etwas änderte. Alle schienen vertieft dabei, Woo's Worte zu verarbeiten, während Yejin hinzu völlig aufmerksam und berührt war.
Wooyoung hatte tatsächlich nie den Genuss einer Familie gehabt. Er war Einzelkind, plus aus einer Elternschaft, die ihn in Misshandlung und Dreck jahrelang durchgezogen hatte. Dementsprechend hatte er ein weiches Herz für jüngere Menschen, die in wohlwollenden und liebevollen Familien groß wurden. Es erfüllte ihn. So, als würden die Anblicke anderer glücklichen Familie seine innere Leere und Einsamkeit füllen.
,,Daher macht es mich glücklich zu sehen, wie deine Augen aufleuchten, sobald du über San sprichst.",beendete er noch seine Rede, bevor er etwas an den Blumen roch und ihr sowie dem Vater ein respektvolles aber ehrliches Lächeln schenkte.
Völlig sprachlos nickte Yejin nur etwas, wobei sich tatsächlich Tränen in ihren Augen geformt hatten, die sie dadurch versuchte zu verstecken, indem sie zu Boden schaute. San schien ebenso emotional getroffen zu sein von den Worten seines inoffiziellen Freundes, weshalb er diesen mit einem verlorenen Flimmern in seinen Augen von der Seite anschaute.
Der Vater hingegen lächelte zärtlich vor sich hin, als er den Worten des Tänzers aufmerksam lauschte und allein aus seinen Worten schon sehr vieles über Wooyoung's Wesen und Leben heraushören sowie verstehen konnte. Dementsprechend trat er einen Schritt näher auf ihn zu, um dessen Aufmerksamkeit zu erlangen, was ihm auch gelang. Etwas verlegen schaute Wooyoung zu dem älteren Herrn, dessen so zärtlichen Blicke er vorsichtig mit einem warmen Lächeln erwiderte.
,,Danke für deine so liebenswerten und ehrlichen Worte, lieber Wooyoung. Als Vater von zwei Kindern, die nicht unterschiedlicher denn je sein könnten, fällt es mir nicht schwer, herauszuhören, was für Erfahrungen und Erlebnisse du anscheinend hinter dir gebracht hast.",fing dieser an langsam und geduldig zu erklären, wobei er seine Hand in ruhigen Bewegungen erklärend dazu um sich führte.
,,Da du dich mit Yejin anscheinend auf einem zwischenmenschlichen Level sehr gut verstehst und nicht nur als Tanzlehrer, sowie dass da offensichtlich etwas mit San läuft...",sprach er weiter, während er mit einem leichten Grinsen zwischen den beiden hin und her blickte, was beide mit peinlich berührten Mimiken erwiderten.
,,möchte auch ich dich gerne kennenlernen. Somit würde ich mich sehr freuen, wenn ich dich mal bei uns zuhause begrüßen dürfen könnte und du vorallem deine Treffen mit San nicht in deinem Studio nur einplanen muss."
Voller Bescheidenheit schaute Wooyoung den älteren Herrn hilflos an und klammerte sich an den kleinen Blumenstrauß ran. Überwältigt von den so positiven und zugewandten Worten des Mannes verlor er sich in dessen Zuwendung völlig und nickte ganz schwach.
,,Ich möchte dich willkommen heißen bei uns zuhause, sodass du jederzeit vorbei kommen kannst. Jetzt hast du nicht nur eine kleine Schwester an deiner Seite sowie einen -ich nehme mal stark an- festen Freund, sondern auch einen Vater.",entkam es abschließend von dem Herrn, der Wooyoung vorsichtig über die Schulter strich und ihm dabei zuversichtlich in die Augen schaute.
Dieser schien völlig hin und weg über die Barmherzigkeit des Mannes zu sein, sowie verloren in dem ganzen Geschehen. War dies das Gefühl von Hoffnung in Menschen? Die Hoffnung auf eine liebende Familie? Das Leben mit Menschen, die einen wertschätzten und dich gerne um sich herum hatten?
Mochten die mich tatsächlich so sehr, dass sie mich direkt so herzlich bei sich aufnehmen wollten, fragte sich Wooyoung innerlich.
Doch als er in die Runde hinein blickte und auf eine tränende aber strahlende Yejin sah, die energisch nickte und anschließend in die verliebten Augen des Jungen neben sich, schien sich die Frage wie von selbst beantwortet zu haben, sodass er ebenso etwas in Tränen ausbrach, ohne es kontrollieren zu können.
Denn es war die jahrelange Last an Selbstzweifel, Frust und Traumata, die ihm gerade leichter auf den Schultern zu liegen schien, undzwar durch diese drei Menschen, die ihm liebend gerne an der Seite stehen und begleiten wollten.
,,Gruppenkuschel.",ertönte mal San's Stimme nach langem wieder, als er Wooyoung wie zu Beginn direkt in seinen Armen wieder schloss und Appa sowie Yejin sich diesem direkt anschlossen.
Und Wooyoung?
Er ließ sich für diesen Moment wie ein Schmetterling, der Jahre durch den stärksten Regen und Sturm flog, nun durch die Wärmen der Sonnenstrahlen voller Hoffnung auffangen.
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Ah Ja, der liebe Woo, der eine liebe Familie nun um sich hat! :')
Ach Kameraden, was ein Tag heute war... Ich habe schöne Post bekommen, das hat mich aufgemuntert! :) Vielleicht droppe ich heute noch ein Kapitel... ^^
Ich hoffe, euer Mittwoch war ganz gut!
- Eure Eleja ♡
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