𝟾. 𝚐𝚎𝚝𝚎𝚒𝚕𝚝𝚎𝚛 𝚑𝚎𝚛𝚙𝚎𝚜 𝚒𝚜𝚝 𝚑𝚊𝚕𝚋𝚎𝚛 𝚑𝚎𝚛𝚙𝚎𝚜

Sobald Rhys sich die Macht über das Waffeleisen geholt hat wird mein eigener Körper zum Verräter, denn jetzt steigt kein Qualm mehr auf, der den Feueralarm zum auslösen würde bringen können. Jetzt ist ein Verführerischer Duft und ich bin versucht mit meiner Nase so in die Luft zu schnuppern, denn mir fliest das Wasser bereits jetzt schon im Munde zusammen.

Scheiße.

Gerade eben hat es doch so verbrannt gestunken und jetzt habe ich das Gefühl, in einem Frühstücksdiner zu stehen.

Doch ich weigere mich, mich diesen niederen Gelüsten hinzugeben und erhebe mich von meinem Barhocker, um mir stattdessen etwas aus dem Kühlschrank zu holen.

»Aufgeräumter als ich dachte.«, muss Charlotte natürlich ihren Senf dazugeben, als ich eine der Kühlschranktüren öffne und etwas skeptisch die einzelnen Boxen betrachte.

Ich ziehe die Box eines gewissen Hiram auf und blicke hinein. Mal davon abgesehen, dass ich nicht die leistete Ahnung habe, wer Hiram eigentlich ist – vielleicht ist es dieser komische Typ, der sich bereits jetzt für einen erfolgreichen Börsenmakler hält und immer mit einer Aktentasche herumläuft? – weiß ich aber auf jeden Fall, dass er eigentlich immer eine Flasche eines höherpreisigen Orangensafts in seinem Kühlschrankfach hat. Dort bediene ich mich natürlich am liebsten. Natürlich könnte ich auch ausnahmsweise mal unter meinen Namen Orangensaft auf die Einkaufsliste schreiben lassen, die jeden Donnerstag eingesammelt wird, damit die Sachen die wir fürs Wochenende brauchen eingekauft werden. Aber wo bleibt dann der Spaß? Mal davon abgesehen, dass ich mein Geld auch lieber anders investiere. Und Hiram hat sich nie beschwert, also was soll's? Aber das er sich nie beschwert hat, könnte auch damit zusammenhängen, dass er auf der anderen Seite auch keine Ahnung hat, wer sich an seinem Saft bedient.

Aber heute werde ich enttäuscht. Kein Orangensaft in Hiram L. Kühlschrankbox. Worauf kann man sich heute eigentlich noch verlassen?

Also durchsuche ich weitere Boxen auf der Suche nach dem orangen Gold. »Und wie wäre es, wenn du mal in deine Box schaust, statt in anderer Leute Lebensmittel rumzuwühlen?«, schlägt Charlotte vollkommen überflüssig vor.

Kann sie nicht einmal einfach die Klappe halten?

Sie hat mich anscheinend die ganze Zeit beobachtet und jetzt spüre ich, wie sie mir in den Nacken atmet, weil sie sich direkt hinter mich gestellt hat, um mir über die Schulter zu schauen.

»Wie wäre es, wenn du in deinem eigenen Haus frühstückst, bevor ich spontan Lust auf Hackfleisch bekomme und aus dir welches mache?«, stelle ich vollkommen ungerührt die Gegenfrage.

»Hm. Dann könnten wir zumindest auch den Punkt gemeinsames kochen von der Liste streichen, auch wenn ich damit nicht meinte, dass wir uns gegenseitig kochen.«

Ich hasse es, wenn Leute versuchen meine ungerührte Art zu kopieren, um genauso cool wie ich zu wirken.

Das zieht bei mir nicht, Schnecke. Also zieh Leine!

»Lass es gut sein, Lotta.«, schaltet sich unser kleiner Milchrhys – Ich bin immer noch so stolz auf diesen Spitznamen, dass ich jedesmal zu grinsen beginnen könnte, wenn er mir durch den Kopf schießt – ein ohne auch nur vom Waffeleisen aufzublicken, das er gerade wieder mit etwas Butter einstreicht. Auf einem Teller neben ihm steht bereits ein kleiner Stapel von goldbraunen, himmlisch duftenden Waffeln. Und schon wieder werde ich durch meine dämlichen Körperfunktionen verraten, denn mein Magen beginnt erneut verräterisch zu knurren. »Er schuldet den ganzen Leuten hier im Haus bestimmt schon hunderte von Pfund, weil er sich immer an anderen Boxen bedient.«, spricht er weiter und blickt kurz auf, um erst Lotta und dann mir einen Blick zuzuwerfen.

Zartbitterschokolade.

Ich will jetzt Zartbitterschokolade!

Ja, kann sein das meine Essgewohnheiten sich manchmal mit denen eines sechsjährigen decken, aber irgendwie kam mir das gerade so plötzlich durch den Kopf, als Rhys mich so angesehen hatte.

»Ich investiere mein Geld nun mal lieber anders. Übrigens wären wir in einer Kommunistischen Gesellschaft, wäre das vollkommen legitim, wenn alle alles mit allen teilen würden!«

Mein Ego klopft mir gerade stolz auf die Schulter, weil ich das eben so schön ausgedrückt habe und ich sonne mich wieder für einen Moment im Licht meiner Glorie.

»Ich finde es eigentlich recht beruhigend, dass wir in keinem kommunistisch geprägten Land leben.«

Dieses Mal kann ich mir ein verdrehen meiner Augen nicht länger verkneifen.

Der Typ kann ja auch jedem seinen Spaß verderben...

Mal davon abgesehen, dass ich immer noch leicht verstört von seiner Hinterngrapsch Aktion bin.

Die Liste liegt mittlerweile auf dem Tresen. Gut sichtbar versteht sich. Wie ein Damoklesschwert schwebt sie über mir und wartet nur darauf sich auf mich hinab zu stürzen. Gemeinsames Frühstück also...

Im Kühlschrank werde ich in der Zwischenzeit endlich fündig und stoße mir vor Freude beinahe den Kopf als ich in einer der Boxen eine noch ungeöffnete Flasche Orangen Saft entdecke.

Du gehörst jetzt mir und wurdest liebevoll adoptiert.

Statt mir aus dem Schrank ein Glas zu holen, trinke ich lieber direkt aus der Flasche, was mir von Charlotte einen angewiderten Blick einbringt.

»Ich hoffe du trinkst die Flasche jetzt wenigstens aus... Ich glaube kaum, dass—«, sie wirft einen Blick an mir vorbei in den noch offenen Kühlschrank. »– Matt deinen Herpes haben will.«

Was weiß Charlotte bitteschön von meinem Herpes?

Aber was muss ich mich vor jemanden wie Charlotte rechtfertigen, die hier unerlaubt eingedrungen ist und aus unserer Küche ein Schlachtfeld gemacht hat?

»Matt würde sich geehrt fühlen sich Herpes mit mir teilen zu dürfen. Geteilter Herpes ist schließlich auch halber Herpes.«

Spoiler Warnung: Ich hab gar keinen Herpes.

»Das ist ekelerregend.«, befindet Charlotte und verzieht angewidert das Gesicht, während sie sich endlich von mir abwendet und ihren Hintern auf dem Hocker parkt auf dem vorhin ich und letzte Nacht Rhys gesessen haben.

»Du bist ekelerregend.«

Total erwachsen, Ash... Wow. Das bringt sogar dich auf ein neues Level.

Jetzt verdreht Rhys die Augen und seufzt auf, als wäre er eine Trauerweide. Ich würde ja gerne sagen können, ich hätte ihn gewarnt... Aber wieder ist die Wahrheit, dass ich ihn vor gar nichts gewarnt habe.

»Na, Milchrhys? Fängt ja gut an dein Experiment, wenn das so weiter geht, dann haben wir uns bis heute Mittag zerfleischt.«, gebe ich ein wenig schnippisch von mir und proste ihn mit meiner Saftflasche zu und nehme daraufhin einen provokant tiefen Schluck. Er sieht mich etwas verständnislos an und ich denke mir, dass wenn ich jetzt noch einen Strohhalm hätte, dass ganze noch ein wenig dramatischer gestalten könnte.

Aber ich glaube, dass das gar nicht mehr nötig ist, da ich sehe, wie schwer er schlucken muss und sich dann abwendet.

Moment! Was sehe ich denn da? Hat Rhys da etwa einen minimalen rosa Schimmer auf den Wangen?! Okay einen Moment mal! So war das aber nicht gedacht! Ich wollte hier unterstreichen, wie kindisch ich sein kann! Und nicht andeuten, dass – Oh nein! Ganz sicher nicht!

Ich trinke noch einen weiteren Schluck und stelle dann die halbausgetrunkene Flasche zurück in Matts Box, was mir von Lotta einen weiteren angewiderten Blick einbringt.

Oh entschuldige, Madam mit dem goldgepuderten Hintern! Nicht jeder nimmt sich ein Glas zum trinken von Saft!

Sie könnte ja wenigstens versuchen ihre Abscheu mir gegenüber zu verbergen, um des Experimentes Willen, aber nicht mal das tut sie! Andererseits muss man ja auch anmerken, dass ich mehr von einem echten Feuermelder halte, als von ihrer Billigimitation eines solchen.

Der Feuermelder kann mir zumindest noch das Leben retten, falls es mal brennt. Was kann sie?

»Setz dich.«, werde ich plötzlich von Rhys aufgefordert und somit per Schleudersitz aus meinem Gedankenpalast herauskatapultiert.

Ich hab kaum bemerkt, wie ich immer noch am Kühlschrank gelehnt stehe und mit Charlotte giftige Blicke austausche, weil ich in Gedanken ganz weit weg war. Und da sage jemand, ich sei nicht Multitaskingfähig...

Ich schwöre dir, irgendwann geht unser kleiner Milchrhysbubi im Kreuzfeuer zwischen mir und Charlotte drauf. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass es in den kommenden Wochen definitiv zu einer Eskalation kommen wird... Das habe ich so im Gefühl und normalerweise täuscht es mich nie.

Ist wie eine geheime Superkraft.

Deshalb weiß ich auch immer, wenn ich von jemandem belogen werde.

Zumindest fast immer.

»Ich will mich aber nicht setzen.«, erwidere ich trotzig und aus einem Reflex heraus, was das Bild eines zu groß geratenen sechsjährigen wohl perfektioniert. Hätte nur noch gefehlt das ich trotzig meine Unterlippe vorschiebe und mit dem Fuß aufstampfe.

»Bitte, wenn du willst. Du kannst auch gerne im Stehen essen.« Gleichgültig zuckt Rhys mit seinen Schultern und ich mag das nicht. Gleichgültigkeit ist eher mein Ding, damit keiner mitbekommt was für ein Zirkus manchmal in meinem Kopf herrscht.

Rhys schiebt mir nur einen Teller rüber, bevor er sich mit seinem eigenen neben Charlotte niederlässt. Ich hab sie nie so schweigsam erlebt, während sie zufrieden wie ein glücklicher, kleiner Feuermelder ihre Waffeln mampft und auch Rhys nicht lange zögert und zu essen beginnt.

Ich währenddessen beäuge misstrauisch, die mit Puderzucker bestäubten goldgelben Waffeln. Die sehen gut aus...

Zu gut.

Also muss die Sache einen Haken haben.

»Du weißt aber schon, wie essen geht oder?«, fragt mich Charlotte und schiebt sich demonstrativ mit einer Gabel das nächste Stück Waffel in den Mund, wobei sie mir direkt in die Augen sieht.

»Nomalaweife mach man daf met dem Munt.«, spricht sie mit vollem Mund, wobei ihr einzelne Brocken zurück auf den Teller fallen und ich einen Würgereiz unterdrücken muss.

Wer ist hier ekelerregend?!

Jetzt bin ich dran angewidert das Gesicht zu verziehen und mich sogar abzuwenden, weil es ansonsten doch zu einer Kotzfontäne kommt.

»Interessant... Da ziehst du also die Grenze?«

Rhys hat seine Gabel beiseite gelegt und sein Kinn auf seine Handfläche abgestützt. Anscheinend hat er schon wieder Voyeur gespielt und diese kleine Szene zwischen mir und Charlotte beobachtet.

»Hä?«, frage ich in Verwendung meines Vornehmeren Vokabulars.

»Aus einer Flasche trinken und damit deinen Herpes kostenlos zu verteilen, geht klar, aber nicht mit vollem Mund sprechen?«

Fragend legt er seinen Kopf etwas schräg und das dunkelbraun seiner Augen trifft auf mein hellgrau. Dabei fällt ihm schon wieder diese eine Haarlocke in die Stirn, die ich wie bereits gestern in der Bibliothek nur wie hypnotisiert anstarren kann, weil sie mich kurz von allem anderen ablenkt.

Kann der die nicht einfach abschneiden?! Und wenn er sie nicht sofort aus der Stirn streicht, springe ich mit einer Schere bewaffnet, wie ein Irrer über den Tresen und erledige das selbst!

Die Tatsache, dass Rhys jetzt auch davon anfängt, dass ich Herpes haben soll, bringt das Fass zum überlaufen und ich schiebe demonstrativ den Teller von mir. Soll er sich seine Waffeln doch in den Hintern schieben, wenn Hunter sich nicht länger mit diesem beschäftigt! Also dem Hintern, nicht den Waffeln!

»Ich hab doch gar keinen Herpes! Was wollt ihr eigentlich die ganze Zeit von mir?!«

»Iss deine Waffeln.«, sagt Rhys wieder erstaunlich ungerührt und plötzlich werde ich ganz ruhig.

Für die zukünftige Generation: Wenn das passiert – lauf!

Ich habe den Blickkontakt mir Rhys immer noch nicht unterbrochen und mit einem erstaunlich unschuldig wirkenden Lächeln nehme ich meinen Teller Waffeln und trete langsam, rückwärts ans Küchenfenster. Um dieses aber zu öffnen, muss ich ihm aber doch kurz den Rücken zu wenden, das ist es aber um alle mal wert.

Oder isst es mir wert?

Stell dir an dieser Stelle bitte wieder diesen schönen Pädophilen Mond vor, den ich an diese Frage anhänge.

Ich schiebe das Fenster nach oben und unternehme einen Frisbeewurf, wie aus dem Lehrbuch. Ich höre Charlotte hinter mir prusten und Rhys selbstgefälliges Grinsen fällt in sich zusammen, als ich mich wieder ihnen zu wende.

Diese Befriedigung den dumpfen Laut zu hören, als der Teller samt der Waffeln auf der Rasenfläche vor dem Küchenfenster aufgeschlagen ist...

Ich sag es dir, besser als Sex.

Vielleicht sogar besser, denn das hier pusht mein Ego ordentlich. Und vielleicht ist der Teller sogar noch heil, schließlich befinden wir uns nur im Erdgeschoss.

Ich wünschte, ich hätte jetzt eine Kamera, um diesen Moment festzuhalten in dem sie mich anschauen, als hätte ich jetzt vollkommen den Verstand verloren.

Vielleicht habe ich das auch, aber jetzt bin ich dran mit dem selbstgefälligen Grinsen.

Ich glaube, dass ist einer dieser Vorteile, wenn man Freundschaftsähnliche soziale Bindungen eingeht. Zumindest ist es ein Vorteil für mich zu sehen, wie sie beide wieder erstaunliche Ähnlichkeiten mit zwei Karpfen aufweisen.

Zwar habe ich keine Kamera, aber es scheint, als wäre Charlotte mir schon wieder einen Schritt voraus, denn sie zieht eine leuchtend orange Polaroidkamera – frag mich bitte nicht, wo sie die die ganze Zeit versteckt hatte. Ich weiß es nicht und glaube auch, dass ich es gar nicht wissen will – hervor und schießt von mir, wie ich mit den Armen vor der Brust verschränkt und diesem selbstgefälligen Grinsen im Gesicht an der Spüle vor dem Fenster lehne, ein Foto.

Es sind mechanische Geräusche zu hören, bevor aus dem Schlitz das Foto kommt und sie es zu schütteln und drauf zu pusten beginnt. »Dir ist klar, dass es sich dadurch nicht schneller entwickelt?«

Natürlich muss ich meinen Senf dazu geben und ein bisschen Klugscheißern hat noch niemandem geschadet.

»Halt die Klappe, Knight Rider

»Hey!«, wiedersprechen Rhys und ich ihr im Chor.

»Wehe du auch noch so anfängst, du gendervertauschte, billige Ron Weasley Imitation!«, sage ich. Und ja ich weiß, keiner meiner besseren Sprüche, aber mir ist auf die schnelle nichts Besseres eingefallen. Solche Sachen benötigen eben auch ihre Zeit in der Entwicklung und bis zur Ausführung.

»Denk dir einen eigenen Spitznamen für ihn aus!«, sagt Rhys.

Lotta hat sich in der Zeit von ihrem Platz erhoben und hat mich unsanft beiseite geschoben. Jetzt lehnt sie sich über die Spüle und halb aus dem Fenster raus, um auch noch einen Schnappschuss von dem im Vorgarten liegenden Teller und den Waffeln zu bekommen.

»Was genau machst du da eigentlich?«, traue ich mich endlich zu fragen, mache mir aber gleichzeitig sorgen, um ihre Antwort.

»Das nennt man Dokumentation der Durchführung, Johnny.«, antwortet sie und hält das Bild das die Polaroid wieder ausspuckt zwischen spitzen Fingern fest und betrachtet mehr als zufrieden ihr Werk, als nach und nach das Bild auf kleinen Fetzen Papier sichtbar wird.

»Wir wollen ja, dass alles aufs Genauste dokumentiert wird. Schließlich ist das ein wissenschaftliches Experiment.«

Sogar Rhys sieht in diesem Moment etwas irritiert aus, jedoch wendet er seine Aufmerksamkeit dem nun vollständig entwickelten Polaroid Bild von mir zu, dass er doch ganz interessant zu finden scheint.

»Ich weiß ganz genau, dass ich es bereuen werde, aber... Wieso Johnny?«, fragt Rhys dann und blickt von dem Bild auf. Dem Himmel sei Dank stellt er jetzt diese Frage, denn ich hab mich um ehrlich zu sein, nicht getraut Charlotte danach zu fragen.

Vielleicht will ich es ja auch gar nicht wissen, weil mir ihre Antwort vielleicht auch Angst macht.

»Du hast die Achtziger und ich bekomme die Sechziger.«, erklärt sie und sieht uns dann etwas verständnislos an, als sie bemerkt, dass wir nicht die leiseste Ahnung haben wovon sie redet.

»Ernsthaft Leute? Johnny Cash? Cash...«

Charlotte betont jede einzelne Silbe, damit sie auch sicher sein kann, dass wir zurückgebliebenen Primaten auch ganz bestimmt ihren Witz verstehen.

Und da fällt sogar bei der Groschen – Sarkasmus und Ironie haben sich mittlerweile Eis bestellt – und ich beginne langsam und äußerst dramatisch in die Hände zu klatschen. Es fehlt nur noch die dunkle Ecke, aus der ich wie ein Superschurke, aus dem nichts auftauchen könnte, aber man kann im Leben schließlich nicht alles haben. Also muss ich mich mit einer Gemeinschaftsküche zufrieden geben.

»Wow«, gebe ich mit gespielter Begeisterung von mir, die nicht falscher sein könnte. »Wahnsinn, Charlotte. Das muss ja deine gesamte Hirnkapazität gefordert haben, dir diesen Wortwitz auszudenken.«

Jedoch muss ich zu meinem Bedauern sagen, dass Charlotte absolut nichts auf meinen kleinen Seitenhieb erwidert und uns stattdessen immer noch so ansieht, als habe sie es mit den größten Idioten der Weltgeschichte zu tun.

»Also von jemandem wie dir, habe ich ja nichts anderes erwartet. Du hast ja eh nur Ahnung von Sachen, die dich in deinem Ego und Gott-Komplex unterstützen. Aber von dir? Rhys?! Wie lange kennst du mich jetzt und da weißt du nicht wer Johnny Cash ist?!«, richtet sie sich jetzt an ihren besten Freund und ich sehe sie nur etwas unverständlich an.

Äh... Danke? Denke ich...

Was sagt man zu solchen Vorwürfen?

Bitte? Gesundheit. Um jetzt einfach alle Individualitäten abgedeckt zu haben, die man in solch einem Kontext erwidern könnte.

Aber du ahnst es bereits, nichts davon habe ich Laut gesagt.

»Nein, Lotta, ich habe nicht die Namen aller deiner bevorzugten Interpreten auf der Pfanne bei deinem fragwürdigen Musikgeschmack...«
Entschuldigend hebt Rhys die Hände, als würde diese verrücktgewordene, rothaarige Furie ihn mit einer Waffe bedrohen. Tatsächlich sieht sie aus, als würde sie gerade genau so etwas in Betracht ziehen.

»Meinem – Was?!«

Gebt mir Popcorn!

Wenn das jetzt gleich zu einem Showdown zwischen Ying und Yang kommt, will ich absolut nichts verpassen!

Ob ich noch genug Zeit habe mein Handy zu holen, um davon eine Videoaufnahme zu machen? Das könnte echtes Internetgold sein!

Aber Charlotte atmet tief durch und der Vulkan bricht heute wohl doch nicht aus. Schade aber auch.

»Könnten wir dann eigentlich den ersten Punkt jetzt endlich streichen?«

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